Dorian Hunter 57 - Horror-Serie (eBook)

Die Rache der Mumie

(Autor)

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2020 | 1. Aufl. 2020
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0541-7 (ISBN)

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Dorian Hunter 57 - Horror-Serie - Neal Davenport
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Der Raum, in dem sich Nefer-Amun befand, war dunkel. Der Amun-Priester hasste den Körper, der sein Ka festhielt. Unzählige Male hatte er versucht, seinen Geist vom Mumienleib zu lösen, doch es war ihm nicht gelungen. Seine magischen Kräfte waren wie fortgeblasen.
Mehr als dreitausend Jahre lang hatte er Astralleiber schaffen und jede Gestalt annehmen können; das war jetzt vorbei. Dieser Körper benötigte Blut. Frisches Blut. Er begnügte sich nicht mit dem Ka von Sterbenden.
Olivaro wird mir helfen, dachte Nefer-Amun. Das kann meine Rettung sein ...


2. Kapitel


Olivaros Gedanken waren voller Bitterkeit. Er hatte seine Chance schlecht genutzt. Dabei war anfangs alles ganz nach Plan gelaufen.

Nach Asmodis Tod hatte er die Maske fallen gelassen. Er hatte sich nie offen gegen Asmodi gestellt, war auch nie besonders innerhalb der Schwarzen Familie hervorgetreten. Das war vielleicht der entscheidende Fehler gewesen. Er hatte versäumt, sich die Gunst der mächtigsten Sippen der Schwarzen Familie zu sichern. Und wahrscheinlich war es auch ein Fehler gewesen, Dorian Hunter und Coco Zamis gelegentlich zu helfen. Einige Mitglieder der Familie waren misstrauisch geworden. Sie hatten vermutet, dass Olivaro nicht ganz unschuldig an Asmodis Tod gewesen war.

Trotzdem hatte sich Olivaro zum Herrn der Finsternis ernannt. Er nahm den Namen Magus VII. an. Seine Herrschaft stand jedoch von Beginn an auf schwachen Füßen. Der Großteil der mächtigsten Sippen blieb zwar anfangs neutral; sie warteten ab, wie sich Olivaro bewähren würde. Innerhalb kürzester Zeit machte er sich aber immer unbeliebter. Es gelang ihm nicht, seine Position zu stärken. Er verärgerte einige der neutralen Gruppen, die sich schließlich offen gegen ihn stellten. Damals hätte er mit aller Kraft durchgreifen müssen; doch er zögerte – und das wurde ihm zum Verhängnis.

Er dachte an Coco Zamis. Niemals hätte er sie als Gefährtin wählen dürfen. Sie machte ihn innerhalb der Schwarzen Familie lächerlich; und als er sich endlich dazu entschlossen hatte, sie zu töten, war es bereits zu spät gewesen. Olivaro hatte Tangaroa geweckt, dieses schreckliche Monster, das er hatte töten müssen.

Coco Zamis und Dorian Hunter lebten noch immer. Aber irgendwann würde der Tag kommen, an dem er sich rächen konnte.

Immer mehr seiner Freunde hatten sich von ihm abgewandt. Schließlich hatte er allein dagestanden. Es war ihm keine andere Wahl geblieben; er hatte abdanken müssen. Er hatte versagt und war von den Dämonen enttäuscht. Grollend hatte er sich zurückgezogen. Er wollte nicht mehr in die Geschicke der Welt eingreifen.

Die Schwarze Familie war jetzt zersplittert. Es herrschte unter den Dämonen ein anarchistisches Durcheinander. Oft kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Sippen. Niemand konnte beurteilen, wohin das alles führen würde.

Olivaro hauste auf einer kleinen Insel, die mit magischen Fallen gesichert war. Niemand kümmerte sich um ihn. Für die Schwarze Familie existierte er nicht mehr. Er hatte die Insel ganz nach seinem Geschmack gestaltet und gab sich dem Studium alter Bücher hin. Doch noch immer hatte er sich nicht an die Einsamkeit gewöhnt.

»Olivaro!«

Der Ruf war ganz schwach gewesen.

Der ehemalige Herr der Finsternis schloss die Augen und konzentrierte sich. »Wer ruft mich?«, fragte er.

»Nefer-Amun.« Diesmal klang die Stimme lauter. »Hörst du mich, Olivaro?«

»Ich höre dich.«

»Ich brauche Hilfe!«

Olivaro lachte bitter. »Ich kann dir nicht helfen, Nefer. Niemand kann dir helfen.«

»Du musst mir helfen, Olivaro. Habe ich dir nicht oft genug beigestanden?«

»Dafür hast du stets den vereinbarten Lohn bekommen, Nefer.«

»Ich kann keinen Astralkörper bilden«, sagte Nefer-Amun. »Der Sarkophag, in dem sich mein mumifizierter Körper befunden hatte, wurde geöffnet. Die Mumie erwachte. Ich bin nicht in der Lage, meinen Geist von der Mumie zu trennen. Ich bin mit dem Körper verbunden und kann mein Ka nicht mehr auf normale Art aufladen. Ich muss selbst töten. Die Mumie braucht Blut, frisches Blut. Ich kämpfe dagegen an. Schon immer hatte ich Dämonen verachtet, die sich vom Blut der Sterblichen ernährten. Du musst mir helfen, Olivaro.«

»Ich weiß deine früheren Dienste sehr zu schätzen, Nefer«, meinte Olivaro, »aber ich kann nichts für dich tun. Ich bin entmachtet. Auch dein Opfer konnte mich damals nicht retten. Wir sind zwei Verlorene.«

»Ich kann meine früheren Fähigkeiten nicht zurückbekommen, aber ich habe eine Möglichkeit, zumindest einen Teil meiner Macht zurückzuerlangen. Du kannst mir helfen. Deine magischen Fähigkeiten sind groß genug, um meinen Körper zu regenerieren, zumindest so weit, dass ich nicht mehr täglich töten muss.«

»Tut mir leid«, sagte Olivaro kühl. »Ich habe dir vor einigen Tagen geholfen, mehr kann ich nicht für dich tun. Vergiss nicht, dass du es meiner Hilfe verdankst, dass deine Grabbeigaben aus Ägypten gebracht wurden. Sie sind in Sicherheit. Und du wirst dir die restlichen Beigaben holen. Dann sollte es dir auch gelingen, wieder einen Teil deiner Fähigkeiten zurückzugewinnen.«

»Das ist es ja«, schrie Nefer, »ich kann alle Grabbeigaben zurückbekommen, nur eine nicht. Und diese ist besonders wichtig. Die Toth-Anubis-Statuette. Sie wird durch magische Fallen gesichert und befindet sich in Dorian Hunters Haus. Deshalb benötige ich deine Hilfe.«

»Bedauere«, sagte Olivaro abweisend. »Ich kann nichts für dich tun.«

»Aber du musst doch daran interessiert sein, Coco Zamis und Dorian Hunter zu töten. Denk doch daran, was sie dir alles angetan haben! Du musst doch ...«

»Ich sage dir nochmals«, unterbrach ihn Olivaro, »ich kann dir nicht helfen.«

»Du willst nicht – das ist alles!«, kreischte Nefer.

»Wende dich an aktive Dämonen! Du hast mit ihnen zusammengearbeitet.«

»Das ist schon lange her. Ich verdanke den Oppositionsdämonen mein Schicksal. Sie werden mir nicht helfen. Ganz im Gegenteil. Ich fürchte, dass sie mich endgültig töten werden. Hilf mir, Olivaro!«

Olivaro schwieg und dachte nach. Nach einiger Zeit lächelte er.

»Ich habe einen Plan, Nefer«, sagte er. Der Gedanke, dass es vielleicht möglich war, Coco Zamis und Dorian Hunter zu töten, reizte ihn. »Du stehst in Verbindung mit deinen Grabbeigaben, ja, Nefer?«

»Ja«, flüsterte Nefer-Amun. »Ich weiß, wo sich alle Gegenstände befinden. Ich kann mir alle zurückholen. Es ist einfach. Ich brauche mich nur auf die Gegenstände zu konzentrieren und bin augenblicklich an Ort und Stelle. Dann lasse ich sie verschwinden und kehre zu meinem Versteck zurück. Alle kann ich an mich bringen, nur eine nicht: die Toth-Anubis-Statuette. Deshalb benötige ich ja deine Hilfe.«

»Ich muss einige Vorbereitungen treffen, Nefer«, sagte Olivaro, dessen Plan immer mehr Gestalt annahm. »Melde dich in drei Stunden erneut bei mir! Ich werde dir dann alle Einzelheiten mitteilen. Es wird dir gelingen, die Toth-Anubis-Statuette zurückzuholen.«

»Ich brauche Blut, Olivaro. Ich muss töten. Ich muss die Grabbeigaben an mich bringen.«

»Lass dich nicht aufhalten, Nefer.« Olivaro lächelte vergnügt. »Das gehört zu meinem Plan. Während ich die Details ausarbeite, holst du dir eine Grabbeigabe. Töte dabei den Besitzer! Zeige dich, Nefer! Handle ganz offen! Es soll Zeugen geben, die dich gesehen haben. Bis jetzt sah dich ja nur dein Opfer. Das muss anders werden. Tritt ganz offen auf! Kannst du das oder bist du zu schwach dazu?«

»Nein, das werde ich schon schaffen. Aber ich verstehe nicht, weshalb ich mich zeigen soll.«

»Du wirst es verstehen.« Olivaro kicherte. Er unterbrach die Verbindung mit Nefer-Amun, setzte sich in einen bequemen Stuhl und schloss die Augen.

Olivaros Plan war einfach, doch gerade die einfachsten Pläne hatten die größte Chance auf Erfolg. Olivaro würde nicht aktiv ins Geschehen eingreifen. Niemand aus der Schwarzen Familie würde vermuten, dass er dahinter steckte. Er würde den Ägypter als Werkzeug benutzen. Nefer-Amun würde seine Rache ausführen.

Der Raum, in dem sich Nefer-Amun befand, war dunkel. Der Amun-Priester hasste den Körper, der sein Ka festhielt. Unzählige Male hatte er versucht, seinen Geist vom Mumienleib zu lösen, doch es war ihm nicht gelungen. Seine magischen Kräfte waren wie fortgeblasen.

Mehr als dreitausend Jahre lang hatte er Astralleiber schaffen und jede Gestalt annehmen können; das war jetzt vorbei. Er war ein Gefangener des Mumienkörpers. Zu Zeiten Echnatons war er zum Tode verurteilt und lebendig einbalsamiert worden. Dreitausend Jahre lang hatte er sich nicht um seinen Körper gekümmert; er war unwichtig für ihn gewesen. Das hatte sich jetzt geändert; er war auf den verhassten Mumienleib angewiesen und musste den Begierden des eingetrockneten Körpers nachgeben. Und dieser Körper benötigte Blut. Frisches Blut. Er begnügte sich nicht mit dem Ka von Sterbenden.

Nefer-Amun spürte wieder das Verlangen. Er lehnte sich dagegen nicht auf, da er wusste, dass es sinnlos war; nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich. Bekam die Mumie kein Blut, würde der Körper zu Staub zerfallen. Und das Absterben des Körpers würde sein endgültiger Tod sein.

Olivaro wird mir helfen, dachte Nefer-Amun. Das kann meine Rettung sein. Die Gier nach Blut wurde unerträglich. Sein Leib krampfte sich...

Erscheint lt. Verlag 3.11.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-0541-4 / 3751705414
ISBN-13 978-3-7517-0541-7 / 9783751705417
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