Abgekapselt -  S. Pomej

Abgekapselt (eBook)

Latente Bedrohung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
278 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-2951-2 (ISBN)
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Die Besatzung des Frachters DERRINGER birgt eine geheimnisvolle Kapsel, die sich weder öffnen noch einer Gebrauchsweise zuordnen lässt. Das sorgt nicht nur für Rätselraten bei Crew und Captain, sondern auch für Streit, absonderliche Ereignisse und einen Todesfall mit fatalen Folgen... EIN SF-THRILLER ÜBER EINE GEHEIMNISVOLLE KAPSEL, DIE DAS LEBEN IHRER ENTDECKER FÜR IMMER VERÄNDERT...

S. Pomej hat aus Interesse an der menschlichen Natur Psychologie studiert und lässt die erlernten Störungen plus eigener Erfahrung mit kranken Zeitgenossen in spannende Bücher und Kurzgeschichten sowie lustige Comic einfließen. Website: pomej.blogspot.com

2. Kapitel - Das Streitobjekt


2. Kapitel - Das Streitobjekt

Jahr 2097: Der private Raumfrachter DERRINGER reiste schon den fünften Tag mit leerem Cargoraum von der Erde zum Mars, um dort wieder Fracht aufzunehmen, denn ein leerer Frachtraum ist wie eine Seuche: breitet sich aus und keiner hat Freude daran. An diesem düsteren Anblick litt die Crew genauso wie der Captain, gleichzeitig Eigner des Frachters, denn auch gegen Ende des 21. Jahrhunderts waren alle Menschen noch dem Moloch Money unterworfen. Es gab zwar immer zaghafte Versuche, ihn abzuschaffen, doch war bislang kein Politiker damit erfolgreich. Vor allem, weil der Mensch standhaft den Ersatz dafür verweigerte: ein Implantat, welches ihn in eine jederzeit opferbereite, gemeinnützige Ameise umfunktionierte - den Traum aller Machthaber. Das stellte sich auch als die nächste schlechte Nachricht für Kunden von Kryo-Firmen heraus, die man aus ihrem jahrzehntelangen Tiefschlaf aufweckte: Politiker gab es immer noch.

Und das Problem mit der Lichtgeschwindigkeit hatte man leider bisher auch noch nicht ganz lösen können, doch mit Hilfe des Atomfusions-Antriebes dauerte die Strecke zum Mars nur wenige Tage, wenn er sich am erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn befand.

Alles lief seinen gewohnten Gang, seit die DERRINGER Kurs auf den Roten Planeten genommen hatte, eine künstlich hergestellte Schwerkraft erleichterte die Reise - kostete allerdings eine Stange Geld, die noch durch einige ertragreiche Fuhren abgestottert werden musste.

An Bord herrschte ein schaler Geruch von den Resten verbotener Genussmittel und miese Stimmung, da man sich seines nächsten Auftrages nie sicher sein konnte. Politische Intrigen, unverhoffte Preiserhöhungen oder im schlimmsten Fall Quarantäne konnten eine bereits zugesicherte, ertragreiche Ladung zunichte machen. Dann musste man nolensvolens mit leerem Frachtraum wieder heimreisen oder um den Roten Plaenten kreisen und auf bessere Zeiten hoffen.

Die Mitglieder der Crew zeigten sich teils gelangweilt, teils angespannt. Jeder versuchte sich so angenehm wie möglich die Zeit zu vertreiben. Die meisten hielten sich momentan im Speisesaal auf, wobei dort keine Etikette herrschte. Man zeigte sich in bequemen weißen Raumanzügen, die wie Jumpsuits aussahen. Das neue Material Feloke, das den Erfinder Fredo Ferrogucci zum Milliardär gemacht hatte, bot drei Vorteile: leicht wie eine Feder, schmutzabweisend wie Lotus und widerstandsfähig wie Kevlar.

Bruno hatte seine linke Hand auf eine der Metalltischplatten gelegt und zelebrierte das alte Spiel mit dem Messer, das er zwischen seinen weit gespreizten Fingern immer schneller herabsausen ließ, was ein schrill metallisches Klickgeräusch - wie ein Stepptänzer auf Speed aus lang vergangener Zeit - zur Folge hatte, das Piny allmählich nervös machte.

"Wie oft hast du das irre Spiel schon gespielt?" Ihre haselnussbraunen Augen passten farblich zu ihrem kinnlangen Haar.

"Oft genug, um mir nie in die Fingerchen zu stechen", antwortete er ihr, ohne sie anzusehen. Den Blick auf das Messer geheftet, das ihm schon viele gute Dienste geleistet hatte, fuhr er mit der Stecherei fort. "Früher nannte man so ein Ding eine Ansichtskarte aus Solingen!"

"Du hast wenigstens Sinn für Humor", stellte sie fest und maß ihn kritisch, wie er so großkotzig den Macho heraushängen ließ. Sein Dreitagebart sollte ihn wohl noch maskuliner erscheinen lassen.

Im Hintergrund hustete der glatzköpfige Cyril, der sich gern von den anderen zurückzog und nur zur Nahrungsaufnahme deren Gesellschaft suchte. Denn unter Menschen schmeckte ihm der Fraß aus dem Automaten besser, als wenn er ihn alleine runterwürgen musste.

"Du solltest etwas gegen deinen Husten tun, Cyril", riet ihm Sera wohlmeinend. Als Schiffsärztin wusste sie schon über alle Mitglieder an Bord und speziell deren Wehwehchen Bescheid.

"Ach, ich hab mich längst dran gewöhnt", erwiderte er nur knapp und stopfte sich den hellgrünen Proteinbrei, verfeinert mit Meeresalgen, auf seinem eckigen Teller mit einem Suppenlöffel in den Schlund. Womöglich diente ihm sein Leiden auch als Schutzschild gegen zu viel unerwünschte Nähe. "Schöne Frisur hast du heute, Sera. Mir wäre es zu viel Arbeit, eine lange Mähne so lange zu flechten, bis sie am Kopf ein derartiges Kunstwerk darstellt. So wie - hust-hust - dich stelle ich mir Aphrodite vor."

"Typisch Mann", meinte Sera grinsend. "Wenn es ernst wird, macht er Witze. Aber mit der Gesundheit spaßt man nicht. Hier!" Sie warf ihm aus ihrer rechten Brusttasche eine kleine Phiole zu. "Atme das ein, das befreit dich für die nächsten drei Tage von deinem Leiden."

Gehorsam fing er das Röhrchen mit seiner linken, freien Hand auf, kappte mit dem Daumen ploppend den Verschluss weg und atmete den darin befindlichen Eukalyptusduft mit verdrehten Augen ein. "Wow, das Zeug fährt auch in das limbische System rein. Fühl mich fast wie nach einem Liebesakt."

"Und praktisch ist das Zeug noch dazu", meldete sich Bruno, der sein Messer wieder eingesteckt hatte. "Es befreit dich von der Verpflichtung, nach dem Sex noch das Nachspiel machen zu müssen."

Die anwesenden Damen Piny und Sera warfen ihm daraufhin sehr kritische Blicke zu. Brunos Anspielungen auf seine schmutzige Fantasie fanden sie wenig komisch. Cyril wischte sich den Mund mit dem linken Handrücken ab und verließ den Speisesaal ohne weitere Worte. Einer der billigen Ein-Meter-Küchenroboter kam aus einem Eckschrank gefahren und servierte leise surrend seinen Teller ab.

"Komisch, der redet freiwillig keine zwei zusammenhängenden Sätze", mokierte sich Piny. "Heute scheint er ausnahmsweise einen gesprächigen Tag zu haben."

"Ja, manchmal frage ich mich, ob er überhaupt zu unserer Spezies gehört", gestand Sera.

"Kaum", gab Bruno seinen verbalen Senf dazu. "Der ist ein Cyborg! Jawohl, Cyril, der Cyborg!"

"Wie kommst du da drauf?", wollte Piny wissen. "Weil er keine Haare hat?"

"Nein, weil er so belämmert dreinguckt. Egal, worum es geht, der setzt immer denselben Dackelblick auf, habt ihr das noch nicht gemerkt?"

"Aber Bruno", mischte sich Ballard ein, der sich unbemerkt dazugesellt hatte. "Es kann doch nicht jeder so ein Meister im Gesichterschneiden sein wie du."

"Captain, sieht man dich auch mal wieder?", freute sich Sera.

"Auch ich muss meinem biologischen System Treibstoff zuführen", erklärte er und holte sich auch einen Teller voll des grünen Breies aus dem Automaten, der manchmal tuckernde Geräusche von sich gab, als hätte er einen stotternden Motor. "Was gäbe ich dafür, wenn ich wieder einmal ein gebratenes Stück Fleisch auf dem Teller hätte. Egal von welchem Tier."

"Wenn wir am Mars ankommen, können wir uns ja alle eines bestellen." Bruno stand auf und schlenderte zum Getränkeautomaten. "Weißt du schon, welche Fracht wir aufnehmen, Captain?"

"Nein, Genaueres erfahre ich erst an Ort und Stelle. Am Bestellschein steht nur 'diverse Waren'." Die letzten beiden Worte sprach er etwas gekünstelt aus, setzte sich neben Sera und löffelte die Nahrung lustlos in sich hinein.

"Aber es handelt sich nicht um eine illegale Fuhre?", versicherte diese sich, wohlwissend, dass immer wieder auf dem Mars angebaute, bewusstseinserweiternde Genussmittel wie Mars-Shag, das sehr lange konserviert werden konnte, den Weg auf Frachtern zur Erde fanden. Natürlich gegen horrende Bezahlung.

"Selbverständlich nicht, und wenn doch, dann würdest du davon nichts erfahren", gab er ihr keck zwischen zwei Löffeln Brei zur Antwort. "Übrigens, das Mittel, das du mir gegen Schlaflosigkeit gabst, verursacht mir Albträume..."

Im Maschinenraum tönte leises Schnurren des alten Atom-Aggregates, welches bisher noch nie seinen Dienst versagt hatte. Die Strecke Erde - Mars legte man damit im Rekordtempo zurück. Den Roten Planeten hatten die Amerikaner gemeinsam mit den Chinesen schon vor über 35 Jahren kolonisiert. Zurzeit lebten auf ihm schon rund 250.000 Erdbewohner in - mit einer Weiterentwicklung des Panzerglases, extrahart und extraleicht - überkuppelten Kleinstädten. Aufgrund der Strahlung von 0,32 sievert in 500 Tagen mussten die Bewohner wohl oder übel regelmäßig Medikamente nehmen, deren Nebenwirkung noch nicht ganz erforscht werden konnte. Die Affen, denen man sie zuerst verabreichte, zeigten nur hin und wieder leichte Schwindelanfälle, die Nutztiere - wie Schweine, Rinder & Hühner - schienen überhaupt keine zu haben und gediehen prächtig, ebenfalls unter Kuppeln auf begrünten Weiden.

Den täglichen Check der Maschinenleistung übernahm Swami, die mit ihrem kurzen blonden Haar so burschikos wirkte, dass die Männer an Bord im Gespräch mit ihr meist vergaßen, dass sie eine Frau vor sich hatten - selbst ihre Stimme klang wie die eines jungen Burschen. Exakt wie immer prüfte sie alle Anzeigen auf Auffälligkeiten oder etwa einer Leistungsminderung. Bisher war beides noch nie vorgekommen, seit sie ihren Dienst auf dem Frachter versehen hatte. Allerdings war sie nicht nur das jüngste Mitglied der Crew, sondern auch jenes, das zuletzt angeheuert worden war. Vor einem Jahr schob sie noch Nachtdienste in einer Roboter-Fabrik, ehe sie sich auf dieses besser bezahlte, jedoch gefährlichere Abenteuer hier an Bord einließ. Obgleich sie immer ein vorsichtiger Mensch gewesen war, erkannte sie letztendlich, dass ihr das...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7504-2951-0 / 3750429510
ISBN-13 978-3-7504-2951-2 / 9783750429512
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