Dänische Schuld (eBook)

Kriminalroman
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2020 | 1. Auflage
368 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2220-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dänische Schuld -  Frida Gronover
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In der dänischen Ferienidylle tun sich Abgründe auf ... Die Bestatterin Gitte Madsen hat sich gut in ihrer neuen Heimat, dem idyllischen Ferienort Marielyst, eingelebt. Doch die Ruhe währt nicht lang: Als sie im Restaurant Schou's zu Abend isst, fällt ein anderer Gast tot vom Stuhl. Was zunächst wie eine fatale Pilzvergiftung aussieht, entpuppt sich schnell als heimtückischer Giftmord. Ehe sie sich's versieht, ermittelt Gitte in einem neuen Fall. Sie findet heraus, dass es im nahen Umfeld des Toten auffällig viele seltsame Unfälle gegeben hat. Reiner Zufall? Oder schwebt womöglich die ganze Familie von Lars Andresen in großer Gefahr?

Frida Gronover, geboren 1969, verbrachte die Sommer ihrer Kindheit auf Falster und ist der dänischen Insel seitdem besonders verbunden. Wenn sie nicht in ihre Wahlheimat reist oder sie sich in ihren Krimis herbeischreibt, lebt sie zusammen mit ihrer Familie und ihren Tieren in Nordrhein-Westfalen.

Frida Gronover, geboren 1969, studierte Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie an der Universität Münster. Seit 1993 arbeitet sie als Klinik-Therapeutin. Die Sommer ihrer Kindheit verbrachte sie auf Falster und ist der dänischen Insel seitdem besonders verbunden. Sie lebt zusammen mit ihrer Familie und ihren Tieren in Nordrhein-Westfalen.

1


Gitte stieg die Treppenstufen hinauf, die zum Sonnendeck der Fähre führten. Sie musste kurz warten, als ihr eine korpulente Frau entgegenkam, die den Platz am Geländer benötigte. Der Geruch von Zigarettenrauch stieg Gitte in die Nase. Die Frau schnaufte laut und heftig, da blieb offenbar keine Kraft für ein freundliches Gesicht. An Deck der Fähre strahlte die Septembersonne hingegen fröhlich von einem fast wolkenlosen Himmel, und Gitte sog die wunderbare salzige Meeresluft ein. Ein paar Möwen kreischten über dem Schiff, es war nicht mehr weit bis zur dänischen Küste.

Gitte freute sich auf ihr Zuhause in Marielyst auf der dänischen Insel Falster. Sie hatte für ein paar Tage Urlaub in der alten Heimat Münster gemacht und ein paar Freunde getroffen. Anlass war die Hochzeit einer ehemaligen Kollegin gewesen. Zum Glück hatte keiner ihrer Bekannten darauf gedrängt, dass Gitte ihre dänische Wahlheimat wieder aufgab und nach Münster zurückkehrte. Sie alle hatten deutlich gespürt, wie wohl Gitte sich in dem Wikingerland fühlte, in dem sie seit Juli dieses Jahres lebte. Kein Wunder, denn die Liebe zu Dänemark lag ihr gewissermaßen im Blut, schließlich war sie das Kind eines Dänen und einer Deutschen. Ihre blonden Haare und die braunen Augen hatte sie von ihrem Vater geerbt, ihre leichten Rundungen von der Mutter.

Gitte war von der Feier am Vorabend müde und gähnte in die Sonne. Sie blickte sich um, voll besetzt war die Fähre nicht. Es war ein Sonntagmittag, und die Urlaubszeit ging erst wieder mit den Herbstferien los. Gitte beugte sich über die Reling. Sie liebte es zu beobachten, wie der Bug der Fähre durch das Wasser brach, während der Seewind ihr um die Nase strich. Sie war überrascht, als sie nach vierzig Minuten bereits den dänischen Hafen Rødby vor sich sah.

Als sie zwei Stunden später in den Kreisverkehr von Marielyst einfuhr, bog sie zunächst zum Einkaufscenter ab. In Dänemark gab es keine vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten, und in einem Ferienort wie Marielyst konnte man sogar außerhalb der Saison sonntags bis einundzwanzig Uhr einkaufen. Heute ignorierte Gitte die leckeren Marzipanangebote und Lakritzspezialitäten sowie das süße dänische Gebäck. Mit zwei Tüten voller gesunder Sachen, die die Völlerei der vergangenen Tage kompensieren sollten, machte sie sich auf den Heimweg. Bis zu ihrem Häuschen im Anemonenvej war es nicht mehr weit.

Im Grunde war es ein Ferienhaus, das neben anderen Mietobjekten lag. So wohnte Gitte zwischen lauter Urlaubern und lernte immer wieder nette Menschen kennen. Doch als sie den Golf mit dem Berliner Kennzeichen auf dem Nachbargrundstück entdeckte, stöhnte sie leise auf. Die aktuellen Urlauber waren also noch da. Es handelte sich um ein junges Pärchen, das sich leider ewig zankte, und zwar lautstark, drinnen wie draußen. Wenn einer von beiden doch nur seine wiederholten Drohungen wahr machen und endlich nach Hause fahren würde!

Umso mehr freute Gitte sich über die Karte aus Schweden, die sie in ihrem Briefkasten vorfand. Erik Nyström, ein Urlaubsnachbar aus dem Sommer, schrieb ihr, dass er bald für zehn Tage wieder nach Marielyst kommen würde. Eventuell mit seiner Frau! Das wäre eine kleine Sensation, denn seine Frau, eine Künstlerin, verreiste nur sehr ungern. Diese allgemein verbreitete Leidenschaft hielt sie für völlig überbewertet, da man zwar die Umgebung wechselte, beim Komfort aber auf eine Menge verzichten müsste. Eriks Frau war davon überzeugt, dass die meisten Abenteuer im Kopf stattfanden, und blieb lieber dort, wo sie sich gut fühlte: neben ihrer Kaffeemaschine, vor der Staffelei oder hinter ihren Büchern. Sie arbeitete als freischaffende Künstlerin und gestaltete häufig düstere Buchcover für einen Verlag. Auf eine schön gemalte sanfte Landschaft wartete Erik bislang vergebens. Laut ihrem Mann sah sie der deutschen Schauspielerin Hannelore Elsner verblüffend ähnlich. Ich bin wieder im Haus neben dir und passe dann auf dich auf, schrieb Erik. Gitte lächelte und dachte an die aufregenden Sommerwochen zurück, als sie vor ihrer Tür eine Leiche gefunden und in einem Mordfall ermittelt hatte.

Gitte parkte ihren alten Kombi auf der platt gefahrenen Wiese neben dem Haus und trug die Einkäufe hinein. Ihr Domizil war nicht sonderlich luxuriös, dafür aber praktisch eingerichtet, auch wenn sie einige Möbel, die ihr nicht gefielen, ausgetauscht hatte. Ihr Vermieter Tony murrte zwar bei jedem Möbelstück, das er in Gewahrsam nehmen musste, doch er war ein gutmütiger älterer Däne, der jede Form von Stress vermied und sich freute, wie wohl Gitte sich in seinem bescheidenen Häuschen fühlte. So stand im Wohnzimmer ein hübscher heller Sekretär, und auch der Esstisch war neu. Hier hatte Gitte sich für einen modernen Glastisch entschieden. Superpraktisch, stöhnte sie jedes Mal, wenn im Sonnenlicht lauter Fettflecken auf der Glasplatte glänzten. Als Nächstes wollte sie den alten Teppich austauschen, den schon zu viele Touristen gesehen hatten.

Nachdem Gitte auch ihren Koffer hereingeholt hatte, blickte sie sich um. Etwas fehlte. Hieronymus, ihre über dreißig Jahre alte Schildkröte. Sie hatte sie in die Obhut ihres Chefs gegeben und würde sie erst am Montag zurücknehmen.

Das Klingeln ihres Telefons schreckte sie aus ihren Gedanken.

»Hej, Gitte!« Es war Malthe, der Sohn von Sven Træborg, der das bekannte Restaurant Schou’s im Ort betrieb. »Ich habe dich eben auf dem Parkplatz vom Rema gesehen. Lass deine Einkäufe stehen, und geh heute Abend mit mir essen. Mein Vater lädt uns bestimmt ein. Du bist doch hungrig, oder? Nur sehr hungrige Leute gehen sonntags einkaufen.«

»Ich komme gerade aus Deutschland zurück, mein Kühlschrank war leer.« Sie überlegte schnell. Ein saftiges Steak im Schou’s oder Stjerneskud med Rejer, also Schollenfilet mit Krabben aus der Tiefkühltruhe. Die Entscheidung fiel leicht.

»Ich komme gerne mit, danke, Malthe.«

Kurz vor sechs stand Malthe vor ihrer Tür.

»Hattet ihr schlechtes Wetter in Münster?«, begrüßte er sie. »Du siehst recht blass aus.«

Sie grinste schief und zog den Bauch ein, als Malthe sie so genau betrachtete. »In Münster regnet es leider recht häufig, und nächtelanges Feiern ist auch kein gutes Rezept für einen frischen Teint.«

Die Dänen aßen früh zu Abend, um neun Uhr brauchte man kein Essen mehr zu bestellen, meist saß man ab halb zehn allein im Restaurant. So richtig hungrig war Gitte noch nicht, Malthes Magen knurrte hingegen laut. Sie gingen die wenigen Meter zu Fuß; er lief wie ein Wolf, der seine Beute witterte. Malthe hatte die dunklen Augen und die dunklen Haare seines Vaters. Er hatte seine Haare heute zu einem Zopf gebunden und trug eine Lederjacke, in der er wie ein Bandmusiker aussah, der er in seiner Freizeit auch war.

Auf dem kurzen Weg zum Restaurant erzählte Malthe ihr, was er in den letzten Wochen erlebt und gemacht hatte, und prahlte scherzhaft: »Du kennst ja meine Qualitäten als Gitarrist einer großartigen Band. Wir haben viel geprobt, und eventuell bekommen wir einen Gig in Kopenhagen. Das wäre schon toll. Und während du in Münster eine brave christliche Hochzeit gefeiert hast, war ich zu einer heidnischen Trauung eingeladen, in Odense. Einer unserer Musiker hat eine sehr brave Tochter aus einer frommen christlichen Familie geheiratet. Aber sie haben sich für die Zeremonie der Forn Siðr entschieden. Die evangelischen Eltern waren nicht gerade begeistert, doch sie haben sich tapfer geschlagen. Es gab ein großes Spektakel mit viel Tanz und Gesang und leider auch viel Alkohol. Ich konnte erst gestern Nachmittag wieder zurückfahren.«

Malthe gehörte einer uralten dänischen Religion an, der Forn Siðr, der sogenannten Alten Sitte. Sie war seit einigen Jahren als eigenständige Glaubensgemeinschaft vom Staat anerkannt. Von ihren Treffen und Ritualen erzählte Malthe gerne.

Gitte war beeindruckt. »Dann war deine Hochzeit sicher spannender. Meine Freundin hat sehr brav und katholisch in der Kirche geheiratet. Und morgen fliegt das Hochzeitspaar nach La Gomera. Die Glücklichen.«

»Willst du auch mal heiraten, Gitte?« Malthe blieb abrupt stehen und betrachtete sie.

Gitte verdrehte die Augen. »Malthe, darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich mich verliebt habe. Und dann bespreche ich das mit meinem Freund. Was stellst du denn für Fragen?«

Das Schou’s lag direkt an einer der großen Hauptstraßen von Marielyst, am Bøtøvej, von dem aus viele kleine Gassen zum Strand führten. Gitte war froh über ihre warme Jacke, denn jetzt am Abend wurde es empfindlich kühl. Der Herbst lag in der Luft. Die Feuchtigkeit roch abends anders als im Hochsommer, würzig und irgendwie erdig.

Sie überquerten eine kleine Straße und hatten das Schou’s erreicht. Von der vorderen Seite aus war nur die angrenzende Metzgerei zu betreten, die ebenfalls von Malthes Vater Sven betrieben wurde. In das Restaurant hingegen gelangte man durch eine Tür an der Rückseite des Hauses. Ein Flur, in dem man seine Jacke an der Garderobe lassen...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2020
Reihe/Serie Ein Gitte-Madsen-Krimi
Ein Gitte-Madsen-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amateur • Amateurdetektivin • Arbeit • Bestatterin • Bestattung • Bücher für die Coronavirus Zeit • Bücher für die Coronazeit • Bücher für die Covid19 Zeit • Buch für den Strand • buch für den strandkorb • Buch für den Urlaub • Camping • COSY • Cosy Crime • Cosy Mystery deutschland • Crime • Dänemark • Dänemarkurlaub • Dänisch • Dänische Verbrechen • das Lesen geht weiter • Detektivin • Dünen • Ein dänisches Verbrechen • Ermittlerin • Falster • Familienfehde • Fehde • Ferienhaus • Ferienwohnung • Frühlingskrimi • für Social Distancing • gegen Langeweile • Gemütlich • gemütlicher Krimi • Geschenk • Geschenke für Frauen • Gitte Madsen • Hobby • Hoppyermittlerin • Hotdog • hygge • Hygge-Krimi • Hygge-Trend • Idylle • Insel • Inselkrimi • Inselkrimi Dänemark • Knäckebrot • Krimi • Krimiserie • Kulinarischer Krimi • leichte Urlaubslektüre • Lesen in der Coronakrise • Lesen in der Covid19-Krise • Lesen in Karantäne • Lesen in Quarantäne • Lesen während Shutdown • lieber Buch als Coronavirus • Lieber Buch als Covid19 • lieber Bücher als Corona • Marielyst • Meer • Mit Buch in Karantäne • mit Buch in Quarantäne • Mord • Ostern • ostern 2020 • Ostsee • Ostsee Krimi • Polizei • Polizeiarbeit • Reginalkrimi • regional • Sandstrand • Schrullig • Serie • Softeis • Strand • Strandurlaub • Unfall • Urlaub • Urlaubsidylle • Urlaubsinsel • Urlaubskrimi • Urlaubskrimi Dänemark • Verbrechen • Wohnmobil • Zeltplatz
ISBN-10 3-8437-2220-X / 384372220X
ISBN-13 978-3-8437-2220-9 / 9783843722209
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