Die Richterin und der Kreis der Toten (eBook)

Ein Südfrankreich-Krimi
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
352 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99551-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Richterin und der Kreis der Toten -  Liliane Fontaine
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Ein?Krimi?für alle Südfrankreichfans: Die Untersuchungsrichterin ermittelt in komplizierten Mordfällen, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben.??  ?Die ungewöhnliche Krimireihe um Richterin Mathilde de Boncourt geht in die dritte Runde. Für Fans von?»Madame le?Commissaire« und Kommissar Dupin.?? Die südfranzösische Provinz Languedoc wird von einer Reihe von Todesfällen erschüttert: Zwei ältere Damen, ein investigativer Journalist, eine junge Frau, ein Apotheker und ein Student sterben unter mysteriösen Umständen. Mathilde de Boncourt ermittelt in den Fällen und stößt dabei immer wieder auf den Templerorden in der Umgebung. Schnell wird in »Die Richterin und der Kreis der Toten« von Liliane Fontaine klar, dass nichts so ist, wie es scheint. Ein Krimi rund um Habgier und Macht entspinnt sich.?? Autorin Liliane Fontaine beschreibt so detailliert und lebensnah, dass es sich anfühlt, als würde der Leser im dritten Band eine alte Bekannte wiedertreffen. Kaum zu glauben, dass es sich nicht um wahre Begebenheiten handelt, die rund um die Sekte passieren. Wie von Liliane Fontaine nicht anders gewohnt, spürt der Leser auch in »Die Richterin und der Kreis der Toten« in jeder Zeile die große Liebe zu Kultur, Land und Menschen in Südfrankreich.?? Urlaubslektüre nicht nur für Frankreichfans?? Wunderbar leicht: Liliane Fontaine liefert mit »Die Richterin und der Kreis der Toten« die perfekte?Urlaubslektüre. Denn dieser Frankreich-Krimi ist packend und intelligent, aber nicht zu düster. Die zauberhafte herbstliche Landschaft ist so malerisch beschrieben, dass der Leser sich fast vor Ort wähnt. Deswegen ist dieser Kriminalroman auch für Frankreichfans mit Fernweh fabelhaft geeignet.??? Ein außergewöhnlicher?Kriminalroman?? In »Die Richterin und der Kreis der Toten« ermittelt kein Detektiv oder Kriminalpolizist, sondern die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieses Roman Noir: Der Leser weiß durch das Tagebuch des Opfers mehr als die Hauptfigur und schaut ihr bei den Ermittlungen über die Schulter. Dass die Autorin dennoch viel Spannung erzeugt, beweist ihr Können.?? 

Liliane Fontaine ist der Geburtsname der Krimiautorin und Kunsthistorikerin Liliane Skalecki, die in Saarlouis nahe der französischen Grenze geboren wurde. Sie promovierte an der Universität des Saarlandes in den Fächern Kunstgeschichte und Klassische und Vorderasiatische Archäologie und wohnt heute mit ihrer Familie in Bremen. Die Autorin besitzt französische Wurzeln und lebt viele Wochen des Jahres in der Nähe von Nîmes, wo sie Kultur, Land und Leute und das Savoir-vivre Südfrankreichs genießt.

Liliane Fontaine ist der Geburtsname der Krimiautorin und Kunsthistorikerin Liliane Skalecki, die in Saarlouis nahe der französischen Grenze geboren wurde. Sie promovierte an der Universität des Saarlandes in den Fächern Kunstgeschichte und Klassische und Vorderasiatische Archäologie und wohnt heute mit ihrer Familie in Bremen. Die Autorin besitzt französische Wurzeln und lebt viele Wochen des Jahres in der Nähe von Nîmes, wo sie Kultur, Land und Leute und das Savoir-vivre Südfrankreichs genießt.

Kapitel 6


Diesen Morgen würde der Klempnermeister Frédéric Cahors nicht so schnell vergessen. Um acht Uhr wollte er an der Baustelle sein. Eine riesige hypermoderne Villa im Neubaugebiet von Saint-Hippolyte-du-Fort. Ein Auftrag, der gerade zur rechten Zeit gekommen war. Seine Firma Cahors Plombier musste um jeden Auftrag kämpfen. In den nächsten beiden Tagen würde er mit der Installation der Wasserleitungen fertig werden. Und er lieferte Wertarbeit. Nie gab es Beschwerden.

Cahors rumpelte mit seinem altersschwachen Kleintransporter in die nächste Kurve, und das schmatzende Geräusch der Reifen auf dem nassen Asphalt ermahnte ihn, vorsichtiger zu fahren. Der Sturm in der vergangenen Nacht hatte unzählige Blätter von den Kastanien geweht, der Straßenbelag war schmierig und tückisch geworden. Cahors lenkte den Wagen in die nächste Kurve, da sah er die Unglücksstelle. Die Mauer, die die schmale Straße vom Abgrund trennte, war nur noch rudimentär vorhanden. Er bremste ab und starrte durch das Beifahrerfenster. Merde. Was war denn hier passiert? Langsam ließ er den Kastenwagen ein Stück weiterrollen, bis zu einer Stelle, an der die Straße etwas breiter wurde und sich eine Ausbuchtung neben dem Fahrweg auftat. Cahors stieg aus und lief zurück, lauschte gleichzeitig intensiv auf die umgebenden Geräusche. Wenn jetzt ein Auto in die Kurve hineinbretterte und ihn erfasste …! Aber alles war ruhig.

Vielleicht konnte er ja noch helfen. Cahors war sich sicher, unterhalb der zerstörten Mauer lag ein nicht minder kaputtes Fahrzeug. Kurz überlegte er, ob es nicht klug wäre, das Warndreieck aus dem Auto zu holen und aufzustellen. Zut. Er hatte ja überhaupt keins dabei. Als er vor zwei Wochen wegen eines platten Reifens liegen geblieben war, hatte er es aufgestellt und vergessen, es wieder einzupacken.

Er erreichte die zerborstenen Steine und blickte besorgt auf das, was unterhalb der Mauerreste lag. Er schluckte. Hier konnte er mit Sicherheit nicht mehr helfen. Der Wagen, der die Steinmauer durchbrochen hatte, war beim Aufprall in zwei Teile gerissen worden. Das Heck lag zehn Meter vom Vorderteil entfernt. Allerdings konnte man das, was da unten lag, kaum noch als Auto identifizieren. Nur ein Wrack war übrig geblieben, ausgebrannt, schwarz. Dürre Äste reckten sich verkohlt auf der Fahrerseite dort hindurch, wo einmal die Windschutzscheibe gewesen war.

Cahors konnte es nicht genau erkennen, aber wahrscheinlich war der Wagen auch noch gegen einen jungen Baum oder einen Strauch gekracht. Jetzt spürte der Klempnermeister auch die Wärme, die von unten heraufstieg. Angestrengt spähte er in die Tiefe. Vielleicht lag jemand verletzt zwischen den Büschen. Oder hatte sich der Fahrer unverletzt vom Fahrzeug entfernen können? Cahors Augen fingen an zu jucken. Jetzt nahm er auch bewusst den Geruch von Verbranntem wahr. Von verbranntem was? Gummi? Leder?

Es war Zeit, Hilfe zu holen. Er wählte den Notruf der Feuerwehr und wartete. Diese Hilflosigkeit machte ihn, der sonst alles anpackte, ganz kribbelig. Sollte er vielleicht doch selbst nach unten klettern? Besser nicht. Er war nicht mehr der Jüngste, hatte seit einem Jahr eine künstliche Hüfte, und der Abstieg war steil und nicht eben ungefährlich. So etwas überließ man besser den Fachleuten.

Nach zehn Minuten hörte er endlich das erlösende Geräusch der Sirenen eines Feuerwehrfahrzeugs, der erste Wagen, der überhaupt nach dem Sprinter von Cahors die Straße befahren hatte. Drei Mann sprangen heraus, zwei mit Feuerlöschern in der Hand. Cahors hatte ihnen erklärt, es brenne nicht mehr, aber es würde noch Qualm aufsteigen. Kurz berichtete er dem Fahrer des Löschfahrzeugs, was er entdeckt hatte, während die beiden anderen sich vorsichtig an den steilen Abstieg zum Autowrack machten. Sich an den Zweigen der niedrigen Bäume und Sträucher nach unten hangelnd, näherten sie sich dem ausgebrannten vorderen Teil des Wagens, dessen Skelett sich vor einem riesigen Felsbrocken duckte. Cahors hörte einen erstickten Laut, und eine hektische Stimme drang nach oben.

»Merde, Yves. Wir müssen sofort die Polizei benachrichtigen. Auf dem Fahrersitz ist eine Leiche. Komplett verkohlt.«

Yves stöhnte auf, und Frédéric Cahors beugte sich geschockt so weit wie möglich über den Mauerrest. Was er für verbranntes Geäst gehalten hatte, waren die verkohlten Überreste eines Menschen. Kleine Steinbrocken lösten sich aus der Mauer, fielen in die Tiefe, und er zog sich schleunigst wieder zurück. Am liebsten wäre er wieder nach Hause gefahren. Er presste die Hand auf den Mund. Ihm war übel. Der arme Teufel da unten. Der Brechreiz verstärkte sich. Ein Eukalyptusbonbon, das in seiner Hosentasche steckte, wanderte in seinen Mund, und der Reiz ließ beim Lutschen nach. Doch er musste wohl warten, bis die Polizei auftauchte, die ihn ganz sicher befragen wollte. Auch das noch, er hatte total vergessen, auf der Baustelle anzurufen.

Yves hatte sein Handy gezückt. »Sonst noch was, Toni?«, rief er nach unten.

»Keine Ahnung, wie aussagekräftig das ist, aber die verbrannte Person scheint aus Nîmes zu stammen. Hier, das Autokennzeichen. Es hat so gut wie nichts abbekommen.«

Toni gab das Kennzeichen durch, das mit der Zahl 30 für das Département Gard endete. »Auf dem Heck ist links eine Metallplakette mit Krokodil und Palme, ziemlich eindeutig ein Wagen aus Nîmes, wenn du mich fragst.«

Yves hörte nur noch mit einem Ohr zu. Er hatte bereits einen Kollegen von der Polizei am Telefon, gab durch, was man hier entdeckt hatte, schloss mit dem Autokennzeichen. Keine halbe Minute später wusste der Feuerwehrmann, auf wen der Wagen zugelassen war. Er pfiff durch die Zähne. Der Mann war nicht nur in Nîmes bekannt, sein Ruf ging weit über Frankreichs Grenzen hinaus. Er war prominent. Es gab kein heißes Eisen, das der Journalist Luc Maille nicht angepackt hätte. Je heißer, desto besser. Und nun lag er tot, verbrannt bis zur Unkenntlichkeit, im Wrack seines Wagens.

 

Eine Stunde später beugte sich Docteur Alain Regis so weit wie möglich über den Rest der niedrigen Steinmauer, die die schmale Fahrbahn vom Abgrund trennte. Das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr war abgefahren, der Transporter des Klempnermeisters Frédéric Cahors hatte mittlerweile sein Ziel in Saint-Hippolyte-du-Fort erreicht. Die Sonne blinzelte jetzt zwischen den Ästen der Esskastanienbäume hindurch. Regis trat einen Schritt zurück und nahm die Mauer in Augenschein. Tatsächlich war sie in der Breite eines Kleinwagens durchbrochen. Es war eine alte Mauer, deren Steine ohne Zement aufeinandergeschichtet waren und die noch hundert Jahre ihren Dienst getan haben würde, wenn nicht in der Nacht ein roter Peugeot sie pulverisiert hätte. Regis, der diensthabende médecin légiste, fluchte vor sich hin. Am Tag zuvor hatte er sich beim Joggen eine Sehnenzerrung im linken Fußgelenk zugezogen. Der Knöchel war angeschwollen, ein Stützverband behinderte ihn mehr, als dass er Linderung brachte. Noch nicht einmal Auto fahren war möglich, und so war der Gerichtsmediziner im Leichenwagen mit angereist. Er hatte gehofft, selbst zum ausgebrannten Wrack hinuntersteigen zu können, um sich mit den Bergungskräften und Kriminaltechnikern der Identification criminelle vor Ort ein genaues Bild zu machen. Doch der Knöchel und der steile Abhang machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Hoffentlich waren wenigstens die Aufnahmen der Polizeifotografin aus jedem Blickwinkel angefertigt worden, wenn er schon nicht mit eigenen Augen das Schreckensszenario sehen konnte. Regis spähte erneut in den Abgrund, wo vier Männer dabei waren, die Leiche zu bergen. Mit polternder Stimme rief er seine Anweisungen hinunter.

»Passt auf, wenn ihr ihn einpackt, brecht bloß nichts ab. Und dann ab mit ihm in die Gerichtsmedizin.«

Ein von den Feuerwehrmännern bereits angelegter Trampelpfad, der allerdings mit größter Vorsicht zu begehen war, führte links der Mauer steil nach unten. Die sterblichen Überreste konnten nur mit Seilen, die an den Ösen des Leichensacks befestigt waren, nach oben gezogen werden, wo der Leichenwagen bereits auf ihren Abtransport wartete.

»Kann wirklich etwas abbrechen? Ein Arm oder ein Bein?«

Lieutenant Felix Tourrain stand mit dem Arzt am Straßenrand und starrte ebenfalls zwischen den Ästen der Kastanien, die jenseits der Mauer wuchsen, in die Tiefe. Regis brummte nur, und Felix hatte Mühe, ihn zu verstehen. Es ärgerte den Gerichtsmediziner einfach gewaltig, nicht direkt vor Ort sein zu können. Und jetzt auch noch der junge Lieutenant mit seiner, wie er fand, dämlichen Frage. Dort unten würde es noch dauern. Regis seufzte resigniert.

»Ich kann dir jetzt keinen Vortrag halten, aber beim Tod durch Verkohlung sind alle Hautschichten und die darunter liegenden Knochen betroffen. Es kommt zu einer Kontraktion der Muskulatur. Die Folge ist die Fechterstellung. Und wie sieht die aus?« Der Arzt wartete eine Antwort erst gar nicht ab. »Der Kopf ist zu einer Seite gedreht, Arm und Bein dieser Seite sind ausgestreckt, auf der anderen gebeugt.« Regis versuchte, die Haltung zu imitieren, und stieß einen Schmerzenslaut aus, als er sein rechtes Bein hob und es im Kniegelenk beugen wollte. Verdammt und zugenäht, diese beschissene Zerrung. Es war ihm kaum möglich, auf dem anderen Bein zu stehen. Felix konnte nur mühsam ein Grinsen unterdrücken. Der Arzt brachte seine Glieder wieder in ihre normale Position und ging nonchalant über seinen missglückten Versuch hinweg.

»Zu deiner Frage. Natürlich bröselt dir ein verkohlter Arm bei der Obduktion nicht einfach unter den Händen weg. Aber man muss schon vorsichtig vorgehen. Und das will ich für die da unten hoffen.«

Der Tote, der eben in den...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2020
Reihe/Serie Ein Fall für Mathilde de Boncourt
Ein Fall für Mathilde de Boncourt
Ein Fall für Mathilde de Boncourt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Avignon • Band 3 • Bücher • Frankreich • Habgier • Kriminalroman • Kriminalroman Frauen • Krimi Neuerscheinungen 2020 • Languedoc • Madam Le Juge • Mathilde de Boncourt • Richterin • Roman Noir • Sekte • Südfrankreich • Suizid • Taschenbuch • Templer • Urlaubslektüre • Urlaubslektüre Frankreich • wahre Begebenheiten
ISBN-10 3-492-99551-9 / 3492995519
ISBN-13 978-3-492-99551-1 / 9783492995511
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