Das Planeten-Netz 1: Kosmische Katastrophe -  Wilfried A. Hary

Das Planeten-Netz 1: Kosmische Katastrophe (eBook)

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2020 | 1. Auflage
170 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-3667-4 (ISBN)
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Im Jahr 2052 erschließt Tipor Gaarson der Menschheit eine schier unerschöpfliche Energiequelle. Man nennt sie nach ihm: den »Gaarson-Effekt«. Aber es gibt auch Warner, die vor ungeahnten Folgen der hemmungslosen Anwendung des Gaarson-Effektes warnen. Sie sind überzeugt davon, dass der Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen das energetische Gleichgewicht des Universums stört! Niemand will auf sie hören - angesichts der fantastischen Möglichkeiten - einschließlich der Erfüllung des Traumes von der interstellaren Raumfahrt. Die Warner werden sogar als gefährliche Kriminelle eingestuft und verfolgt. Vierhundert Jahre später erst erfüllen sich ihre düstersten Voraussagen: Ein Raumschiff kehrt zurück und ist der berüchtigte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das Chaos beginnt. Ahnte das Genie Tipor Gaarson wirklich nicht, was »sein« Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen anrichtet? Gibt es gar Vorkehrungen, die den Kampf zum Überleben lohnend machen? Das fragt sich auch sein direkter Nachfahr, der nur Namen und Ähnlichkeit mit dem Tipor Gaarson der Vergangenheit gemeinsam hat...

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Vorwort



Im Jahr 2052 erschließt Tipor Gaarson der Menschheit eine schier unerschöpfliche Energiequelle. Man nennt sie nach ihm: den »Gaarson-Effekt«. Aber es gibt auch Warner, die vor ungeahnten Folgen der hemmungslosen Anwendung des Gaarson-Effektes warnen. Sie sind überzeugt davon, dass der Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen das energetische Gleichgewicht des Universums stört!

Niemand will auf sie hören - angesichts der fantastischen Möglichkeiten - einschließlich der Erfüllung des Traumes von der interstellaren Raumfahrt. Die Warner werden sogar als gefährliche Kriminelle eingestuft und verfolgt.

Vierhundert Jahre später erst erfüllen sich ihre düstersten Voraussagen: Ein Raumschiff kehrt zurück und ist der berüchtigte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das Chaos beginnt. Ahnte das Genie Tipor Gaarson wirklich nicht, was »sein« Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen anrichtet? Gibt es gar Vorkehrungen, die den Kampf zum Überleben lohnend machen? Das fragt sich auch sein direkter Nachfahr, der nur Namen und Ähnlichkeit mit dem Tipor Gaarson der Vergangenheit gemeinsam hat...

1


Tipor Gaarson streichelte stirnrunzelnd ein welkes Blatt seines Ghreekho. Es löste sich vom Stängel und fiel zu Boden. Das Geräusch des Aufpralls war leise und doch ließ es Tipor Gaarson zusammenzucken.

Er hob den Kopf. Das Ghreekho beherrschte seine Wohnung. Es war überall. Es kroch aus Wandschlitzen, über die Wände, über den Boden, klebte an der Decke und war teilweise sogar in seinem Bett.

Und jetzt sah es so aus, als wollte es... sterben!

Das Ghreekho war sein Hausfreund, sein Talisman, sein Lebenspartner, sein... Tipor Gaarson schüttelte den Kopf. Als es ihm zum ersten Mal aufgefallen war, hatte es ihn lediglich irritiert. Man wusste schließlich, wie robust die Ghreekhoj waren, seit man sie irgendwo in den Tiefen des Weltraums entdeckt und auf der Erde kultiviert hatte. Seit über dreihundert Jahren passten sich die Ghreekhoj perfekt an die irdischen Bedingungen an - zumindest innerhalb wohnlicher Wände, in unmittelbarer Wohngemeinschaft mit Menschen. Denn allein schienen die Ghreekhoj auf der Erde nicht überlebensfähig zu sein.

»Bist du allein, fehlen Dir die menschlichen Gedanken und du wirst einsam. Du stirbst.« Tipor Gaarson sagte es und begann halblaut zu fluchen. »Verdammt, aber du bist überhaupt nicht allein. Teile ich nicht sogar mein Bett mit dir? Was willst du mehr? Mehr Konversation? Mehr Streicheleinheiten?«

Jetzt lachte er heiser. Es war eine altbekannte Tatsache, dass ein Ghreekho mit seinem Besitzer starb. Zumindest kurz nach ihm. Und wenn ein Ghreekho einer ganzen Familie gehörte, starb es mit der Familie. Es dauerte zu lange, bis ein ausgewachsenes Ghreekho sich an einen neuen Besitzer gewöhnte.

Tipor Gaarson winkte ab. Eine lässig anmutende Geste, wie um sich Mut zu machen. »So ein Quatsch. Es genügt dir doch, dass es mich gibt. Auch wenn ich Wochen von dir getrennt bin, spürst du selbst über große Entfernungen hinweg meine Gedanken. Sie nähren dich. Sie müssen sich nicht speziell mit dir beschäftigen. Sie genügen als eine Art Erkennungsmuster. Das lernt schon jedes Kind in der Schule. Schließlich bist du kein intelligentes Wesen, auch wenn du in der Lage bist, ein Haus zu hüten und bis zu einem gewissen Grad sogar gegen Eindringlinge zu verteidigen.«

Diese Aussage war übertrieben, aber fast jeder Mensch im fünfundzwanzigsten Jahrhundert schien diese Auffassung zu teilen. Man schien dabei zu vergessen, dass die Ghreekhoj eine Symbiose eingingen mit Biocards und diese waren es letztlich, die eine Wohnung schützten, hüteten, pflegten und versorgten.

Tipor Gaarson erging es wie den meisten seiner Zeitgenossen: Er wusste eigentlich sehr wenig über diese Zusammenhänge. Man lernte es irgendwann in frühen Kindheitstagen und ersetzte dieses Wissen danach allmählich mit Alltagsklischees. Und bei denen spielten Biocards keine große Rolle mehr, wenigstens nicht unabhängig von den Ghreekhoj, mit denen sie zumindest in der Vorstellungswelt der Menschen sozusagen zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen. Einzig hochspezialisierte Leute wie zum Beispiel Card-Kreative (wie sich die Programmierer heute nannten) oder zumindest Schiffsleute, die an Bord eines Raumschiffes auf Biocards auf Gedeih und Verderb angewiesen waren, machten sich über diese Tatsache noch Gedanken.

Die Biocards waren die »intelligente Seite« der Ghreekhoj. Und die Ghreekhoj gingen mit den Menschen auch keine Arbeitssymbiose ein, sondern lediglich eine Gedankensymbiose - gewissermaßen. Obwohl der Mensch als Besitzer eines oder mehrerer Ghreekhoj eigentlich außer seinen Gedanken nichts zu dieser Gemeinschaft beitrug.

»Was ist los mit dir?« fragte Tipor Gaarson. Es klang eine Spur verzweifelt. Wenn man bedachte, dass ein Ghreekho niemals vor seinem Besitzer starb, dann konnte es einen schon bis in die tiefste Seele erschüttern, wenn man plötzlich von welken Blättern umgeben war. »Wie sieht es mit deinen Funktionen aus?«

Jetzt endlich reagierte das Ghreekho (obwohl in Wirklichkeit eigentlich nur die betreffende Biocard, aber für Tipor Gaarson machte das ja keinen Unterschied): »Funktionen sind prima, mein Freund, oder hast du was auszusetzen?«

Tipor Gaarson lächelte flüchtig. Es war seine Idee gewesen, das Sprachprogramm mit lässigen Formulierungen füttern zu lassen. Das machte ihm alles freundlicher, denn er konnte mit seiner Wohnung und seinem Ghreekho nach Herzenslust über alles und jeden herziehen, wenn ihm danach war. Für Tipor Gaarson ein Idealrezept gegen Frust und Langeweile.

Aber das Lächeln verschwand angesichts der welken Blätter.

Das eine, das zu seinen Füßen auf den Boden gefallen war, wurde von einer beweglichen Luftwurzel aus dem Verkehr gezogen und verschwand im noch relativ satten Grün in der Ecke. Tipor Gaarsons Wissen reichte nicht aus, um sich vorzustellen, was mit dem abgestorbenen Blatt dort geschah.

Dasselbe wie mit jeglichem anderem Schmutz, den das Ghreekho für mich beiseite räumt - so ich es wünsche! dachte er zerknirscht. Und dann schaute er wieder in die andere Richtung, dorthin, wo es auffällig viele welke Blätter gab, die sich anscheinend nur noch mit Mühe an ihren Stängeln hielten.

»Ich verlange eine Erklärung!« schrie er plötzlich und erschrak vor seiner eigenen viel zu lauten und viel zu schrillen Stimme. Er ballte die Hände zu Fäusten.

»Ich verstehe nicht ganz, alter Freund...« sagte die Biocard - und Tipor Gaarson hielt sie für das Ghreekho persönlich.

»Ja, ich meine dich, speziell dich: Du stirbst!«

»Nein, das müsste ich schließlich wissen.«

»Aber siehst du es denn nicht selber? Deine Blätter sterben ab!«

Scheinbar unauslöschlich war es da, das zeitgenössische Vorurteil, das alle Biotechnik mit den Ghreekhoj in einen Topf warf. Und im Grunde genommen war es ja auch nicht das Ghreekho gewesen, das dieses welke Blatt »aus eigenem Antrieb« vom Boden entfernt hatte, sondern es war unter Steuerung einer anderen Biocard geschehen. Diese hatte auch dafür gesorgt, dass das Blatt durch eine kleine Klappe in den zentralen Müllschlucker der Wohnung und von dort in den Müllverwertungskreislauf gelangte.

»Ich finde, du bist heute ein wenig hysterisch. Ärger gehabt? Mit wem? Wieder mit deinem Chef? Es wird Zeit, dass du ihm deine Meinung sagst. Wenn du schon neuerdings sogar sechs Stunden die Woche in die Maloche musst, dann solltest du dir nicht soviel gefallen lassen. Vorher die fünf Stunden waren ja schon schlimm genug gewesen, aber diese Überstunde... Wie hat man das noch begründet? Mit erhöhtem Arbeitsanfall? So etwas Fadenscheiniges. Dabei ist man absichtlich die Antwort auf deine Frage schuldig geblieben: Erhöhter Arbeitsanfall - welcher Art und wodurch?«

Tipor Gaarson begann zu zittern. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Er griff sich an die Stirn.

Das war es! Ja, das war die Antwort!

Erhöhter Arbeitsanfall?

Er arbeitete bei der Regionalregierung in der Verwaltung. Und die Verwaltung hat immer mehr zu tun, wenn es auf Krisenzeiten zusteuert!

Krisenzeiten?

Das kannte man schon nicht mehr seit dem 21. Jahrhundert, seit der Bewältigung aller Energieprobleme.

Seit der berühmte Vorfahre von Tipor Gaarson den nach ihm benannten Gaarson-Effekt entdeckte.

Und Tipor Gaarson kam nicht umhin, den Gedanken an Krise mit seinem offensichtlich sterbenden Ghreekho in Verbindung zu bringen...

Er hatte auf einmal Angst und diese Angst schnürte ihm die Kehle zu.

Als wäre er selbst der Todeskandidat und nicht sein Ghreekho!

2


Etwa zur selben Zeit, dreißigtausend Kilometer über der Erde: Die Sirius-McCoy stand kurz vor der »Anlandung«.

»He, schickt uns schon mal den Fahrstuhl!« rief Captain Millory gutgelaunt.

Dan Holder, sein Gesprächspartner im Tower-Satelliten, war ein persönlicher Bekannter von ihm. Er antwortete nicht weniger gutgelaunt: »Ist schon unterwegs, John - und das Bier steht kalt. Fehlt nur noch die Frage: Was feiern wir eigentlich?«

»Es wäre das erste Mal, dass mir kein Grund...

Erscheint lt. Verlag 26.1.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-3667-X / 373893667X
ISBN-13 978-3-7389-3667-4 / 9783738936674
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