Schattenkämpfer (eBook)

Das dritte Buch des Ahnen
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2020 | 1. Auflage
432 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491172-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schattenkämpfer -  Mark Lawrence
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Der fesselnde Abschluss von Mark Lawrence' düsterer Fantasy-Trilogie voller kämpferischer Frauen. Das Eis rückt näher, und mit ihm der Krieg. Vor den Toren des Klosters zur süßen Gnade brennen die ersten Ortschaften, und Nona weiß nicht, ob sie den Tag ihrer Ordination noch erleben wird. Mithilfe eines streng verbotenen Buches will Nona das Schicksal des Reiches in die eigene Hand nehmen. Allerdings braucht sie dafür vier verschiedene magische Schiffsherzen - und solch mächtige Artefakte haben ihren Preis. Nona trifft auf alte und neue Feinde, aber eine Wahrheit ist unumstößlich: Für ihre Freunde würde sie ihr Leben riskieren. Und genau das muss sie auch tun. Für Leser*innen von Joe Abercrombie, Jay Kristoff, Anthony Ryan und Peter V. Brett. »Schattenkämpfer« ist der dritte Band der »Buch des Ahnen«-Trilogie von Mark Lawrence. »Ein exzellenter Autor.« George R. R. Martin

Mark Lawrence wurde in Illinois (USA) geboren und lebt in Bristol (UK). Bevor den promovierten Mathematiker die Leidenschaft für die Fantasyliteratur packte, arbeitete er im »Star Wars«-Raketenabwehrprogramm. Er war mehrfach für den Goodreads Choice Awards nominiert und ist mit dem David Gemmell Award für den besten Fantasyroman ausgezeichnet worden.

Mark Lawrence wurde in Illinois (USA) geboren und lebt in Bristol (UK). Bevor den promovierten Mathematiker die Leidenschaft für die Fantasyliteratur packte, arbeitete er im »Star Wars«-Raketenabwehrprogramm. Er war mehrfach für den Goodreads Choice Awards nominiert und ist mit dem David Gemmell Award für den besten Fantasyroman ausgezeichnet worden. Frank Böhmert, Jahrgang 1962, wurde hauptsächlich durch seine Mitarbeit an der Perry Rhodan-Serie bekannt und lebt als Autor und Übersetzer in Berlin. Er hat Autoren wie Philip K. Dick, James Tiptree jr. und Daryl Gregory ins Deutsche gebracht.

Prolog


Das Brüllen einer Menge dringt wie etwas Lebendiges in uns ein, das in unserer Brust dröhnt und sich seine Antwort unerlaubt von unseren Lippen holt. Der Druck der Leiber überschwemmt die Dämme, und unbemerkt wird aus den vielen eins, dieselbe Emotion sickert aus der Haut verschiedener Menschen, derselbe Gedanke hallt in hundert Schädeln wider oder in tausend. Für einen Marjalempathen kann so eine Erfahrung schrecklich und schön zugleich sein, weil sie seine Macht vergrößert und es ihm erleichtert, in den Verstand der Leute um ihn herum einzudringen. Doch genauso gut könnte er sich in diesem Sturm des menschlichen Seins verlieren, aus seinem Körper herausgerissen werden und nie mehr zurückfinden.

Markus sah zu, wie dem geschlagenen Kämpfer unter dem Johlen und Schimpfen der Menge aus dem Ring geholfen wurde. Der Sieger stolzierte noch immer im erhöhten Kampfrund umher, die Arme hochgereckt, Ströme von Schweiß auf den Rippen. Die Zuschauer jedoch verloren bereits das Interesse an ihm, wandten sich mit Spekulationen, Beobachtungen oder Scherzen ihren Nachbarn zu, setzten rasch bei den Wetthändlern das nächste Geld oder füllten am Tresen in der gegenüberliegenden Ecke ihre Becher mit Wein.

Der hinter den Seilen bereitstehende Gerantkämpfer ragte bedrohliche zwei Meter siebzig empor, und Markus bezweifelte, dass er je einen größeren Mann gesehen hatte. Der Kämpfer war noch jung, Anfang zwanzig vielleicht, die Knochen schwer, die Muskeln aderndurchzogene Massen. Er musterte die Welt aus blassen Augen unter einem Dickicht kurzer roter Haare.

In der Caltess waren die Gerantenwettkämpfe am beliebtesten. Der Anblick riesenhafter Kämpfer, die aneinander ihre Kräfte maßen, zog noch jedes Mal Unmengen an, und an Abenden mit offenem Ring sah das Volk von Verity liebend gern dabei zu, wie sich diese Kraft gegen glücklose Herausforderer richtete. Kämpfe zwischen Hunska zogen erfahrenere Zuschauer an, überforderten die Mehrheit jedoch durch ihre Schnelligkeit. Gemischte Kämpfe kamen selten vor, doch wusste der Wettstreit zwischen Flinkheit und Stärke stets zu faszinieren.

Aus dem blutrünstigen Geschiebe am Ring löste sich ein Herausforderer. Ein imposant gebauter Mann, dessen Kopf und Schultern aus der dichten Menge ragten. Unter normalen Umständen wäre Markus von seiner Statur beeindruckt gewesen und hätte bei einem Kampf gegen drei beliebige Kneipenschläger auf ihn gesetzt.

Geflüster und Spekulation breiteten sich durch die Halle aus. Der Mann war ein Flüchtling aus der Hafenstadt Ren, die von den Durnen erobert worden war. Er hatte sich in Grubenkämpfen in den Froststädten der nördlichen Grenzlande einen Namen gemacht.

»Fünf Sovereigns, dass er keine Runde gegen Denam durchhält.« Hinter Markus bot jemand eine private Wette an.

Das Brüllen, als der Neuankömmling in den Ring stieg, übertönte weitere Gespräche. Markus war noch nie in der großen Halle der Caltess gewesen, er hatte nur vor Jahren einmal stundenlang zusammen mit den anderen Kindern aus Giljohns Käfig auf dem Gelände warten müssen. Der Kindersammler hatte jedoch nie die Absicht gehabt, ihn an Partnis Reeve zu verkaufen. Er hatte sein Marjalblut gewittert und ihn lieber für besseres Geld woandershin verkauft. Die große Halle hatte in jener längst vergangenen Nacht still und dunkel dagestanden, und während die Schatten dem Morgen wichen, hatte der junge Markus bibbernd die Arme um sich geschlungen und wäre nie auf die Idee gekommen, dass er eines Tages in ihrem Inneren stehen und Teil einer schwitzenden, schiebenden Masse sein würde, die nach Blut gierte.

Markus stand zwar zum ersten Mal vor den Ringen, doch von Denam hatte er bereits gehört. Trotz seiner jungen Jahre war er der Champion der Gerantenkämpfer und berühmt für seine Gnadenlosigkeit. An einem Abend mit offenem Ring hatte er oft nicht mehr zu tun, als das Meer mürrischer Gesichter finster anzustarren. Wenn er seinen Platz dann einem anderen Kämpfer überließ, weil niemand seine Herausforderung annehmen wollte, fand die Menge ihren Mut wieder.

»Milos aus Ren«, verkündete der Kampfmeister.

Milos hob bestätigend den Arm und ging in seine Ecke, um auf die Glocke zu warten.

In dem Gebrüll hörte Markus das Signal nicht, doch die beiden Männer näherten sich einander, Milos klein gegen Denam. Das Gerantvollblut behielt die Hände unten und überließ Milos den ersten Schlag. Es war wie der Hieb gegen einen Baumstamm. Denams Kopf ruckte leicht nach links. Milos drosch ihm beidhändig über die andere Gesichtshälfte, und Denams Kopf wurde nach rechts geworfen. Denam wandte den Blick wieder seinem Gegner zu und grinste mit blutigen Zähnen. Milos schien nicht zu begreifen. Er sah auf seine Fäuste hinab, als hätten sie ihren Dienst verweigert.

Denam fegte ihm die Arme beiseite und verpasste ihm eine Ohrfeige. Blutstropfen flogen Milos vom Mund weg, und er stolperte wie betrunken. Denam ergriff ihn mit beiden Pranken, eine um den Hals gekrallt, die andere um seinen Schenkel, und hob ihn vier Meter über die Bretter empor, bevor er ihn mit Macht nach unten warf, Gesicht voran.

Milos stand nicht wieder auf. Als sie ihn unter den Seilen hindurchzogen, eilte ein Lehrling herbei und streute Sand über die rote Schmierspur.

Markus glaubte nicht als Einziger, dass Denam für den Abend fertig war, doch der Strom der Menge deutete darauf hin, dass ein weiterer Herausforderer nach vorn kam. Der Neuankömmling tauchte aus der Menge auf und stieg auf das Podest. Von hinten sah Markus nur einen dunklen Umhang und schwarzes Haar. Dieser Herausforderer war sogar noch kleiner als Milos, kaum mehr als eins achtzig groß und deutlich leichter gebaut. Die Zuschauer dämpften vor Verblüffung die Stimmen.

»Hunska?«, kam ein Flüstern.

»Blödsinn!«, kam die Antwort.

Der Herausforderer war vielleicht kein Riese, dennoch waren Hunska nie so groß oder breitschultrig. Denam fixierte den Neuankömmling mit einem so mörderischen Starrblick, dass Markus’ Fluchtinstinkte erwachten. Als Empath war er es gewohnt, in den Strömungen fremder Emotionen zu schwimmen, doch der Zorn des Ringkämpfers floss schneller und tiefer als alles, was Markus je empfunden hatte, und drohte jeden Moment seine Sinne zu überwältigen.

Der Herausforderer duckte sich zwischen den Seilen hindurch.

»Betrunken«, spekulierte jemand.

Markus versuchte sich vorzustellen, wie betrunken jemand sein musste, um so einen Kampf für eine gute Idee zu halten. Sturzbetrunken wahrscheinlich. Nur hatten seine Bewegungen nichts Alkoholisiertes.

Auch das letzte Flüstern verstummte noch, als der Umhang des Herausforderers aus dem Ring flatterte. Die Frau trug wie die anderen Ringkämpferinnen nur ein weißes Lendentuch und um die Brust ein fest gewickeltes weißes Stoffband. Ihre blasse Haut stand in scharfem Kontrast zu Denams gerötetem Gesicht.

Der Kampfmeister näherte sich nicht, um den Namen der Herausforderin zu erfahren. Stattdessen hob er die Stimme: »Nona vom Konvent.«

Nona reckte als Antwort auf das Brüllen der Menge nicht den Arm, sondern drehte sich langsam um die eigene Achse, und als der Blick ihrer vollständig schwarzen Augen ihn streifte, wusste Markus, dass sie ihn gesehen hatte.

»Kämpft!«

Denam näherte sich langsam der Novizin, deckte Kehle und Augen mit den Fäusten, ein Fuß voran, um den Schritt zu schützen. Markus musterte Nona eindringlich und versuchte, in ihr etwas von dem jungen Mädchen wiederzufinden, das er damals in jenen Wochen in Giljohns Käfig kennengelernt hatte. Sie war zwei Jahre jünger als er, musste jetzt also ungefähr siebzehn sein, sah jedoch von Kopf bis Fuß nach Frau aus. Lange Gliedmaßen, schlank, athletisch gebaut, jeder Muskel zu einem harten Relief herausgemeißelt, der Bauch flach über den hervorstehenden Hüftknochen. Trotz aller Angst um sie konnte Markus nicht leugnen, dass sie seinen Blick auch aus Gründen fesselte, die sich für einen heiligen Bruder nicht gehörten.

Nona griff selbstbewusst und ohne Zögern an und hämmerte Denam fünf oder sechs Schläge unterhalb der Rippen in die linke Seite, schnell wie ein Specht, der auf einen Baum einhackte. Sie legte ihr ganzes Körpergewicht dahinter. Denam lachte nur und schwang eine Hand nach der Novizin. Sie wich ihm mit Leichtigkeit aus und landete drei oder vier weitere Hiebe an derselben Stelle.

So hart sie offensichtlich auch zuschlug, Markus konnte nicht sagen, woher sie ihre Hoffnung auf einen Sieg nahm. Die Muskeln lagen mehrere Fingerbreit dick um Denams Knochen, die vermutlich gebaut waren wie bei einem Zugpferd. Ebenso gut hätte sie versuchen können, einen Bären mit Boxhieben zu unterwerfen.

Denam ging in die Offensive, und obwohl er über Nonas Bemühungen zu lachen versuchte, war ihm sein Hass auf sie anzusehen. Nona wich nicht zurück. Die Menge hielt den Atem an. Denam holte mit einem Arm aus, der breiter schien als Markus’ Brust. Die Faust, mit der er nach Nona hieb, war so groß wie ihr Kopf.

Sie bekam den Schlag ins Gesicht, ihr Kopf flog nach rechts. Der nächste ließ ihren Kopf nach links fliegen. Markus konnte sich vorstellen, dass diese Fäuste einen Schädel zerschmetterten, Wangenknochen pulverisierten, ein Genick brachen …

Nona sah zu dem riesenhaften Kämpfer nach oben und lächelte ohne einen Tropfen Blut an den Zähnen. Denam wirkte fassungslos, die Menge brüllte vor Staunen. Magie? Aber Markus hatte keinen Zauber gespürt, nicht das leiseste Knistern. Er konnte es sich lediglich damit erklären, dass sie den Kopf mitbewegt und nur einen leichten Kontakt der Fäuste zugelassen hatte.

Wieder feuerte Nona binnen ein, zwei...

Erscheint lt. Verlag 24.6.2020
Reihe/Serie Waffenschwestern
Waffenschwestern
Übersetzer Frank Böhmert
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Anthony Ryan • Brent Weeks • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasybuch • Fantasy Erwachsene • Fantasy Roman • Fantasy Serie • Grimdark • Jay Kristoff • Joe Abercrombie • Kampfkunst • Kriegerin • Low Fantasy • Magie • Nevernight • Peter V. Brett • Sword & Sorcery • weibliche Heldin
ISBN-10 3-10-491172-X / 310491172X
ISBN-13 978-3-10-491172-4 / 9783104911724
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