Auris (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller. Nach einer Idee von Sebastian Fitzek

****

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2019 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45533-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Auris -  Vincent Kliesch
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Sie ist jung. Sie glaubt an die Wahrheit. Ein tödlicher Fehler? Rasant und ungewöhnlich: Thriller-Spannung aus der Zusammenarbeit zweier Bestseller-Autoren! Vincent Kliesch schrieb diesen Roman nach einer Idee von Sebastian Fitzek. Die kleinste Abweichung im Klang einer Stimme genügt dem berühmten forensischen Phonetiker Matthias Hegel, um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe bereits überführt werden. Hat der Berliner Forensiker nun selbst gelogen? Allzu freimütig scheint sein Geständnis, eine Obdachlose in einem heftigen Streit ermordet zu haben. Die True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge, darauf spezialisiert, unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren, will unbedingt die Wahrheit herausfinden. Doch als sie zu tief in Hegels Fall gräbt, bringt sie nicht nur sich selbst in größte Gefahr ... Der Start einer neuen Thriller-Reihe von Vincent Kliesch und Sebastian Fitzek - rund um die junge True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge und das faszinierende Thema forensische Phonetik.

Vincent Kliesch wurde in Berlin-Zehlendorf geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahre 2010 startete er mit dem Bestseller »Die Reinheit des Todes« seine erste erfolgreiche Thriller-Serie, weitere folgten. Die »Auris«-Reihe um den forensischen Phonetiker Matthias Hegel schreibt Vincent Kliesch nach einer Idee seines Freundes Sebastian Fitzek.

Vincent Kliesch wurde in Berlin-Zehlendorf geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahre 2010 startete er mit dem Bestseller »Die Reinheit des Todes« seine erste erfolgreiche Thriller-Serie, weitere folgten. Die »Auris«-Reihe um den forensischen Phonetiker Matthias Hegel schreibt Vincent Kliesch nach einer Idee seines Freundes Sebastian Fitzek.

1


Das Sonnenlicht fiel aus einem kinderbuchblauen Himmel auf die Ziegeldächer der Spandauer Neubausiedlung und ließ die Tragödie, die sich im Inneren des Einfamilienhauses abspielte, noch schrecklicher erscheinen.

Bei Regen, mitten in der Nacht und in Eiseskälte wäre es leichter zu ertragen, dachte Matthias Hegel beklommen, während er das Einsatzfahrzeug bestieg.

Man erwartete das Böse nicht am ersten warmen Tag des Jahres in Berlin, der an diesem Morgen wie ein wolkenloses Versprechen auf einen langen, glücklichen Sommer angebrochen war. Die kastaniengesäumte Einbahnstraße war für sorglos abgestellte Kinderfahrräder geschaffen, für verschiedenfarbige Tonnen der mülltrennenden Nachbarn, für Flugblätter an der Baumrinde, die den nächsten Gemeindeflohmarkt ankündigten. Nicht für einen Tross von Polizisten, Rettungssanitätern und Fotografen, die in Wartestellung hinter einem Absperrband der weiteren Ereignisse harrten. All das wirkte auf Hegel ebenso fehl am Platz wie das Foto eines lachenden kleinen Mädchens unter der Schlagzeile Sie wurde nur sieben Jahre alt.

Als Professor Hegel den Einsatzwagen betrat, hob die verhandlungsführende Psychologin ihren Blick von dem Laptop, auf dem sie alle relevanten Informationen aus ihrem kurz zuvor geführten Gespräch mit dem Geiselnehmer festgehalten hatte. Hegel erkannte, dass er irgendwann schon einmal mit ihr gearbeitet hatte, viel Eindruck konnte sie dabei jedoch nicht auf ihn gemacht haben. Immerhin konnte er sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern. Verlegen griff er sich an die Stirn, wobei er feststellte, dass sein zweiwöchentlicher Fünfzig-Euro-Haarschnitt wieder einmal fällig war.

»Also gut, was haben wir?«

Die Polizeipsychologin setzte ihr Headset ab und lächelte müde. Der Einsatz dauerte zwar erst zwei Stunden, doch wenn Kinder im Spiel waren, empfanden selbst hartgesottene Profis jede Minute wie eine Ewigkeit.

»Der Verdächtige ist männlich, Identität noch unbekannt. Er hat sich Zugang zum Haus verschafft und im hinteren Bereich des Wohnzimmers zwei Kinder als Geiseln in seine Gewalt gebracht. Lana ist acht, Jonas sechs Jahre alt.«

Der Spezialistin perlte Schweiß von der Stirn, obwohl die Klimaanlage den Einsatzwagen auf optimale Arbeitstemperatur gekühlt hatte.

»Die Kinder sind mit dem Geiselnehmer allein?«

»Ja!«

Hegel deutete auf einen der drei Überwachungsmonitore, die in dem fensterlosen Kastenwagen montiert waren. Dieser zeigte die rechte Zufahrt zu dem schmucklosen Fertigbau, den seine Eigentümer vermutlich noch zwanzig Jahre lang würden abbezahlen müssen. Als Hegel an der Limousine der Kriminalpolizei vorbeigekommen war, hatte er darin einen Mann auf der Rückbank gesehen, der mit starrem Blick eine weinende Frau im Arm gehalten hatte.

»Sind das die Eltern?«

»Ja, die Mutter war nur ganz kurz einkaufen. Brötchen und Saft fürs Frühstück. Sie hat die Kinder nicht mitgenommen, weil der Laden gleich um die Ecke liegt. Der Vater ist sofort nach unserem Anruf von der Arbeit gekommen. Die beiden können sich nicht erklären, wie der Mann ins Haus eingedrungen ist.«

»Stellt der Geiselnehmer Forderungen?«

Die Psychologin zuckte mit den Achseln.

»Bisher nicht, aber er ist bewaffnet.« Sie vergrößerte den Bildausschnitt auf dem mittleren Monitor. Der Vorgarten verschwand dabei aus dem Blickfeld, stattdessen rückten die gläsernen Schiebetüren näher ins Bild, die das Wohnzimmer von einer kleinen Terrasse trennten.

»Wie Sie sehen, sind die Lamellenvorhänge zugezogen. Aber vor vierundzwanzig Minuten hat der Mann sich kurz mit einem Messer in der Hand gezeigt, als er nach draußen geguckt hat.«

»Interessant.« Hegel schloss für einen Moment die Augen. »Können Sie eine Telefonverbindung zu ihm herstellen?«

»Leider nicht, aber wir haben eine Aufzeichnung.«

»Das ist gut. Sehr gut!«

Matthias Hegel war forensischer Phonetiker. Einer von gerade mal einer Handvoll Experten in ganz Deutschland, die sich auf akustische Beweisführung spezialisiert hatten. Die meisten seiner Kollegen bei der Kriminalpolizei versuchten, anhand von Fingerabdrücken, Speichelproben, Zeugenaussagen und am Tatort zurückgelassenen Stoff- oder Haarresten das Puzzle einer Tat zusammenzusetzen. Hegel hingegen hatte sich auf die akustische Spurensicherung spezialisiert. Auf die phonetische DNA, die jeden Täter unverwechselbar machte: Dialekte, Klangfarben, Stimmfrequenzen, Sprachfehler. Hegels nahezu fledermausartiges absolutes Gehör hatte ihm unter seinen Kollegen den Spitznamen Auris eingebracht, was von dem lateinischen Wort für Ohr abgeleitet war. Wobei es keiner von ihnen wagte, ihn in seiner Gegenwart so zu nennen. Immerhin, die Spaßvögel in der Personalabteilung des BKA hatten ihm tatsächlich einen Toyota Auris als Dienstwagen gestellt!

Doch das war Hegel egal. Denn er wusste, wenn dieser Einsatz hier erledigt war, würde er ihn ohnehin nie wieder fahren dürfen.

»Spielen Sie mir die Aufzeichnung bitte vor.«

Die Psychologin griff eilig nach der Maus, und nach einigem Scrollen und Klicken erklang schließlich eine Aufzeichnung.

»Hallo, hallo?«

Ein Junge, vermutlich Jonas, flüsterte in das Telefon. Er hatte den Notruf gewählt, nachdem er offenbar unbemerkt an den Hausapparat gekommen war. Falls er nicht sogar schon ein eigenes Handy besaß.

Zu Hegels Erleichterung hatte die Psychologin den Teilnehmer der Notrufzentrale bereits aus der Aufzeichnung herausgeschnitten.

»Sie müssen kommen. Bitte. Er, er … ich weiß nicht. Er ist böse.«

Schluchzen, schleimgefüllte Nasenlöcher, die die Mitten wegdrücken, eine Frequenzverengung aufgrund der Panik. Die pure Angst. Nichts Ungewöhnliches für einen Sechsjährigen in so einer Situation.

Doch das eigentlich Interessante, das, weswegen die Kollegen Hegel überhaupt erst zu diesem Einsatz gerufen hatten, erklang erst fünf Sekunden später. Wenn auch leider nur entfernt aus dem Hintergrund.

»Wooooo?«

Es war nur ein einziges Wort, mehr gegrölt als gelallt. Der erwachsene Mann klang betrunken und verängstigt. Mehr konnte Hegel zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, doch schon bald darauf vernahm er weitere, höchst interessante phonetische Informationen. Der Geiselnehmer trat näher und schien dem Jungen das Telefon aus der Hand zu winden. Es kratzte und zerrte in der Leitung, dann sagte er:

»Wo hasscht du disch verschteckt?« Das Weinen des Jungen klang jetzt nur noch im Hintergrund. Der Unbekannte hingegen nuschelte weiterhin mit stark belegter Stimme: »Wie schafft ihr dasch … ihr Monschter?«

Dann knackste es in der Leitung, und das Gespräch riss ab. Hegel sah die Psychologin an.

»Das ist alles?«

»Ja, das ist alles!«, erklang eine feste Männerstimme.

Hegel wandte sich um. Hans Struck, der Leiter des Einsatzes, hatte sich in voller Montur in den Wagen gezwängt. Er war es auch gewesen, der Hegel zum Tatort bestellt hatte. Hegel hatte es zwar gehört, dass Struck die Tür hinter ihm geöffnet hatte, diese unbrauchbare akustische Information aber sogleich ausgeblendet, um sich nur auf die Stimme des Täters konzentrieren zu können. Er würdigte den Einsatzleiter keines Wortes. Stattdessen wandte er sich an die Psychologin:

»Können Sie die Aufnahme bitte noch einmal abspielen?«

Jetzt setzte Hegel sich Kopfhörer auf und schloss die Augen.

»Und, was denken Sie?« Die Kollegin sah ihn mit großen Augen an, nachdem er sich das Audiofile ein zweites Mal angehört hatte.

»Wir sollten stürmen!« Struck hatte Hegel keine Gelegenheit gelassen, die Frage zu beantworten. Er legte seine rechte Hand auf den Gürtel mit den Blendgranaten daran.

Ohne die Aufschrift POLIZEI auf dem Rücken würden er und seine Leute in ihrer pechschwarzen Einsatzkleidung auch als Bankräuber durchgehen, dachte Hegel.

»Das kann ich mir vorstellen«, murmelte er eher zu sich selbst, während er die Kopfhörer wieder abnahm. »Wie heißt es so schön? Wenn man als einziges Werkzeug einen Hammer besitzt, wird jedes Problem zu einem Nagel.«

»Bitte?« Struck stemmte die Hände in die Hüfte, während er Hegel mit festem Blick ansah.

Seine Leute waren auf Einsätze wie diesen jahrelang trainiert worden, und sie gierten geradezu danach, ihre hart erarbeiteten Fähigkeiten und ihre körperliche Überlegenheit endlich einmal im Einsatz demonstrieren zu können. Im Grunde war daran auch nichts auszusetzen, schließlich ging es hier darum, zwei Kinder aus der Gewalt eines bewaffneten Geiselnehmers zu befreien. Doch Hegel hatte bereits einen besseren Plan gefasst.

»Erwarten die Eltern einen Handwerker?«

Die Psychologin sah Hegel verwundert an und presste dabei die Lippen aufeinander. Sie griff zu ihrem Handy, tätigte einen kurzen Anruf und schüttelte dann den Kopf.

»Nein. Kein Handwerker, kein Besuch. Warum fragen Sie?«

»Es ist die Lunge des Täters.« Hegel erntete ratlose Blicke. »Sie ist angegriffen. Haben Sie das Rasseln nicht gehört?«

»Wen interessiert seine verdammte Lunge?« Struck atmete schneller. Er war nicht daran gewöhnt, ignoriert zu werden. »Dieser Nuschelheini ist komplett irre. Quatscht von Monstern. Der ist nicht berechenbar! Jede Sekunde, die wir abwarten, könnte er den Kindern etwas antun.«

»Schon möglich.« Hegel griff zu seinem Handy und startete eine Google-Anfrage. Dazu gab er die Adresse und das aktuelle Datum in das Suchfeld ein. »Unser Täter ist etwa einen Meter siebzig groß, maximal eins fünfundsiebzig«, sagte er, ohne von seinem Smartphone...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2019
Reihe/Serie Ein Jula und Hegel-Thriller
Ein Jula und Hegel-Thriller
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte absolutes Gehör • akustischer Profiler • Deutscher Thriller • deutsche Spannung • Ermittlerin • Ermittler-Thriller • Fitzek Bücher • Forensik • forensischer Phonetiker • Forensischer Thriller • Geständnis • Julia Ansorge • Justizirrtum • Matthias Hegel • Mord • Mordfall • Obdachlose • Podcasterin • Profiler Thriller • Sebastian Fitzek • Sebastian Fitzek Bestseller • spannender Thriller • Thriller Action • Thriller Berlin • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • Thriller Neuerscheinungen 2019 • thriller reihe • Thriller-Reihe • Thriller-Serie • Unschuldig • unschuldig verurteilt • Vergewaltigung • Vincent Kliesch
ISBN-10 3-426-45533-1 / 3426455331
ISBN-13 978-3-426-45533-3 / 9783426455333
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