Nightflyers - Die Dunkelheit zwischen den Sternen (eBook)
208 Seiten
Penhaligon Verlag
978-3-641-24300-5 (ISBN)
Melantha Jhirl ist eine Kämpferin, und sie soll acht Wissenschaftler auf einer gewagten Expedition beschützen. An Bord des Raumschiffs Nightflyer brechen sie auf, um die rätselhafte Rasse der Volcryn zu erforschen. Doch sie sind nicht allein an Bord! Als der Telepath des Teams eine seltsame Präsenz an Bord spürt, ist es bereits zu spät. Das Wesen ermordet Malantha Jhirls Schützlinge. Sie ist die einzige, die es aufhalten kann - doch dafür muss sie selbst am Leben bleiben ...
Mit fünfzehn Illustrationen des mehrfach ausgezeichneten Illustators David Palumbo.
George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos »Das Lied von Eis und Feuer« wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie »Game of Thrones« verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster »House of the Dragon«, welcher auf dem Werk »Feuer und Blut« basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.
Royd Eris beobachtete sie alle, er studierte sie, lebte mit ihnen und durch sie. Nicht einmal die, die ihn am meisten abstießen, vernachlässigte er. Aber nach den ersten zwei Wochen, seit sich die Nightflyer im mächtigen Dahinströmen des interstellaren Flugs verloren hatte, widmete er sich zweien seiner Gäste mit besonderer Aufmerksamkeit.
»Vor allem interessiert mich das Warum«, erklärte ihm Karoly d’Branin in der zweiten Woche in einer Pseudonacht.
Royds durchscheinender Geist saß dicht neben d’Branin im gedämpften Licht des Aufenthaltsraums, er sah ihm dabei zu, wie er heiße Zartbitterschokolade trank. Alle anderen schliefen. Auf einem Sternenschiff haben Begriffe wie Tag und Nacht keine Bedeutung, aber die Nightflyer simulierte die gewohnten Zyklen, und die meisten Passagiere richteten sich danach. Der gute alte d’Branin, Administrator, Allround-Talent und Missionsleiter, richtete sich nach seinem eigenen Rhythmus, zog die Arbeit dem Schlaf vor und ließ keine Gelegenheit ungenutzt, über seine größte Leidenschaft zu sprechen: seine Jagd auf die Volcryn.
»Das Ob ist ebenso wichtig wie das Warum, Karoly«, gab Royd zu bedenken. »Wie können Sie sicher sein, dass Ihre Volcryn wirklich existieren?«
»Ich bin sicher«, erwiderte Karoly d’Branin und zwinkerte ihm zu. Er war klein und drahtig, das eisengraue Haar stets sorgfältig frisiert, die Kleidung peinlich sauber, aber seine raumgreifenden Gesten und die Überschwänglichkeit standen in scharfem Kontrast zu diesem seriösen Erscheinungsbild. »Das reicht mir. Wenn alle anderen ebenso überzeugt wären wie ich, wären wir jetzt mit einer ganzen Flotte Forschungsschiffe unterwegs statt mit Ihrer kleinen Nightflyer.« Er nippte an der heißen Schokolade und seufzte zufrieden. »Kennen Sie die Nor T’alush, Royd?«
Der Name war ihm unbekannt, aber seine Datenbanken lieferten ihm schnell Antwort. »Eine fremde Rasse am anderen Ende der Galaxis, noch hinter den Welten der Fyndii und der Damoosh. Möglicherweise nur eine Legende.«
D’Branin kicherte. »Nein, nein, nein! Ihre Datenbanken sind nicht auf dem neuesten Stand, mein Bester, Sie müssen sie bei Ihrem nächsten Besuch auf Avalon dringend aktualisieren. Nein, die Nor T’alush sind keine Legende, es gibt sie wirklich, wenngleich sie in der Tat sehr weit entfernt leben. Es existieren kaum Informationen über sie, aber es kann als gesichert gelten, dass es sie gibt, auch wenn Sie und ich wohl nie einem von ihnen begegnen werden. Mit ihnen hat alles angefangen.«
»Erzählen Sie mir mehr«, bat ihn Royd. »Ihre Arbeit interessiert mich sehr, Karoly.«
»Ich habe damals einen Datensatz in die Datenbanken der Akademie eingespeist, der nach einer Reise von zwanzig Standardjahren von Dam Tullian aus eintraf. Ein Teil dieser Daten betraf die Gebräuche der Nor T’alush. Ich habe keine Ahnung, wie lange es gedauert haben mag, bis diese Informationen Dam Tullian erreicht haben, und woher sie überhaupt stammten, aber das spielt keine Rolle – Gebräuche sind zeitlos, und das Material war höchst aufschlussreich. Wussten Sie, dass ich mein erstes Universitätsexamen in Xenomythologie gemacht habe?«
»Nein, das war mir nicht bekannt. Bitte, fahren Sie fort.«
»Ich fand die Geschichte über die Volcryn in den Mythen der Nor T’alush. Sie flößte mir Ehrfurcht ein: intelligente Kreaturen, die von einem geheimnisvollen Punkt mitten im Herzen der Galaxis aufbrechen und sich stetig weiter auf ihren Rand zubewegen, bis sie irgendwann in den intergalaktischen Raum vordringen. Auf dieser Reise verlassen sie niemals den interstellaren Raum, landen auf keinem Planeten, kommen nicht ein einziges Mal näher als ein Lichtjahr an eine Sonne heran.« D’Branins graue Augen funkelten, und beim Sprechen breitete er hingerissen die Arme aus, als wollte er die gesamte Galaxis umfassen. »Und all das ohne interstellaren Antrieb, Royd, und darin liegt das eigentliche Wunder dieser Geschichte! Sie reisen in Schiffen, die nur einen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit erreichen! Dieser Umstand ist es, der mich so in seinen Bann schlägt. Wie sehr müssen sich meine Volcryn von uns unterscheiden – weise und geduldig, langlebig und mit dem Fokus auf weite Zeiträume, nicht verzehrt von dieser schrecklichen Eile wie geringere Völker. Stellen Sie sich nur vor, wie alt diese Volcryn-Schiffe sein müssen!«
»Alt«, stimmte Royd zu. »Karoly, Sie sprachen von Schiffen. Mehr als eins?«
»O ja«, sagte d’Branin. »Den Mythen der Nor T’alush zufolge tauchten zuerst nur ein oder zwei auf, an den äußersten Grenzen ihres Handelsraums, aber ihnen folgten weitere. Hunderte, jedes davon allein, ohne Begleitung, immer weiter hinaus, immer weiter. Sie alle flogen in die gleiche Richtung. Fünfzehntausend Standardjahre lang zogen sie an den Nor T’alush vorüber, und dann waren sie fort. Der Mythos besagt, das letzte Volcryn-Schiff sei vor dreitausend Jahren verschwunden.«
»Vor achtzehntausend Jahren also«, rechnete Royd zusammen. »Gibt es die Nor T’alush denn schon so lange?«
»Zumindest reisen sie nicht schon so lange durchs All, nein«, antwortete d’Branin lächelnd. »Ihrer eigenen Geschichtsschreibung zufolge existiert die Kultur der Nor T’alush seit etwa der Hälfte dieser Zeit. Das hat mir eine Weile sehr zu schaffen gemacht. Es schien, als würde dieser Umstand die Geschichte der Volcryn eindeutig ins Reich der Legenden verweisen. Eine wunderbare Legende, sicherlich, aber eben nicht mehr.
Letztlich hat es mir aber keine Ruhe gelassen. Wann immer ich Zeit dafür fand, habe ich meine Nachforschungen fortgesetzt und die Informationen mit anderen fremden Kosmologien abgeglichen, um herauszufinden, ob dieser ganz bestimmte Mythos auch bei anderen Rassen auftaucht, nicht nur bei den Nor T’alush. Ich habe gehofft, aus solchen Berichten Rückschlüsse ziehen zu können, es kam mir vielversprechend vor.
Die Ergebnisse meiner Suche verblüfften mich. Bei den Hranganern oder den von ihnen versklavten Rassen fand ich nichts, aber das ist naheliegend, denn die Hranganer befinden sich außerhalb des von Menschen bewohnten Bereichs der Galaxis, und um sie zu erreichen, hätten die Volcryn diesen Bereich erst einmal durchqueren müssen. Aber als ich dann innerhalb des menschlichen Siedlungsbereichs nachforschte, fand ich überall Hinweise.« D’Branin beugte sich vor. »Ah, Royd, die Geschichten, die Geschichten!«
»Erzählen Sie sie mir«, bat Royd.
»Die Fyndii nennen sie iy-wivii, was übersetzt etwa so viel heißt wie freie Horde oder auch dunkle Horde. Jede Fyndii-Horde erzählt die gleiche Geschichte, nur die Geistesstummen glauben nicht daran. Die Schiffe sollen unermesslich riesig sein, weit größer als alles, was in ihrer oder unserer Geschichtsschreibung jemals bezeugt wurde. Es heißt, es seien Kriegsschiffe. Es wird von einer verschollenen Fyndii-Horde berichtet, dreihundert Schiffe unter rala-fyn, die bei einer Begegnung mit einem Schiff der iy-wivii sämtlich zerstört wurden. Das trug sich vor vielen Tausend Jahren zu, deshalb sind die Einzelheiten natürlich verloren gegangen.
Die Damoosh erzählen etwas anderes, aber sie betrachten es nicht als Geschichte, sondern als unzweifelhafte Wahrheit – und die Damoosh sind bekanntlich die älteste Rasse, der wir bisher überhaupt begegnet sind. Meine Volcryn heißen bei ihnen die aus der Leere. Wunderbare Geschichten, Royd, wunderbar! Schiffe wie große, düstere Städte, lautlos, stumm, die einem langsameren Rhythmus folgen als das restliche Universum. Den Legenden der Damoosh zufolge sind die Volcryn Flüchtlinge eines unvorstellbaren Kriegs tief im Herzen der Galaxis, der sich zu Anbeginn aller Zeiten ereignete. Sie ließen die Welten und Sterne zurück, die sie hervorgebracht hatten, und suchten in der Leere dazwischen nach wahrem Frieden.
Bei den Gethsoiden von Aath findet sich eine ähnliche Geschichte, aber laut ihrer Legende löschte jener Krieg alles Leben in unserer Galaxis aus, und die Volcryn sind eine Art Götter, die auf den Welten, an denen sie vorüberkommen, neues Leben säen. Andere Rassen betrachten sie als göttliche Boten oder auch als Schatten, die aus der Hölle geflohen sind und uns alle vor unaussprechlichen Schrecken warnen, die bald aus dem Innersten der Galaxis hervorbrechen werden.«
»Ihre Geschichten sind widersprüchlich, Karoly.«
»Ja, ja, das sind sie natürlich, aber sie alle stimmen in den Kernpunkten überein – die Volcryn befinden sich auf dem Weg aus dieser Galaxis hinaus, treiben weit unter Lichtgeschwindigkeit in ihren uralten, unzerstörbaren Schiffen an der vergänglichen Pracht unserer kurzlebigen Reiche vorbei. Darum geht es, um nichts anderes! Der Rest ist Firlefanz, Ausschmückung; bald werden wir wissen, was davon stimmt. Ich habe auch die spärlichen Daten über Völker mit einbezogen, deren Existenz nicht als gesichert gilt, deren Heimatwelten in noch weiterer Ferne liegen als die der Nor T’alush – Zivilisationen und Völker, die ihrerseits als legendär gelten –, und wo immer ich etwas fand, fand ich auch stets die Volcryn-Geschichte.«
»Die Legende der Legenden«, bemerkte Royd. Der breite Mund der Projektion verzog sich zu einem Lächeln.
»Ganz genau«, stimmte d’Branin zu. »An diesem Punkt meiner Forschungen bat ich Experten hinzu, Spezialisten vom Institut für Forschung über...
Erscheint lt. Verlag | 17.12.2018 |
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Übersetzer | Maike Hallmann |
Zusatzinfo | 15 s/w Illustrationen |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Nightflyers |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Aliens • das lied von eis und feuer • eBooks • Fantasy • Game of Thrones • High Fantasy • Horror • Netflix • Science Fiction • SciFi • Serie • SF • Telepath |
ISBN-10 | 3-641-24300-9 / 3641243009 |
ISBN-13 | 978-3-641-24300-5 / 9783641243005 |
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