Far Cry 5: Vergebung (eBook)

Die Vorgeschichte zum Videogame

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
320 Seiten
Panini (Verlag)
978-3-7367-9986-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Far Cry 5: Vergebung -  Urban Waite
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Panini präsentiert den offiziellen Roman zum Spiel, der die Vorgeschichte zu den Geschehnissen in Far Cry 5 porträtiert und damit zur idealen Einstimmung und Vorbereitung für das Spiele-Highlight des Jahres wird.

 

Der Sheriff kam herein, setzte sich auf seinen Stuhl, nahm den Hut ab, legte die Beine hoch und sah sie über den Schreibtisch hinweg an. „Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte er.

„Sie wissen, was das zu bedeuten hat“, entgegnete Mary May. „Ich will bloß wissen, was Sie deswegen zu unternehmen gedenken.“

Der Sheriff fummelte an seinem Hutband herum, pflückte dann etwas von der Krempe und schnippte es fort. Früher hatte er sich als Bullenreiter verdingt. Mary May konnte sich an ihn erinnern, und daran, dass ihr Daddy und ihre Mama sie und ihren Bruder Drew mitgenommen hatten, um diesen Mann reiten zu sehen, als sie noch ein Mädchen gewesen war. Damals war er schmächtig und jung, und sie stand am Rande des Gatters und verfolgte, wie der Mann aus dem Verschlag kam, und sie hatten ihn angefeuert, oben zu bleiben, und zugesehen, wie er in die Mitte der Arena geprescht war, während die Erde unter den Hufen des Bullen hervorspritzte und der Mann auf dem Rücken des Tieres auf und ab hüpfte und alle Mühe hatte, sich festzuhalten. In diesem Moment hatte er vollkommen furchtlos gewirkt. Seinerzeit kam er ihr wie so eine Art Held vor. Jetzt hingegen gemahnte er sie an alles andere als das.

Er warf den Hut auf den Tisch, nahm dann seine Füße von der Platte und schaute ihr geradewegs in die Augen. „Kacke, Mary May, du weißt so gut wie ich, dass ich nicht das Geringste deswegen unternehmen kann. Du weißt, dass das Ganze bloß ein Unfall war, und selbst, wenn nicht, gäbe es gottverdammt noch mal nichts, das ich tun könnte.“

„Ein Unfall? Daddy ist da raus, um Drew zurückzuholen. Er hat über vierzig Jahre lang als Trucker gearbeitet, ohne dass er sich dabei auch nur einen Kratzer geholt hätte, weder an seinem Bock noch an denen der Leute, die ihn angeheuert haben. Und jetzt kommen Sie daher und bezeichnen die Sache als ‚Unfall‘?“

„Dein Verlust tut mir aufrichtig leid, aber ich kann nichts für dich tun.“

Sie sah ihn an, wie er dort saß, und tatsächlich konnte sie das ehrliche Mitgefühl in seinen Augen sehen, und irgendwie tat er ihr leid, weil sie wusste, dass das, was er da sagte, die Wahrheit war. „Denken Sie, die werden den Bogen jemals überspannen? Denken Sie, dass die Sie jemals so weit in die Enge drängen werden, dass Ihnen am Ende gar keine andere Wahl bleibt, als zu handeln?“

„Worüber genau reden wir hier gerade?“

Sie schenkte ihm ein Lächeln. Sie ließ ihren Blick durch das Büro und dann zurück zu seinem Schreibtisch schweifen, zu dem Hut, der auf dem Holz zwischen ihnen lag. Sie würde diesen Herbst dreißig Jahre alt werden. Sie hatte praktisch alles verloren, das ihr lieb und teuer war, und das, wie es schien, von einem Tag zum anderen. Das Einzige, das ihr geblieben war, waren die Bar und dieser Zorn, der in ihr wuchs und wuchs und wuchs. Jetzt sah sie den Sheriff an und erklärte: „Drew ist immer noch da draußen. Ich habe vor, ihn zurückzuholen, oder ihm zumindest zu sagen, dass unser Daddy tot ist. Darüber reden wir hier.“ Sie stieß sich von dem Tisch nach hinten zurück und stand auf. Sie trug ein T-Shirt und Jeans. Ihr schulterlanges braunes Haar war hinter ihrem Kopf zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie konnte das gefährliche Pulsieren des Blutes fühlen, das eine Ader an ihrem Hals puckern ließ, doch es war ihr unmöglich, etwas dagegen zu tun.

„Ich war draußen, einmal“, sagte er; seine Worte ließen sie abrupt innehalten, nachdem sie sich bereits abgewandt hatte und zur Bürotür hinübergegangen war.

Ihre Hand lag auf dem metallenen Türknauf, und in dem Glas darüber, das das Fenster mit den schablonierten Buchstaben hinter ihr zeigte, konnte sie sehen, dass er nun ebenfalls stand und sie nicht aus den Augen ließ.

„Ich war eingeladen. Sie baten mich, vorbeizukommen und an einem ihrer Gottesdienste teilzunehmen.“

Sie drehte sich um und starrte ihn an. Sie wartete.

Er kam einige Schritte auf sie zu, um den Tisch herum, begegnete ihrem Blick einen Moment lang und wandte ihn dann ab. Als er ihr wieder in die Augen schaute, sagte er: „Wir haben Katastrophenjunkies, wir haben Endzeitfanatiker, wir haben ganze Familien, die in Hütten oben in den Hügeln hausen. Ohne Strom. Ohne fließend Wasser. Oma und die Urgroßenkel schlafen zu dritt auf einer Pritsche, während Mami und Papi für weiteren Nachwuchs sorgen. Wir haben Nutten mit Knarren. Wir haben Bunker und befestigte Anlagen. Wir haben Freidenker, Anarchisten, Nihilisten, Demokraten und Gott weiß was noch für Geschmeiß, aber ich sage dir, das, was ich dort oben in Eden’s Gate erlebt habe … Ihre Überzeugungen, die gottverdammte Macht, die sie den Worten des Vaters beimessen … Das war richtiggehend ansteckend und ging mir gehörig unter die Haut. Das sind wahre Gläubige, verstehst du? Jeder Einzelne von denen. Und das hat nichts damit zu tun, dass man nichts Schlechtes über sie sagen oder ihren Glauben infrage stellen sollte. Doch ich sage dir, das alles hat mir mehr Angst eingejagt als alles andere, das ich in diesem Leben schon gesehen habe, und ich kann nicht das Mindeste deswegen unternehmen, denn wie du wohl weißt, ist alles, was dort passiert, vollkommen legal.“

„Haben Sie diese Ansprache einstudiert?“, fragte Mary May.

„Jedenfalls rede ich mir das alles jeden Abend vor dem Zubettgehen genau so ein.“

Sie sah ihn noch einen Augenblick länger an, ehe sie sich umdrehte und die Tür öffnete. Als sie über die Schulter zurückschaute, stellte sie fest, dass er sie ernst fixierte. „Er ist mein Bruder“, sagte sie. „Er ist alles, was ich noch habe.“

Mary May war halb den Berg hinauf, als sie den weißen Kirchen-Wagen in ihrem Rückspiegel auftauchen sah. Der Wagen folgte ihr bereits seit fünf Meilen. Bei jeder Kurve, die die Straße beschrieb, behielt sie ihn im Auge und wartete und beobachtete die fernen Bäume und die Biegung des Asphalts, dort, wo die Straße verschwand, doch das Auto blieb ihr unbeirrt auf den Fersen. Jedes Mal tauchte er wieder aus der Kurve auf und folgte ihr weiter, als seien die beiden Fahrzeuge – ihr roter Ford-Pickup und der weiße Kirchen-Wagen, ebenfalls ein Pickup – durch ein unsichtbares Seil miteinander verbunden, sodass sie die Kirchenkarre hinter sich herzog.

Sie fuhr noch eine Meile weiter, ehe sie schließlich an den Straßenrand fuhr, die alte, verchromte .38er ihres Vaters hervorholte und sie vor sich aufs Armaturenbrett legte. Hätte es jemanden gegeben, den sie hätte anrufen können, hätte sie es jetzt getan, doch abgesehen davon, dass der Handyempfang hier in Hope County absolut bescheiden war, gab es ohnehin niemanden, den sie benachrichtigen konnte, darum schaute sie stattdessen hoch in den Rückspiegel und wartete darauf, dass der weiße Pickup hinter der letzten Kurve hervorkam.

Als der Wagen schließlich hinter ihr auf den Schotter des Seitenstreifens bog, beobachtete sie ihn nervös im Seitenspiegel, während sie dort saß und wartete und immer wieder zu der .38er auf dem Armaturenbrett hinschaute, auch wenn sie keine Anstalten machte, die Waffe zu ergreifen. Sie erkannte den Mann auf dem Fahrersitz des anderen Wagens und wusste, dass sein Name John Seed war. Sie kannte ihn bereits ihr halbes Leben lang, und obwohl es einst eine Zeit gab, in der sie ihn lediglich als ein weiteres menschliches Wesen betrachtet hatte, das auf dieser Welt lebte, war er das nicht mehr. Jetzt war er eine Gefahr für sie, genauso wie für jeden anderen, der ihm in die Quere zu kommen drohte. Er und seine Brüder waren diejenigen, die Eden’s Gate leiteten, und wenn überhaupt jemand wusste, was ihrem Vater zugestoßen war oder wo sie ihren Bruder finden konnte, dann war das John Seed.

Sie verfolgte, wie er die Fahrertür aufstieß und ausstieg. Er war zehn Jahre älter als sie und etwas über einen Meter achtzig groß, mit braunem Haar und einem Vollbart, der die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Im Spiegel sah sie, dass er den Blick auf sie gerichtet hielt, ehe er in den Innenraum des Pickups langte und etwas aus der Fahrerkabine hervorholte. Mary May glaubte, es könne sich um eine Waffe handeln, doch sie konnte sich dessen nicht sicher sein, deshalb beobachtete sie angespannt, wie er die Rückseite seines Hemdes hochschob und das, was immer er in der Hand hielt, unter dem Stoff verbarg. Als er zu ihr herüberkam, hatte sie ihr Fenster bereits einen Spaltbreit geöffnet und schaute erwartungsvoll zu ihm auf.

„Hast du Angst?“, fragte John.

Sie sah ihn an. „Sollte ich das haben?“

Er stand einige Sekunden lang da, ehe er die Hand ausstreckte und mit den Fingern über die Oberseite der Fensterscheibe strich, sodass seine Fingerspitzen ins Innere ragten. „Hast du eine Genehmigung für dieses Ding?“, fragte er, den Blick jetzt auf die Waffe auf dem Armaturenbrett gerichtet; seine Fingerkuppen verweilten noch einen Moment länger oben auf dem Fenster, bevor er sie zurückzog.

Ihre Augen glitten zu der Waffe und dann wieder zu John, der einen Schritt zurückgewichen war und jetzt schräg neben ihrem Pickup stand, vielleicht, weil er argwöhnte, dass sie die Bleispritze benutzen würde. „Die hat Daddy gehört“, sagte sie.

Sie verfolgte, wie er sie musterte und dann zur Seite schaute. Er schien darüber nachzugrübeln, was die richtige Erwiderung darauf war. „Es tat mir leid, das von ihm zu hören“, entgegnete John schließlich, und irgendwie fand sie, dass das, naja, fast menschlich klang.

Sie begegnete seinem Blick und erklärte: „Er war gerade auf dem Weg hier raus, um Drew zu holen, als es passiert ist.“

„Ist das...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2018
Reihe/Serie Assassin's Creed
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Far Cry • Hope County • Ubisoft • Videogame-Roman • Videospiel-Roman • Vorgeschichte
ISBN-10 3-7367-9986-1 / 3736799861
ISBN-13 978-3-7367-9986-8 / 9783736799868
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