Ein tragisches Geheimnis -  Julian Hawthorne

Ein tragisches Geheimnis (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

Jürgen Schulze (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
219 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-395-6 (ISBN)
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Ein früher Meisterkrimi um den New Yorker Inspektor Byrnes. Inspektor Byrnes muss ein tragisches Geheimnis klären. Der New Yorker Ladenbesitzer Hanier wird ermordet aufgefunden. Doch die Tat scheint sinnlos, nichts wurde gestohlen. Alles deutet auf eine anderes, privateres Motiv als Raubmord. Null Papier Verlag

Julian Hawthorne (22.06.1846-21. Juli 1934) war ein amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Sohn des Schriftstellers Nathaniel Hawthorne und der Schriftstellerin Sophia Peabody. Er schrieb zahlreiche Gedichte, Romane, Kurzgeschichten, Krimis, Essays, Reisebücher, Biografien und Novellen. Als Journalist berichtete er für das New York Journal u.a. über den Spanisch-Amerikanischen Krieg.

Julian Hawthorne (22.06.1846–21. Juli 1934) war ein amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Sohn des Schriftstellers Nathaniel Hawthorne und der Schriftstellerin Sophia Peabody. Er schrieb zahlreiche Gedichte, Romane, Kurzgeschichten, Krimis, Essays, Reisebücher, Biografien und Novellen. Als Journalist berichtete er für das New York Journal u.a. über den Spanisch-Amerikanischen Krieg.

Erstes Kapitel. – Dunkelheit
Zweites Kapitel. – Mord!
Drittes Kapitel. – Im Zimmer des Inspektors
Viertes Kapitel. – Irrlichter
Fünftes Kapitel. – Das silberne Cigarettenetui
Sechstes Kapitel. – Eine Nachteule
Siebentes Kapitel. – Von Sinnen?
Achtes Kapitel. – Die Barbierstube
Neuntes Kapitel. – Ein häuslicher Sturm
Zehntes Kapitel. – Die Geheimschrift
Elftes Kapitel. – In Gooleys Schenke
Zwölftes Kapitel. – Maskenball
Dreizehntes Kapitel. – Kreuzverhör
Vierzehntes Kapitel. – Oberst Desmond
Fünfzehntes Kapitel. – Schatten
Sechzehntes Kapitel. – Eine Vertraute
Siebzehntes Kapitel. – Enthüllungen
Achtzehntes Kapitel. – Verhaftet
Neunzehntes Kapitel. – Das Geständnis

Erstes Kapitel. – Dunkelheit


Um das Jahr 1881 be­gann sich das Wes­ten­de der 26. Stra­ße von New York jen­seits der sechs­ten Ave­nue aus­zu­deh­nen und sich gleich­zei­tig, wie man es zu nen­nen be­liebt, zu »ver­schö­nern«. Die al­ten Häu­ser mach­ten neu­en Platz. An die Stel­le der un­re­gel­mä­ßi­gen Bau­art frü­he­rer Jahr­zehn­te trat die stren­ge Ein­för­mig­keit, wel­che die heu­ti­ge Archi­tek­tur ver­langt.

Wer mit den bau­li­chen Ein­rich­tun­gen der größ­ten Stadt Ame­ri­kas ver­traut ist, kann sich leicht vor­stel­len, dass sol­che so­ge­nann­ten Ver­schö­ne­run­gen dem äs­the­ti­schen Sinn we­nig Be­frie­di­gung bie­ten. Wie wün­schens­wert, ja not­wen­dig die Ver­bes­se­run­gen sein mö­gen, durch wel­che, ge­nau nach Win­kel­maß und Li­ne­al auf­ge­rich­tet, gleich­ar­ti­ge Ge­bäu­de und ge­ra­de Häu­ser­rei­hen ent­ste­hen – die Städ­te er­schei­nen uns doch weit ma­le­ri­scher im Ver­fall, und un­se­re Vor­lie­be für un­ter­bro­che­ne und ge­bo­ge­ne Li­ni­en, für Häu­ser, die sich so­zu­sa­gen den Ei­gen­hei­ten und Selt­sam­kei­ten ih­rer Be­woh­ner an­pas­sen – ist eine echt mensch­li­che Schwä­che. Ei­nen ganz un­er­freu­li­chen An­blick aber ge­währt es, wenn solch ein al­tes Ge­bäu­de zwi­schen den großen ein­för­mi­gen Vier­e­cken von Back­stein und Mör­tel ein­ge­zwängt ist. Man denkt da­bei un­will­kür­lich dar­an, was uns in der Zu­kunft be­vor­steht, wenn das Gleich­heits­prin­zip zur vol­len Herr­schaft ge­lan­gen wird, und Häu­ser so­wohl als Men­schen ein­an­der so ähn­lich sind wie ein Ei dem an­de­ren. Je­der wird dann das Ver­gnü­gen ha­ben, auf der Stra­ße nur Eben­bil­dern von sei­nem ei­ge­nen teu­ern, lang­wei­li­gen und un­be­deu­ten­den Ich zu be­geg­nen.

In dem äl­tes­ten und ohne Fra­ge dem un­mo­d­erns­ten von al­len Häu­sern im Wes­ten­de der 26. Stra­ße be­fand sich eine fran­zö­si­sche Wein­hand­lung. Die Fran­zo­sen, die doch in der Mode und al­len Neue­run­gen den Ton an­ge­ben wol­len, hän­gen in Wahr­heit un­ter den Völ­kern Eu­ro­pas fast am zä­he­s­ten an ih­ren na­tio­na­len Ei­gen­hei­ten. Über­all tra­gen sie ihr Frank­reich mit sich und die fran­zö­si­schen Ein­wan­de­rer ver­schmel­zen sich eben­so schwer mit der üb­ri­gen Be­völ­ke­rung als die Chi­ne­sen. Was sie be­rüh­ren, er­hält einen gal­li­schen An­strich und Bei­ge­schmack. Selbst wenn sie ih­rer Be­wun­de­rung für un­se­re so­zia­len Zu­stän­de Luft ma­chen, hört man den Pa­ri­ser Ak­zent durch: ihre li­ber­té ist to­tal ver­schie­den von ame­ri­ka­ni­scher Frei­heit. – Wie dem auch sei, so bil­den sie doch einen sehr acht­ba­ren Teil un­se­rer nicht ein­ge­bo­re­nen Bür­ger­schaft, füh­ren ein ge­re­gel­tes, fried­li­ches Le­ben, er­wer­ben ih­ren red­li­chen Un­ter­halt und brin­gen sich sel­ten in Un­ge­le­gen­hei­ten, we­der in ih­ren häus­li­chen noch in ih­ren öf­fent­li­chen Be­zie­hun­gen. Sich sel­ber spre­chen zu hö­ren – na­tür­lich ihre ei­ge­ne Spra­che – und in ih­rer klei­nen Welt sich eine Art Ab­bild der hei­mi­schen Bou­le­vards und Kaf­fee­häu­ser zu ver­schaf­fen, ist ihr höchs­tes Stre­ben und im All­ge­mei­nen las­sen die an­de­ren Na­tio­nen sie auch ru­hig ge­wäh­ren. In der Nach­bar­schaft der klei­nen Wein­hand­lung hat­te sich eine förm­li­che Ko­lo­nie von Fran­zo­sen ge­bil­det. Je­den Nach­mit­tag und Abend konn­te man sie dort in Grup­pen an den Ti­schen sit­zen se­hen, wo sie ih­ren Wein schlürf­ten, Do­mi­no spiel­ten, und nach ih­rer Wei­se un­ter leb­haf­ten Ge­bär­den de­bat­tier­ten und schwatz­ten.

Die Wein­hand­lung oder Re­stau­ra­ti­on war ein höl­zer­nes zwei­stö­cki­ges Ge­bäu­de, das auf ei­ner Sei­te an ein ho­hes Back­stein­haus, auf der an­de­ren an einen al­ten Holz­hof stieß, wel­cher durch einen ho­hen Bret­ter­zaun von der Stra­ße ge­schie­den und mit ge­schich­te­tem Bau­holz, Spä­nen und al­ler­hand Schutt und Ge­rüm­pel an­ge­füllt war. Die Vor­der­sei­te des Hau­ses zier­te ein alt­mo­di­scher ge­deck­ter Vor­bau, nach hin­ten rag­te ein mor­scher Al­tan in den Hof hin­aus. Über der Rei­he von Fla­schen im La­den­fens­ter, den ein­ge­rahm­ten An­zei­gen und Wein­mar­ken, hin­gen ver­welk­te, stau­bi­ge Fest­ge­win­de von Win­ter­grün, die Über­res­te des Weih­nachts­aus­put­zes; denn der An­fang un­se­rer Ge­schich­te fällt in die Wo­che zwi­schen Weih­nach­ten und Neu­jahr. – Bei Nacht wur­de die nied­ri­ge schma­le Ein­gangs­tür, de­ren obe­re Hälf­te noch dazu aus Glas be­stand, nur ein­fach mit Schloss und Rie­gel ver­wahrt; der red­li­che Be­sit­zer moch­te wohl glau­ben, dass in sei­ner ar­men Be­hau­sung für Ein­bre­cher nichts zu ho­len sei. Be­trat man den La­den, so be­fand man sich in ei­nem klei­nen Raum mit sau­ber ta­pe­zier­ten Wän­den, des­sen eine Sei­te der La­den­tisch ein­nahm und aus dem man in ein hin­te­res Ge­bäu­de ge­lang­te, wo Ti­sche und Stüh­le für die Gäs­te stan­den, Fla­schen auf den Bret­tern an den Wän­den ent­lang und ein Bier­fass mit dem Hahn im Spun­de auf ei­nem Ge­stell.

Im vor­de­ren La­den wa­ren zum Schmuck ei­ni­ge bil­li­ge Far­ben­druck­bil­der auf­ge­hängt und auf ei­nem Ge­sims über der Geld­schub­la­de stand eine Gips­fi­gur, gleich­sam als Wäch­ter. – Dem La­den­tisch ge­gen­über kam man durch eine Tür in die Haus­flur, aus wel­cher die Trep­pe zum obe­ren Stock­werk hin­auf­führ­te. Dort lag nach der Stra­ße zu das Schlaf­zim­mer des Wein­händ­lers und sei­ner Frau, wäh­rend die Kin­der nach hin­ten hin­aus schlie­fen. In dem Kel­ler un­ter dem Hau­se hat­ten die Fla­schen­kis­ten, Wein- und Li­queur­fäs­ser und al­ler­lei Ge­rüm­pel Platz ge­fun­den, das man in den obe­ren Räu­men nicht ge­brau­chen konn­te. Im Gan­zen mach­te der La­den wohl einen freund­li­chen Ein­druck, aber das Haus war doch schon recht al­ters­schwach und pass­te nicht mehr in un­se­re Zeit des Fort­schritts – es saß nicht recht fest in den Fu­gen, die Die­len krach­ten bei je­dem Tritt, kurz der Tag schi­en nicht mehr fer­ne, an dem die mor­schen Pfei­ler und Bal­ken un­ter dem Schutt und Ab­fall des be­nach­bar­ten Holz­hofs Platz neh­men wür­den. – Einst­wei­len kam je­doch die Mie­te nicht zu hoch zu ste­hen und die Stamm­gäs­te sa­hen über die Män­gel an äu­ße­rem Glanz hin­weg, so­lan­ge nur der Cla­ret und Ab­sin­the von gu­ter Qua­li­tät wa­ren und die Prei­se mä­ßig.

In die­sem Teil der 26. Stra­ße – zwi­schen der sechs­ten und sie­ben­ten Ave­nue – war nur ge­rin­ger Ver­kehr. Der Lärm der Groß­stadt drang kaum bis zu der ab­ge­le­ge­nen Wein­stu­be. Wohl hör­te man das Ge­bim­mel der Pfer­de­bahnglo­cken vom Ende der Stra­ße her und das Rol­len und Ras­seln der Züge auf der er­höh­ten Stadt­bahn, aber die Geräusche klan­gen doch nur wie aus der Fer­ne her­über. Der klei­ne La­den lag ab­seits von der großen Welt und bis zum Mor­gen des 30. De­zem­ber 1881 wuss­ten un­ter den an­dert­halb Mil­lio­nen Ein­woh­nern New Yorks kaum ein paar...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2024
Reihe/Serie Krimis bei Null Papier
Krimis bei Null Papier
Übersetzer Margarete Jacobi
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bankraub • Krimi • Mord • Mörder • New York • Serienkiller • Sherlock Holmes • Spannung • True Crime
ISBN-10 3-96281-395-0 / 3962813950
ISBN-13 978-3-96281-395-6 / 9783962813956
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