Falscher Tropfen (eBook)

Ein Wein-Krimi aus Südtirol
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40253-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Falscher Tropfen -  Michael Böckler
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Südtirol bietet viele gute Tropfen - doch dieser bereitet dem Baron Kopfzerbrechen Der Eisack ist ein wildromantischer Gebirgsfluss, der schon mal entwurzelte Bäume mit sich führt. Und eines schönen Sommertages auch die Leiche von Franz Mitterlechner, einem in Südtirol weithin bekannten Weinhändler. Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein, Privatermittler wider Willen, ist das erst einmal herzlich egal. Bis er erfährt, dass der Tote ihn testamentarisch bedacht hat: mit einer Magnumflasche Tignanello, einem besonders edlen Roten. Doch wenn der Baron von etwas Ahnung hat, dann ist es Wein. Und dieser ist gefälscht! Als sich auf der Rückseite des Etiketts auch noch eine posthume Nachricht des Weinhändlers findet, der behauptet, er sei ermordet worden, muss Emilio sich eingestehen, dass er schon wieder mitten in einem neuen Fall steckt.

Michael Böckler hat sich als Krimiautor einen Namen gemacht. In seinen Romanen verknüpft er spannende Fälle mit touristischen und kulinarischen Informationen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wein. Er hat Kommunikationswissenschaft studiert und lebt in München. Südtirol kennt er seit seiner Kindheit, bereist die Region auch heute noch regelmäßig - und natürlich liebt er die Südtiroler Weine.

Michael Böckler hat sich als Krimiautor einen Namen gemacht. In seinen Romanen verknüpft er spannende Fälle mit touristischen und kulinarischen Informationen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wein. Er hat Kommunikationswissenschaft studiert und lebt in München. Südtirol kennt er seit seiner Kindheit, bereist die Region auch heute noch regelmäßig - und natürlich liebt er die Südtiroler Weine.

24


Natürlich interessierte sich Emilio für das, was Mariella für ihn in der Mappe zusammengestellt hatte. Es interessierte ihn sogar sehr. Das war aber kein hinreichender Grund, in übertriebene Hektik zu verfallen. Weshalb Emilio nach seiner Rückkehr von der Bozner Quästur erst mal im Schatten der Pergola ein Nickerchen machte. Zuvor hatte er festgestellt, dass Phinas Traktor fehlte, sie war also irgendwo in ihren Weinbergen unterwegs. In der Vinothek kümmerte sich der wieder genesene Oskar um die Kunden. Also sprach nichts dagegen, sich mal für ein halbes Stündchen auszuklinken. Mit Mariellas Mappe unter den übereinandergeschlagenen Füßen dämmerte er vor sich hin. Anfänglich ging ihm noch das Foto von dieser Dame namens Tilda durch den Kopf. Nach wenigen Minuten auch das nicht mehr.

*

Geweckt wurde er durch das martialische Motorengeräusch von Phinas Traktor. Er brauchte eine Minute, um sich zu sammeln. Erst dann öffnete er versuchsweise ein Auge. Gerade noch rechtzeitig, um sich auf den Kuss vorzubereiten, den sie ihm auf die Stirn hauchte.

Ob ihn der bisherige Verlauf des Tages erschöpft habe, fragte sie süffisant.

So waren sie, die Frauen, dachte er. Erst taten sie was Nettes, dann machten sie im fast gleichen Atemzug alles wieder zunichte.

Emilio richtete sich langsam auf und musste sich eingestehen, dass ihm keine schlagfertige Antwort einfiel. Also sagte er nichts. Ihr Angebot, sie nach Meran zum «Heim der Hoffnung» zu begleiten, wo sie kurz was zu erledigen habe, und sich gleich anschließend mit ihr einen Kaffee und Kuchen zu gönnen, lehnte er höflich ab. Kaffee und Kuchen? Was war denn das für eine seltsame Anwandlung? Er war doch keine alte Oma. Und Phina war es auch nicht.

Während sie ins Haus ging, um sich frisch zu machen, nahm er die Mappe und schlug sie auf. Schon beim ersten Durchblättern stellte er fest, dass sich Mariella selbst übertroffen hatte. Sie war wirklich ein Goldschatz. Die Unterlagen reichten vom Autopsie-Bericht der Rechtsmedizin über die Spurensicherung bis hin zu den Protokollen der Gendarmerie. Sogar zum aktuellen Einbruch ins Büro der Mitterlechner Weinvertriebsgesellschaft gab es einen ersten Bericht. Mehr konnte er wirklich nicht verlangen. Nun, tatsächlich konnte er gar nichts verlangen. Mariella hatte ihm wieder einmal einen Liebesdienst erwiesen, der sie ihren Job kosten könnte. Aber nur in der Theorie, denn praktisch hielt ihr Chef, Commissario Sandrini, immer seine schützende Hand über sie. Aus gutem Grund, denn bislang hatte er immer einen persönlichen Nutzen aus ihrer Indiskretion gezogen – weil Emilio ihn grundsätzlich irgendwann in seine Ermittlungen einweihte und ihm nach Abschluss eines Falls bereitwillig alle Meriten überließ. Sandrinis Karriere hatte es nicht geschadet. Damit waren auch alle Indiskretionen Mariellas nachträglich legitimiert.

Die Obduktion hatte ergeben, dass Franz Mitterlechner definitiv ertrunken war. Emilio verzichtete darauf, die genaueren Erläuterungen zu lesen. Ihm reichte völlig die Bestätigung, dass Franz im Eisack ertrunken war und man ihn nicht etwa zunächst an Land erschlagen und dann tot ins Wasser geworfen hatte. Zwar gab es eine Verletzung am Kopf, aber diese wurde auf den Sturz in den Fluss zurückgeführt. Ebenso passten die Schürfwunden und Hämatome ins Bild, denn Franz war ja vom Eisack mitgerissen worden und dabei zwangsweise gegen Felsen und andere Hindernisse geschlagen.

Doch ein Beweis für einen Unfalltod war dieser Obduktionsbericht in keiner Weise. Emilio rief sich den Angelplatz ins Gedächtnis. Ein entschlossen ausgeführter Stoß in den Rücken hätte gereicht, Franz ins Wasser zu befördern. Von dieser Möglichkeit aber war in den Protokollen nichts zu lesen. Man zog sie offenbar gar nicht erst in Betracht. Emilio hatte schon häufig den Eindruck gewonnen, dass die Südtiroler Polizei einfach zu gutgläubig war.

Er überlegte, dass selbst ein vorausgegangener Streit mit einem Kontrahenten nicht auszuschließen war. Dass die Spurensicherung keine Hinweise gefunden hatte, besagte allenfalls, dass es vielleicht keine körperliche Rangelei gegeben hatte, aber ein verbaler Schlagabtausch mit einem abschließenden Stoß im Affekt war durchaus im Bereich des Möglichen.

Es gab keinen Mangel an Szenarien, eher im Gegenteil. Franz hatte Restalkohol im Blut, aber so wenig, dass man dadurch nicht das Gleichgewicht verlor. Er hatte eingerissene und abgebrochene Fingernägel, was den Schluss zuließ, dass er zunächst noch gelebt und versucht hatte, sich irgendwo festzuhalten und aus dem Fluss zu ziehen – vergeblich. Der Eisack war immer noch ein wilder und nicht wirklich gezähmter Gebirgsfluss, vor allem wenn er wie gerade viel Wasser führte.

Emilio stolperte im Protokoll über die Information, dass man am Angelplatz neben seiner sonstigen Ausrüstung auch seine Angelrute gefunden hatte. Davon war in der Zeitung nichts zu lesen gewesen. Offenbar wurde diesem Detail keine Bedeutung beigemessen, auch nicht in den Polizeiunterlagen. Dabei war das ausgesprochen merkwürdig und ein Indiz, das gegen einen Unfall sprach. Denn warum sollte sich ein Sportfischer ohne seine Angelrute gefährlich nah ans Gewässer wagen? Das war widersinnig. Franz hatte die Fische ja nicht mit der Hand fangen können.

Phina riss ihn aus seinen Gedanken. Sie kam vorbei, um sich zu verabschieden. Wo wollte sie hin? Ach so, Kaffee und Kuchen. Wohl bekomm’s!

Er ging ins Haus und holte sich ein Glas und eine Flasche Wein. Vernatsch, um genau zu sein. Es passierte ihm immer häufiger, dass er sich untertags für diesen Südtiroler Klassiker entschied, der sich derzeit einer Renaissance erfreute. Er mochte seine fruchtbetonte Frische und die milden Tannine. Emilio trank den Rotwein wenn möglich gekühlt. Der Vernatsch vertrug das.

Er nahm wieder Mariellas Akte zur Hand. Wo war er stehen geblieben? Ach so, beim Tod des Franz Mitterlechner, der laut Rechtsmedizin und Einschätzung der Polizei ebenso unglücklich wie unverdächtig war. Mit Blick auf sein Weinglas kam ihm die versteckte Nachricht auf der gefälschten Flasche Tignanello in den Sinn. Was für ein unsägliches Pech, dass man die entscheidende Botschaft nicht lesen konnte. Von wem hatte sich Franz bedroht gefühlt? Und war es tatsächlich diese Person, die für seinen Tod verantwortlich war? Wenn ja, dann hatte es was mit den Weinfälschungen zu tun. Warum sonst hätte er sich dieses Mediums für die Übermittlung seiner Botschaft bedient? Oder war es ihm nur darum gegangen, die Nachricht so gut zu verschleiern, dass kein Unbefugter sie vorab lesen konnte? Zum Beispiel seine Frau Martina, die das in große Aufregung versetzt hätte.

Emilio zog eine Grimasse. Durch schlichtes Nachdenken würde er darauf keine Antwort finden. Mit oder ohne Vernatsch. Ein weiterer Schluck konnte dennoch nicht schaden.

Auf einem der nächsten Blätter las er von einem alten Mann, den die Polizei in der Nähe des «Unfallorts» angetroffen hatte. Er treibe sich dort wohl häufig herum und habe den Franz Mitterlechner womöglich beim Angeln gesehen. Vielleicht auch das Unglück selbst. Aber aus dem Alten sei nicht viel herauszuholen. Lois Horngacher, so sein Name, sei verschroben und mundfaul. Mutmaßlich auch dement. Als Augenzeuge könne man ihn vergessen. Weitere Befragungen sinnlos.

Emilio beschloss, sich davon selbst zu überzeugen. Er würde den Alten baldmöglichst aufsuchen. Verschroben und mundfaul? Das waren keine objektiven Kriterien.

Einige Seiten später war er beim Einbruch ins Weinlager angelangt. Es gab Fotos von der Überwachungskamera. Sie waren miserabel. Aber man konnte sich einen Eindruck davon machen, wie schnell und effizient die Diebe gearbeitet hatten. Zu erkennen war niemand. Das verschmutzte Nummernschild des Kleintransporters war unleserlich. Am Fahrzeug fielen keine Besonderheiten ins Auge. Trug es irgendeine Aufschrift? Fehlanzeige. Genau so stand es auch im Protokoll: «Keine sachdienlichen Hinweise zur Identifikation des Tat- und Fluchtfahrzeuges!» Ja, so konnte man es auch ausdrücken. Als Fabrikat hatte die Gendarmerie einen Iveco ausgemacht. Nur dumm, dass die Autos dieses Nutzfahrzeugherstellers in Italien allgegenwärtig waren. Das Fahrzeug hatte dunkle Trittschweller, was es bei diesem Modell sicher häufiger gab. Ebenso die runden Aussparungen in den Felgen. Vor dem Außenspiegel glaubte er eine seitlich angebrachte Antenne zu erkennen. Zugegebenermaßen war auch das kein hinreichendes Identifikationsmerkmal. Schon eher die Sonnenblende über der Frontscheibe. Außerdem musste der Transporter am Heck über kräftige Scheinwerfer verfügen. Das war’s.

Fast schon amüsiert las er die Rechtfertigung der Carabinieri, warum sie nach Auslösung des Alarms so lange gebraucht hatten. Zuerst die marodierenden Jugendlichen in Brixen, die Steine in Schaufenster geworfen hatten. Dann einige umgestürzte Müllcontainer auf der Zufahrtsstraße. Einen Jugendlichen hatten die Carabinieri in Brixen gefasst und auch seine Personalien festgestellt. Aber sie konnten ihm nicht nachweisen, dass er zu den Randalierern gehörte, und mussten ihn deshalb wieder laufen lassen. Norbert «Berti» Gatterer hieß der Halbwüchsige. Wohnhaft bei seinen Eltern. Emilio lächelte zufrieden. Auch ihm würde er einen Besuch abstatten. Er hielt es für mehr als wahrscheinlich, dass die Steinewerfer nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hatten. Was zu überprüfen war.

Jetzt hatte er also schon zwei Personen auf seiner imaginären «Vernehmungsliste»: einen verschrobenen Alten, der mundfaul war, und einen Jugendlichen, der freiwillig wohl kaum redseliger sein dürfte. Das versprach spannend zu...

Erscheint lt. Verlag 21.8.2018
Reihe/Serie Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein
Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein • Fälschung • Ferien • Ferienlektüre • Italien • Krimi • Kulinarischer Krimi • Meran • Südtirol • Urlaub • Wein • Weingut • Weinhandel
ISBN-10 3-644-40253-1 / 3644402531
ISBN-13 978-3-644-40253-9 / 9783644402539
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