Die Schlangenkrieg-Saga 2 (eBook)
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-22737-1 (ISBN)
Roo kehrt als geachteter Kriegsheld aus der Schlacht gegen die Schlangen ins Zivilleben zurück. Er ist nun ein freier Mann und beschließt, sein Glück in der Hauptstadt Krondor zu versuchen. Roo strebt nach Reichtum und will eines Tages der mächtigste Händler Midkemias werden. Der Weg nach oben erweist sich als steinig und gefährlich, aber schließlich gelingt es ihm, in Krondor Partner des Händlers Grindle zu werden. Da wird dieser plötzlich tot aufgefunden, auf brutale Weise ermordet. Doch auch die Vergangenheit lässt Roo nicht los, denn der Krieg gegen die Smaragdkönigin ist noch nicht vorbei ...
- »Ein episches Leseabenteuer!« (San Diego Union-Tribune)
- Heroische Fantasy in komplett überarbeiteter Neuaustattung.
- Dieser Roman erschien bisher in zweigeteilter Ausgabe unter den Titeln »Die Händler von Krondor« und »Die Fehde von Krondor«.
Raymond Feist wurde 1945 in Los Angeles geboren und lebt in San Diego im Süden Kaliforniens. Viele Jahre lang hat er Rollenspiele und Computerspiele entwickelt. Aus dieser Tätigkeit entstand auch die fantastische Welt seiner Romane: Midkemia. Die in den 80er-Jahren begonnene Saga ist ein Klassiker des Fantasy-Genres, und Feist gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Fantasy in der Tradition Tolkiens.
Die Rückkehr
Ein Schiff lief in den Hafen ein.
Schwarz und bedrohlich, bewegte es sich wie ein dunkler Jäger, der seiner Beute nachsetzt. Die vollen Segel an den drei hohen, majestätischen Masten trieben das Kriegsschiff auf die Kais der großen Stadt zu. Andere Schiffe wichen zur Seite. Obwohl es wie ein großes Piratenschiff von den Inseln des Sonnenuntergangs aussah, trug das Schiff am vorderen Mast das fürstliche Wappen, und alle, die es sahen, wussten, dass der Bruder des Königs nach Hause zurückkehrte.
Oben in der Takelage des Schiffes arbeitete emsig ein junger Mann und reffte das Besansegel. Einen Moment lang hielt Roo inne, ehe er das letzte Reff festzurrte, und ließ den Blick über die Stadt Krondor schweifen.
Die Stadt des Prinzen breitete sich vom Hafen her aus, erhob sich über die Hügel im Süden und verlor sich im Norden. Das Panorama war beeindruckend. Im vergangenen Jahr hatte der junge Mann – zum nächsten Mittsommerfest würde er das achtzehnte Lebensjahr vollenden – oft daran gezweifelt, ob er die Stadt jemals wiedersehen würde. Und doch, da war er, erledigte die letzten Handgriffe auf dem Besanmast der Freihafenwächter, einem Schiff unter dem Befehl von Admiral Nicholas, Bruder des Herrschers des Königreichs der Inseln und Onkel des Prinzen von Krondor.
Krondor war die zweitwichtigste Stadt des Königreichs der Inseln, die Hauptstadt des Westlichen Reiches und der Sitz der Macht des Prinzen von Krondor, Erbe des Throns der Inseln. Roo betrachtete die vielen verschiedenen Gebäude, die sich an die den Hafen umgebenen Berge duckten. Der Anblick wurde vom Palast des Prinzen beherrscht, der der Hochwassergefahr wegen auf einem steilen Hügel errichtet worden war. Die Majestät des Palastes stand in scharfem Gegensatz zu den einfachen Bauten, die direkt am Ufer ihren Platz gefunden hatten, den Lagerhäusern, den Werkstätten von Schiffsausrüstern, Segel- und Seilmachern und Zimmermännern sowie den Hafenspelunken. Die Nachbarschaft des Armenviertels, der Zuflucht von Tagedieben und Spitzbuben, ließ das Hafenviertel im Vergleich zum nahen Palast noch schäbiger wirken.
Doch all das trübte Roos Freude, Krondor wiederzusehen, in keiner Weise, denn jetzt war er ein freier Mann. Er warf einen letzten Blick auf die gerade verrichtete Arbeit und versicherte sich, dass das Segel wirklich ordentlich gerefft war, dann stieg er mit jener sicheren Gewandtheit, die er in den letzten beiden Jahren auf den Schiffsreisen durch trügerische Meere erworben hatte, hinunter.
Nun war es für Roo schon der dritte Frühling hintereinander ohne Unterbrechung durch einen Winter. Unten, auf der anderen Seite der Welt, herrschte jeweils die entgegengesetzte Jahreszeit, und aus diesem Grund hatten sowohl Roo als auch Erik, sein Freund, den Winter zweimal übersprungen. Diese Tatsache belustigte und beunruhigte ihn gleichermaßen.
Er kletterte ein Stück hinunter bis zur Spitze der Webeleine am Besanmast. Roo war auf die Arbeit in der Takelage nicht gerade versessen, aber als einen der kleinsten und beweglichsten Männer der Mannschaft hatte man ihn oft nach oben geschickt. Er ließ sich entlang der Webeleine hinunterrutschen und landete auf Deck.
Erik von Düstermoor, der von Kindheit an Roos einziger Freund gewesen war, zog gerade ein Tau an einer Klampe fest und lief daraufhin zur Reling. Die Freihafenwächter sauste an anderen Schiffen vorbei auf den Anleger zu. Die beiden Freunde waren ein ungleiches Paar, da Erik ganze zwei Köpfe größer war als Roo.
Während Erik in seiner Heimatstadt der stärkste Junge gewesen war, hatte Roo zu den schwächsten gehört. Und während man Erik nie als gut aussehend bezeichnet hätte, zeigte sein Gesicht doch stets einen offenen und freundlichen Ausdruck, weswegen man ihn gern mochte. Roo hingegen machte sich keinerlei Illusionen über sein Aussehen. Nach allen Maßstäben war er wenig anziehend, bei seinem verschlossenen Gesicht, den zusammengekniffenen Augen und der Art, wie er herumhuschte, als würde er ständig nach Bedrohungen Ausschau halten. Aber zu den seltenen Gelegenheiten, bei denen er lachte, legte er eine Wärme an den Tag, die nicht ohne Reiz war. Sein spitzbübischer Humor und seine Bereitschaft, jegliche Schwierigkeiten offen anzugehen, hatten Erik schon angezogen, als sie noch Kinder gewesen waren.
Erik, dessen Haar von der Sonne ausgeblichen war, zeigte auf etwas, und Roo nickte. Alle Schiffe wichen vor der Freihafenwächter zur Seite und gewährten ihr das Vorfahrtrecht auf ihrem Weg zum fürstlichen Hafen unterhalb des Palastes. Einer der älteren Soldaten lachte, und Roo drehte sich zu ihm um und fragte: »Was gibt es denn?«
»Prinz Nicky reizt den Hafenmeister mal wieder.«
Erik sah den Seemann an, dessen blaue Augen aus dem sonnenverbrannten Gesicht hervorstachen. »Was meinst du damit?«
Der Seemann deutete auf ein Boot im Hafen. »Das ist die Barkasse des Hafenmeisters.«
Roo blickte in die Richtung, in die der Mann zeigte. »Prinz Nicky wird nicht langsamer, um den Lotsen an Bord zu nehmen!«
Der Seemann lachte. »Der Admiral hat das von seinem Lehrmeister übernommen. Der gute alte Admiral Trask pflegte es auch immer so zu handhaben, aber er hat den Lotsen wenigstens noch an Bord genommen, damit er ihn persönlich ärgern konnte, indem er sich weigerte, sich von Booten zum Anleger schleppen zu lassen. Admiral Nicky ist der Bruder des Königs, und die Vorschriften sind ihm einerlei.«
Roo und Erik blickten nach oben, wo erfahrene Seeleute auf den Befehl warteten, das letzte Segel zu reffen. Dann schaute Roo zum Achterdeck hinüber, wo Nicholas, der frühere Prinz von Krondor und gegenwärtige Admiral der Königlichen Flotte des Westens, ein Signal gab. Sofort zogen die Seeleute die schwere Leinwand hoch und zurrten sie fest. Sekunden später konnten Roo und alle anderen an Bord spüren, wie die Geschwindigkeit des Schiffes abnahm, während sie sich dem fürstlichen Anleger näherten.
Die Bewegung der Wächter verlangsamte sich weiter, dennoch kam es Roo so vor, als würden sie immer noch mit zu großer Geschwindigkeit auf den Anleger zuhalten. Der alte Seemann schien seine Gedanken lesen zu können. »Wir schieben einen Haufen Wasser vor uns her und gegen den Kai, und das drückt uns zurück, sobald wir den Anleger erreichen, und bringt uns dann zum Stehen, obwohl die Klampen sicherlich etwas zu stöhnen haben werden.« Er machte sich bereit, die Leine jenen zuzuwerfen, die am Anleger warteten. »Packt mal mit an!«
Sowohl Roo als auch Erik schnappten sich ein Tau und warteten auf den Befehl. Als Nicholas rief: »Werft Leinen!«, warf Roo das Tau einem Mann am Anleger zu, der es fachmännisch fing und rasch an einer der großen Eisenklampen festzog. Wie der alte Seemann gesagt hatte, schienen die eisernen Klampen zu stöhnen, als sich das Tau spannte, aber die Bugwelle schlug vom steinernen Kai zurück. Das Schiff schaukelte einmal auf und ab, als würde es vor Erleichterung, wieder daheim zu sein, aufseufzen.
Erik wandte sich Roo zu. »Ich frage mich, was der Hafenmeister dem Admiral erzählen wird.«
Roo sah nach achtern, wo der Admiral gerade zum Hauptdeck herunterstieg, und dachte über diese Frage nach. Zum ersten Mal hatte er diesen Mann bei seiner und Eriks Gerichtsverhandlung gesehen, wo sie wegen des Mordes an Eriks Halbbruder zum Galgen verurteilt worden waren. Zum zweiten Mal waren sie ihm begegnet, als die Überlebenden der Söldnertruppe, zu welcher Erik und Roo gehörten, vor dem Hafen von Maharta aus einem Fischerboot gerettet worden waren. Nachdem sie auf der ganzen Heimreise unter seinem Befehl gefahren waren, gab es für Roo nur eine Antwort auf die Frage: »Der arme Hafenmeister wird vermutlich überhaupt nichts sagen, sondern nach Hause gehen und sich betrinken.«
Erik lachte. Er wusste wie Roo, welche gelassene Autorität Nicholas ausstrahlte. Der Admiral konnte einen Untergebenen mit seinem bloßen Starren und ohne ein einziges gesprochenes Wort in Tränen ausbrechen lassen, eine Eigenschaft, die er mit Calis, dem Hauptmann von Roos und Eriks Truppe, den Blutroten Adlern, gemeinsam hatte. Von den eigentlich über hundert Mann der Kompanie hatten nur wenige überlebt – die sechs, die mit Calis zusammen geflohen waren, und dann noch einige Nachzügler, die sich in der Stadt am Schlangenfluss eingefunden hatten, ehe die Freihafenwächter von dort aus mit Ziel auf Krondor ausgelaufen war. Nicholas’ zweites Schiff, die Trenchards Rache, war noch einen Monat im Hafen der Stadt am Schlangenfluss geblieben, für den Fall, dass sich dort weitere Männer aus Calis’ Truppe einstellen sollten. Jeder, der die Stadt nicht erreicht haben würde, wenn das zweite Schiff seinen Anker lichtete, würde für tot erklärt werden.
Die Laufplanke wurde ausgefahren, und Roo und Erik sahen zu, wie Nicholas und Calis als Erste von Bord gingen. Auf dem Kai warteten Patrick, Prinz von Krondor, sein Onkel Prinz Erland sowie andere Angehörige des fürstlichen Hofes von Krondor.
»Sie machen nicht viel Aufhebens, was?«, bemerkte Erik.
Roo konnte nur zustimmend nicken. Eine Menge Männer waren gestorben, um jene Erkenntnisse zu beschaffen, mit denen Nicholas jetzt zu seinem Neffen, dem Prinzen von Krondor, zurückkehrte. Nach allem, was Roo wusste, konnte man die Erkenntnisse bestenfalls als spärlich bezeichnen.
Roo richtete seine Aufmerksamkeit auf die fürstliche Familie. Nicholas, der Prinz von Krondor gewesen war, bis sein Neffe aus der Hauptstadt der Inseln gekommen war und das Amt übernommen hatte, ähnelte in keiner Hinsicht seinem Bruder. Erlands Haar war fast...
Erscheint lt. Verlag | 20.8.2018 |
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Reihe/Serie | Die Schlangenkrieg-Saga |
Die Schlangenkrieg-Saga | DIE SCHLANGENKRIEG-SAGA |
Übersetzer | Andreas Helweg |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Rise of a Merchant Prince |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer • Bestseller • David Eddings • eBooks • Fantasy • Fantasy Klassiker • High Fantasy • Midkemia • Robert Jordan • Rollenspiel • terry brooks |
ISBN-10 | 3-641-22737-2 / 3641227372 |
ISBN-13 | 978-3-641-22737-1 / 9783641227371 |
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