Najaden - Das Siegel des Meeres (eBook)

Roman

(Autor)

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2018
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-21546-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Najaden - Das Siegel des Meeres - Heike Knauber
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Brodelnde Feuerinseln, am Meeresgrund leuchtende Steine, das unendliche Sandmeer - ein exotisches Fantasyabenteuer.
In Heike Knaubers Roman lauert an jeder Ecke tödliche Magie, geheimnisvolle Wesen kämpfen in der Arena um Leben und Tod, und die Seiten knistern nur so vor Romantik. Dabei spielt die vielschichtige Handlung sowohl am Grunde des Meeres als auch in einem Wüstenreich, das im Sandmeer zu versinken droht: Knaubers Heldin Meliaé ist Thronfolgerin des legendären Najaden-Volkes - doch weiß sie nichts über ihre Herkunft. Als zwei grausame Brüder sie entführen, scheint Meliaés Tod unausweichlich, doch dann entdeckt sie ihre dunkle Liebe zu einem Mann, der sich für sie sogar mit dem Gott der Unterwelt anlegen wird ...

Heike Knauber, 1967 geboren, lebt mit ihrer Familie in Schwalbach an der Saar. Ein Jahrzehnt war sie im Vertrieb für einen multinationalen Softwareentwicklungskonzern tätig, heute bereist sie als dolmetschende Assistentin für einen Industriekonzern Europa. Daneben hat sie sich der Phantastik verschrieben. Inspiriert von den großen Meistern der Fantasy wie J.R.R. Tolkien, George R.R. Martin, aber auch Bernhard Hennen und Kai Mayer hat die Autorin mit ihrem Debüt Najaden - Das Siegel des Meeres eine ganz eigene fantastische Welt erschaffen.

Kapitel 2

Im Wein liegt Wahrheit

Meliaé schlug die Augen auf und stöhnte gegen den Knebel in ihrem Mund an. Um sie herum war es stockfinster. Sie lag auf dicken Fellen, und irgendwie schien alles unter ihr zu schwanken. Als sie die über dem Kopf festgebundenen Hände zu bewegen versuchte, entrang sich ihr ein Winseln. Die straff gezogenen Lederriemen schnitten ihr ins Fleisch.

Angespannt lauschte sie auf ihre Umgebung, hörte aber nur das Knarzen des Schiffsrumpfs und ihre eigenen rasselnden Atemzüge. Schlagartig holte sie das Grauen ein.

Alles war so schnell gegangen. Die Ermordung ihrer Mutter inmitten der Leute. Der Wink des Satrapen und dann das Zustoßen des schakalfratzigen Ašhāk mit der Lanze, eiskalt und ohne Gnade. Und dann war alles unter dem Zorngebrüll des aššunischen Heeresfürsten erstarrt. Ohne Vorwarnung hatte er sein Schwert gezogen und dem Ašhāk den Kopf abgeschlagen.

Es hatte Blut geregnet, und Meliaé war nur knapp den vor ihr aufstampfenden Pferdehufen entgangen. Allein die Erinnerung daran ließ ihr Herz schneller schlagen und trieb ihr wieder den metallischen Geruch von Blut in die Nase. Sie schluckte, Übelkeit wallte in ihr auf.

Ein Titan von einem Ašhāk aus dem Gefolge des Heeresfürsten war vom Pferd gesprungen und hatte sie gepackt.

»Bringt sie auf mein Schiff!«, hatte Abu Sayaf befohlen. Das war das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, ehe der schakalfratzige Titan sie bewusstlos geschlagen hatte.

Meliaé bewegte ihre durch die Fesseln ebenso tauben Füße und stöhnte gegen den speicheltriefenden Knebel in ihrem Mund. Wie lange sie nun hier lag, ob erst einige Stunden oder schon die ganze Nacht, vermochte sie nicht zu sagen.

Oh, ihr Götter, lasst uns noch nicht ausgelaufen sein!

Tränen rannen ihr heiß über die Schläfen. Sie warf den Kopf zur Seite und entdeckte umherhuschende Schatten unter einem verzogenen Türblatt. Verhalten drangen Männerstimmen an ihr Ohr. Aber das waren keine Männer, es waren Ašhāk! Schakalköpfige Sultanskrieger.

Meliaé zog die Nase hoch, erneut wallte Panik in ihr auf. Was, wenn sie an diesem Knebel erstickte? Nicht weinen! Verzweifelt konzentrierte sie sich darauf, ruhiger zu atmen, und nach einer Weile ging es tatsächlich leichter. Ihr Herzrasen ließ nach. Um sich abzulenken, sah sie dorthin, wo sie ein mit rotem Stoff verhangenes Fenster vermutete. Wie geronnenes Blut sickerte Licht durch den Vorhang. Dahinter war die Struktur eines Ornamentgitters zu erkennen.

Meliaé erinnerte sich, solche Gitter an den Kastellen der prächtigen Trieren gesehen zu haben, die die meiste Zeit des Jahres in Glarnos’ Hafen lagen.

Die Männerstimmen vor der Kammer wurden lauter. Als sie den Kopf zur Tür drehte, ging sie auf, und ihr Herz überschlug sich.

Der Titan, der sie bewusstlos geschlagen hatte, trat mit eingezogenem Kopf ein. Jedoch war er kein Ašhāk mehr – statt eines schwarzen Schakalschädels saß nun ein menschliches Haupt auf seinen Schultern, und er hatte jetzt Menschenhände statt der fellbewachsenen Klauen. Er trug ein Tablett mit dampfenden Schüsseln und Öllampen herein, Helligkeit drang in die Kammer.

Hinter ihm schloss jemand die Tür. Flüchtig sah der Titan in ihre Richtung und ging zu einem mit Pergamentkarten überhäuften Tisch nahe dem dunkelroten Vorhang.

Meliaé schauderte. Die Wangenknochen in seinem sonnengegerbten Gesicht traten so scharf hervor wie bei einem Totenschädel. Einen hässlicheren Aššuner hatte sie noch nie gesehen.

Mit dem Rücken zu ihr stellte er das Tablett auf dem Tisch ab. Im Nacken wurde sein welliges Haar von Metallspangen zusammengehalten. Er räumte Papyrusrollen beiseite und schob Pergamentkarten übereinander, dann hantierte er mit den Öllampen. Eine nach der anderen befestigte er in schmiedeeisernen Halterungen, die aus den Holzwänden ragten, und allmählich vertrieb ihr Schein den Rest Finsternis.

Hastig bog Meliaé den Kopf zurück. Ineinander verdrehte Riemen fesselten ihre überkreuzten Handgelenke an die Querbalken des Bettes. Sie sah an sich hinunter, doch an dem mit schwarzen Fellen belegten Lager konnte sie nicht erkennen, wo die Riemen um ihre Fußgelenke befestigt waren.

Meliaé starrte auf den Rücken des Titanen. Ob das seine Kammer war? Bang blieb ihr Blick an der schwarzen Kleidung hängen, die über einem Stuhl hing.

Der Geruch fremdartiger Speisen drang ihr in die Nase, und sie blähte angewidert die Nasenflügel. Obwohl sie tagelang gehungert hatte, drehte sich ihr der Magen um. Sie würgte an dem bitteren Schleim, und der Knebel in ihrem Mund schien immer dicker zu werden. Hustend bäumte sie sich auf, doch plötzlich war der Titan über ihr, lockerte die Knebelfessel in ihrem Nacken und zerrte ihr den nassen Brocken aus dem Mund.

»Lieg still, Mädchen!«, befahl der Aššuner ihr mit hartem Akzent und drückte sie in die Felle.

»Nein, nicht!«, wimmerte sie, als seine schwieligen Hände über ihre Arme glitten und ihr sein weinschwerer Atem entgegenwehte. Sie drehte den Kopf weg und weinte. Das gierige Flackern in seinen schwarzen Augen machte ihr Angst. »Hau ab, verschwinde!« Verzweifelt und weinend kämpfte sie gegen ihre Fesseln. In einer überwältigenden Bilderflut kam das Grauen zurück.

Unter der Brust ihrer Mutter ragte eine blutige Lanzenspitze aus ihrem Leib. Hinter ihr thronte der Ašhāk auf einem riesigen Pferd. Er hatte sie hinterrücks durchbohrt und zerrte nun an dem Schaft, um seine Lanze freizubekommen.

Meliaé fiel schreiend auf die Knie, um sie herum das Gebrüll aufgebrachter Aššuner. Vor ihr auf dem Pflaster lag ihre Mutter. Blut rann ihr aus dem Mund, und es war auch überall auf ihrem Gewand, ihre Augen blickten leer.

Plötzlich vibrierte die Luft vor Gefahr. Ein Pferd wieherte schrill, und im nächsten Moment schlugen Hufe vor ihr auf dem Pflaster auf.

Eine harte Ohrfeige traf Meliaé, und der reale Schmerz vertrieb die Schreckensbilder in ihrem Kopf. Tränenüberströmt sah sie in die hässliche Fratze des Aššuners. »Los, warum tötest du mich nicht? Das ist doch das Einzige, was ihr räudigen Hundesöhne könnt!«

In seinem Blick wandelte sich Zorn zu Verblüffung. Dann warf er den Kopf zurück und lachte, dass es in der ganzen Kammer dröhnte. Zu Meliaés Erstaunen machte er kehrt und marschierte mit eingezogenem Kopf zur Tür hinaus.

Mit pochendem Herzen beobachtete sie die Wachen auf dem Flur. Zwei Ungeheuer, halb Mann, halb Wüstenwolf. Sie standen mit dem Rücken zur Tür und hatten die Ohren gespitzt. Aus ihren Klauen ragten Lanzen empor. Lanzen wie die, mit der ihre Mutter niedergestochen worden war.

Wenige Augenblicke später erklangen Schritte auf den Planken, und eine stattliche Gestalt schälte sich aus dem Dunkel des Flurs.

Als sie erkannte, wer da durch die Tür trat, blieb Meliaé die Luft weg. Abu Sayaf. Der Heeresfürst von Aššu.

Aber er sah so ganz anders aus als auf der Agora. Kein Mantel aus nachtdunklem Purpur, kein ornamentverzierter Helm, keine prächtige Bronzerüstung. Stattdessen trug er einen metallbeschlagenen Sarrock aus schwarzem Leder, der ihm bis zu den Schenkeln reichte, eine eng anliegende Hose und Schnabelstiefel mit metallenen Beinschienen. Die Lederbänder seines Sarrocks hingen offen herab, so als sei er hastig hineingeschlüpft, und offenbarten seine gebräunte Brust und den muskulösen Leib. Sein dunkles Haar war von der Sonne ausgebleicht und nur nachlässig zusammengebunden. Für einen Aššuner besaß er ein ungewöhnlich wohlgestaltes Gesicht. Ein gut aussehender Höllenhund mit goldenen Augen.

Auf einen Wink von ihm schloss die Wache die Tür. Am Fußende des Lagers blieb er stehen.

»Was heult Ihr?« Abu Sayaf senkte den Kopf und erinnerte sie an einen Wolf, der Beute witterte. »Hat Euch mein Legat geschlagen? Oder gar unschicklich berührt?«

»Als ob Euch das etwas schert!«, fauchte sie. Dieser Heuchler! »Warum hat Euer Satrap das getan? Meine Mutter wollte bloß verhindern, dass ich der Hundemeute in die Hände falle, die Ihr Soldaten nennt.«

Er trat ein wenig näher und zuckte nur die Schultern, jedoch sprach sein Blick jetzt eine deutliche Warnung aus.

Die aufsteigenden Tränen zogen Meliaé die Kehle zusammen, sodass sie nicht mehr sprechen konnte, aber gleichzeitig erhitzte sie ein so unbändiger Zorn, dass sie unmöglich Ruhe geben konnte. »Warum habt Ihr nicht eher etwas unternommen? Warum habt Ihr den Feigling mit der Lanze gewähren lassen? Meine Mutter war eine Frau, von der niemand auf dieser Welt je ein böses Wort gehört hat.« Schluchzend brach sie ab. Unter seiner abschätzenden Musterung wurde ihr ganz schlecht. Er hielt an ihr Beschau, als wäre sie eine gehäutete Ziege auf dem Fleischmarkt.

»Eure Mutter ließ dem Satrapen meines Bruders keine andere Wahl. Mit ihrem Gekeife hat sie es fertiggebracht, den ganzen Platz aufzuwiegeln. Sie hätte auf seine Fragen eingehen müssen. Stattdessen hat sie nur auf die Freilassung ihres Sohns und ihres Gemahls gepocht.« Abu Sayaf kreuzte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schräg. »Na? Wo hätte es denn sonst hingehen sollen? Zurück in die Katakomben? Damit Ihr Euch im Dunkeln wieder verlauft und verhungert? Einfach nur dumm nenne ich das!«

Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. »Jetzt wollt Ihr mir auch noch weismachen, Ihr hättet nur die edelsten Absichten gehabt? Warum habt Ihr den Satrapen die Sache nicht zu Ende bringen lassen? Warum lebe ich noch?«

Ein schmales Lächeln glitt über seine Züge. »Nun, vielleicht bin ich der...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Akram El-Bahay • Antike • eBooks • Erika Johansen • Fantasy • High Fantasy • Hochkulturen • Liebe • Meereswesen • Romantasy • Romantik • Tierwesen • Vulkan • Wüste
ISBN-10 3-641-21546-3 / 3641215463
ISBN-13 978-3-641-21546-0 / 9783641215460
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