Arena (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44147-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Arena -  Holly Jennings
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Eine neue Heldin erobert die Fans von Ready Player One und Die Tribute von Panem Im Jahr 2054 ist das Sterben Alltag in Kali Lings Job: Sie ist eine virtuelle Gladiatorin, eine der besten in der Profi-Liga, die jedes Wochenende die Massen vor die Bildschirme zieht und Milliarden einspielt. Zwar beendet ein virtueller Todesstoß nicht wirklich Kalis Leben, doch der Schmerz ist höchst real. Zum Ausgleich winken Ruhm, schnelles Geld und wilde Partys. Als ihr Teamkapitän Nathan an einer Überdosis stirbt, wird Kali zum ersten weiblichen Kapitän befördert. Mit dem attraktiven, arroganten Rooke stellt man ihr jedoch auch einen neuen Kollegen an die Seite, der sie in mehr als einer Hinsicht herausfordert. Dann begeht Kali den Fehler, Fragen nach Nathans Tod zu stellen ... Leben und Sterben in der virtuellen Welt - Holly Jennings temporeiche Dystopie garantiert ein Leseerlebnis auf der Überholspur

Holly Jennings lebt und arbeitet in Tecumseh, Ontario und ist Mitglied der kanadischen Autorenvereinigung SF Canada. Ihre Leidenschaft für Computer- und Konsolenspiele inspirierte sie zu ihrem Debutroman 'Arena'.

Holly Jennings lebt und arbeitet in Tecumseh, Ontario und ist Mitglied der kanadischen Autorenvereinigung SF Canada. Ihre Leidenschaft für Computer- und Konsolenspiele inspirierte sie zu ihrem Debutroman "Arena".

LEVEL 1: Das Deathmatch


1


Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ich starb. Und todsicher auch nicht das letzte Mal. Trotzdem – während die meisten Leute sich diese Welt nur vom sicheren Hafen der Realität aus anschauten, gab es keinen Ort, an dem ich samstagabends lieber gewesen wäre.

Ich kauerte hoch oben auf der Brüstung des Turms und spähte auf das Meer der Weizenfelder hinaus. Die sanfte Brise, die in meinem Haar spielte, duftete nach Lavendel und Weizen. Ich atmete tief ein und lächelte darüber, welch schreiende Ironie in der Stille der klaren Bergluft lauerte. Lavendel. Weizenfelder. Ein Idyll.

Tiefer Frieden an einem Ort, der nichts weniger als friedlich war.

Aus den Augenwinkeln erfasste ich eine Bewegung in den Feldern rechts unter mir. Etwas huschte im Zickzack zwischen den drei Meter hohen Weizenhalmen hindurch, geradewegs auf den Turm zu. Mein Lächeln wurde breiter. Ob da endlich jemand kam, der es mit Kali Ling aufnehmen konnte?

Mit der Kriegerin.

Es wurde still in mir. Mein Atem ging gleichmäßig. Keine Spur von Angst. Am Feldrand zitterte es heftig zwischen den Halmen. Das Rascheln von Gebüsch und trockenem Gras trieb zu mir herauf wie das Kollern winziger Kiesel in der Brandung. Ja. Gleich würde er auftauchen. Ich zog das Schwert aus der Scheide auf dem Rücken und wartete, alle Muskeln angespannt. In meinem Mund sammelte sich Speichel. Komm endlich! Wer oder was auch immer. Am besten ein richtiger Haudrauf, eins neunzig, ach was – zwei Meter groß, mit einem Streitkolben. Oder mit einer Axt.

Na komm schon!

Aus dem Feld floh ein Kaninchen. Nichts weiter. Das Gras nickte im Wind. Nicht weit entfernt zirpten Vögel in den Platanen. Es war nur das Kaninchen gewesen. Nur das Kaninchen.

Bisher.

Ich hieb mit der Faust auf die steinerne Brüstung. Als sich mein Frust gelegt hatte, fiel mir noch etwas Ironisches auf. Die meisten Zwanzigjährigen des Jahres 2054 verschanzten sich hinter Wällen – aus Lehrbüchern. Büffelten Stunden, Tage und Jahre abgeschottet von der Welt vor sich hin, nur um hoch qualifiziert und hoch motiviert in Jobs zu enden, die sie schon nach kurzer Zeit hassten. Ich hingegen schnallte mir Schwert und Rüstung um und machte mich in diese Felder auf.

Felder, auf die ich gerade etwas sauer war, weil sie meiner Anspannung zum Trotz wieder totenstill dalagen. Nur Sonnenstrahlen zwischen Wolken spielten darauf wie Lichtschein aus Fenstern zum Himmel. Alles verschwamm zu Beigetönen, als läge eine Sepialinse über der Landschaft. In der Ferne, in einem Gewirr aus Bergen und Felsen, dräute der Turm unserer Feinde. Wie viele von ihnen lebten noch? Wie dicht am Sieg waren wir?

Das Tappen von Schritten lenkte meine Aufmerksamkeit nach drinnen. Ich sprang von meinem Aussichtsplatz ab und landete auf dem Steinboden, sanft wie ein fallendes Blatt. Der Wind passte sich flüsternd meinen Bewegungen an.

Kriegerin? Phhh. Ninja hätten sie mich nennen sollen.

Im Turm, winzig nicht nur im Kontrast zu den wuchtigen meterhohen Mauern ringsum, stand ein Mädchen mit zwei seitlichen blonden Rattenschwänzchen. Lily. Mit ihren zarten Gesichtszügen und der hellen Haut machte sie ihrer Namenspatin, der Lilie, alle Ehre. Ihre übrige Erscheinung ging allerdings mehr in Richtung wikingerinspirierte Fantasy-Kriegerin: fellbesetzte knappe Rüstung, maliziöses Grinsen und sonst nichts. Ihre Hände ruhten auf den beiden kurzen Äxten an ihren Hüften. Also doch nicht ganz so blümchenhaft.

Während sie auf mich zukam, schüttelte sie den Kopf. »Deine Augen.«

»Was?«

»Ich sehe deine Augen nicht.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich mir die rabenschwarzen Strähnen aus dem Gesicht.

»Ist das so wichtig?«, fragte ich.

Sie runzelte die Stirn. Natürlich war es wichtig. Meine sanften schwarzen Augen gehörten zu meinen Markenzeichen. So marktwirksam.

So makellos.

Tadelnd schnalzte sie mit der Zunge. »Wir sind im Deathmatch. Da ist alles wichtig.«

»Hat Clarence dir das beigebracht?«

»Glaubst du etwa, dem höre ich zu?« Lächelnd nickte sie zur Brüstung hinauf. »Wie ist die Aussicht?«

»Langweilig.«

Plötzlich durchschnitt ein spitzer Schrei die Stille und hallte im Turminnern wider. Ich horchte auf und packte den Dolch an meinem Gürtel. In der Luft hing Staub, reglos, gefangen wie der Atem in meiner Lunge. Dann kicherte ich in mich hinein, löste den Griff an der Waffe und knuffte Lily in die Schulter. »Was? Haben die Hannah etwa gesagt, sie soll sich extra leicht fertigmachen lassen? Mein Gott, die tun wirklich alles, um Spannung reinzubringen!«

Das Kichern verging mir, als ich Lilys angespannte Miene sah. Sie schüttelte den Kopf, zog eine Axt aus dem Gürtel und schlich zum Eingang des Turms.

Ich schnaubte. »Ach was, Lil! So schnell lässt sich Hannah doch nie im Leben ausschalten.«

»Ich sehe trotzdem nach.«

»Von den Bäumen aus?«

»Woher sonst?«

Lily verschwand nach draußen. Das Rascheln von Blättern und das Knacken von Zweigen verrieten, dass sie einen Baum erklomm. Dann wurde es still.

Eine Brise fächelte durch den Turm und strich mir um die nackte Taille. Ich rückte meine Schulterstücke zurecht, umfasste den Griff des Schwerts auf meinem Rücken und zog es langsam aus der Scheide, mit Absicht so, dass die Spätnachmittagssonne auf der Klinge glitzerte. Als sähen mir Millionen Menschen zu.

Die Vögel hatten aufgehört zu zirpen. Der Wind war eingeschlafen. Vollkommene Stille lag über dem Turm.

Plötzlich fiel mir das Durchatmen schwer.

Ich suchte mir einen stabilen Stand, das Schwert nach vorn gerichtet. Auf alles gefasst. Jenseits der Turmmauern knirschten Schritte. Ich hörte leises Grunzen, gefolgt von einem scharfen Sirren, das mit einem feuchten Geräusch endete, wie wenn ein Hackmesser ein Stück Fleisch zerteilt. Oder eine Person.

Dann wieder Stille.

Ich trat einen Schritt nach vorn. »Lily?«

Schweigen.

Plötzlich wurde der Pfad zum Turm von schweren, derben Schritten erschüttert. Im Eingang erschienen zwei Männer, beide so groß, dass ihre Köpfe den Türsturz streiften. Unter ihren Plattenrüstungen – Brustpanzern, Arm- und Beinschienen – quollen buchstäblich Muskelberge hervor. Jeder Riemen, jede Schnalle waren straff gespannt. Die Schwerter in ihren Händen waren blutbesudelt. Nicht schlecht, Jungs, aber sicherlich nicht gut genug.

Nicht für mich.

Ich grinste. »Ist das alles? Ich hatte gedacht, das wird vielleicht mal ’ne Herausforderung.«

Wie auf ein Stichwort hin tauchten hinter den beiden zwei weitere Typen auf.

Ach, du Scheiße!

Vier? Was war denn das für eine abgefahrene Taktik? Zu viert angreifen und nur einen als Wächter in ihrem Turm zurücklassen? Wo steckte der Rest meines Teams? Warum hatte es die gegnerische Festung noch nicht eingenommen?

Einer der vier hatte einen frischen Schnitt quer über Auge und Wange und trug keinen Brustpanzer. Er bewegte sich auf mich zu. Die anderen folgten ihm. Als er ihre Schritte hörte, hob er die Hand und schüttelte den Kopf. Daraufhin blieben sie zurück.

Allein gegen mich, Einauge? Beeindruckend.

Und bodenlos dämlich.

Sein Rudel, das er am Eingang zurückgelassen hatte, trat winselnd von einem Fuß auf den anderen, wie drei Hyänen, die darauf warten, dass der Löwe ihnen die Beute reißt. Aber sie waren gut dressiert und gehorchten ihrem Herrchen.

Mit erhobenem Schwert stürmte Einauge los, auf dem Steinboden dröhnten seine Schritte. Ich blieb unerschütterlich stehen und wartete. Ruhig und gleichmäßig durchströmte der Atem meine Lunge. Ein Lächeln spielte auf meinen Lippen.

Der Tanz war eröffnet.

Mit einem Grunzen spannte er sich an und hieb nach mir. Ich parierte und lenkte den Schlag zur Seite. Wie Wind. Wie Wasser. Ein Rhythmus entwickelte sich, in dem unsere Schwerter aufeinandertrafen. Immer wieder glitt seine Waffe an meiner Klinge ab.

Irgendwann trennten wir uns. Er verzog das Gesicht. Seine Muskeln wirkten verkrampft, Schweiß lief ihm über das Gesicht. Ich lächelte und rollte die Schultern, geschmeidig und locker.

Seine Fingerknöchel um den Schwertgriff färbten sich weiß. Ich ließ die Waffe aus dem Handgelenk kreisen, als wäre sie mit meinem Arm verwachsen.

Wieder kam er auf mich zu, wobei er mehrmals durch die Luft sichelte. Der Wind stöhnte unter den scharfen Hieben. Ich wich um keinen Deut, als er aus einer halben Drehung heraus unvermittelt angriff. Während die Klinge auf mich zusauste, duckte ich mich. Er stolperte an mir vorbei und bot mir den ungepanzerten Rücken dar. Mit raschen, winzigen Zickzackbewegungen der Schwertspitze zerfetzte ich das Leinen seines Hemds. Es fehlte nicht viel, und ich hätte meinen Namen schreiben können.

Zorro? Wer war das noch mal?

Einauge brach in die Knie, rang vor Erschöpfung nach Luft. Schnaubend wie ein Bulle kämpfte er sich wieder auf die Füße und stapfte auf mich zu. Das Schwert in beiden Händen, ließ er es wie einen Baseballschläger herabsausen. Der Aufprall ging mir durch und durch und riss mir die Waffe aus der Hand. In weitem Bogen flog sie davon, prallte an der gegenüberliegenden Mauer ab und fiel meterweit entfernt zu Boden.

Da grinste er und hieb wieder zu. Ich rollte mich weg, der Hieb verfehlte mich. Während ich auf die Füße kam, zog ich meinen Dolch und rammte ihn ihm in die Schulter – in voller Länge bis zum Griff. Er stöhnte. Ich ruckte die Klinge seitwärts. Er brüllte auf und ließ sein Schwert fallen. Es klapperte zu Boden.

Blut aus der Wunde strömte über meine Hand. Der Dolch entglitt mir, ich verlor das...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2017
Übersetzer Christine Blum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2054 • Dystopie • E-Sports • Gladiator • League of Legends • Nahe Zukunft • Ready Player One • Virtual Reality
ISBN-10 3-426-44147-0 / 3426441470
ISBN-13 978-3-426-44147-3 / 9783426441473
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