Der Teufel von Eguisheim (eBook)

Kreydenweiss & Bato ermitteln

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
368 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40234-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Teufel von Eguisheim -  Jules Vitrac
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Rasende Wut, kaltblütiger Mord Es herrscht beinahe gespenstische Ruhe am spätsommerlichen Morgen im elsässischen Eguisheim, als Jean-Marie Knopfer aus dem Fenster stürzt. Er ist augenblicklich tot. Niemand kann sich erklären, wie es dazu kam. Dann werden Wanderer von einem Reh attackiert. Eine Untersuchung ergibt: Das Tier hatte Tollwut. Wehrt sich die wilde Kreatur gegen den Menschen, wie einige im Dorf glauben wollen? Als ein weiterer Todesfall die Eguisheimer erschüttert, ahnen Céleste Kreydenweiss und Luc Bato von der Police Municipale, dass dieser Fall nur zu lösen ist, wenn man tief in die Abgründe der menschlichen Seele steigt, zu den Ursprüngen von Fanatismus und Aberglaube ...

Jules Vitrac ist eine erfolgreiche deutsche Schriftstellerin und Juristin. In ihren Krimis verbindet sie ihre berufliche Erfahrung mit kriminellen Abgründen und ihr Faible für vertrackte Rätsel mit ihrer großen Liebe zu Frankreich. «Mord im Elsass» war ihr erster Kriminalroman um Chef de Police Céleste Kreydenweiss und ihren jungen Brigadier Luc Bato. Für den zweiten Band in der Serie, «Der Teufel von Eguisheim», wurde sie für den HomBuch-Preis der Homburger Buchmesse nominiert.

Jules Vitrac ist eine erfolgreiche deutsche Schriftstellerin und Juristin. In ihren Krimis verbindet sie ihre berufliche Erfahrung mit kriminellen Abgründen und ihr Faible für vertrackte Rätsel mit ihrer großen Liebe zu Frankreich. «Mord im Elsass» war ihr erster Kriminalroman um Chef de Police Céleste Kreydenweiss und ihren jungen Brigadier Luc Bato. Für den zweiten Band in der Serie, «Der Teufel von Eguisheim», wurde sie für den HomBuch-Preis der Homburger Buchmesse nominiert.

1


Das Pfeifen eines Teekessels, das durch das geöffnete Küchenfenster nach draußen drang, störte die frühmorgendliche Stille. Es kam aus dem Dachgeschoss eines spitzgiebeligen Hauses, unweit der Hauptstraße des elsässischen Dörfchens Eguisheim, das um diese Zeit noch im Morgenschlummer lag.

«Eva!»

Ein wütender Ruf – kurz darauf verstummte das Pfeifen abrupt und hinterließ eine Art Vakuum, ein überraschtes Lauschen anstelle des Tons, der eben noch da gewesen war. Ein Hund stromerte gemächlich vorbei, schnüffelte mal hier, mal dort und hob dann an der Ecke jenes Hauses lässig ein Bein. In diesem Moment ertönte ein Schrei. Er ließ den Hund, das Bein noch in der Luft, überrascht zusammenzucken. Es war der Schrei einer Frau, mehr verwundert als schmerzerfüllt, gefolgt von einem wilden Brüllen. Der Hund stand wie erstarrt, noch unschlüssig, welche Richtung als Fluchtweg taugte, als etwas aus dem Fenster des Hauses flog.

Ein Mann, massig und schwer und brüllend wie ein Stier, schlug schwer auf dem Kopfsteinpflaster auf. Ein hässliches Geräusch ließ etwas von gebrochenem Schädel und zerschmetterten Knochen erahnen, und der Hund machte, dass er davonkam.

 

Wäre Céleste Kreydenweiss, Chef der Police Municipale von Eguisheim, an diesem sommerlichen Montagmorgen nicht so ausgesprochen pünktlich an ihrem Arbeitsplatz in der Mairie erschienen, hätte sie den Fenstersturz womöglich ebenso wie der Hund live miterlebt, denn das dreistöckige Fachwerkhaus mit dem spitzen Giebel befand sich in unmittelbarer Nähe zu ihrer Wohnung. So aber saß sie mit einer Tasse Milchkaffee und einer frischen Brioche an ihrem Schreibtisch und diskutierte mit dem jungen Brigadier Luc Bato wie so oft die Frage, ob man eine weibliche Vorgesetzte unbedingt Chef nennen müsse oder ob man sich nicht einfach zwanglos mit Vornamen ansprechen könne, als das Telefon klingelte.

Bato hob ab, meldete sich gewissenhaft mit Namen und Rang und einem freundlichen «Was kann ich für Sie tun?», dann schwieg er, lauschte der aufgeregten Stimme in der Leitung, und seine dunklen Augenbrauen zogen sich mit jedem Satz ein Stückchen weiter zusammen. Er kritzelte etwas auf seinen Block und fragte: «Haben Sie schon den Krankenwagen gerufen?»

Céleste hob fragend den Kopf. «Was ist los?», bedeutete sie ihm lautlos, doch er schüttelte nur den Kopf.

«Trotzdem hätten Sie zuerst den Krankenwagen rufen müssen», meinte er. «Sie können und dürfen das nicht alleine beurteilen … Nein … Das machen wir jetzt von unterwegs. Ja … Wir kommen sofort. Warten Sie auf uns.» Er legte auf und erhob sich. «Es ist was passiert, Chef», meinte er, und es klang ein wenig verwundert.

«Was denn?» Céleste schob sich den Rest ihrer Brioche in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Kaffee hinunter, bevor sie ebenfalls aufstand und ihre Uniformjacke vom Stuhl nahm.

«Jemand ist aus einem Fenster gefallen.» Bato wählte bereits die Notrufnummer.

«Aus dem Fenster?»

«Ja. Er liegt am Cour Unterlinden. Monsieur Grenier vom Zeitschriftenladen hat ihn gefunden, und er meint, er sei mausetot.»

 

Der Cour Unterlinden war ein kleiner Platz zwischen der Grand’Rue und dem nördlichen Teil der pittoresken, kopfsteingepflasterten Rue du Rempart, die das Dorf wie ein Ring umschloss und eine der Touristenattraktionen von Eguisheim war. Die Kellerei Bertrand Fleckenstein hatte hier ihren Stammsitz, ein dottergelbes Fachwerkhaus wie aus einem Märchenbuch, mit himmelblauen Fensterläden und einem spitzen Türmchen am Eingang. Wie fast alles im Zentrum von Eguisheim befand sich auch der Cour Unterlinden in fußläufiger Entfernung von der Polizeiwache, die ihren Sitz im Rathaus in der Grand’Rue hatte. Dennoch kamen Céleste Kreydenweiss und der Brigadier in ihrem nicht mehr ganz taufrischen Dienstwagen standesgemäß mit Blaulicht und Sirene zum Unfallort und parkten schwungvoll hinter der Touristeninformation. Immerhin handelte es sich um einen Notfall, da machte es keinen guten Eindruck, wenn die Polizei zu Fuß um die Ecke spazierte.

Monsieur Grenier erwartete sie bereits ungeduldig. Steif wie ein Zinnsoldat stand er da und drehte nervös seinen Hut in den Händen. In einigem Abstand lag ein massiger Mann mit weit ausgebreiteten Armen bäuchlings auf dem Asphalt, so, als hätte er versucht zu fliegen. Um seinen Kopf hatte sich eine dunkel glänzende Blutlache gebildet. Céleste ging neben dem Mann in die Hocke und tastete nach seinem Puls. Monsieur Grenier hatte recht gehabt: Der Mann war mausetot. Schweigend betrachtete sie ihn. Er war barfuß, trug ein Unterhemd und eine blau-weiß gestreifte Pyjamahose.

«Erkennen Sie ihn?», fragte sie den Brigadier, der, etwas grün um die Nase, neben sie getreten war, und richtete sich wieder auf. «Das ist Jean-Marie Knopfer, er hat dort oben gewohnt.» Sie deutete auf die beiden obersten Fenster des Hauses, das direkt gegenüber der Domaine Fleckenstein lag und, soweit Céleste wusste, ebenfalls Bertrand Fleckenstein gehörte. Eines der Fenster stand offen.

Luc nickte. «Ich glaube schon», murmelte er. «Er hat bei Bertrand Fleckenstein gearbeitet.»

«Und? Ich habe doch recht gehabt, oder?», mischte sich Monsieur Grenier von hinten ein. «Er ist tot, oder etwa nicht? Das sieht man gleich.»

Céleste drehte sich zu ihm um. «Haben Sie gesehen, wie er gestürzt ist?», fragte sie.

Alphonse Grenier sah sie erschrocken an und schüttelte den Kopf. «Gott sei Dank nicht.»

«Erzählen Sie mal, wie Sie ihn gefunden haben», forderte ihn die Polizistin auf.

«Ja, das war so …» Er räusperte sich und zupfte etwas umständlich an seiner Krawatte. Obwohl er tagein, tagaus nur in einem winzigen Zeitschriftenladen hinter der Theke stand, war Alphonse Grenier immer sehr korrekt gekleidet, mit bis oben zugeknöpftem Hemd, Schlips und Weste, dazu trug er auf der Straße stets Mantel und Hut. «Ich war wie üblich auf dem Weg zum Laden. Meine Frau und ich, wir wohnen in der Rue du Muscat, und jeden Morgen nehme ich die gleiche Route, über die Grand’Rue und den Cour Unterlinden in die Rue du Rempart … Und da lag er.» Er deutete etwas theatralisch auf den Mann am Boden. «In seinem Blut! Was glauben Sie, wie ich erschrocken bin. So etwas sieht man schließlich nicht alle Tage …»

«Natürlich nicht», pflichtete Céleste ihm bei. Als der Krankenwagen ankam und die Sanitäter heraussprangen, wandte sie sich an ihren Brigadier. «Bato, rufen Sie Capitaine Wolfsberger an.»

Bato verzog das Gesicht und zückte widerstrebend sein Handy. «Muss wohl sein.»

Didier Wolfsberger, der Chef der zuständigen Kriminalpolizei von Colmar, war nicht nur bei den beiden Gemeindepolizisten äußerst unbeliebt. Auch André Ginglinger, der Bürgermeister von Eguisheim, der von allen nur Dédé genannt wurde, konnte ihn nicht ausstehen. Céleste kannte Wolfsberger aus ihrer Zeit bei der Police Nationale in Straßburg, wo sie einige Jahre als Kriminalbeamtin gearbeitet hatte, ehe sie auf eigenen Wunsch nach Eguisheim und zur Police Municipale zurückgekehrt war. Sie hatte den Wechsel zur Gemeindepolizei nie bereut, der einzige Wermutstropfen war Didier Wolfsberger, der vor kurzem ebenfalls von Straßburg nach Colmar versetzt worden war. Da sie jedoch eher selten größere Kriminalfälle in Eguisheim zu lösen hatten, hielt sich der Kontakt in Grenzen, und wenn es nach Céleste ging, sollte das auch so bleiben.

Sie blickte wieder nach oben zu dem offenen Fenster und runzelte die Stirn. «Wenn Sie nicht gesehen haben, wie Monsieur Knopfer aus dem Fenster gefallen ist, woher wissen Sie es dann?», wollte sie von Monsieur Grenier wissen.

«Na, von Eva, seiner Frau. Sie stand oben und schaute herunter. Es war wohl gerade eben erst passiert. Als sie mich gesehen hat, hat sie mir zugerufen, er sei gesprungen.»

«Gesprungen? Hat sie tatsächlich gesprungen gesagt?»

Alphonse Grenier nickte, plötzlich verunsichert. «Ja, ich glaube schon … Aber jetzt, wo Sie so nachfragen, finde ich das auch seltsam. Vielleicht habe ich mich verhört?»

«Wo ist Eva Knopfer jetzt?»

Monsieur Grenier zuckte mit den Schultern. «Keine Ahnung.»

«Ist sie denn nicht heruntergekommen, um nach ihrem Mann zu sehen?», fragte Céleste.

«Nein. Sie ist gleich wieder vom Fenster verschwunden, und ich habe sie seither nicht mehr gesehen. Ich habe dann bei Ihnen auf dem Polizeirevier angerufen und mich nicht mehr von der Stelle bewegt. Hätte ich nach ihr sehen sollen?» Er wurde zunehmend nervös und zerknautschte seinen Hut. «Ich dachte, wegen der Spuren und so …»

«Nein. Sie haben alles richtig gemacht», sagte Céleste beruhigend. Dann wies sie Luc an, zusammen mit Monsieur Grenier auf die Brigade Criminelle zu warten.

«Und Sie, Chef?», wollte Bato wissen. Er war noch immer etwas blass unter seiner sonnengebräunten Haut und schaute unbehaglich drein. Der Anblick eines Toten machte ihm jedes Mal mehr zu schaffen, als ihm lieb war, und die Aussicht, auch noch Didier Wolfsberger alleine gegenüberzutreten und sich anschnauzen lassen zu müssen, versprach doppeltes Ungemach. Entschieden zu viel für einen Montagmorgen.

«Ich sehe nach der Ehefrau», meinte Céleste und lächelte ihm aufmunternd zu. «Sie machen das schon, Bato.»

Während Céleste die enge, knarzende Stiege nach oben ging, überlegte sie, was sie von dem Ehepaar Knopfer wusste. Jean-Marie Knopfer hatte in der Kellerei Fleckenstein gearbeitet. Sie schätzte ihn auf Anfang sechzig. Ursprünglich selbst Weinbauer, hatte er vor einigen Jahren Insolvenz anmelden und seinen Weinberg verkaufen...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2018
Reihe/Serie Ein Elsass-Krimi
Ein Elsass-Krimi
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aberglaubr • Eguisheim • Elsass • Hunde • Mord • Sauerkraut • Tollwut • Urlaub • Wein • Wirtshaus
ISBN-10 3-644-40234-5 / 3644402345
ISBN-13 978-3-644-40234-8 / 9783644402348
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99