Glück kommt selten allein ... (eBook)
416 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00107-7 (ISBN)
DR. MED. ECKART VON HIRSCHHAUSEN, geboren 1967, ist Deutschlands bekanntester Arzt und einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren («Glück kommt selten allein ...», «Wunder wirken Wunder»). Hirschhausen verbindet medizinische Inhalte mit Humor und nachhaltigen Botschaften. Seit über 20 Jahren ist er als Komiker auf allen großen Bühnen Deutschlands unterwegs, aktuell mit seinem Liveprogramm «Endlich!». In der ARD moderiert Hirschhausen die Wissensshows «Frag doch mal die Maus» und «Hirschhausens Quiz des Menschen» und dreht Reportagen. Mit seiner Stiftung HUMOR HILFT HEILEN bringt er gesundes Lachen ins Krankenhaus und stärkt das Humane in der Humanmedizin und Pflege. Er engagiert sich außerdem für eine medizinisch und wissenschaftlich fundierte Klimapolitik und ist Mitglied der Allianz Klimawandel und Gesundheit, Unterzeichner von 'Scientists for Future' und Gründer von 'Doctors for Future'.
DR. MED. ECKART VON HIRSCHHAUSEN, geboren 1967, ist Deutschlands bekanntester Arzt und einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren («Glück kommt selten allein ...», «Wunder wirken Wunder»). Hirschhausen verbindet medizinische Inhalte mit Humor und nachhaltigen Botschaften. Seit über 20 Jahren ist er als Komiker auf allen großen Bühnen Deutschlands unterwegs, aktuell mit seinem Liveprogramm «Endlich!». In der ARD moderiert Hirschhausen die Wissensshows «Frag doch mal die Maus» und «Hirschhausens Quiz des Menschen» und dreht Reportagen. Mit seiner Stiftung HUMOR HILFT HEILEN bringt er gesundes Lachen ins Krankenhaus und stärkt das Humane in der Humanmedizin und Pflege. Er engagiert sich außerdem für eine medizinisch und wissenschaftlich fundierte Klimapolitik und ist Mitglied der Allianz Klimawandel und Gesundheit, Unterzeichner von "Scientists for Future" und Gründer von "Doctors for Future".
Nebenwirkungen: Glück schützt vor Herzinfarkt und Depression
Das Leben ist voller Elend, Einsamkeit und Leiden – und dann ist es auch noch viel zu schnell vorbei.
Woody Allen
Glück ist kein Naturzustand, Gesundheit auch nicht. Nicht jeder, der gesund ist, ist glücklich. Und nicht jeder, der krank ist, ist unglücklich. Aber wer öfter glücklich ist, wird seltener krank und lebt länger. Deshalb schreibe ich dieses Buch. Und eigentlich müssten Ihnen die Krankenkassen das Geld dafür erstatten, denn sein Glück zu mehren ist die beste Prävention.
Ruut Veenhoven von der Erasmus-Universität in Rotterdam erforscht seit Jahren das Zusammenspiel von Glück und Gesundheit. Über 30 Einzelstudien bestätigen: Glücklichsein schützt konkret vor Herzinfarkten, Infekten und Diabetes – und natürlich auch vor Depression, dem Gegenteil von Glück. Auch deshalb schreibe ich dieses Buch, und in diesem Kapitel bin ich jetzt mehr Arzt als Komiker.
Wie positive Gefühle auf den Körper wirken und wie gleichzeitig chronische Krankheiten uns mürbemachen können, wird gerade erst als Forschungsthema entdeckt. Klar ist: Stress macht Unglück. Und Unglück macht Stress. Darunter leiden nicht nur die Laune und die Blutgefäße, sondern auch das Immunsystem. Wenn man Versuchspersonen eine definierte Menge an Schnupfenerregern ins Gesicht pustet, werden diejenigen seltener krank, die zu dem Zeitpunkt gut gelaunt sind. Die anderen haben vorher und nachher die Nase voll.
Glückliche Menschen reagieren gelassener auf Belastungen. Außerdem haben sie einen gesünderen Lebensstil: Sie achten auf ihr Gewicht, sind sportlicher und gehen verantwortungsvoll mit Alkohol und Zigaretten um. Weiterhin aktivieren Freude und Glück den Körper und machen ihn fitter. Bei unglücklichen Personen beobachtet man das Gegenteil: Ihre körperliche Aktivität sinkt, und sie sind anfälliger für Krankheiten.
Wenn Menschen jedoch bereits schwer krank sind, verlängert ein positiver Gemütszustand nicht das Leben, wohl aber die Lebensqualität. So fordert auch Ruut Veenhoven eine Gesellschafts- und Gesundheitspolitik, bei der das Glücksempfinden des Einzelnen gestärkt wird. Dafür können Menschen informiert, trainiert und angeleitet werden, sich glücklich zu fühlen und auf einen Gutteil ihres Stresses zu verzichten. Auf diese Weise würden weniger Personen krank, und die Kosten einer Behandlung könnten somit für eine sinnvolle Vorsorge verwendet werden. Eine neue Forderung?
Freude stärken. Leiden mindern. Dieses brauchbare Lebensmotto findet sich im Buddhismus genauso wie im hippokratischen Eid. Und so verstehe ich auch dieses Buch: Sollte es Sie glücklich machen, freut mich das. Aber der größere Effekt könnte sein, dass Sie sich nicht mehr für unglücklicher halten, als Sie sind. Das ist so ähnlich wie beim Salatessen. Warum ist Salat so gesund? Weil man, während man Berge von Salat isst, sich den Magen nicht mit etwas Ungesundem vollschlägt. Deshalb nimmt man auch ab, wenn man viel lacht. Nicht etwa, weil man beim Lachen nennenswert Kalorien verbrennt, sondern weil man beim Lachen nicht essen kann. Oder etwas philosophischer: «Glück ist Unglück, was man nicht hat.» Aber keine Sorge, etwas optimistischer als Schopenhauer ist dieses Buch schon.
Der größte Trick, sein Leben zu verlängern, ist tatsächlich kein großes Geheimnis, sondern erschreckend banal: Lass einfach alles weg, was das Leben nachweislich verkürzt. Wer nicht raucht, nicht zu viel säuft und frisst und Spaß mit sich und anderen hat, lebt 14 Jahre länger als einer, der lieber Risikofaktoren sammelt und alles daransetzt, seine Sammlung auch zu vervollständigen. Brokkoli hat die größte Wirkung, vor Krebs zu schützen, bei den Menschen, die am wahrscheinlichsten Krebs bekommen, bei den Rauchern. Ob die anderen viel von Brokkoli profitieren, ist schwerer zu belegen. Aber das heißt nicht, dass sie jetzt mit Rauchen anfangen müssten oder mit Brokkoli aufhören sollten.
Ich mache mir keine große Illusion, wie viel dieses Buch zum Glück unserer Nation und zu Ihrem persönlichen beitragen kann, aber viele kleine. Wenn es ein bisschen mehr nützt als schadet, ist das doch auch was. Sind Sie überhaupt der richtige Leser für dieses Buch?
Als ich noch Kinderarzt in der Charité war, hatte ich die erste Begegnung mit dem «Gesetz der umgekehrten Bedürftigkeit». Welche Eltern bringen ihre Kinder pünktlich zu allen Untersuchungen? Die, die sich sowieso schon kümmern. Das sind nicht die Familien, die den Arzt am dringendsten bräuchten. Da dachte ich: Mensch, warte nicht im Krankenhaus, bis die Kranken zu dir kommen. Sorg dafür, dass sie gar nicht erst krank werden. Mach Prävention, bring medizinisches Wissen in die Öffentlichkeit, mach Gesundheitsfernsehen. Ich habe fünf Jahre in der ARD eine wöchentliche Gesundheitssendung moderiert. Jeden Donnerstag um 19 Uhr 30 fasste ich sinngemäß zusammen: nicht rauchen, bewegen, Gemüse essen. Jetzt frage ich Sie: Wer guckt so eine Sendung? Genau: alle, die das schon wissen. Die Raucher, die sich nie von der Fernsehcouch wegbewegen und Pommes für Gemüse halten, schauen selten ARD-Gesundheitsmagazine. Die gucken RTL 2.
Man predigt immer den Falschen. Das ist in der Kirche auch so. Die, die in die Kirche kommen, denen muss man kein schlechtes Gewissen machen. Das haben die schon. In der Wirtschaft gilt genau das Gleiche. Wenn man Telefonmarketing für Hörgeräte macht – die, die rangehen, sind nicht die, die sie am dringendsten brauchen. So steht zu befürchten, dass Sie gar nicht so schlecht drauf sind.
Dieses Buch kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen – aber vielleicht anregen. Und deshalb noch ein paar ernste Worte zum Thema Depression: Was ist das Gegenteil von Glück? Unglück? Könnte man denken. Glück geht vorbei. Unglück auch. Das Gegenstück zu Glücksgefühlen ist, wenn man gar nichts mehr fühlt. Depression ist die Krankheit der «-losigkeit». Alles ist sinnlos, hoffnungslos, emotionslos. Wer unter Depressionen leidet, ist schlaflos, antriebslos und wäre am liebsten sich selbst ganz los. Die Depression ist die häufigste seelische Störung überhaupt und auch die teuerste. Sie kostet vielen Menschen das Leben durch Suizid, sie kostet zusammengenommen viele Jahrhunderte an Lebensqualität, und sie kostet die Gesellschaft Milliarden, weil Depressive lange ausfallen als Eltern, Lehrer, Partner oder Steuerzahler. Fünf Millionen Menschen sollen in Deutschland depressiv sein, wobei strittig ist, ob die Krankheit zugenommen hat oder nur die Aufmerksamkeit für die Diagnose.
Der Biologe Lewis Wolpert, emeritierter Professor vom University College London, erfuhr am eigenen Leib, welches Stigma der Depression bis heute anhaftet. Eindringlich schildert er in seinem Buch «Anatomie der Schwermut» seine Scham und die seiner Angehörigen sowie seine Hoffnung, dass die Erkrankung biologisch bedingt sei und er sie somit nicht selbst verschuldet haben konnte. Wolpert meint, wer dieses schlimme Leiden mit Worten beschreiben könne, habe es nicht selbst durchlebt. Es sei die schmerzlichste Erfahrung seines Lebens.
Die Neurologen und Psychiater unterteilen Depression in verschiedene Schweregrade, je nachdem wie stark die Symptome ausgeprägt sind und wie lange sie schon anhalten. Eine Selbstdiagnose macht wenig Sinn: Manche Patienten neigen zur permanenten Selbstbeobachtung der Psyche und machen sich dadurch das Leben schwer. Die anderen ignorieren dagegen jede seelische Komponente und rennen jahrelang wegen Herz-, Rücken- oder Verdauungsproblemen zum Arzt, bis einer die richtige Diagnose stellt. Aber alles ist besser, als gar nicht zum Arzt zu gehen.
Was passiert bei einer Depression im Gehirn? Die komplizierten Gleichgewichte der verschiedenen Signalstoffe sind gestört. Maßgeblich fehlen Serotonin und Noradrenalin, das erste Hormon signalisiert normalerweise Freude, das zweite Antrieb. Beides fehlt dem Depressiven. Zudem fehlt es an Nervenwachstum. Genauso, wie sich der Depressive von seiner Außenwelt zurückzieht, haben auch die Nervenzellen im Hirn keine Lust mehr, sich anzustrengen und neue Kontakte zu knüpfen. Was zuerst kommt, der äußere oder der innere Rückzug, ist wie bei der Henne und dem Ei schwer zu klären. Aber das fehlende «Netzwerken» im Kopf erklärt sehr gut, warum eine Behandlung mit Medikamenten nie sofort anschlägt. Denn bis sich die Synapsen wieder berappelt haben und neugierig auf andere zugehen, vergehen gerne mal zwei bis vier Wochen.
Welchen «Sinn» macht eine Krankheit der Sinnlosigkeit? Am ehesten den einer Notbremse. Permanenter Stress und Überforderung führen zum Rückzug aus dem aktiven Leben, der Betroffene spart Energie und bringt andere dazu, ihn zu unterstützen. Wer einmal mit schwer Depressiven zu tun hatte, weiß, dass es ein Stadium gibt, in dem alle gutgemeinten Ratschläge wie «Raff dich doch einfach auf» nichts nützen und nur alle Beteiligten noch hilfloser machen und bisweilen auch wütend. Depression ist eine Krankheit, kein Versagen. Wenn Sie ausgebrannt sind, gilt das Gleiche, wie wenn Ihre Wohnung brennt: Holen Sie Hilfe! Am besten schon, wenn Sie die ersten Rauchzeichen wahrnehmen.
Depression kommt meist nicht aus heiterem Himmel, sondern entsteht aus trüben Gedanken, die einen in endlosen Spiralen abwärtsziehen. Ein eindrucksvolles Tierexperiment revolutionierte das Verständnis dieser Lernprozesse.
Martin Seligmans bahnbrechende Entdeckung war in den 60er Jahren die «gelernte Hilflosigkeit». Hunde, die in einem Käfig saßen, bekamen Futter, Wasser und – kleine Stromstöße. Die waren...
Erscheint lt. Verlag | 24.12.2016 |
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Illustrationen | Esther Wienand, Änni Perner, Jörg Pelka |
Zusatzinfo | 4-farb., zahlr. Abb. |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga ► Humor / Satire |
Schlagworte | Alltag • Arzt • Evolution • Gesundheit • Glück • Humor • Kabarettist • Medizin • Partnerwahl • Wissenschaft |
ISBN-10 | 3-644-00107-3 / 3644001073 |
ISBN-13 | 978-3-644-00107-7 / 9783644001077 |
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