Silberjunge (eBook)

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2015
256 Seiten
cbt (Verlag)
978-3-641-14812-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Silberjunge - Kristina Ohlsson
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Immer wieder sieht Aladdin einen geheimnisvollen Jungen, der spurlos verschwindet, sobald man ihn anspricht. Doch er hat andere Sorgen: Das Restaurant seiner Familie läuft schlecht, seine Eltern wollen in die Türkei zurück, dabei ist Schweden ihr Zuhause. Als er erfährt, dass vor hundert Jahren Silber aus einer Schmiede verschwand und auf dem Gelände des Restaurants vergraben sein soll, macht er sich auf die Suche. Jedoch muss er zuerst den Dieb erwischen, der aus dem Restaurant Essen stiehlt. Ob es der rätselhafte Junge ist? Kommt er von dem Flüchtlingsboot, das seit Wochen im Hafen vor Anker liegt? Zum Glück hat Aladdin seine Freundinnen Billie und Simona, die ihm tatkräftig helfen, die ineinander verflochtenen Rätsel zu lösen.

Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman »Aschenputtel« gelang ihr der internationale Durchbruch und der Auftakt zu einer hoch gelobten Thrillerreihe um die Ermittler Fredrika Bergman und Alex Recht. August Strindberg ist Ohlssons neueste Romanfigur, der mit seinem gelben Leichenwagen Fälle löst, obwohl er gar nichts mit der Polizei zu schaffen hat ...

4.

Eine Woche verging und das Wochenende kam. Aladdin und Billie saßen in Aladdins Zimmer und aßen Süßigkeiten. Draußen schneite es und keiner von beiden hatte Lust, rauszugehen. Aus dem Restaurant war noch mehr Essen verschwunden. Aladdin hatte keine Spur mehr von dem Jungen in den kurzen Hosen entdeckt und fing langsam an, sich zu fragen, ob er sich das alles vielleicht nur eingebildet hatte.

»Dann also ein Dieb?«, fragte Billie. »Ein richtiger?«

Sie hatten sich die ganze Woche nicht gesehen. Aladdin war voll und ganz mit Schule und Hausaufgaben, Klavierstunden und Modellflugzeugen beschäftigt gewesen. Was Billie gemacht hatte, wusste er nicht, aber bestimmt hatte sie auch Hausaufgaben aufgehabt. Und eine Menge Bücher gelesen. Aladdin kannte niemanden, der so viel las wie Billie.

»Ja«, sagte Aladdin. »Es stimmt. Irgendjemand schleicht sich nachts in unseren Turm und stiehlt Essen. Sie glauben, dass es vielleicht eines der Flüchtlingskinder vom Boot ist.«

»Habt ihr die Polizei gerufen?«, fragte Billie.

Aladdin seufzte. Natürlich hatten sie die Polizei angerufen, aber die hatte Wichtigeres zu tun, als nach verschwundenen Fleischbällchen zu fahnden.

»Vielleicht sollte ich mal mit Josef reden«, meinte Billie. »Der kann euch doch bestimmt helfen.«

Josef war Polizist und mit Billies Mutter befreundet.

»Das wäre toll«, meinte Aladdin, der Josef mochte. »Aber erzähl ihm nicht, dass vielleicht ein Kind der Dieb ist, denn wenn das so ist, dann will Papa die Polizei außen vor lassen.«

Insgeheim fragte sich Aladdin, was Josef schon tun könnte. Fast eine Woche lang war sein Vater jede Nacht aufgestanden und hatte die Treppe bewacht. Natürlich immer nur einige Stunden, denn er musste ja schließlich auch schlafen. Doch hatte er kein einziges Mal einen Dieb gesehen. Trotzdem verschwanden weiter Sachen aus dem Kühlschrank, zuletzt eine große Schüssel Obstsalat, die seine Mutter am Abend vorbereitet hatte.

Billie nahm ein Bonbon.

»Ist es denn wirklich so schlimm, wenn ein bisschen Essen verschwindet?«, fragte sie. »Ich meine, deine Eltern haben doch noch eine Menge anderes Essen. Und total viel Geld.«

Aladdin senkte den Blick. Er wusste, dass viele so dachten wie Billie und dass alle glaubten, seine Eltern seien reich, nur weil sie ein eigenes Restaurant besaßen.

»Ich glaube, wir haben nicht mehr so viel Geld«, sagte er leise. »Deshalb machen sich meine Eltern solche Sorgen, wenn Essen verschwindet. Und was, wenn der Dieb auch noch anfängt, andere Sachen zu klauen? Ich weiß nicht, was dann ist.«

Sein Vater hatte in der letzten Zeit viel über Geld gesprochen. Das tat er meist, wenn er glaubte, sein Sohn würde nicht zuhören. Aladdin wusste nicht viel über Wirtschaft, aber ihm war klar, dass die Dinge Geld kosteten. Wenn man das, was man brauchte, nicht bezahlen konnte, dann hatte man ein Problem, und mit etwas Pech wurde daraus ein großes Problem.

Als Billie hörte, was Aladdin erzählte, wurde sie sofort ernst.

»Wir müssen etwas tun«, sagte sie entschlossen. »Kann es nicht der sein, wie heißt er doch noch, der immer so schlecht gelaunt ist und im Restaurant arbeitet? Mats? Ja, genau, Mats. Könnte nicht der das Essen genommen haben? Anscheinend kommt doch der Dieb mit eigenem Schlüssel rein.«

»Daran haben wir auch schon gedacht«, sagte Aladdin. »Aber Papa hat mit Mats gesprochen, und wie es scheint, ist der nicht der Dieb.«

Aladdin selbst war sich da nicht so sicher. Er hatte Mats nie leiden mögen, und zwar nicht, weil der gemein zu ihm wäre, sondern weil er so seltsam war. Bei seinen Eltern war er beliebt, weil er immer tat, was man ihm sagte. Außerdem war er schnell und tüchtig. Aber Aladdin gefiel es nicht, dass Mats immer so schlechte Laune hatte. Und dann war er auch noch so groß. War man zum Beispiel in der Küche, wenn er spülte, dann war es völlig unmöglich, ihn zu ignorieren.

»Aber«, meinte Billie, die Mats auch nicht mochte, »was heißt denn, sie haben mit ihm gesprochen? Wenn Mats der Dieb ist, dann wird er das ja wohl nicht erzählen. Wir müssen ihn auf frischer Tat ertappen.«

Aladdin grinste. »Auf frischer Tat ertappen«, hatte Billie gesagt. So hatten sie und Aladdin, als Billie gerade neu nach Åhus gezogen war, ein Gespenst enttarnt.

»Klar hat Papa nicht einfach nur mit ihm geredet«, erklärte er. »Offensichtlich war Mats bei den meisten Malen, als Essen verschwunden ist, verreist. Dann kann er es also nicht gut gewesen sein.«

Aladdin kannte Billie erst seit einigen Monaten. Sie hatten sich im Sommer angefreundet, als sie und ihre Mutter aus Kristianstad nach Åhus gezogen waren. Aladdin wusste, dass Billie zuerst gar nicht nach Åhus ziehen wollte, und deshalb ging sie auch immer noch in ihre alte Schule in Kristianstad, obwohl die zwanzig Kilometer entfernt lag. Aladdin wünschte sich, Billie würde in Åhus zur Schule gehen, dann wären sie in derselben Klasse.

»Wir sollten Mats mal beobachten«, schlug Billie vor, »dann wissen wir es sicher. Vielleicht lügt er ja und war überhaupt nicht verreist.«

Aladdin brach in Lachen aus.

»Jetzt hör aber auf, das kann man doch nicht machen. Man kann nicht einfach hinter den Leuten herspionieren.«

»Doch, natürlich kann man das! Außerdem ist das hier eine wichtige Sache. Stell dir vor, deinen Eltern geht das Geld aus. Was macht ihr dann?«

Daran wollte Aladdin am liebsten gar nicht denken. Das Geld musste einfach reichen. Punkt.

»Arbeitet Mats denn heute?«, fragte Billie.

Aladdin schüttelte den Kopf. Es war Samstag, da hatte Mats frei.

»Ich glaube, er wollte nach Malmö fahren und seine Mutter besuchen«, meinte Aladdin. »Er kommt nicht vor morgen wieder.«

»Typisch«, knurrte Billie.

Doch dann hellte sich ihre Miene auf.

»Aber das ist doch perfekt!«

»Was denn?«, fragte Aladdin.

»Dass er gesagt hat, er würde wegfahren. Dann gehen wir doch mal zu ihm nach Hause und kontrollieren, ob er da ist. So kriegen wir leicht raus, ob er lügt.«

Aladdin zögerte.

»Wie soll das gehen?«, fragte er. »Er kennt doch sowohl dich als auch mich. Was sollen wir denn sagen? Ich meine, wenn wir ihn treffen.«

Billie überlegte.

»Wir rufen Simona an«, sagte sie, »dass sie mit dem Bus von Kristianstad hierherkommt. Die kennt er nicht.«

Simona war Billies Freundin, die jetzt auch Aladdins Freundin geworden war.

Er dachte nach. Das war eine gute Idee!

»Ruf Simona an«, sagte er, »und ich gehe und suche die Adresse von Mats raus.«

Das war leichter gesagt als getan. Der Name von Mats war so häufig, dass man die Adresse im Internet nicht finden konnte. Viel zu viele Treffer. Nun hatte Aladdin aber überhaupt keine Lust, seine Eltern danach zu fragen, also schlich er in ihr Schlafzimmer und versuchte, die Handtasche seiner Mutter zu finden. In der hatte sie nämlich ein Adressbuch und darin stand sicherlich auch die Anschrift von Mats. Doch so viel er auch suchte, er fand die Tasche nicht.

Also lief er zwei Treppen im Turm nach unten in das Büro seiner Eltern. Da herrschte wie üblich Chaos: überall Papiere und Aktenordner.

Aladdin seufzte leise, schaltete das Deckenlicht ein und begann, auf dem Schreibtisch zu suchen. Vielleicht würde er irgendein Papier finden, das an Mats adressiert war, zum Beispiel seinen Lohnbeleg.

Aladdin wollte vermeiden, dass man sah, dass er hier zugange gewesen war, doch es war ganz schön schwer, keine Spuren zu hinterlassen. Er konnte sich unmöglich merken, wie die ganzen Papiere ursprünglich dagelegen hatten. Er wollte eben schon aufgeben, als sein Blick auf einen weißen Umschlag mit Mats’ Namen darauf fiel. Der Brief war zugeklebt, sodass er nicht sehen konnte, was darin war, doch das spielte keine Rolle. Entscheidend war die Adresse.

Aladdin erkannte die Handschrift seiner Mutter und las leise für sich:

Mats Eriksson

Getingvägen 41

Åhus

Getingvägen. Das war doch, wo Billie wohnte. Perfekt. Er lief wieder in sein Zimmer hinauf. Billie war auf der Toilette, und es klang, als würde sie sich die Hände waschen.

Aladdin suchte Papier und Stift heraus und schrieb Mats’ Adresse auf. Erwartungsvoll sah er aus dem Fenster und stellte fest, dass es aufgehört hatte zu schneien. Schön, das würde alles viel leichter machen.

Doch dann sah er noch etwas und sofort vergaß er Mats und das verschwundene Essen.

Unten vor dem Turm stand der Junge mit den kurzen Hosen im Schnee. Direkt neben dem Restaurant-Schild, an derselben Stelle, wo Aladdin ihn das erste Mal gesehen hatte.

Aladdin verharrte regungslos am Fenster.

Der Junge im Schnee bewegte sich auch nicht.

Jetzt kam Billie von der Toilette.

»Was guckst du da?«, fragte sie.

Aladdin wandte den Blick nicht von dem Jungen. Der trug diesmal nicht dieselben Kleider wie letztes Mal, sondern hatte anstelle des Strickpullovers eine Jacke an.

»Der Junge mit den kurzen Hosen«, flüsterte er als Antwort auf Billies Frage.

Er sprach so leise, wie er konnte, als hätte er Angst, dass der Junge ihn sonst hören würde.

Billie stellte sich neben ihn und sah hinaus.

»Wo denn?«, fragte sie.

»Ja, siehst du ihn denn nicht?«, meinte Aladdin ungeduldig. »Da steht er doch.«

In dem Augenblick ging der Junge los und verschwand aus Aladdins Blickfeld. Es sah aus, als wolle er wieder zur Rückseite des Turms.

Aladdin stürzte...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2015
Reihe/Serie Die Glaskinder-Reihe
Die Glaskinder-Reihe
Übersetzer Susanne Dahmann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Silverpojken
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 10 • ab 11 • Bestsellerautorin • eBooks • Freundschaft • Geister • Grusel • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderkrimi • Krimi • Mystery • Schweden • Schwedenkrimi • Tweenager
ISBN-10 3-641-14812-X / 364114812X
ISBN-13 978-3-641-14812-6 / 9783641148126
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