Kaum geht Sam in die dritte Klasse der Spy School, stolpert er auch schon über einen Leichnam - und zwar über den des Direktors! Jetzt beginnt für Sam ein Wettlauf gegen die Zeit, denn das seltsame grüne Zeug auf Mr Autumns Lippen ist Teufelskraut - offensichtlich hat es ein gemeiner Giftmörder auf die Agentenschule abgesehen. Ein Gegengift muss her! Und zwar so schnell wie möglich! Ein klarer Fall für den Jungagenten Sam Smith!
Jonas Boets war immer schon ein großer Fan der Bücher von Anthony Horowitz. Diese und die James-Bond-Filme sowie »Mission Impossible« haben ihn zu seiner Serie Spy School inspiriert. Jonas Boets hat darüber hinaus etliche erfolgreiche Thriller für Jugendliche veröffentlicht.
2
Eine Woche und einen Tag nach den Sommerspielen rekelte sich Sam im Bett. Die Bettwäsche war feucht, als hätte er ins Bett gemacht. Aber das stimmte nicht. Schon eine Woche lang lastete eine unerträgliche Hitze über London. Eine Affenhitze genauer gesagt. Es war so heiß, dass die Klimaanlage den Geist aufgegeben hatte. Sie hatte so viel leisten müssen, dass sie selbst überhitzt wurde. Dummerweise gab es keine Klimaanlage für Klimaanlagen. Nicht einmal auf der Spy School.
Es war Montagmorgen, also musste er um zehn Uhr im Unterricht erscheinen. Da ein Geheimagent immer ausgeschlafen sein muss, durften die Schüler bis um neun Uhr im Bett bleiben.
Sam sprang aus dem Bett und lief Richtung Waschraum. Er freute sich auf eine erfrischende Dusche. Im Flur kam ihm sein Nachbar John Cole entgegen, ein Klassenkamerad. Weil ihre Zimmer nebeneinanderlagen, kannte Sam ihn ein wenig besser als die anderen aus der C-Klasse. Mit Ausnahme von Daphné natürlich.
»Guten Morgen, Sam.«
»Guten Morgen, John.«
So fingen ihre Unterhaltungen eigentlich immer an und heute war es nicht anders.
»Alles roger in Kambodscha?«, fragte John.
»Alles roger, und Kambodscha trifft den Nagel auf den Kopf. Heißer kann es da auch nicht sein«, gab Sam zurück. »Ich hoffe, dass es bald etwas abkühlt. Wenn das so weitergeht, schmelzen wir noch alle wie Schneemänner in der Sonne!«
»Hör nur auf!«, sagte John. »So habe ich nicht einmal geschwitzt, wenn ich früher auf Familienbesuch war.«
Johns Großeltern stammten aus Südafrika. Als seine Eltern sich scheiden ließen, hatte Johns Vater beschlossen, ins Land seiner Vorfahren zurückzukehren. Ein erbittertes Tauziehen um John war gefolgt. Welches Ende das genommen hätte, sollte John nie erfahren. Herr July hatte John entdeckt und ihn gefragt, ob er auf die Spy School gehen wolle. Und da John die Nase voll hatte von den Zuständen zu Hause, hatte er sofort eingewilligt.
Nun ging er gemeinsam mit Sam durch die aufgeheizten Flure der Spy School zu den Duschen.
»Ich hoffe, dass die Duschen halbwegs erträglich sind«, stöhnte John. »Mit dem Wasser, das gestern aus der Dusche kam, hätte man ein Ei kochen können!«
Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Das Wasser, das aus den Duschköpfen sprühte, hätte ebenso gut aus einem Teekessel stammen können.
Sam und John spülten sich den Schweiß vom Leib. Trotz der hohen Temperatur tat das fließende Wasser Sam gut. Er spürte, wie der Schmutz abgewaschen wurde.
Doch beim Abtrocknen kamen schon wieder die ersten Schweißperlen. Am besten blieb er den ganzen Tag unter der Dusche, dann würde er zumindest sauber bleiben!
Im Schneckentempo gingen die beiden Jungen zu einer Luke, um sich ihr Frühstück aus der Wand zu holen. Auf dem Weg begegnete ihnen Präsident-Generaldirektor Autumn, der Schulleiter. Obwohl es so heiß war, trug er einen Anzug. Er schwitzte allerdings auch wie ein Eisbär in der Wüste.
»Guten Morgen, die Herren«, grüßte Autumn. »Was für eine Hitze, nicht wahr?«
Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ich habe die Hitze noch nie gut vertragen. Sie macht mich richtig krank. Nicht buchstäblich krank natürlich, aber ich fühle mich doch immer viel schlapper als sonst. Da sind mir frostige Temperaturen allemal lieber. Ihnen auch?«
Sam sah zu John. Der wusste aber auch nicht recht, was er antworten sollte.
Autumn störte das wenig. Er fuhr mit seinem Monolog fort.
»Viele Geheimagenten wollen Aufträge an warmen Orten, damit sie nebenbei etwas Sonne abbekommen. Ich ganz und gar nicht, mir würden eine Million Orte einfallen, an denen ich lieber wäre. Ach was, eine Milliarde!«
Sam und John kannten Autumns dröhnende Monologe nur allzu gut. Am liebsten schwadronierte er, ohne dass ihm jemand dazwischenfunken konnte. Gesprächszeit war für Autumn wie ein Steak für einen Wolf inmitten eines Rudels ausgehungerter Artgenossen: Wenn man nicht schnell war, bekam man am Ende gar nichts ab.
»Aber genug geplaudert«, befand Autumn. »Schließlich muss auch noch gearbeitet werden. Ich darf doch davon ausgehen, dass Sie beide gleich wieder fleißig zu Werke gehen?«
Sam und John nickten eifrig.
»Ausgezeichnet. Ich darf wohl behaupten, dass wir zurzeit einen ganz hervorragenden Jahrgang an der Spy School haben. Wenn nun noch die Hitze etwas nachließe, wäre ich ganz und gar zufrieden. Sollte es weiterhin so heiß sein, kann man mich bald ausgetrocknet vom Boden kratzen.«
Autumn tupfte sich wieder ganze Schweißströme vom Gesicht. »Gut, meine Herren, vielen Dank für die nette Unterhaltung. Viel Freude beim Lernen heute! Eigentlich bräuchte ich Ihnen das gar nicht zu wünschen, denn sollten Sie hier nicht mit Freude dabei sein, wären Ihre Tage an dieser Schule ohnehin gezählt!«
Nach diesen Worten drehte Autumn sich um und eilte weiter zu seinem Büro. Sam und John hatten es nicht eilig. Sie frühstückten ganz gemächlich und schlenderten dann gemeinsam zum Unterricht.
* * *
Am Montagmorgen begann die C-Klasse mit dem Fach Maskieren. Auch wenn es für sie ein neues Unterrichtsfach war, zählte es doch bereits zu den beliebtesten Fächern. Sich gut zu verkleiden war längst nicht so einfach, wie man gemeinhin dachte. Es reichte keineswegs aus, sich einfach eine Maske vors Gesicht zu halten. Alle Details mussten stimmen: Man musste die richtige Stimmlage treffen, den richtigen Akzent verwenden, seine Gangart anpassen, das Richtige sagen …
Es gab noch viel mehr, worauf man achten musste, doch Sam hatte viele Details schon wieder vergessen. Er musste sich dringend die Kursunterlagen noch einmal zu Gemüte führen.
Als John und Sam das Klassenzimmer von Herrn April betraten, blickten sie verwundert auf. Nicht Herr April erwartete sie da, sondern Herr Portman, der Portier der Spy School. Er wartete geduldig, bis alle Schüler der C-Klasse da waren.
Wie immer setzte sich Sam neben Daphné. Obwohl sich die Schüler aussuchen durften, wo sie saßen, hatte jeder von ihnen seinen Stammplatz. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier und ein Geheimagent ist schließlich auch ein Mensch.
Hinter dem letzten Schüler – Richard James stürmte als Letzter und schweißnass in die Klasse – schloss Portman die Tür und ergriff das Wort.
»Guten Morgen, meine Damen und Herren«, sagte er. »Heute gibt es eine kleine Änderung. Herr April wurde unerwartet zu einer dringenden Angelegenheit gerufen. Es geht wohl um einen Informanten in Schwierigkeiten, genau weiß ich es aber auch nicht. Präsident-Generaldirektor Autumn hat mich gebeten einzuspringen.«
Verdutzt sah die Klasse zu Portman. Kannte der Portier sich etwa mit der Kunst des Maskierens aus?
Mit dieser Reaktion hatte Portman offenbar gerechnet.
»Aber da ich von Maskierung so viel Ahnung habe wie eine Frau von einem programmierbaren Fernseher …«
Sofort erntete er von den fünf Mädchen der Klasse grimmige Blicke. Sam musste innerlich grinsen. Solche Sprüche überraschten ihn bei Portman nicht.
Der Portier selbst hatte von den imaginären Pfeilen, die da auf ihn abgeschossen wurden, gar nichts bemerkt und fuhr einfach fort.
»… werde ich Ihnen heute etwas beibringen, von dem ich sehr wohl eine Ahnung habe.«
»Wie verdoppele ich die Anzahl der Mahlzeiten an einem Tag!«, witzelte Daphné.
Die Klasse lachte ausgelassen. Es war kein Geheimnis, dass Portman einen Großteil seines Tages damit verbrachte, die Zeitung zu lesen und alles zu vertilgen, was die Küche der Spy School zu bieten hatte.
Portman selbst fand den Witz nicht so gelungen. Er blickte etwas betreten drein.
»So denken Sie also über mich?«, fragte er. »Essen, essen, essen … das ist alles?« Tränen traten in seine Augen.
Seufzend setzte er sich auf seinen Stuhl und starrte auf den Boden. Die Schüler sahen sich an. Sie hatten ein schlechtes Gewissen. So war es nicht gemeint gewesen. Sie hatten Portman vielleicht ein wenig verspotten wollen, aber nicht verletzen.
»So habe ich das nicht gemeint«, flüsterte Daphné Sam zu. Sam machte mit dem Kopf eine Bewegung in Portmans Richtung. »Sag das doch zu ihm.«
Portman saß noch immer vornübergebeugt an seinem Schreibtisch. Er bemühte sich gar nicht um Fassung. Die Bemerkung hatte offenbar gesessen.
»Ähm, Herr Portman? Ich wollte Sie nicht beleidigen. Es war nur ein Scherz.«
Portman reagierte nicht. Daphné blickte verzweifelt in die Klasse. Was sollte sie denn tun?
»Wir schätzen Ihre Arbeit wirklich sehr, Herr Portman«, fuhr Daphné fort. »Ohne Sie könnte jeder einfach so in das Schulgebäude hinein. Das wäre für eine Geheimagentenschule äußerst gefährlich.«
Daphné suchte nach weiteren trostreichen Worten.
»Ich meine nur, die...
Erscheint lt. Verlag | 9.2.2015 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Spy-School-Reihe |
Die Spy-School-Reihe | SPY SCHOOL |
Übersetzer | Claudia Van den Block |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Sam Smith en het duivelskind # 3 |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre | |
Schlagworte | ab 10 • ab 12 • Abenteuer für Jungs • Agenten • eBooks • Internat • James Bond • James Bond, Internat, Young James Bond, Agenten, Krimi, Kinderbuch, Abenteuer für Jungs, Muchamore, Spannung, Schule • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderkrimi • Krimi • London • Muchamore • Schule • Spannung • Young James Bond |
ISBN-10 | 3-641-13712-8 / 3641137128 |
ISBN-13 | 978-3-641-13712-0 / 9783641137120 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich