Mein Sommer unter Hühnern (eBook)

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2015
cbt (Verlag)
978-3-641-16016-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Sommer unter Hühnern - Julie Mata
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Die Nacht der Zombiehühner
Die 12-jährige Kate Walden versucht, das Beste aus dem Umzug ihrer Familie aufs Land zu machen: Sie dreht kurzerhand mit den Biohühnern ihrer Mutter einen Gruselfilm: »Die Nacht der Zombiehühner«. Dass sich die Klassenzicke Lydia zwischen sie und ihre beste Freundin Alyssa drängt, kann sie so aber auch nicht verhindern. Ehe sie sich versieht, sitzt sie in der Schulmensa am Loser-Tisch und sieht sich gezwungen, eine kleine Racheaktion zu starten ...

Julie Mata ist Mitbesitzerin einer Film- und Videoproduktionsfirma, wo sie als Producerin und Drehbuchautorin tätig ist. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Wisconsin und zu ihrem Haushalt gehören auch drei Hunde, zwei Frettchen, eine bärtige Dracheneidechse und ein Papagei. Sie hat sogar schon mal Hühner gehalten, aber soweit sie weiß, waren da keine Zombies darunter. 'Mein Sommer unter Hühnern' ist ihr Debütroman.

Es sollte ein Gesetz geben, dass Eltern untersagt, ihre Kinder samstags arbeiten zu lassen. Der Samstag ist der absolut beste Tag der Woche und nichts versaut ihn mehr als »häusliche Pflichten«. Und nichts ist schlimmer als Hühnerfüttern, außer vielleicht ihren Stall ausmisten. Ich rühre in meinen Fruit Loops und überlege, wie ich um den Job rumkommen kann. Mir fällt nichts ein. »Es sind doch eure Hühner«, sage ich schließlich. »Warum muss ich sie füttern? Hühner sind ekelhaft.«

Meine Mutter wirft den Pfannenheber beiseite, und ich weiß, dass ich zu weit gegangen bin. Derek kann mich ruhig Warzenschwein nennen, da schüttelt sie nur den Kopf, aber wenn man ihre Hennen beleidigt, macht sie gleich ein Riesenei draus.

»Du bist Teil dieser Familie und hast deswegen bestimmte Pflichten«, belehrt sie mich. »Früher mussten die Kinder von einem Bauernhof erst Stunden arbeiten, bevor es überhaupt Frühstück gab. Du und Derek habt es dagegen richtig leicht.«

Meine Mutter hat zu viel Unsere kleine Farm geguckt, als sie klein war. Man könnte meinen, sie hätte die Schweine füttern und die Kühe melken müssen, bevor sie sich fünf Kilometer durch den Schnee zur Schule kämpfte. Tatsächlich aber ist sie in einem Vorort von Detroit groß geworden und ist jeden Tag mit dem Bus gefahren. Außerdem: Wir haben keinen richtigen Hof, sondern nur eine kleine Hühnerfarm.

Aber ich hüte mich, irgendwas zu sagen. Ich stopfe mir einen Donut in den Mund, damit mir nicht noch was Schnippisches rausrutscht. Sonst muss ich todsicher auch den Hühnerstall sauber machen.

Derek trottet übel zerknautscht in die Küche. Seine Augen sind noch ganz verkrustet und seine Unterlippe hängt runter. Er lässt sich auf einen Stuhl fallen und legt den Kopf in die Arme. Aber sobald meine Mutter ihm die Eier vor die Nase stellt, wird er lebendig und haut rein. Dieser Mensch isst einfach alles. Er pikst mit seiner Gabel ins Eigelb, und ich muss mir eine Hand vor die Augen halten, damit ich nicht zusehen muss, wie der gelbe Schleim raussickert, als hätte er ein Alienauge angestochen.

Alle anderen aus meiner Familie mögen Eier, und das ist wahrscheinlich gut so, denn das neue Geschäftsmodell meiner Mutter besteht darin, Biohennen großzuziehen, deren Fleisch und Eier sie verkauft. Früher ist sie in Hosenanzug und hochhackigen Schuhen zur Arbeit gegangen und sah todschick aus. Jetzt trägt sie weite Arbeitshosen und derbe Stiefel, dazu ein altes Bandanatuch im Haar. Sie sieht aus wie eine Erntehelferin, aber sie sagt, es sei das Beste, das ihr je passiert ist, außer dass sie Dad geheiratet und Derek und mich bekommen hat.

Mein Vater faltet seine Zeitung zusammen und sieht mich an. »Also, falls du noch ein Schreckgesicht brauchst, sag Bescheid.«

»Ich brauche keinen Zombie«, antworte ich. »Aber du könntest mein Gaffer sein.«

»Haha!«, fällt Derek ein. »Ja, gaffen kann Dad bestimmt gut.« Derek bringt immer gern einen blöden Witz. Zum Glück ist er erst im vierten Schuljahr, also gehen wir auf verschiedene Schulen. Ich bin im siebten Schuljahr auf der Medford Junior High. Die Lehrer dort tun mir jetzt schon leid, wenn nächstens Derek und seine Freunde zu uns rüberwechseln.

Ich verdrehe die Augen. »Mann, Derek, der Gaffer ist der Oberbeleuchter. Die Szene spielt im Keller, aber da unten ist es zu dunkel. Wir brauchen Licht.«

»Beleuchtung, klar. Mach ich«, meint mein Dad.

Filmemacher sprechen eine eigene Sprache. Ich habe mir extra einen Spickzettel mit den Ausdrücken gemacht. Die meisten habe ich aus dem Internet. Eine ganz normale Wäscheklammer heißt zum Beispiel C47-Klammer. Ich nehme an, »Gib mir mal ’ne Wäscheklammer« klingt am Set in Hollywood zu wenig besonders.

»Bist du nicht bald fertig mit deinem Film?«, erkundigt sich meine Mutter übertrieben gut gelaunt. »Ich wette, du hast noch viel mehr Ideen für Filme.«

Sie weiß genau, dass das ein empfindliches Thema ist. Ich versuche seit Monaten, einen Schluss für Die Nacht der Zombiehühner zu finden. Ich kratze meine restlichen Fruit Loops zusammen und schlürfe die Milch.

»Kunst lässt sich nicht hetzen«, erwidere ich. Ich drehe schließlich keine seichte Schmonzette.

»Ganz richtig«, bestätigt mein Vater. »Vielleicht haben wir hier den neuen Spielberg. Wir müssen ihrer Kreativität freien Lauf lassen.« Er wirft meiner Mutter einen Blick zu, der sagen will, dass mein zartes vorpubertäres Selbstwertgefühl Stärkung benötigt.

Meine Mutter schrubbt seufzend die Pfanne. »Ich meine ja nur. Die meisten Filme gehen nicht länger als anderthalb Stunden.«

Alle sind sie Kritiker. Stimmt ja, Die Nacht der Zombiehühner ist inzwischen fast drei Stunden lang, aber man braucht halt Zeit, um so eine Geschichte zu entwickeln.

Meine Hauptfigur Mallory hasst wie gesagt Eier und findet irgendwann heraus, dass die Hühnerfutterfabrik Menschenknochenmehl verarbeitet, um Geld zu sparen. Aber die Knochen stammen von einem Friedhof, der als geheime Giftmülldeponie verwendet wurde, und so haben die Hühner einen Cocktail aus verrotteten Knochen und verseuchtem Müll zu fressen bekommen.

Als meine Mutter zum ersten Mal mein Drehbuch gelesen hat, musste sie andauernd blinzeln, als würde das Licht sie blenden. »Warum Hühnerfutter?«, fragte sie.

Ich zuckte mit den Schultern. »Wir haben Hühner und ich brauche Darsteller.«

»Ich versuche hier, ein Unternehmen aufzubauen, Kate. Meine Hennen sind kein Spielzeug.«

»Ich spiele nicht«, protestierte ich. »Filmemachen ist auch ein Geschäft.«

Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Das kann man doch beim besten Willen –«

Da legte ihr mein Vater den Arm um die Schulter. Er sah sie wieder mit diesem bestimmten Blick an. »Also, Jean, es macht den Hennen doch bestimmt nichts aus, mal ihren schlummernden DiCaprio auszuleben.«

Mein Vater hat dieses verrückte Biohuhn-Unternehmen von Anfang an unterstützt. Er war einverstanden, dass wir aufs Land ziehen und meine Mutter ihren Job aufgibt, obwohl wir jetzt mit viel weniger Geld auskommen müssen. Das weiß ich, weil ich die beiden manchmal spätabends über Geld streiten höre, wenn sie glauben, dass Derek und ich schlafen. Ich habe meinen Vater mal darauf angesprochen, und er meinte, sie würden nicht streiten, sondern diskutieren. Dann haben sie aber ziemlich laut diskutiert.

Seit dem Umzug verbringt mein Vater die meisten Wochenenden damit, irgendetwas am Haus zu reparieren oder Hühnerställe zu bauen. Nach diesem Blick von Dad hat meine Mutter jedenfalls nur noch geseufzt und gesagt, ich müsste dann wenigstens ihre Firma Himmlische Hühner im Abspann nennen.

Meiner Mutter macht natürlich nicht die Länge meines Films Sorgen, sondern die Handlung. Nachdem die Hennen das schlechte Futter gefressen haben, fangen sie an, sich komisch zu benehmen. Zuerst merkt es keiner. Als den Leuten schließlich auffällt, dass die Hennen sich in tollwütige Zombies verwandelt haben, ist es schon zu spät. Mallorys Familie, die Nachbarn, alle Bewohner der Stadt haben von den verseuchten Eiern gegessen. Alle verwandeln sich in Zombies und jagen durch die Gegend, weil sie Mallory auch noch verwandeln wollen.

Ich gebe es sehr ungern zu, aber meine Mutter hat recht. Langsam muss mir mal ein Ende einfallen. Ich liege schon nachts wach deswegen. Ich kann dann nicht mehr einschlafen, kaue an den Fingernägeln und rätsele hin und her, wie die Schlussszene aussehen soll. Eher tragisch, romantisch, überraschend? Nichts erscheint mir richtig.

»Gib uns mal einen Tipp«, bohrt mein Vater nach. »Verwandelt sich Mallory auch in einen Zombie? Oder kann sie entkommen und findet die wahre Liebe?«

Ich starre in meine leere Fruit-Loops-Schüssel, aber mir fällt einfach nichts Geniales ein. »Ich hab keine Ahnung. Ich kann mich nicht entscheiden.«

Die fehlende Schlussszene macht mir Bauchschmerzen. Vielleicht habe ich auch zu viel gegessen. Ich kriege absolut nichts mehr runter, also beginnt jetzt der schlimmste Teil des Tages. Ich schiebe meinen Stuhl mit lautem Protestgeschrammel zurück und stampfe aus der Küche.

Draußen scheint die Sonne, der Himmel ist blau. Die Luft ist knackig frisch. Wenn ich jetzt drehen könnte. In Hollywoodfilmen wird viel Aufwand betrieben, um dieses Morgenleuchten hinzubekommen. An solchen Tagen macht es mir weniger aus, in der Pampa zu wohnen. Bis ich in den Hühnerstall muss. Sobald ich die Tür öffne, wollen drei Hennen an mir vorbeischießen. Zwei kann ich zurückscheuchen, aber eine entkommt mir.

Die Hühner dürfen auch draußen herumlaufen, aber erst nachmittags. Morgens müssen sie im Stall bleiben, bis sie Eier gelegt haben. Also muss ich die Henne einfangen. Aber ich kann mich kaum bewegen, weil mein Magen so voll ist. Ich renne ihr hinterher, aber sie zischt flatternd ab.

»Ich hasse Eier!«, rufe ich um zu testen, ob ich eine Reaktion bekomme. Sie pickt im Gras und tut so, als würde sie mich gar nicht beachten, aber sobald ich näher komme, rennt sie davon. »Hühner sind saudumm!«, rufe ich ihr nach. Ich lache laut, um ihr zu zeigen, dass ich alles voll unter Kontrolle habe.

Die Henne wackelt mit dem Kopf und blinzelt mich mit ihren Knopfaugen an. Da fällt mir etwas ein. Ich reiße ein Büschel Gras aus und singe »Puut, puut, puut« wie beim Füttern. Ich werfe das Gras in die Luft, als wäre es Futter, und tatsächlich kommt die Henne angerannt. Ich sag doch, saudumm.

Ich bringe sie zurück in den Stall und fülle die Futter- und...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2015
Reihe/Serie Die Kate Walden-Reihe
Die Kate Walden-Reihe
Übersetzer Ursula Held
Zusatzinfo Mit s/w Vignetten
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Kate Walden directs: Night of the Zombie Chickens
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 10 • Außenseiter • Beste Freundin • Beste Freundin, Pubertät, Nachwuchsregisseurin, Die Nacht der Zombiehühner, Familie, Scheidung, Außenseiter, Schulmusical, Mobbing, Hühnerfarm • Die Nacht der Zombiehühner • eBooks • Familie • Hühnerfarm • Kinderbuch • Kinderbücher • Mobbing • Nachwuchsregisseurin • Pubertät • Scheidung • Schulmusical
ISBN-10 3-641-16016-2 / 3641160162
ISBN-13 978-3-641-16016-6 / 9783641160166
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