Stolz und Vorurteil (eBook)
374 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-75140-3 (ISBN)
Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle, der ein beachtliches Vermögen besitzt, zu seinem Glück nur noch einer Frau bedarf.
Die fünf Bennet-Schwestern sollen standesgemäß unter die Haube gebracht werden, das ist das erklärte Ziel ihrer Mutter. Als der attraktive und vermögende Mr. Darcy in das Leben der Bennets tritt, scheint der perfekte Schwiegersohn und Ehemann für Elizabeth gefunden. Wäre er der klugen und stolzen jungen Frau aufgrund seiner blasierten Überheblichkeit nur nicht so unsympathisch - und damit als Ehemann gänzlich ungeeignet ... In einer Gesellschaft, in der sich der Heiratsmarkt nach Stand und Vermögen richtet, Gefühle jedoch nie außen vor bleiben, gilt es Eitelkeiten, Vorurteile und den eigenen Stolz zu überwinden, um das wirkliche Glück zu finden!
<br />Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 in Steventon, Hampshire, als Tochter des Pfarrers George Austen geboren. Dank der umfangreichen Bibliothek ihres Vaters fand sie früh Zugang zur Literatur und begann bereits im Alter von zwölf Jahren mit dem Schreiben. 1801 zog die Familie in den Kurort Bath, den Austen später häufig zum Schauplatz ihrer Romane machte. Der Tod des Vaters zwang die Familie 1805 zum erneuten Ortswechsel. Zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zog die junge Jane Austen zunächst nach Southhampton, vier Jahre später dann in das Landhaus eines wohlhabenden Onkels. Sein Anwesen in Chawton, Hampshire, sollte bis kurz vor ihrem Tod (1817) die Heimat der Schriftstellerin bleiben. Sie widmete sich fortan dem Schreiben und veröffentlicht 1811 den Roman <i>Sense and Sensibility</i> (Verstand und Gefühl), gefolgt von <i>Pride and Prejudice</i> (Stolz und Vorurteil, 1813), <i>Mansfield Park</i> (1814) und <i>Emma</i> (1816). Die Werke erschienen anonym und auf ihr eigenes finanzielles Risiko. Als Autorenangabe fand sich darin nur der Hinweis: »By a Lady«. Den bis heute währenden großen Erfolg ihrer Werke erlebte Jane Austen nicht lange. Am 18. Juli 1817 verstarb sie nach kurzer, schwerer Krankheit in Winchester.
Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 in Steventon, Hampshire, als Tochter des Pfarrers George Austen geboren. Dank der umfangreichen Bibliothek ihres Vaters fand sie früh Zugang zur Literatur und begann bereits im Alter von zwölf Jahren mit dem Schreiben. 1801 zog die Familie in den Kurort Bath, den Austen später häufig zum Schauplatz ihrer Romane machte. Der Tod des Vaters zwang die Familie 1805 zum erneuten Ortswechsel. Zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zog die junge Jane Austen zunächst nach Southhampton, vier Jahre später dann in das Landhaus eines wohlhabenden Onkels. Sein Anwesen in Chawton, Hampshire, sollte bis kurz vor ihrem Tod (1817) die Heimat der Schriftstellerin bleiben. Sie widmete sich fortan dem Schreiben und veröffentlicht 1811 den Roman Sense and Sensibility (Verstand und Gefühl), gefolgt von Pride and Prejudice (Stolz und Vorurteil, 1813), Mansfield Park (1814) und Emma (1816). Die Werke erschienen anonym und auf ihr eigenes finanzielles Risiko. Als Autorenangabe fand sich darin nur der Hinweis: »By a Lady«. Den bis heute währenden großen Erfolg ihrer Werke erlebte Jane Austen nicht lange. Am 18. Juli 1817 verstarb sie nach kurzer, schwerer Krankheit in Winchester.
Drittes Kapitel
Soviel Fragen Mrs. Bennet und ihre fünf Töchter auch stellten, sie vermochten dem Hausherrn keine befriedigende Beschreibung von Mr. Bingley zu entlocken. Sie bestürmten ihn mit offenen Fragen, ausgeklügelten Vermutungen und abwegigen Andeutungen; aber er entwand sich all ihren Listen. Schließlich mußten sie sich mit der Auskunft ihrer Nachbarin Lady Lucas begnügen, deren Bericht äußerst günstig war, und Sir William zeigte sich geradezu begeistert. Mr. Bingley war sehr jung, ausgesprochen hübsch, äußerst zuvorkommend und beabsichtigte, als Krone des Ganzen, an der nächsten Gesellschaft mit einem großen Kreis teilzunehmen. Besser konnte es gar nicht kommen! Tanz ist immer der erste Schritt zur Liebe; und man setzte große Hoffnungen auf Mr. Bingleys Herz.
»Wenn eine meiner Töchter glücklich ihren Einzug in Netherfield hielte«, sagte Mrs. Bennet zu ihrem Gatten, »und all die anderen ebenso gut verheiratet wären, würde ich wunschlos glücklich sein.«
Ein paar Tage später machte Mr. Bingley seinen Gegenbesuch und verbrachte ungefähr zehn Minuten bei Mr. Bennet in der Bibliothek. Er hatte gehofft, auch den jungen Damen vorgestellt zu werden, von deren Schönheit er schon viel gehört hatte, aber er sah nur den Vater. Die Damen waren in etwas glücklicherer Lage, denn sie vermochten sich immerhin von einem Fenster des oberen Stockwerks aus zu vergewissern, daß er einen blauen Rock trug und einen Rappen ritt.
Kurz darauf erging eine Einladung zum Essen. Mrs. Bennet hatte bereits ein Menü zusammengestellt, das jeder Hausfrau zur Ehre gereicht hätte, als eine Antwort eintraf, die alles umstieß. Mr. Bingley mußte am nächsten Tag in der Stadt sein, und daher war es ihm nicht möglich, die Ehre ihrer Einladung anzunehmen. Mrs. Bennet war ganz verzweifelt. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was er so kurz nach seiner Ankunft in Hertfordshire schon wieder in der Stadt zu tun haben könne; die Furcht stieg in ihr auf, er würde immer so von einem Ort zum anderen unterwegs sein und nie endgültig seine Zelte in Netherfield aufschlagen, wie es eigentlich sein sollte. Lady Lucas beruhigte sie ein wenig durch die Vermutung, er würde wahrscheinlich in London eine große Gesellschaft für den Ball einladen. Und in der Tat folgte bald der Bericht, daß Mr. Bingley mit zwölf Damen und sieben Herren erscheinen würde. Die Mädel waren über die Zahl der Damen sehr betrübt, aber am Tage vor dem Ball vernahm man zum Trost, es seien ihrer sechs – fünf Schwestern und eine Base. Als aber die Gesellschaft dann den Ballsaal betrat, bestand sie nur aus fünf Personen – Mr. Bingley, seinen beiden Schwestern, dem Gatten der ältesten und noch einem jungen Mann.
Mr. Bingley war hübsch und vornehm, freundlich und von natürlichem, ungekünsteltem Wesen. Seine Schwestern waren schöne und ausgesprochen vornehme Frauen. Sein Schwager Mr. Hurst hatte lediglich das Aussehen eines Gentlemans; aber sein Freund, Mr. Darcy, zog bald die Aufmerksamkeit aller auf sich durch seine schöne, große Gestalt, sein hübsches Gesicht, seine edle Haltung und durch das fünf Minuten nach seiner Ankunft bereits umgehende Gemunkel, er verfüge über zehntausend Pfund im Jahr. Die Herren nannten ihn einen schönen Mann, die Damen fanden ihn viel hübscher als Mr. Bingley, und er wurde während der ersten Hälfte des Abends mit großer Bewunderung betrachtet, bis man Anstoß an seinem Benehmen nahm und das Blatt seiner Beliebtheit sich wendete. Man entdeckte, daß er stolz und über die Gesellschaft und ihr Vergnügen erhaben war. Selbst seine großen Besitzungen in Derbyshire konnten ihn nicht davor schützen, daß man sein Benehmen für ablehnend und unfreundlich und ihn selbst eines Vergleiches mit seinem Freunde für unwürdig hielt.
Mr. Bingley hatte sich bald mit den Honoratioren im Saale bekannt gemacht. Er war lebhaft und nicht zurückhaltend, ließ keinen Tanz vorübergehen, und, verärgert über das frühzeitige Ende des Balles, sprach er sogar davon, selbst einen in Netherfield geben zu wollen. Solch liebenswürdige Eigenschaften sprechen für sich selbst. Welch himmelweiter Unterschied zwischen ihm und seinem Freund! Mr. Darcy tanzte nur einmal mit Mrs. Hurst und einmal mit Miß Bingley. Er lehnte es ab, einer anderen Dame vorgestellt zu werden, und verbrachte den übrigen Abend damit, im Saal umherzuwandern oder gelegentlich mit seinen Bekannten zu sprechen. Man hatte den Stab über ihn gebrochen: er war der stolzeste und unangenehmste Mann der Welt, und alle hofften, daß er nicht noch einmal komme. Zu seinen heftigsten Gegnern zählte Mrs. Bennet, deren Abneigung gegen sein allgemeines Benehmen sich in ausgesprochene Feindschaft verwandelte, weil er eine ihrer Töchter brüskiert hatte.
Elisabeth Bennet hatte wegen des Mangels an Herren zwei Tänze vorübergehen lassen müssen. Währenddessen hatte Mr. Darcy so nahe gestanden, daß sie eine Unterhaltung zwischen ihm und Mr. Bingley mit anhören mußte, der seinen Tanz für ein paar Minuten unterbrach, um seinen Freund zur Teilnahme aufzufordern.
»Komm, Darcy, ich muß dich zum Tanzen bringen. Ich mag dich gar nicht so allein herumstehen sehen. Es wäre besser, wenn du auch tanztest.«
»Das werde ich auf keinen Fall tun. Du weißt, wie ich es verabscheue, wenn ich mit meiner Tänzerin nicht gut bekannt bin. Solch ein Ball wie dieser hier ist mir einfach unerträglich. Deine Schwestern sind vergeben, und im ganzen Saal gibt es keine andere Frau, mit der zu tanzen keine Strafe für mich bedeutete.«
»Für ein Königreich möchte ich nicht so heikel sein wie du«, rief Bingley. »Ich habe wirklich noch nie soviel hübsche Mädchen zusammen gesehen wie heute abend! Einige von ihnen sind sogar ungewöhnlich schön.«
»Du tanzt mit dem einzigen hübschen Mädchen im ganzen Saal«, entgegnete Mr. Darcy und blickte dabei die älteste Miß Bennet an.
»Ja, sie ist das schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe! Aber unmittelbar hinter dir sitzt eine ihrer Schwestern, die hübsch und obendrein sehr freundlich ist. Komm, ich bitte meine Tänzerin, dich vorzustellen.«
»Welche meinst du?« Und sich umwendend und Elisabeth einen Augenblick ansehend, bis ihre Augen einander begegneten, wandte er sich kalt ab und sagte: »Sie ist erträglich, aber nicht hübsch genug, um mich zu reizen. Außerdem bin ich nicht in der Laune, mich junger Damen anzunehmen, die von anderen Männern übersehen werden. Kehre zu deiner Tänzerin zurück und erfreue dich an ihrem Lächeln, denn an mich verschwendest du deine Zeit.«
Mr. Bingley folgte seinem Rat. Mr. Darcy schlenderte weiter, und Elisabeth hegte keine allzu zärtlichen Gefühle für ihn. Sie erzählte jedoch diesen Vorfall ihren Freundinnen, denn sie war von einer lebhaften, lustigen Art und vergnügte sich an allem Lächerlichen.
Im großen und ganzen verstrich der Abend sehr angenehm für die Bennetschen Damen. Mrs. Bennet war es nicht entgangen, daß die Gesellschaft aus Netherfield ihre älteste Tochter sehr bewundert hatte. Mr. Bingley hatte zweimal mit ihr getanzt, und auch seine Schwestern hatten sie ausgezeichnet. Jane freute sich darüber ebenso wie ihre Mutter, nur auf stillere Art. Elisabeth fühlte Janes Freude mit. Mary hatte gehört, wie man Miß Bingley erzählt hatte, sie sei das klügste Mädchen der Gegend; und Catherine und Lydia waren zu ihrem Glück nie ohne Tänzer gewesen, ihre Hauptsorge bei einem Ball. Daher kehrten sie alle guter Laune nach Longbourn zurück, dessen angesehenste Bewohner sie waren. Mr. Bennet war noch nicht zu Bett. Über Büchern vergaß er die Zeit; und heute war er doch ziemlich neugierig auf den Verlauf des Abends, mit dem sich so großartige Erwartungen verbanden. Ihm wäre es viel lieber gewesen, seine Frau wäre von dem Fremden enttäuscht, aber es ging ihm bald auf, daß er eine andere Geschichte vernehmen würde.
»Oh! Mein lieber Mr. Bennet, es war ein herrlicher Abend, ein wunderschöner Ball.« Mit diesen Worten rauschte sie in das Zimmer. »Ich wünschte, du wärest dabei gewesen! Jane wurde so bewundert, es war unvergleichlich! Alle sagten, sie sei hübsch. Mr. Bingley hielt sie sogar für schön, und er tanzte zweimal mit ihr! Denke nur, mein Lieber, er tanzte wirklich zweimal mit ihr! Sie war die einzige im Saal, die er zweimal aufforderte! Zu allererst bat er Miß Lucas. Es ärgerte mich so, daß er mit ihr tanzte. Aber er bewunderte sie überhaupt nicht; das kann ja auch eigentlich niemand; er schien wie vom Donner gerührt, als Jane durch den Saal tanzte. Sofort ließ er sich vorstellen und bat um die nächsten beiden Tänze. Den dritten Tanz in der zweiten Hälfte tanzte er dann mit Miß King, den vierten mit Maria Lucas, den fünften wiederum mit Jane und den sechsten und den Boulanger mit Lizzy.«
»Wenn er nur ein wenig Mitleid mit mir hätte«, rief ihr Gatte ungeduldig, »hätte er nur halb soviel getanzt! Um Gottes willen erzähl mir nichts mehr von seinen Tänzerinnen! Ach, hätte er sich doch beim ersten Tanz den Fuß verstaucht!«
»Oh! Mein Lieber«, fuhr Mrs. Bennet unbeirrt fort, »ich bin ganz entzückt von ihm. Er ist so besonders hübsch! Und seine Schwestern sind reizende Frauen. In meinem ganzen Leben habe ich keine eleganteren Kleider gesehen. Ich möchte sagen, die Spitzen auf Mrs. Hursts Toilette …«
Hier wurde sie wieder unterbrochen. Mr. Bennet wollte nichts über Kleider hören. Sie mußte daher nach einem neuen Thema suchen, und so berichtete sie mit viel Bitterkeit und einiger Übertreibung von der abstoßenden Unhöflichkeit Mr. Darcys.
»Ich kann dir versichern«, fügte sie hinzu, »daß Lizzy nicht viel versäumt,...
Erscheint lt. Verlag | 10.11.2014 |
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Illustrationen | Hugh Thomson |
Übersetzer | Margarete Rauchenberger |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Pride and Prejudice, 1813 |
Themenwelt | Literatur ► Klassiker / Moderne Klassiker |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 19. Jahrhundert • 50plus • Best Ager • Ehe • England • Generation Gold • Geschenkbuch • Geschenke für Frauen • Geschenk für Frauen • Gesellschaft • Golden Ager • Heirat • insel taschenbuch 4567 • IT 4567 • IT4567 • Kat Menschik • Klassiker • Liebe • Liebesromane • Literatur • Muttertag • Muttertagsgeschenk • Noma Award for Translation of Japanese Literature 2019 • Rentner • Rentnerdasein • Ruhestand • Senioren |
ISBN-10 | 3-458-75140-8 / 3458751408 |
ISBN-13 | 978-3-458-75140-3 / 9783458751403 |
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