Und dann kam Ute (eBook)

****

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
288 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-21291-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Und dann kam Ute -  Atze Schröder
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Feuchtfröhliche Männerrunden, amouröse Abenteuer und der Porsche vor der Tür - Atze hat sein geliebtes Single-Leben im Griff. Bis Ute in die Wohnung unter ihm einzieht. Ute, die Waldorf-Pädagogin und Vegetarierin. Die zu allem Überfluss auch noch schwanger ist. Das kann doch nicht gutgehen, denkt Atze. Aber dann merkt er: Die Ute, die ist eigentlich schwer in Ordnung. Klug und lustig. Und nicht nur das - er findet sie sogar attraktiv. Sein testosterongestähltes Herz klopft immer lauter, wenn er sie sieht. Das kann doch nicht gesund sein. Oder ist das etwa ... LIEBE?

Atze Schröder ist einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Comedians. Er wurde 1965 im Essener Stadtteil Kray geboren und wuchs in einem Frauenhaushalt auf, was ihn zeitlebens prägte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er zunächst mit Schlagzeugspielen in wechselnden Bands, bis er seine Liebe zum gesprochenen Wort entdeckte. Sein Durchbruch gelang ihm mit der beliebten Comedy-Serie 'Alles Atze'. Mit seinen Soloprogrammen festigte er seinen Ruf als einer der besten Live-Comedians Deutschlands. Fünfmal hat er bisher den Deutschen Comedypreis gewonnen. 'Und dann kam Ute' ist sein erster Roman. Till Hoheneder, geb. 1965 in Hamm (Westf.), wurde mit dem Comedy-Duo 'Till & Obel' (1986 - 2000) deutschlandweit bekannt. Heute ist er einer der erfolgreichsten und gefragtesten Comedy-Autoren. Sein mit Gaby Köster geschriebenes Buch 'Ein Schnupfen hätte auch gereicht' wurde ein Bestseller. 2011 wurde Hoheneder mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet.

Atze Schröder ist einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Comedians. Er wurde 1965 im Essener Stadtteil Kray geboren und wuchs in einem Frauenhaushalt auf, was ihn zeitlebens prägte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er zunächst mit Schlagzeugspielen in wechselnden Bands, bis er seine Liebe zum gesprochenen Wort entdeckte. Sein Durchbruch gelang ihm mit der beliebten Comedy-Serie "Alles Atze". Mit seinen Soloprogrammen festigte er seinen Ruf als einer der besten Live-Comedians Deutschlands. Fünfmal hat er bisher den Deutschen Comedypreis gewonnen. "Und dann kam Ute" ist sein erster Roman. Till Hoheneder, geb. 1965 in Hamm (Westf.), wurde mit dem Comedy-Duo "Till & Obel" (1986 – 2000) deutschlandweit bekannt. Heute ist er einer der erfolgreichsten und gefragtesten Comedy-Autoren. Sein mit Gaby Köster geschriebenes Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" wurde ein Bestseller. 2011 wurde Hoheneder mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet. Till Hoheneder, geb. 1965 in Hamm (Westfalen), wurde mit dem legendären Comedy-Duo "Till & Obel" (1986 – 2000) deutschlandweit bekannt. Heute ist er ein erfolgreicher Buch-Autor und schreibt Texte für Bühne, TV und Radio. Zu seinen Klienten gehören u.a. Atze Schröder, Gaby Köster, Horst Lichter, Lisa Feller und Maik Krüger. Till Hoheneder wurde dreimal mit dem deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet.

4. Der Racheengel


Und wie es so oft ist im Leben: Erst kam der Herbst und dann der Winter. Meinen Fauxpas auf der Einweihungsparty hatte Ute mir nicht lange krummgenommen. Wir schwiegen die Angelegenheit konsequent tot. Sylvie war eigentlich auch kein Thema mehr, nachdem wir bei einem diskreten Kurzurlaub in Avignon alle Sehenswürdigkeiten der Stadt in ihrem lauwarmen Wasserbett penibel nachgestellt hatten, inklusive der berühmten Brücke von Avignon. Frankreich ist doch größer, als man denkt.

 

Utes Bauch wurde dicker und dicker. Darüber hinaus nahm die werdende Mutter dankbar jede Hilfe von mir an. Ab und zu mal einen Kasten Wasser reintragen oder ihr Fahrrad aus dem Keller holen, wie das so ist unter Nachbarn und Freunden. Ich hatte mir angewöhnt, Ute nach ihrem Schuldienst mit einer Tasse Milchkaffee und einem ofenfrischen Croissant zu verwöhnen, wann immer ich zu Hause war. Wir machten es uns in meiner Küche gemütlich und plauderten über unsere unterschiedlichen Welten – sie über ihren Ärger als Lehrerin in der Waldorfschule, ich über meinen Ärger mit übereifrigen Redakteuren irgendwelcher angeblich überlebenswichtiger TV-Shows – und natürlich vor allem über ihre Schwangerschaft. Ich war selbstverständlich der erste Abnehmer der jeweils aktuellen Ultraschallbilder. Während sie mit fortschreitender Schwangerschaft immer verzückter auf angebliche Details wie Ärmchen, Beinchen, Ohren und Nase zeigte, blieben die schwarzweißen Polaroids für mich wie Satellitenfotos aus dem Golfkrieg. Hätte ich allerdings niemals zugegeben. Ich freute mich stattdessen lieber mit ihr und beendete jede unserer gemütlichen Kaffeerunden mit der Frage, die mich am meisten beschäftigte: «Komm, Ute», fragte ich, «Butter bei die Fische, jetzt mal nur unter uns Gebetsschwestern … mir kannste’s doch sagen … wer ist der Vater?»

Darauf antwortete sie jedes Mal grinsend: «Rate mal!»

Um sie aus der Reserve zu locken und das Muttertier bei Laune zu halten, präsentierte ich ihr immer ein anderes Schnäppchen aus dem Promi-Regal:

  • Calli Calmund – Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

  • Bülent Ceylan – L’Oréal. Weil ich es mir wert bin.

  • Harald Glööckler – hatte sich was einfrieren lassen.

  • Udo Jürgens – durch San Francisco in zerrissenen Jeans.

  • Lothar Matthäus – wollte es auch mal mit ’ner Oma probieren.

  • Christian Wulff – weil der doch jetzt keinen Beruf mehr hat.

  • Johannes B. Kerner – Mitleid.

Ute lachte sich jedes Mal halb schimmelig über meine abstrusen Theorien. Als sie mir irgendwann unvermittelt mitteilte, dass es sich beim Erzeuger des Kindes um einen gewissen Thorsten handelte, der in Hamburg wohnte, hielt ich das erst nur für ein Ablenkungsmanöver. Aber dann merkte ich, dass sie es ernst meinte und dass sie über diesen Typen nicht sprechen wollte. Er spiele in ihrem Leben keine Rolle mehr, sagte sie. Also respektierte ich ihren Wunsch.

 

Eines Tages stand ich erwartungsfroh mit meinem Kaffee am Fenster und wartete ungeduldig auf Utes Heimkehr aus dem Waldorf-Astoria. So nannte ich die Ilja-Rogoff-Waldorfschule, an der Ute als Lehrerin für die Oberstufe unterrichtete.

Am besten gefielen mir die Geschichten über ihren Schulleiter Jürgen Brostek, einen verstrahlten Pädagogen mit dem Unterhaltungswert einer akuten Nagelbettvereiterung, der mit beflissenem Eifer Rudolf Steiners anthroposophischen Waldorfsalat als allein glücklich machende Doktrin durchpeitschte. Da passten alle Klischees: Namentanzen, Nackttöpfern, das Gartenabitur mit Echtmooszertifikat – nichts war ihm absurd genug. Im Prinzip war dieser Brostek so eine Art altmodischer, aber ökologischer Kim Jong-un – mit dem kleinen Unterschied, dass es in Nordkorea wahrscheinlich mehr zu lachen gibt. Eins musste man ihm aber lassen: Nerven hatte er!

Ich kannte Brostek noch als langhaarigen Frontmann der Essener Metal-Rockband «Milzbrand», deren sensationelle Erfolglosigkeit Anfang der 80er Jahre selbst die besten Talentscouts der großen Plattenfirmen nicht erstaunt hat. Die bekloppte Idee, schlechtgespielten Dumpfrock mit unsäglichen deutschen Texten anzubieten, zeugt selbst heute, nach all den Jahren, von einer nicht zu übertreffenden Dämlichkeit. Ich habe meinen alten Siemens-Kassettenrecorder bis heute nur deswegen nicht weggeschmissen, weil ich noch im Besitz einer Kassette mit der Aufnahme von «Milzbrands» einzigem kläglichem Hitsingle-Versuch bin. Es handelt sich hierbei um ein jämmerliches Machwerk mit dem Titel «Hau weg das Volk!». Legendär ist der Kurzauftritt der unsäglichen «Milzbrände» beim damals nicht gerade üppig besuchten «Rock gegen links»-Festival hinter dem stillgelegten Lokschuppen des Essener Güterbahnhofs vor knapp hundert rechtsradikalen Eierköppen. Die Band war gerade erst auf der Bühne und irrte noch orientierungslos durch die erste Strophe ihres vermeintlichen Anheizerstücks «Volksempfänger», als schon die ersten Bierdosen Richtung Brostek flogen. Brostek, der selbstverliebt wie eine unglückliche Mischung aus Ozzy Osbourne und Marianne Rosenberg über die Bühne stolzierte, versuchte die aufgebrachte Menge mit einem beherzten «Verpisst euch, ihr Wichser!» zu besänftigen. Diesen tolldreisten Vorstoß hätte er fast mit seinem Leben bezahlt. Während er noch mit seiner staksigen Bühnenperformance – «Essen, are you alright?» – stramm Richtung Refrain marschierte, hatte sich der Rest seiner Truppe längst klammheimlich verdünnisiert und überließ ihren autistischen Frontmann dem tobenden Pöbel. Zum Glück traf Essens autonome Szene rechtzeitig am Auftrittsort ein, um den rechten Gesangsverein mit Pflastersteinen und Dachlatten auf links zu ziehen. Brostek kam mit ein paar Beulen, Kratzern und Bierflecken also noch glimpflich davon. Nach seinem abrupten Karriereende schlüpfte er dann ausgerechnet bei den birkenstockigen Anthroposophen unter. Wahrscheinlich hatte er, verpeilt, wie er war, beim Waldorfbegründer Steiner ans Eiserne Kreuz gedacht und nicht an Rübenkrautpädagogik. Als mir zum ersten Mal klarwurde, dass genau dieser Jürgen Brostek der Direktor von Utes Schule war, wusste ich sofort, dass ich die peinliche «Milzbrand»-Kassette wie meinen Augapfel hüten musste. Nur für den Fall, dass Brostek meiner lieben Nachbarin Ärger bereiten würde.

 

Ich stand also mit einer dampfenden Tasse Kaffee Hag am Fenster und wartete darauf, dass Utes roter Twingo in unsere Straße einbog. Um ehrlich zu sein, konnte ich es kaum erwarten. Ich war fünf Tage auf Tour gewesen und freute mich auf ein Wiedersehen. Schon komisch: Diese Frau hatte nichts von dem, was mich an anderen Frauen begeisterte. Weder trug sie hohe Hacken noch knatschenge Lederhosen, sondern tagein, tagaus nur «Chucks» und manchmal sogar die unvermeidliche Schwangerschafts-Jeanslatzhose. Sie hatte keine rot lackierten Nägel und war – wenn überhaupt – nur sehr dezent geschminkt. Statt «Auto Bild» und «Kicker» steckte in ihrem Briefkasten morgens die «taz» und einmal wöchentlich das Vollwertmagazin «Schrot & Korn». Im Wohnzimmer war ich sogar mal auf einen Stapel «Psychologie heute» gestoßen. Das alleine hätte ausreichen müssen, um sämtliche Fluchtreflexe in mir auszulösen. Bei Ute fand ich all das aber eher interessant und faszinierend. Sie war unglaublich schnell in der Birne, unbestechlich und jederzeit bereit, ihre Ansichten vehement und durchaus zickig zu vertreten. Aber da waren auch diese Grundehrlichkeit und ihre unglaublich sanftmütige Herzenswärme. Während ich also am Fenster stand und über meine neue Nachbarin nachsann, röhrte plötzlich draußen auf der Straße der Acht-Zylinder-Motor eines Aston Martin. Eines der wenigen Fahrzeuge, wo selbst ich als alter Porsche-Adel sagen muss: Das hat Stil und Klasse. Kann man bringen. Nicht so vulgär wie ein Lamborghini oder so lächerlich wie ein Ferrari. Da war ich aber echt mal gespannt, wer aus so einer heißen Rappelkiste aussteigen würde.

Die Tür flog dynamisch und schwungvoll auf. Ein Paar gepflegte Chelsea-Boots betraten das frischgefegte Trottoir vor unserem Haustor. In den Schuhen steckte eine recht sympathische Erscheinung: ein junger Typ, so wie ich Anfang dreißig, Ende vierzig. Er strich sich den gutgeschnittenen Anzug glatt und schaute durch die verspiegelten Gläser seiner Ray-Ban-Aviator-Sonnenbrille zu unserer Haustür. Wahrscheinlich suchte er die nicht vorhandene Hausnummer 10. Die hatte ich Helga bei ihrem Auszug vor einem Jahr unter Tränen als Andenken überreicht.

Der ganze Typ und sein Haarschnitt erinnerten mich entfernt an den langhaarigen Brad Pitt aus der Chanel-No.-5-Reklame. Gibt schlimmere Ähnlichkeiten. Man muss auch gönnen können.

Während ich mit meinem iPhone die genaue PS-Zahl des englischen Superboliden googelte, sah ich aus den Augenwinkeln, wie sich die inzwischen ebenfalls eingetroffene Ute mühsam aus ihrem französischen Rollbriefkasten kugelte. Ein Bild für die Götter! Sie prustete wie Antje, das NDR-Walross, und marschierte direkt auf den Aston Martin zu. Das konnte ja heiter werden: Mister Bond stand auf Utes Stammparkplatz. Für diese Dreistigkeit würde sie ihn ganz sicher in bester «Fräulein Rottenmeier»-Manier kräftig abduschen. Erwartungsvoll stellte ich das Fenster auf Kipp, um nur ja nichts davon zu verpassen.

Was dann geschah, erwischte mich wie ein Tiefschlag von den Klitschkos.

Strahlend fiel Ute in die Arme dieses geschmacklosen Schnösels. Es folgte das ganze miese Programm von vorn bis...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2013
Co-Autor Till Hoheneder
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Comedian • Deutscher Comedypreis • Humor • Romanze
ISBN-10 3-644-21291-0 / 3644212910
ISBN-13 978-3-644-21291-6 / 9783644212916
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 745 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die lustigsten Patientengeschichten. Das Buch zum Podcast. Von …

von Ralf Podszus

eBook Download (2022)
riva (Verlag)
12,99