Countdown - Jede Sekunde zählt (eBook)
448 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-41336-4 (ISBN)
Douglas Preston wurde 1956 in Cambridge, Massachusetts, geboren. Er studierte in Kalifornien zunächst Naturwissenschaften und später Englische Literatur. Nach dem Examen startete er seine Karriere beim »American Museum of Natural History« in New York. Eines Nachts, als Preston seinen Freund Lincoln Child auf eine mitternächtliche Führung durchs Museum einlud, entstand dort die Idee zu ihrem ersten gemeinsamen Thriller, »Relic«, dem viele weitere internationale Bestseller folgten. Douglas Preston schreibt auch Solo-Bücher (»Der Codex«, »Der Canyon«, »Credo«, »Der Krater«). Außerdem arbeitet er als Journalist und schreibt für diverse Magazine. Zudem ist er Präsident der »Authors Guild«, der ältesten und größten Berufsorganisation für amerikanische Schriftsteller*innen. Er lebt an der Ostküste der USA.
Douglas Preston wurde 1956 in Cambridge, Massachusetts, geboren. Er studierte in Kalifornien zunächst Naturwissenschaften und später Englische Literatur. Nach dem Examen startete er seine Karriere beim »American Museum of Natural History« in New York. Eines Nachts, als Preston seinen Freund Lincoln Child auf eine mitternächtliche Führung durchs Museum einlud, entstand dort die Idee zu ihrem ersten gemeinsamen Thriller, »Relic«, dem viele weitere internationale Bestseller folgten. Douglas Preston schreibt auch Solo-Bücher (»Der Codex«, »Der Canyon«, »Credo«, »Der Krater«). Außerdem arbeitet er als Journalist und schreibt für diverse Magazine. Zudem ist er Präsident der »Authors Guild«, der ältesten und größten Berufsorganisation für amerikanische Schriftsteller*innen. Er lebt an der Ostküste der USA. Lincoln Child wurde 1957 in Westport, Connecticut, geboren. Nach seinem Studium der Englischen Literatur arbeitete er zunächst als Verlagslektor und später für einige Zeit als Programmierer und Systemanalytiker. Während der Recherchen zu einem Buch über das »American Museum of Natural History« in New York lernte er Douglas Preston kennen und entschloss sich nach dem Erscheinen des gemeinsam verfassten Thrillers »Relic«, Vollzeit-Schriftsteller zu werden. Child lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in New Jersey.
3
Fordyce ging Gideon voran durch eine letzte Reihe von Sperren zur vordersten Linie aus Betonbarrieren, gepanzerten Fahrzeugen und Plexiglas-Schutzschilden. Die schusssichere Weste fühlte sich ungewohnt und unförmig an. Jetzt konnte er das Megaphon klar und deutlich verstehen.
»Reed«, ließ sich die Megaphon-Stimme vernehmen, ruhig und onkelhaft, »ein alter Freund von Ihnen ist hier und möchte mit Ihnen reden. Sein Name ist Gideon Crew. Möchten Sie mit ihm sprechen?«
»Quatsch!«, ertönte die Antwort – es war ein kaum zu verstehender Schrei. »Ich will mit niemandem reden!«
Eine rauhe Stimme erklang in Gideons Ohrhörer. »Dr. Crew, hören Sie mich?«
»Ich höre.«
»Ich bin Jed Hammersmith. Ich sitze in einem der Vans, entschuldigen Sie, dass wir uns nicht persönlich begrüßen können. Ich werde Sie anleiten. Hören Sie genau zu. Wichtigste Regel: Sie dürfen mir nicht antworten, wenn ich mit Ihnen über den Ohrhörer spreche. Wenn Sie da draußen sind, darf man natürlich nicht sehen, dass Sie mit jemandem kommunizieren. Sie reden nur mit dem Geiselnehmer. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja.«
»Ihr lügt! Ihr alle! Hört auf mit dem Theater!«
Gideon schrak zusammen. Es erschien ihm nahezu ausgeschlossen, dass es sich um den Chalker handelte, den er kannte. Und dennoch war das seine Stimme, verzerrt von Angst und Wahnsinn.
»Wir wollen Ihnen helfen«, ertönte es aus dem Megaphon. »Sagen Sie uns, was Sie wollen …«
»Ihr wisst genau, was ich will! Stoppt die Entführung. Hört auf mit den Experimenten!«
»Ich werde Ihnen die Fragen vorsprechen«, sagte Hammersmiths ruhige Stimme in Gideons Ohr. »Wir müssen jetzt schnell handeln; die Sache läuft nicht gut.«
»Das sehe ich.«
»Ich schwöre bei Gott, dass ich ihm das Hirn wegpuste, wenn ihr nicht aufhört, mich zu verarschen!«
Aus dem Haus drangen ein unartikulierter Schrei und die flehende Stimme einer Frau. Und davon überdeckt das hohe Wehklagen eines Kindes. Es traf Gideon bis ins Mark. Die Erinnerungen aus seiner eigenen Kindheit – sein Vater, der in einer Türöffnung stand, er selbst, wie er über einen grünen Rasen auf ihn zulief – kehrten stärker denn je zurück. Er bemühte sich verzweifelt, die Bilder zu verdrängen, doch jeder Ton aus dem Megaphon bewirkte nur, dass sie wieder zurückkamen.
»Du steckst doch mit denen unter einer Decke, du Miststück!«, schrie Chalker in die Richtung von jemandem, der neben ihm stand. »Du bist nicht mal seine Frau, du bist bloß eine Agentin! Das hier ist alles Quatsch, alles. Aber ich spiele da nicht mit! Ich lasse mir das nicht mehr gefallen!«
Die Megaphon-Stimme antwortete geradezu übernatürlich ruhig, so als spräche sie mit einem Kind. »Ihr Freund Gideon Crew möchte sich mit Ihnen unterhalten. Er kommt jetzt raus.«
Fordyce drückte ihm ein Mikrofon in die Hand. »Es ist drahtlos verbunden mit Lautsprechern am Van. Gehen Sie.«
Er deutete in Richtung eines Plexiglas-Unterstands, schmal und an drei Seiten und oben geschlossen, der hintere Teil offen. Nach kurzem Zögern trat Gideon hinter dem Van hervor und in den Glaskasten. Das Ding erinnerte ihn an einen Haifischkäfig.
Er sprach ins Mikro. »Reed?«
Jähes Schweigen.
»Reed? Ich bin’s, Gideon.«
Immer noch Schweigen. Und dann: »O mein Gott, Gideon, haben die dich auch geschnappt?«
In Gideons Ohrhörer ertönte Hammersmiths Stimme, und er wiederholte dessen Sätze. »Niemand hat mich geschnappt. Ich war in der Stadt, habe gehört, was los ist, bin hierhergekommen, um zu helfen. Ich stecke mit niemandem unter einer Decke.«
»Lügner!«, antwortete Chalker mit hoher, bebender Stimme. »Die haben auch dich geschnappt! Hast du schon Schmerzen? Steckt es dir im Kopf? Im Magen? Das kommt noch. O ja, ganz bestimmt …« Die Stimme brach plötzlich ab und wurde durch einen heftigen Würgelaut ersetzt.
»Nutzen Sie die Pause«, erklang Hammersmiths Stimme. »Sie müssen die Kontrolle über das Gespräch gewinnen. Fragen Sie ihn: Wie kann ich helfen?«
»Reed«, sagte Gideon. »Wie kann ich helfen?«
Wieder Würgen, dann Stille.
»Lass mich dir helfen, bitte. Wie kann ich dir helfen?«
»Du kannst nichts tun! Rette deinen eigenen Arsch, hau ab von hier. Diese Dreckschweine sind zu allem fähig – schau doch, was die mit mir gemacht haben. Ich verbrenne innerlich! O Scheiße, mein Magen –!«
»Bitten Sie ihn vorzutreten, so dass Sie ihn sehen können«, sagte Hammersmith in Gideons Ohr.
Gideon fielen die Scharfschützen ein. Er merkte, wie ihm kalt wurde; wenn einer von den Schützen freie Schussbahn hatte, würde er abdrücken. Genauso, wie sie’s bei meinem Vater gemacht haben … Gleichzeitig rief er sich aber auch in Erinnerung, dass Chalker in dem Haus eine Familie als Geisel genommen hatte und mit der Waffe bedrohte. Gideon sah mehrere Männer auf dem Dach des Reihenhauses. Sie machten sich bereit, etwas durch den Schornstein hinabzulassen; ein Gerät, das aussah wie eine Videokamera. Hoffentlich wussten die, was sie taten.
»Sag denen, sie sollen die Strahlen abschalten!«
»Sagen Sie ihm, dass Sie ihm wirklich helfen wollen, aber dass er Ihnen sagen muss, wie.«
»Reed, ich will dir wirklich helfen. Du musst nur sagen, wie.«
»Stoppt die Experimente!« Auf einmal sah Gideon, dass sich im Türrahmen etwas bewegte. »Die bringen mich um! Schaltet die Strahlung ab, oder ich puste ihm den Kopf weg!«
»Sagen Sie ihm, dass wir alles tun, was er möchte«, sprach Hammersmith in Gideons Ohr. »Aber er muss aus dem Haus kommen, damit Sie von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden können.«
Gideon schwieg. Sosehr er sich auch bemühte, das Bild seines Vaters ging ihm einfach nicht aus dem Kopf, seines Vaters, wie er die Hände hob und ihm mitten ins Gesicht geschossen wurde … Nein, darum würde er Chalker nicht bitten. Wenigstens jetzt noch nicht.
»Gideon«, sagte Hammersmith nach einer langen Pause, »ich weiß, dass Sie mich hören …«
»Reed«, sagte Gideon und schnitt Hammersmith das Wort ab. »Ich stecke mit diesen Leuten nicht unter einer Decke. Ich stecke mit niemandem unter einer Decke. Ich bin hier, um dir zu helfen.«
»Das glaube ich dir nicht!«
»Dann glaub es mir eben nicht. Aber hör mir wenigstens zu.«
Keine Reaktion.
»Du sagst, dein Vermieter steckt mit in der Sache drin?«
»Weichen Sie nicht vom Drehbuch ab«, warnte Hammersmith.
»Das sind nicht meine Vermieter«, erklang Chalkers Antwort, lauter nun, hysterisch. »Ich habe die noch nie gesehen! Das Ganze ist ein abgekartetes Spiel. Ich war noch nie im Leben hier, das sind Regierungsagenten! Ich bin entführt worden, wurde festgehalten, damit man Experimente –«
Gideon hielt eine Hand hoch. »Reed, Moment mal. Du sagst, dass die Vermieter da mit drinstecken und dass alles ein abgekartetes Spiel ist. Was ist dann mit den Kindern? Stecken die auch mit drin?«
»Das Ganze ist ein abgekartetes Spiel. Auuuh, diese Hitze! Diese Hitze!«
»Acht und zehn Jahre alt?«
Langes Schweigen.
»Reed, beantworte meine Frage. Sind die Kinder auch Verschwörer?«
»Bring mich nicht durcheinander!«
Wieder Stille. Er hörte Hammersmiths Stimme. »Okay, das ist gut. Machen Sie weiter.«
»Ich will dich nicht verwirren, Reed. Aber das sind Kinder. Unschuldige Kinder.«
Wieder Stille.
»Lass doch die Kinder frei. Schick sie raus zu mir. Du hast dann trotzdem noch zwei Geiseln.«
Das lange Schweigen dehnte sich, und dann sah man plötzlich eine jähe Bewegung, hörte einen gellenden Schrei, und eines der Kinder erschien im Türrahmen – der Junge. Ein kleiner Junge mit dichtem braunem Haar, er trug ein I LOVE MY GRANDMA-T-Shirt und machte, am ganzen Leib zitternd vor Angst, einen Schritt ins Freie.
Einen Augenblick lang glaubte Gideon, dass Chalker die Kinder freilassen wollte. Doch als er den vernickelten 45er sah, der gegen den Hals des Jungen gedrückt war, war ihm klar, dass er sich getäuscht hatte.
»Sehen Sie das! Ich mache keine Witze! Stoppen Sie die Strahlen, oder ich bringe den Jungen um! Ich zähle bis zehn! Eins, zwei …«
Die Mutter schrie hysterisch im Hintergrund. »Nicht, bitte nicht!«
»Halt’s Maul, verlogenes Miststück, das sind nicht mal deine Kinder!« Chalker drehte sich um und gab einen Schuss in die Dunkelheit im Haus hinter sich ab. Das Schreien der Frau brach jählings ab.
Mit einer entschlossenen Bewegung trat Gideon aus dem schusssicheren Unterstand und ging auf die offene Fläche vor dem Haus zu. Er hörte Rufe, Polizisten, die ihm hinterherschrien – zurück, runter, der Mann ist bewaffnet –, aber er ging weiter, bis er knapp fünfzig Meter von der Haustür entfernt stehen blieb.
»Was zum Teufel machen Sie da? Treten Sie zurück hinter die Barriere, er wird Sie abknallen!«, schrie Hammersmith durch den Ohrhörer.
Gideon zog den Hörer aus dem Ohr und hielt ihn hoch. »Reed? Siehst du das hier? Du hattest recht. Die haben mir gesagt, was ich sagen soll.« Er warf den Ohrhörer auf den Asphalt. »Aber jetzt nicht mehr. Von jetzt an reden wir offen und ehrlich.«
»Drei, vier, fünf …«
»Warte, um Gottes willen, bitte.« Gideon sprach laut. »Er ist doch noch ein Kind. Hör doch, wie er schreit. Glaubst du, er täuscht das nur vor?«
»Schnauze!«, schrie Chalker den Jungen an – worauf der erstaunlicherweise zu weinen aufhörte. Er stand da,...
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2012 |
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Reihe/Serie | Ein Fall für Gideon Crew | Ein Fall für Gideon Crew |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Abenteuerthriller • amerikanische thriller • Anschlag • Atombombe • Atomwissenschaftler • Bombe • Detektiv • Eli Glinn • Ermittler • FBI • Geiselnahme • Gideon Crew • Gideon Crew 2 • Gideon Crew deutsch • Gideon Crew Reihe • Preston Child Gideon Crew • Reed Chalker • Spannung • Stone Fordyce • Terror • Thriller • Thriller abenteuer • Thriller Action • Thriller für Männe • thriller reihe • Thriller USA • Wissenschaft |
ISBN-10 | 3-426-41336-1 / 3426413361 |
ISBN-13 | 978-3-426-41336-4 / 9783426413364 |
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