Ungezähmt (eBook)

House of Night
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2010 | 1. Auflage
544 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-400961-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ungezähmt -  P.C. Cast,  Kristin Cast
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House of Night UNGEZÄHMT Der 4. Band der großen Vampyr-Serie. Das Leben ist total ätzend, wenn deine Freunde so richtig sauer auf dich sind. Zoey weiß, wovon sie spricht. In nur einer Woche wenden sich alle Ihre Freunde von ihr ab und sie wird zur absoluten Außenseiterin. Jetzt bleiben ihr nur noch zwei wirkliche Freunde, allerdings ist die eine untot und der andere nicht mal Gezeichnet. Außerdem hat die Hohepriesterin Neferet den Menschen den Krieg erklärt und Zoey weiß tief in ihrem Herzen, dass das falsch ist. Aber wird irgendjemand auf sie hören? Zoeys Abenteuer auf dem Vampyr-Internat nehmen eine gefährliche Wendung: Ihr Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, schreckliche Pläne kommen ans Licht, und eine uralte, böse Macht erhebt sich.

P.C. Cast ist die Autorin der zwölfbändigen House of Night-Serie. Sie wuchs in Illinois und Oklahoma auf und arbeitete viele Jahre als Lehrerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Bücher erreichten eine Gesamtauflage von über zwanzig Millionen Exemplaren und erschienen in mehr als vierzig Ländern. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und ihren geliebten Katzen, Hunden und Pferden in Oregon.

P.C. Cast ist die Autorin der zwölfbändigen House of Night-Serie. Sie wuchs in Illinois und Oklahoma auf und arbeitete viele Jahre als Lehrerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Bücher erreichten eine Gesamtauflage von über zwanzig Millionen Exemplaren und erschienen in mehr als vierzig Ländern. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und ihren geliebten Katzen, Hunden und Pferden in Oregon. Christine Blum, aufgewachsen am Kaiserstuhl, studierte Literatur- und Kulturwissenschaften und übersetzt seit über fünfzehn Jahren aus dem Englischen und Russischen.

Eins


Irgendeine bescheuerte Krähe hielt mich mit ihrem karr, karr, karr die ganze Nacht wach. (Oder besser gesagt den ganzen Tag – ich bin ja ein Jungvampyr, da ist die Tag-und-Nacht-Geschichte genau umgekehrt.) Also, jedenfalls kriegte ich letzte Nacht/Tag null Schlaf. Wobei eine blöde schlaflose Nacht zurzeit eindeutig zu meinen kleineren Problemen gehört. Das Leben ist nämlich echt Mist, wenn all deine Freunde sauer auf dich sind. Ich sollte das wissen – ich heiße Zoey Redbird und bin derzeit unumstrittene Titelverteidigerin des großen Ich-mache-meine-Freunde-sauer-Pokals.

Persephone, die große Rotschimmelstute, die mir sozusagen gehören würde, solange ich im House of Night wohnte, wandte den Kopf und schnupperte an meinem Hals. Ich gab ihr einen Kuss auf das weiche Maul und striegelte weiter ihren glänzenden Hals. Mich um Persephone zu kümmern beruhigte mich immer und half mir nachzudenken. Und beides hatte ich momentan dringend nötig.

»Okay. Ich hab mich jetzt schon zwei Tage lang erfolgreich vor der großen Konfrontation gedrückt. Aber so kann das nicht weitergehen«, erklärte ich Persephone. »Ja, ich weiß, die sind jetzt in der Mensa beim Mittagessen und tun alle ganz dick miteinander und lassen mich total links liegen.«

Persephone schnaubte und machte sich wieder daran, ihr Heu zu kauen.

»Ja, ich finde, dass sie aber auch Idioten sind. Klar hab ich sie angelogen, aber eigentlich hab ich ihnen hauptsächlich Sachen verschwiegen. Und das war zu ihrem eigenen Besten.« Ich seufzte. Okay, dass Stevie Rae untot war, hatte ich ihnen wirklich zu ihrem eigenen Besten verschwiegen. Dass zwischen mir und Loren Blake – Meisterpoet der Vampyre und Lehrer an unserer Schule – was gelaufen war, na ja, das war eher zu meinem Besten gewesen. »Aber trotzdem.« Persephone drehte ein Ohr nach hinten, um mir zuzuhören. »Die sind total vorschnell in ihrem Urteil.«

Persephone schnaubte noch einmal. Ich seufzte wieder. Mist. Viel länger konnte ich es wirklich nicht mehr hinauszögern.

Ich tätschelte meiner süßen Stute noch ein letztes Mal den Hals, dann ging ich gemächlich in die Sattelkammer und legte die verschiedenen Striegel, Bürsten und Mähnenkämme zurück, mit denen ich sie jetzt eine Stunde lang bearbeitet hatte. Tief atmete ich die tröstliche Mischung aus Leder- und Pferdeduft ein, um meine Nerven zu beruhigen. Als ich im Glas der Fensterscheibe mein Spiegelbild erblickte, fuhr ich mir automatisch mit den Fingern durch mein langes dunkles Haar, damit es nicht ganz so zerknautscht aussah. Ich war erst vor etwas mehr als zwei Monaten Gezeichnet worden und ins House of Night gekommen, aber mein Haar war schon merklich länger und kräftiger geworden. Und dass ich supertolle Haare bekam, war nur eine der vielen Veränderungen, die mit mir vorgingen. Manche davon sah man mir von außen nicht an – wie die Tatsache, dass ich eine Affinität zu allen fünf Elementen hatte. Andere sprangen sofort ins Auge – wie die einzigartigen Tattoos, die in filigranen, fremdartigen Spiralen mein Gesicht umrahmten und sich dann (anders als bei jedem anderen Jungvampyr oder erwachsenen Vampyr) weiter über Hals und Schultern und das Rückgrat hinunterzogen – und nun auch, erst seit wenigen Tagen, um meine Taille herumliefen (ein kleines Detail, das außer mir, meiner Katze Nala und der Göttin Nyx bisher niemand kannte).

Wem hätte ich’s auch zeigen sollen?

»Tja, vorgestern warst du nicht nur mit einem, sondern gleich mit drei Typen zusammen«, erklärte ich dem Ich mit den dunklen Augen und dem zynisch verzogenen Mund, das mich aus der Fensterscheibe ansah. »Aber damit hast du gründlich aufgeräumt, was? Heute hast du nicht nur absolut gar keinen Freund mehr, sondern dir wird die nächsten, keine Ahnung, hundert Millionen Jahre lang auch keiner mehr vertrauen.« Na gut, außer Aphrodite, die vor zwei Tagen total ausgerastet und Hals über Kopf aus der Schule floh, weil sie womöglich wieder zurück in einen Menschen verwandelt worden war, und Stevie Rae, die besagter ausgerasteten Aphrodite hinterherjagte, weil sie womöglich an ihrer Wiedermenschwerdung schuld war, als sie sich in dem von mir beschworenen Kreis von einem fiesen untoten toten Ding in eine un-untote, aber seltsam rot tätowierte Stevie Rae zurückverwandelt hatte. »Wie auch immer«, sagte ich laut zu mir selbst, »du hast es geschafft, so ungefähr bei jedem, der irgendwie mit dir zu tun hat, was falsch zu machen. Tolle Leistung!«

Meine Unterlippe hatte angefangen zu zittern, und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stachen. Oh nein. Es würde überhaupt nichts bringen, wenn ich mir jetzt die Augen ausheulte. Ehrlich, hätte das irgendeine Wirkung, dann hätten meine Freunde und ich uns schon vor Tagen wieder vertragen und geküsst (also, nicht wirklich natürlich). Ich musste einfach auf sie zugehen und versuchen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.

Es war Ende Dezember, die Nacht war kühl und ein bisschen neblig. Die flackernden Gaslaternen entlang des Fußweges, der von den Ställen und Außenanlagen zum Hauptgebäude führte, hatten kleine gelbe Heiligenscheine und sahen altertümlich und wunderschön aus. Eigentlich war das ganze Schulgelände des House of Night einfach herrlich. Es wirkte viel eher so, als gehöre es zu einer König-Artus-Sage denn zum einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich liebe es, hier zu sein, rief ich mir ins Gedächtnis. Das hier ist mein Zuhause, der Ort, an den ich gehöre. Ich muss mich nur mit meinen Freunden versöhnen, dann wird alles wieder gut.

Ich kaute gerade auf meiner Unterlippe und fragte mich, was wohl die beste Versöhnungstaktik wäre, als mein angestrengtes Nachdenken von so etwas wie Flügelschlägen unterbrochen wurde, die rings um mich die Luft erfüllten. Etwas an dem Geräusch ließ mir einen Schauder den Rücken hinunterlaufen. Ich sah nach oben. Da war nur Dunkelheit und Himmel und die winterkahlen Zweige der gewaltigen Eichen, die den Fußweg säumten. Ich erzitterte, weil die Nacht plötzlich nicht mehr weich und neblig wirkte, sondern finster und heimtückisch.

Halt mal – finster und heimtückisch? Was für ein Quatsch. Wahrscheinlich hatte ich gerade nur das finstere, heimtückische Rascheln des Windes in den Zweigen gehört. Himmel, ich verlor noch den Verstand.

Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und ging weiter. Aber schon nach ein paar Schritten passierte es noch einmal. Das seltsame Flattern erzeugte sogar einen kleinen Wind, der mich umwehte und mir zehn Grad kälter vorkam als die übrige Luft. Mir kamen Bilder von Fledermäusen, Spinnen und ähnlichem ekligen Ungeziefer in den Kopf, und automatisch schlug ich mit der Hand wild über mir durch die Luft.

Meine Finger trafen auf keinen Widerstand, aber eisige Kälte jagte einen schneidenden Schmerz durch meine Hand. Völlig entgeistert schrie ich auf und barg die Hand schützend an der Brust. Einen Moment lang war ich einfach nur ratlos und wie betäubt vor Angst. Das Flattern wurde lauter und die Kälte größer. Da kam endlich Bewegung in mich. Ich zog den Kopf ein und tat das Einzige, was mir einfiel: Ich rannte durch den nächsten Eingang in die Schule hinein.

Drinnen knallte ich die dicke Holztür hinter mir zu, drehte mich nach Atem ringend um und spähte durch das kleine Bogenfensterchen in der Tür. Die Nacht schwamm und waberte vor meinen Augen, wie schwarze Farbe, die auf einer dunklen Fläche zerläuft. Und das eisige Gefühl der Angst wollte nicht weggehen. Was war da los? Fast ohne zu begreifen, was ich tat, flüsterte ich: »Feuer, komm zu mir. Ich brauche deine Wärme.«

Das Element gehorchte sofort. Die Luft um mich erfüllte sich mit der beruhigenden Hitze eines Kaminfeuers. Während ich weiter nach draußen starrte, legte ich die Handflächen auf das raue Holz der Tür. »Dorthin auch«, flüsterte ich. »Schick deine Hitze auch nach draußen.«

Wie eine Woge aus Hitze wanderte das Element an mir vorbei, durch die Tür hindurch und in die Nacht. Ein Zischen war zu hören, wie wenn Trockeneis verdampft. Dick und träge bäumten sich die Nebelschwaden auf, mich erfasste ein kurzer Schwindel, von dem mir ein bisschen übel wurde, und die seltsame Dunkelheit begann sich aufzulösen. Dann vertrieb die Hitze endlich die frostige Kälte, und so plötzlich, wie sie sich verändert hatte, war die Nacht wieder ruhig und vertraut.

Was war das gerade?

Jetzt bemerkte ich wieder das Stechen in meiner Hand. Ich betrachtete sie. Über den Handrücken zogen sich rote Striemen, so als habe etwas mit Krallen oder Klauen meine Haut aufgekratzt. Ich rieb die hochroten Wunden, die juckten wie eine Verbrennung vom Bügeleisen.

Und dann überkam mich ein Gefühl – heftig, jäh, überwältigend – und ich erkannte mit dem sechsten Sinn, der mir von der Göttin gegeben worden war, dass ich nicht allein hier sein sollte. Die Kälte, die einen Augenblick lang die Nacht heimgesucht hatte – das geisterhafte Etwas, das mir die Hand aufgekratzt hatte und vor dem ich nach drinnen geflohen war –, löste ein schreckliches Vorgefühl in mir aus, und zum ersten Mal seit langer Zeit empfand ich richtige Angst. Nicht um meine Freunde. Nicht um meine Grandma oder um meinen menschlichen Exfreund oder selbst um meine Mom, mit der ich mich ein für alle Mal verkracht hatte. Ich hatte Angst um mich selbst. Es war nicht mehr nur so, dass ich meine Freunde gern um mich gehabt hätte. Es war so, dass ich sie brauchte.

Während ich mir weiter die Hand rieb, setzte ich mich in Bewegung. Eines war mir jetzt klar: Lieber würde ich mich der Enttäuschung und Gekränktheit meiner Freunde stellen als dem Etwas, das draußen...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2010
Reihe/Serie House of Night
House of Night
Übersetzer Christine Blum
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Außenseiterin • Internat • Jugendbuch • Vampyrroman • Vertrauen
ISBN-10 3-10-400961-9 / 3104009619
ISBN-13 978-3-10-400961-2 / 9783104009612
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