Die Herrscherin - Karen Miller

Die Herrscherin

Roman

(Autor)

Buch | Hardcover
800 Seiten
2009
Penhaligon (Verlag)
978-3-7645-3018-1 (ISBN)
16,95 inkl. MwSt
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Als Sklavin geboren – zur Herrscherin bestimmt


Das fantastische Epos über die Sklavin Hekat, die man »die Kostbare« und »die Schöne« nannte. Doch diese außergewöhnliche Frau musste einen unermesslich hohen Preis für ihren Aufstieg zur Herrscherin bezahlen …


Hekat ist eine Sklavin. Ihre eigenen Eltern haben sie an einen Mann verkauft, der sie glauben macht, er liebe sie. Doch in Wahrheit betrachtet er sie lediglich als Ware. Als Hekat das endlich erkennt, beschließt sie, um jeden Preis die Freiheit zu erlangen. Damit sich ihr wahres Schicksal erfüllen kann, entscheidet sie sich zur Flucht. Noch weiß sie nicht, wohin ihr Weg sie führen wird. Nur eines ist sicher: Sie wird den Schmutz, den Schmerz und die Armut hinter sich lassen. Da betritt sie das Haus ihres Gottes, und ein Wunder geschieht. Er spricht zu ihr und weist ihr den Weg. Und so lernt Hekat den Herrscher der mächtigsten Stadt des Reiches kennen – und schreitet an seiner Seite unaufhaltsam weiter zur Macht …


Karen Miller wurde in Vancouver, Kanada, geboren und zog schon im Alter von zwei Jahren nach Australien. Sie arbeitete in den verschiedensten Berufen, unter anderem als Pferdezüchterin in England. Karen Miller lebt in Sydney und widmet sich ganz dem Schreiben.

Trotz der beiden brennenden Talglampen war es dunkel in der Küche, die Luft erstickt vom Gestank ranziger Ziegenbutter und verdorbenen Ziegenfleisches. Spinnen hatten die Ecken mit widerwärtigen Netzen überzogen, in denen sie die Hülsen von Fliegen und Blutsaugern horteten. Ein Ofen aus Lehmziegeln nahm die Hälfte des Raums zwischen der Tür und dem einzigen Fenster ein. Drei Holzregale standen in der Küche, ein klappriger hölzerner Hocker und ein verschrammter Holztisch - beinahe unerhört in diesem Land, dessen Bäume schon vor Ewigkeiten versteinert waren. In der Dunkelheit unter dem Tisch hockte das Kind ohne Namen und lauschte auf den Streit zwischen dem Mann und der Frau. "Aber du hast es versprochen", jammerte die Frau. "Du hast gesagt, dieses dürfte ich behalten." Die harte Faust des Mannes krachte auf das Holz über dem Kopf des Kindes. "Das war vor einer weiteren schlechten Ernte, Schlampe, bevor zwei weitere Dorfbrunnen vertrocknet sind! All die Münzen, die es kostet, es zu füttern - bin ich aus Geld gemacht? Wage es nicht, dich zu beklagen -, als es geboren wurde, hätte ich es auf die Felsen werfen können, ich hätte es auf dem Amboss aussetzen können!""Aber es kann arbeiten, es ..." "Nicht wie ein Sohn!" Seine Stimme knisterte wie Blitz, grollte wie Donner durch den kleinen, verqualmten Raum. "Wenn du mir mehr Söhne geworfen hättest ..." "Ich habe es versucht!" "Nicht genug!" Ein weiteres Donnern der Faust auf Holz. "Das Weibbalg geht. Allein der Gott weiß, wann hier wieder Händler vorbeikommen werden." Die Frau schluchzte, raue kleine Laute wie von einer sterbenden Ziege. "Aber es ist noch so klein." "Klein? Seine Blutzeit ist gekommen. Es kann zurückzahlen, was es mich gekostet hat, genau wie die anderen Weibbälger, die du geworfen hast. Das ist mein letztes Wort. Noch ein Ton und ich schlage dir die Zähne heraus und die Augen blau." Als die Frau es wagte, ihm den Gehorsam zu verweigern, war das Kind so überrascht, dass es sich in die Finger biss. Es spürte den kleinen Schmerz kaum; sein ganzes Leben war Schmerz, gewaltig wie die unfruchtbaren Ödländer jenseits des Gottespfahls des Dorfes. So war es schon seit seinem ersten jämmerlichen Schrei gewesen. Jetzt war es beinahe taub dagegen. "Bitte", flüsterte die Frau. "Erlaub mir, sie zu behalten. Ich habe dir sechs Söhne geboren." "Es hätten elf sein sollen!" Jetzt klang der Mann wie einer seiner knochendürren Hunde, geifernde Bestien, die in dem steinigen Garten hinter ihrer Hütte um Abfälle kämpften. Das Kind zuckte zusammen. Es hasste diese Hunde beinahe so sehr, wie es den Mann hasste. Sein Hass war eine lodernde Flamme, tief und sicher verborgen vor den Blicken des Mannes. Er würde es töten, wenn er ihn sah, würde es an einem mageren, verschorften Knöchel packen und mit dem Kopf gegen den nächstbesten ockerroten Felsen schmettern. Das hatte er einmal mit einem Hund gemacht, der es gewagt hatte, ihn anzuknurren. Die anderen Hunde hatten das Gehirn des toten Tieres aufgeleckt und dann während der ganzen langen, kalten Nacht um den blutigen Kadaver gekämpft. Auf seiner fadenscheinigen Decke unterm Küchentisch war das Kind beim Knirschen ihrer Zähne eingeschlafen und hatte geträumt, die Knochen, an denen sie nagten, seien seine eigenen. Aber ob gefährlich oder nicht, es weigerte sich, von seinem Hass abzulassen, dem Einzigen, was ihm gehörte. Er tröstete und nährte es, füllte seinen schmerzhaft leeren Magen in den Nächten, in denen es nichts zu essen bekam, weil die Beine der Frau gespreizt waren, weil sie in den Wehen lag oder weil der Mann von Kaktusblut betrunken war und sie schlug. Er schlug sie jetzt, Schläge mit der offenen Hand ins Gesicht, während er fluchte und schwitzte und sich in Raserei hineinsteigerte. Die Frau war klug genug, nicht aufzuschreien. Das Kind lauschte auf das Klatschen seiner Hand auf den eingefallenen Wangen der Frau, auf seine lüsternen Atemstöße und ihr unterdrücktes Stöhnen, und es stellte sich vor, ihm ein Messer in die Kehle zu rammen. Wenn es die Augen schloss, konnte es das Blut scharlachrot herausspritzen sehen, konnte es auf den Boden plätschern hören, während er stöhnte und röchelte und starb. Das Kind war sich sicher, dazu fähig zu sein. Hatte es nicht die Männer mit ihren stolzen Messern Ziegen die Kehlen durchschneiden sehen - und sogar einmal einem Pferd, das sich die Beine gebrochen hatte und zu nichts mehr taugte, als Fleisch, Haut und gebleichte, ausgekochte Knochen zu liefern? Im untersten Regal der Küche lagen in einem Kasten Messer. Das Kind spürte, wie seine Finger sich hoben und verkrampften, als hielte es einen geschnitzten, beinernen Griff, spürte, wie ihm das Herz unter den Rippen pochte. Die geheime Flamme flackerte, loderte ... und erstarb. Es hatte keinen Sinn. Er würde das Kind einfangen, bevor es ihn töten konnte. Es würde den Mann heute nicht besiegen, auch nicht morgen oder auch nur im nächsten Gottesmond. Es war zu klein und er war zu stark. Aber eines Tages, in vielen Gottesmonden von heute an, würde es groß sein, er dagegen alt und in sich zusammengesunken. Dann würde das Kind es tun und seinen Körper danach den Hunden vorwerfen und lachen und lachen, während sie seinen Hintern verschlangen und ihre fragenden Zungen durch die leeren Augenhöhlen seines Schädels schoben. Eines Tages. Der Mann schlug die Frau abermals, so heftig, dass sie auf den Boden aus festgetretener Erde fiel. "Fünf Mal hast du meinen Samen vergiftet und Hündinnen geworfen: Drei Söhne, die du geworfen hast, lebten nicht einmal einen Gottesmond lang. Ich sollte dich verfluchen! Sollte dich hinauswerfen, damit der Gottessprecher sich um dich kümmert!" Die Frau schluchzte wieder, die vernarbten Arme vor dem Gesicht gekreuzt. "Es tut mir leid - es tut mir leid ." In dem Kind, das lauschte, stieg Verachtung auf. Wo war die Flamme der Frau? Hatte sie überhaupt eine? Weinen. Betteln. Wusste sie nicht, dass das genau das war, was der Mann wollte, sie gebrochen und blökend im Schmutz sehen? Die Frau sollte zuerst sterben. Aber das würde sie nicht. Sie war schwach. Alle Frauen waren schwach. Überall im Dorf sah das Kind es.

Erscheint lt. Verlag 20.8.2009
Reihe/Serie Godspeaker
Übersetzer Michaela Link
Sprache deutsch
Original-Titel Godspeaker 01. Empress of Mijak
Maße 135 x 206 mm
Gewicht 782 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy
ISBN-10 3-7645-3018-9 / 3764530189
ISBN-13 978-3-7645-3018-1 / 9783764530181
Zustand Neuware
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