Musik-Leben im Volkslied

Diether de la Motte, geb. 1928, ist als Musiker, Komponist und vor allem Musiktheoretiker weit bekannt. Seine Schriften zählen zur Standardliteratur für Studierende der Musik und der Musikwissenschaft. Grundlegend sind seine Veröffentlichungen zur musikalischen Analyse, zum Kontrapunkt und zur Harmonielehre. De la Motte lehrte ab 1962 Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. 1982 ging er als Professor an die Hochschule für Musik und Theater Hannover. 1988 folgte er einem Ruf als Professor für Musiktheorie der heute unter dem Namen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bekannten früheren Musikakademie. Diether de la Motte gehörte dieser Institution bis 1996 an.

(Prof. Dr. Günther Noll, ad marginem – Randbemerkungen zur Musikalischen Volkskunde, 81 – 2009)Der Autor, als Musiker, Komponist und Musiktheoretiker weit bekannt, legt hier eine Schrift vor, die sich von üblichen Lehrbüchern, die musikalische Analyse thematisieren, wesentlich unterscheidet. Wie schon früher in seinen Publikationen zu musiktheoretischen Fragen, insbesondere zur musikalischen Analyse und Formenlehre, geht Diether de la Motte auch hier neue, ungewöhliche Wege. Er spricht nicht von "Lehre", sondern von "Entdeckungsreise", obgleich es sich um ein Lehrbuch handelt. Kontinuierlich werden die Leser motiviert, das an den Liedern jeweils neu Gelernte in eigenen Versuchen anzuwenden, wobei bestimmte, freie Vorgaben hochinteressante Anregungen vermitteln. Anhand fünfundzwanzig ausgewählter weltlicher und geistlicher Volkslieder der älteren und jüngeren Tradition geht es um die Bewusstwerdung innerer musikalischer Zusammenhänge, die auf den ersten Blick häufig nicht erkennbar sind: um – nennen wir es einmal so – "Mikro-Analyse". Die Schrift ist in einem erfrischenden Stil geschrieben und methodisch sehr sorgfältig aufgebaut, was das notwendige Mit-Denken und Nach-Denken wesentlich erleichtert. Die Liedauswahl steckt ein weites inhaltliches und stilistisches Spektrum ab. In ihrer Summe handelt es sich um eine musiktheoretisch und musikpädagogisch äußerst anregende Schrift.