Das Geheimnis der Mona Lisa (eBook)

Historischer Roman. Das mitreißende Schicksal der Frau mit dem schönsten Lächeln der Welt
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2023 | 1. Auflage
604 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4812-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis der Mona Lisa -  Beate Rygiert
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Florenz, 1494: Lisa Gherardini und Giuliano aus der mächtigen Dynastie der Medici sind heimlich ein Liebespaar. Als die Medici aus der Stadt vertrieben werden, zwingt Lisas Vater die junge Frau zur Heirat mit dem viel älteren Seidenhändler Francesco del Giocondo. Doch ihr Herz hängt an ihrem Geliebten.

Venedig, 1495: Leonardo da Vinci ist der berühmteste Künstler seiner Zeit. Als Giuliano de' Medici ihn bittet, Lisa zu porträtieren, um seiner Geliebten auf diese Weise Nachrichten zukommen zu lassen, geht Leonardo auf das riskante Spiel ein. Dadurch gerät Lisa nicht nur in eine gefährliche Verschwörung - auch ihr Herz wird auf eine schwere Probe gestellt.

Das mitreißende Schicksal der Frau mit dem geheimnisvollen Lächeln

Bestsellerautorin Beate Rygiert entfaltet vor einem farbenprächtigen historischen Panorama die spannende Geschichte des berühmtesten Gemäldes der Welt




Die Schriftstellerin und Malerin Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Schwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: »Eines Tages werde ich Schriftstellerin!« Dieses Vorhaben verwirklichte sie bereits während ihres Studiums in München und Florenz. Schon damals fragte sie sich, wer Mona Lisa war. Sie entdeckte eine starke Frau mit einem großen Geheimnis, das sie in ihrem Roman einfühlsam und eindrucksvoll in Szene setzt.

Die Schriftstellerin und Malerin Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Schwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: »Eines Tages werde ich Schriftstellerin!« Dieses Vorhaben verwirklichte sie bereits während ihres Studiums in München und Florenz. Schon damals fragte sie sich, wer Mona Lisa war. Sie entdeckte eine starke Frau mit einem großen Geheimnis, das sie in ihrem Roman einfühlsam und eindrucksvoll in Szene setzt.

1
DIE FLUCHT


Florenz, 1494


Der graue Novemberhimmel lastete schwer über Florenz. Feiner Regen sprühte Lisa ins Gesicht, als sie durch die Gassen des Viertels Santa Croce hastete. Sie zog die Kapuze des groben Wollmantels so tief wie möglich in die Stirn, um nicht erkannt zu werden. Vom Gerberviertel am Ufer des Arnos wehte der beißende Gestank nach frischer Tierhaut und Alaun herüber, aus dem Gewirr der Gassen erklang Geschrei und das rasselnde Geräusch von aufeinandertreffenden Degen.

»Nieder mit den Medici!«

»Palle! Palle!«, antworteten andere mit deren Schlachtruf.

»Am Arsch kannst du sie haben, deine Palle«, brüllte jemand zurück. Dann klirrten ganz in ihrer Nähe blanke Klingen.

Lisa Gherardini begann zu laufen und wäre um ein Haar auf den feuchten Steinplatten ausgeglitten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Aufruhr lag in der Luft, seit Piero de’ Medici am Tag zuvor von seinen Verhandlungen aus dem Feldlager des französischen Königs bei Sarzanello zurückgekehrt war. Lisas Vater Antonmaria Gherardini, der als Mitglied im »Rat der Hundert« am Morgen Pieros Bericht im Palazzo della Signoria mit angehört hatte, war außer sich vor Wut nach Hause gekommen. Am Mittagstisch hatte er von Verrat an den eigenen Leuten gesprochen und sich darüber empört, wie fahrlässig der Sohn und Nachfolger von Lorenzo, den alle nur »den Prächtigen« nannten, die Sicherheit der Republik aufs Spiel setzte.

»Was für ein Stümper«, hatte er sich aufgeregt. »Dümmer hätte er sich gar nicht anstellen können. Den richtigen Zeitpunkt zum Verhandeln hat er verstreichen lassen. Und dann muss er es im letzten Moment mit der Angst zu tun bekommen haben. Herrgott, stellt euch vor, er hat den Franzosen Pisa, Livorno und Sarzana in den Rachen geworfen! Und 200.000 Goldflorin noch obendrein. Dabei wird Charles VIII. Florenz keineswegs verschonen, oh nein. Was waren wir für Narren, diesem Bengel unsere Geschicke anzuvertrauen!«

»Er ist eben noch jung«, hatte Lucrezia, Lisas Mutter, sanft eingewandt.

»Sein Vater war noch jünger, als er die Macht übernahm«, hatte Antonmaria zornig zurückgegeben. »Aber Lorenzo hat seine Söhne verzogen. Feste! Turniere! Ballspiele! Pah!«

Lisa hätte gerne widersprochen. Was ihr Vater über Piero sagte, mochte stimmen. Sein jüngster Bruder Giuliano war jedoch aus vollkommen anderem Holz. Giuliano de’ Medici war nicht nur der schönste junge Mann in ganz Florenz, sondern auch klug und besonnen. Und er hatte ein gutes Herz. »Diese Sippe hat lange genug über uns bestimmt«, hatte ihr Vater schließlich gesagt. »Es wird Zeit, dass wir uns wieder auf unser republikanisches Erbe besinnen.«

Und dann hatte Betta, ihre Amme, ihr nach dem Essen diesen Zettel von Giuliano zugesteckt. Wir müssen fliehen, stand darauf. Komm so schnell du kannst zur Gartenpforte. Ich liebe dich. Nun war sie auf dem Weg dorthin.

Das Portal des Hauses, an dem sie soeben vorbeieilte, wurde aufgerissen. Vier Männer stürmten heraus. Rasch wich Lisa in eine Toreinfahrt zurück und ließ die Burschen vorüberziehen. Alle waren mit Knüppeln bewaffnet, zwei von ihnen hielten brennende Fackeln in den Händen, dabei war es noch längst nicht dunkel. Als Lisa ihnen nachspähte, sah sie, dass sich ihnen an der nächsten Straßenecke weitere bedrohliche Gestalten anschlossen. Die Horde schlug dieselbe Richtung wie Lisa ein, zur Via Larga, zum Medici-Palast.

Lisa raffte den Mantel und rannte weiter. Das Papier mit Giulianos Botschaft fühlte sie in ihrem Mieder, wo auch die feine goldene Feder steckte, die er ihr geschenkt hatte als Zeichen seiner Liebe. Ja, sie liebten sich, und Lisa hatte keinen Augenblick gezögert, sondern mit Betta Schuhe und Mantel getauscht, das Wenige an Schmuck, das sie besaß, hastig mit dem Garn ihrer Stickarbeit am Saum ihres Unterkleids festgenäht und war losgelaufen.

Hinter dem Chor der Kathedrale Santa Maria del Fiore blieb sie kurz stehen und rang nach Atem. Entsetzt beobachtete sie, wie von allen Seiten wütende Bürger in dieselbe Richtung strömten.

»Schlagt sie tot, die Verräter«, hörte sie eine schrille Stimme rufen.

»Hängt sie auf, die Bastarde!«, forderten andere.

Ein Trupp junger Männer in den Farben der Medici bahnte sich grob seinen Weg durch die Menge und begann, auf die Aufständischen einzuprügeln.

Lisa fühlte einen harten Stoß im Rücken. »Was stehst du hier im Weg«, fuhr eine Frau sie an und gab ihr erneut einen Schubs, der sie zum Stolpern brachte. Erschrocken griff Lisa mit beiden Händen nach der Kapuze, damit sie nicht hinabglitt. Dann rannte sie mit gesenktem Kopf weiter, wobei sie einen kleinen Umweg über die Gasse Borgo San Lorenzo in Kauf nahm, um den Menschenmassen auszuweichen. Ohnehin musste sie sich dem Medici-Palast von seiner Rückseite her nähern. Denn dort lag die Gartenpforte, wo ihr Geliebter sie erwartete.

Auf der Piazza San Lorenzo war es ruhiger, der Lärm der Kämpfenden drang nur gedämpft zu ihr. Kurz lehnte Lisa sich gegen eine Hauswand und versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen. Seit dem Sommer waren sie und Giuliano ein Liebespaar. Ihre Wangen wurden heiß bei dem Gedanken an ihre Umarmungen, an seine wundervollen Lippen, die Berührung seiner Hände, seinen Atem an ihrem Hals. Er war nur wenige Monate älter als sie, fünfzehn Jahre, der jüngste Spross der Familie, die seit Generationen die Geschicke des Stadtstaats Florenz lenkte. Lisa konnte nicht glauben, dass das an diesem schrecklichen Novembertag ein Ende finden sollte. Eilig machte sie sich wieder auf den Weg. Denn wenn es tatsächlich nötig war, würde sie Giuliano begleiten, und sei es bis ans Ende der Welt.

Es wäre zwecklos gewesen, ihren Vater um Zustimmung zu bitten. Zwar hatte er es anfangs nicht ungern gesehen, dass sie gemeinsam mit ihren Freundinnen zu Spielen und Festen bei den Medici eingeladen worden war. Auch wenn Antonmaria Gherardini die Bankiers noch immer als Emporkömmlinge betrachtete, was Lisa angesichts der Jahrhunderte alten Machtstellung und des Reichtums der Medici fragwürdig fand, so fehlte ihrer eigenen Familie trotz des ellenlangen Stammbaums genau das: Einfluss und Geld. Doch nun hatte sich das Blatt gewendet, und es war nicht zu erwarten, dass ihr Vater ihr erlauben würde, Giulianos Frau zu werden.

Eilig überquerte sie die Piazza di San Lorenzo und spähte die Via de’ Gori entlang. Von der Via Larga, in der sich der Haupteingang zum Palazzo befand, drang Geschrei und Lärm herüber, so als versuchten die Aufständischen, das mächtige Portal zu stürmen. Sie huschte in die Via de’ Ginori in Richtung der rückwärtigen Gartenpforte. Auf einmal hörte sie das Geräusch von sich nähernden Pferden und beeilte sich noch mehr. Zwei Reitknechte sprengten heran, jeder von ihnen führte ein edles Ross am Zaumzeug. Die eisenbewehrten Hufe schlugen Funken aus dem Pflaster, und Lisa musste achtgeben, von ihnen nicht getroffen zu werden. Dabei bemerkte sie nicht, wie ihr die Kapuze vom Kopf glitt.

»Zurück«, schrie einer der Knechte sie an und holte mit seiner Reitgerte aus.

Da flog die Gartenpforte auf.

»Lisa«, rief Giuliano und riss sie in seine Arme.

»Was soll das werden?«, schrie Piero hinter ihm. »Keine Zeit für romantische Abschiede, Bruder. Los. In die Sättel.«

»Sie kommt mit«, gab Giuliano entschlossen zurück. »Wir brauchen noch ein Pferd.«

»Herr, das ist unmöglich …« Der Rest des Einwands von einem der Knechte wurde vom Lärm anrückender Aufständischer verschluckt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der wütende Mob sie erreichte.

»Schluss mit den langen Reden«, hörte Lisa eine besonnene Stimme sagen. »Macht, dass ihr aus der Stadt kommt!«

Ein junger Mönch stand in der Gartentür. Erst auf den zweiten Blick erkannte Lisa Giovanni, den mittleren der drei Medici-Brüder, der mit seinen kaum neunzehn Jahren bereits Kardinal war. Doch warum trug er jetzt eine Mönchskutte?

»Ich nehm sie mit auf mein Pferd«, insistierte Giuliano und ergriff ihre Hand.

»Das wirst du nicht«, schrie Piero, der bereits auf seinem Ross saß, das nervös in der engen Straße tänzelte und panisch um sich blickte. »Wir belasten uns nicht mit einem Weib. Das ist ein Befehl!«

Entsetzt sah Lisa, dass das eine Ende der Via de’ Ginori von den Aufständischen blockiert war. Eine hochgewachsene Männergestalt löste sich aus der Gruppe und rannte auf sie zu. Mit einer eleganten Bewegung bestieg Giuliano sein Pferd, beugte sich zu Lisa hinunter, um sie zu sich hochzuziehen, während Piero bereits aus der Gasse sprengte.

Lisa griff nach seiner Hand, fühlte ihren festen Druck und sprang. Sie hatte bereits den Boden unter den Füßen verloren, als eine andere Kraft sie wieder nach unten zog, so heftig, dass ihr Giulianos Hand entglitt. Wütend schrie sie auf, doch ehe sie sich wehren konnte, wurde ihr ein Tuch über Kopf und Oberkörper gestülpt und fest um den Leib gezurrt. Vergeblich versuchte sie sich loszumachen, fühlte, wie sie hochgehoben wurde, an den Oberschenkeln gepackt und über eine Schulter geworfen.

»Lass mich los«, schrie sie, und doch kam nur ein Krächzen aus ihrer Kehle. Der dicke Stoff war so eng um ihren Kopf geschlungen, dass sie fast keine Luft bekam. Ihre Arme waren straff an ihrem Körper fixiert wie bei einem Wickelkind. Wer auch immer sich ihrer bemächtigt hatte, hielt ihre Beine umklammert und eilte mit ihr davon.

Ich werde verschleppt, dachte sie. In Todesangst mobilisierte sie ihre letzten Kräfte, versuchte, ihren Entführer zu...

Erscheint lt. Verlag 24.11.2023
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Schlagworte berühmter Maler • Borgia • Da Vinci • Die Pianistin • Frau hinter dem Bild • Frau von Goethe • Freundschaft • George Sand und die Sprache der Liebe • Historische Romane • Historischer Roman • Italien • Kunst • La Gioconda • Leonardo • Liebe • Lisa del Giocondo • Luca Di Fulvio • Maler • Malerei • Medici • Michelangelo • Mona Lisa • Porträt • Renaissance • Romanbiografie
ISBN-10 3-7517-4812-1 / 3751748121
ISBN-13 978-3-7517-4812-4 / 9783751748124
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