Paul Ehrlich und die Anfänge der Leipziger Musikautomaten-Industrie

Birgit Heise (Herausgeber)

Buch | Softcover
216 Seiten
2022
Reinhold, E (Verlag)
978-3-95755-668-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Paul Ehrlich und die Anfänge der Leipziger Musikautomaten-Industrie -
19,80 inkl. MwSt
Der „Gründervater“ eines der wichtigsten Leipziger Industriezweige vor 100 Jahren und seine Nachwirkung bis heute
In Leipzig zeugen heute nur noch wenige erhaltene Fabrikgebäude vom einstigen Ruhm der Stadt als Weltzentrum der industriellen Musikautomaten-Produktion. Doch zwischen 1880 und 1930 pulsierte das werktätige Leben in insgesamt 100 Fabriken und Werkstätten, und klingende Standuhren, Leierkästen, Spieldosen oder automatische Klaviere aus Leipzig galten weltweit als erstrebenswerte Anschaffung, die zum Mobiliar eines gutbürgerlichen Wohnzimmers, in die Kinderstube und zur Ausstattung einer Gaststätte gehörte.Am Beginn dieser bemerkenswerten Blütezeit stand die Erfindung eines hiesigen Klavierbauers: Paul Ehrlich erhielt 1882 das Patentrecht für sein Ariston, eine kleine Harmonika zum Kurbeln mit leicht auswechselbaren, billigen Lochplatten aus Pressspan. Ohne es zu ahnen, begründete er in Leipzig einen neuen Industriezweig: die massenhafte Musikautomaten-Produktion mit leicht auswechselbaren Lochplatten und Notenrollen.Anlässlich des Jahres der Industriekultur in Sachsen trafen sich zahlreiche in- und ausländische Experten im August 2020 an einem der originalen Schauplätze, nämlich direkt in den ehemaligen Symphonion-Werken in Leipzig-Gohlis, um über das Phänomen des Leipziger Musikautomatenbaus zu diskutieren. Im vorliegenden Buch sind nunmehr wichtige Ergebnisse zusammengefasst und zum Nachlesen aufbereitet. Neben kulturellen Hintergründen, der stadtgeschichtlichen Einordnung, juristischen Fragen (wie den endlosen Patentstreitigkeiten), der Zuordnung der verschiedenen Ariston-Modelle und der zugehörigen Platten sowie Fragen der aktuellen Digitalisierung und Archivierung der Automatenklänge widmen sich mehrere Beiträge Paul Ehrlich: seinen Produktionsstätten, seinen zahlreichen Erfindungen und Musikinstrumenten, aber auch ihm als Privatperson und seiner besonderen Persönlichkeit. Mit Akribie spürten Ehrlichs Urenkel Karin Gauselmann und Achim Quaas sowie Monika Hirsch, deren Stammbaum auf eine Schwester Ehrlichs zurückführt, eine Fülle von Details aus dem Leben und Wirken des berühmten Vorfahren auf und stellten umfangreiches Fotomaterial zur Verfügung. So zeichnet das Buch auch ein umfassendes Bild vom Privatmann Paul Ehrlich, der als treu sorgender Familienmensch bis zu seinem Tode versuchte, durch immer wieder neue Patente den Lebensunterhalt zu sichern.

Die Musikwissenschaftlerin Birgit Heise war von 1993 bis 2017 im Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig als Kustodin tätig, bevor sie an das Musikwissenschaftliche Institut derselben Universität wechselte. Mit mehreren eigenen Sonderausstellungen (z. B. zum Instrumentarium Richard Wagners, 2013, zum Leipziger Musikautomatenbau, 2015, mit zugehörigem Buch "Leipzigs klingende Möbel") sowie mit zahlreichen Fachpublikationen, Vorträgen und Gesprächskonzerten tat sie sich als profunde Kennerin auf den Gebieten der Instrumentenkunde und regionalen Musikgeschichte hervor. Sie ist Mitglied der Kommission für Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaft der Sächsischen Akademie der Wissenschaften sowie des wissenschaftlichen Beirats der Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V.

Inhalt:

Vorwort der Herausgeberin
Grußwort von Achim Quaas (Urenkel von Paul Ehrlich)
Grußwort von Karin Gauselmann (Urenkelin von Paul Ehrlich)

I. Paul Ehrlich: Seine Erfindungen und Fabriken
Birgit Heise: Die Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. AG
Ralf Smolne, Birgit Heise: Paul Ehrlich als rastloser Erfinder: Über 100 Patente und Gebrauchsmuster in 25 Jahren

II. Leipzig als Zentrum der Musikautomatenindustrie: Standortvorteile um 1900
Jan Großbach: Warum gerade Leipzig? Standortvorteil Musikalienhandel und Instrumentenbau
Stefan Keym: Klassischer Kanon vs. populäres Repertoire? Zum Verhältnis von Musikverlagen und Musikautomatenbau in Leipzig
Stefan W. Krieg: Warum gerade Gohlis? Ein Dorf wird zum Industriestandort

III. Die Leipziger Musikwerke-Industrie als kulturhistorisches Phänomen ihrer Zeit
Peter Donhauser: Musikmaschinen und der Wandel im Musikkonsum
Uwe Gernert: Mechanische Akkordeoninstrumente – Von der Stiftwalze über die Lochplatte zur Kartonrolle: Vorteile und Grenzen der „neuen Medien“ am Beispiel der Handharmonika

IV. Das Ariston mit perforierter Platte als erstes klingendes Massenmedium
Matthias Schiemann: Paul Ehrlich vor Gericht: Klagen um das Ariston
René Spinnler: Das Erfolgsprodukt Ariston: Modelle, Produktionsnummern, Datierung
Richard Ernst Englert: Anmerkungen zu Ariston-Noten mit 24 Tonstufen

V. Lochplatten in der Gegenwart
Mats Krouthén: Über neue Möglichkeiten der Digitalisierung und der Ausstellung Leipziger Notenscheiben
Ralf Smolne: Aus den Anfängen der Kammzungen-Spielwerke

VI. Paul Ehrlich, seine Persönlichkeit, seine Familie
Sascha Wömpener, Achim Quaas: Friedrich Ernst Paul Ehrlich und seine Familie – ganz privat

Erscheinungsdatum
Co-Autor Peter Donhauser, Richard Ernst Englert, Uwe Gernert, Jan Großbach, Birgit Heise, Stefan Keym, Stefan W. Krieg, Mats Krouthén, Achim Quaas, Matthias Schiemann, Ralf Smolne, René Spinnler, Sascha Wömpener
Vorwort Karin Gauselmann, Birgit Heise, Achim Quaas
Zusatzinfo zahlreiche Abbildungen, teilweise vierfarbig
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 632 g
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Instrumentenkunde
Kunst / Musik / Theater Musik Musikgeschichte
Schlagworte Ariston • Gohlis • Lochplatte
ISBN-10 3-95755-668-6 / 3957556686
ISBN-13 978-3-95755-668-4 / 9783957556684
Zustand Neuware
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