Basisbuch FILM -  Georg Mayrhofer

Basisbuch FILM (eBook)

Was man wissen muss BEVOR man bei einem Film mitarbeitet
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
140 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-3681-4 (ISBN)
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Das erste umfassende Sachbuch für werdende Filmschaffende. Wer macht was beim Film und wie wirken die einzelnen Funktionen zusammen? Ein leicht fasslicher Überblick für Interessierte, Mitarbeiter angehende Studenten oder alle, die schon immer einmal wissen wollten, wie es in der "Servicebox" der Filmindustrie zugeht. In 26 Kapitel erfahren Leserin und Leser alles über die Funktionen beim Film, die normalerweise unbemerkt im Schlagschatten von Kunst und Glamour stehen. Ausführlich wird die Wechselwirkung zwischen Filmkunst und Basisarbeit beschrieben, vom Fahrer bis zum Hauptdarsteller. "Basisbuch FILM" richtet sich an alle, die an einem Film mitarbeiten und den Kontext zwischen ihrer Tätigkeit mit dem fertigen Produkt verstehen wollen. Das Buch vermittelt einen Einblick in Produktionsabläufe, Dramaturgie, Filmgeschichte und künstlerischen Zugang, in einem Serviceteil werden die wichtigsten Ausbildungsmöglichkeiten und weiterführende Literatur aufgeführt.

Seit über 30 Jahren als Regieassistent in deutschsprachigen Filmproduktionen tätig, Sachbuchautor.

3. Willkommen im Job


Laufende Beine, helfende Hände, denkende Köpfe

Wir kennen jetzt den Boss (die Bossin) und seine Aufgabe, jetzt wollen wir uns einmal näher mit den klassischen Einsteigerberufen und ihren Aufgaben beschäftigen.

Um den ganzen Prozess des Filmemachens kennenzulernen, versucht man am besten ein Praktikum oder Volontariat zu ergattern. Dazu muss man volljährig sein, da Filmarbeit auch Nachtarbeit und Arbeit in Gefahrenbereichen bedeutet und daher für Minderjährige vom Gesetzgeber untersagt ist (Ausnahme: Kinder und Jugendliche als Schauspieler, das aber unter eingeschränkten Bedingungen). Um ein Praktikum zu bekommen, muss man offiziell von einem Produktionsleiter engagiert werden. Die Zusage irgendeiner anderen Person ist nicht bindend und kann sogar zu unliebsamen juristischen Konsequenzen für die Produktionsfirma führen. Am Anfang steht also ein Vorstellungsgespräch, in dem die Produktionsleiterin oder der Produktionsleiter herauszufinden versucht, ob man überhaupt geeignet ist. Die Anzahl der Praktikanten wird meistens sehr stark beschränkt. Einerseits fallen die – zwar geringen – Gagen ins Gewicht, die Person muss transportiert und verköstigt werden, aber vor allem gilt es zu vermeiden, dass allzu viele Personen am Drehort herumstehen, die keine Tätigkeit haben. Andererseits können motivierte Praktikanten mit schneller Auffassungsgabe sehr wertvolle (und aus der Sicht des Produktionsleiters billige) Mitarbeiter sein. Bei diesem Bewerbungsgespräch gilt es also zu überzeugen, dass man am Ende des Tages einen wertvollen Beitrag zum Gelingen des Films leistet.

Praktika können allgemein sein oder von dem Wunsch getragen, einem spezifischen Ressort zugeteilt zu werden. Wenn man schon sehr genaue Vorstellungen hat, was einen interessiert, sollte man das äußern. Für ein spezifisches Praktikum in einem bestimmten Ressort folgt dann meistens noch ein Vorstellungsgespräch mit dem jeweiligen „Head“.

Sollte man ein allgemeines Praktikum antreten, arbeitet man vor allem im Bereich der Setaufnahmeleitung. Zur allgemeinen Orientierung, und vor allem für einen ausgiebigen Blick hinter die Kulissen, ist diese Form des Praktikums sicherlich das umfassendste. In der Praxis geht man dort zur Hand, wo es gerade fehlt. Es kann sein, dass man beim Absperren mithilft, man wartet Wohnmobile, hilft beim Aufbau von Masken und Garderobenräumen, macht Erledigungen. Das klingt vorerst mal nach uninteressanten Hilfsarbeiten, und vieles davon ist es auch, aber man gewinnt einen guten Einblick in die Zusammenhänge. Man lernt Schauspieler und ihre Bedürfnisse kennen, man bekommt ein Gefühl für das Zusammenspiel des Apparats, man erlebt die Konflikte und Auseinandersetzungen, die meistens vom Set ferngehalten werden, man macht sich mit dem „Bauch des Films“ vertraut. Da man nicht spezifisch zugeordnet ist, kann man in alles ein wenig reinriechen. Meist kristallisiert sich schnell heraus, wo das eigene Interesse liegt. Da man als Praktikant auch eine gewisse Bewegungsfreiheit genießt, weil man eben nicht zugeordnet ist, kann man in Folge versuchen, sich einem vermeintlichen Interessensgebiet zu nähern. Am besten dadurch, dass man dieses Interesse äußerst und für das jeweilige Ressort Hilfe anbietet.

Es ist durchaus sinnvoll, sich Mentoren zu suchen. In der Regel findet sich immer irgendein erfahrener Kollege, der genug Offenheit und Freundlichkeit signalisiert, dass man sich mit Fragen an ihn oder sie wenden kann. Klugerweise sollte der Zeitpunkt so gewählt werden, dass die jeweilige Person auch gerade die nötige Muße dafür hat.

Für die Erledigung von Aufgaben gilt, sie auch sinngemäß durchzuführen. Der Versuch alleine genügt noch nicht. Das gilt vor allem für Aufträge, die mit Kommunikationsmitteln zusammenhängen. Etwa, wenn man jemanden über etwas informieren soll. Auf Mailboxen sprechen oder auf sozialen Netzwerken etwas posten ist noch nicht ausreichend, man braucht eine persönliche Bestätigung, erst dann ist die Nachricht überbracht.

Generell gilt, dass man mit Rückmeldungen arbeitet. Wenn etwas erledigt ist, sollte man dem Auftraggeber (in der Regel dem Set-AL) bestätigen, dass es erledigt ist. Es gilt auch der Grundsatz, das Vorgehen möglichst einfach zu halten.

Auch hier eine kleine Anleihe in der Welt der Wissenschaft: Bei wissenschaftlichen Arbeiten gilt ein Sparsamkeitsprinzip bei der Suche nach Lösungen, bekannt als Ockhams Rasiermesser. Der mittelalterliche Gelehrte William Ockham ging davon aus, dass man bei der Lösung eines Problems vorrangig den Weg wählen sollte, der mit den wenigsten Annahmen auskommt, also – etwas vereinfacht ausgedrückt – den einfachsten Weg. Runtergebrochen auf die Arbeit beim Film heißt das: Mach es nicht zu kompliziert und benütze deinen Hausverstand!

3a. Funk und Funkdisziplin


Ein häufiges Kommunikationsmittel an Drehorten ist das Funkgerät, das einen intelligenten Gebrauch und Funkdisziplin erfordert. Der wichtigste Punkt ist, sich kurz zu fassen. Endlose Beschreibungen über einzukaufendes Toilettenpapier und ähnliche Banalitäten blockieren die Funkfrequenzen und verhindern eventuell die Kommunikation wichtigerer Inhalte. Die Grundregeln lauten:

1. Gib dich zu erkennen: Soll heißen, man meldet sich mit dem eigenen Namen.

2. Wen will man sprechen: Man fragt dezidiert nach der Person, die man sprechen will.

Die ersten zwei Punkte lassen sich in dem Satz: „Eva für Karli“ zusammenfassen. Wenn sich Karli zurückgemeldet hat, sollte Eva ihr Anliegen vortragen.

3. Was will man.

4. Bestätigung: Jetzt sollte der Adressat zu erkennen geben, dass er einerseits verstanden hat, was das Anliegen ist, und es auch durchführt.

Eva: „Straße bitte sperren!“, Karli: „Straße gesperrt!“ Bei der Bestätigung hat es sich bewährt, die Aufgabe noch einmal zu wiederholen, so kann man Missverständisse vorbeugen. Im Regelfall gibt es zumindest drei Funkkanäle, die genutzt werden:

Einen Produktionskanal, über den das ganze Alltagsgeschäft abgewickelt wird. An diesem Kanal hängen die Setaufnahmeleitung und Set-Assi, alle Produktionsassistenten am Set, die Fahrer, die Absperrer, das Catering, die Regieassistenz und in Regelfall hat man noch offene Funkgeräte in den Aufenthalts-, Masken- und Garderobenräumen. Über diesen Funkkanal wird auch für Ruhe gesorgt, bzw. den Menschen, die für Ruhe zu sorgen haben, die jeweilige Anweisung mitgeteilt.

Der Lichtkanal: Um eine permanente und leise Arbeit am Licht zu gewährleisten, verfügt die Lichtcrew über einen eigenen Funkkanal auf einer anderen Frequenz. In seltenen Fällen hängt auch der Kameramann bzw. die Kamerafrau auf dieser Frequenz. In sehr großen Produktionen mit entsprechenden Personalmengen gibt es manchmal auch eigene Kanäle für das Kamera- und das Grip-Department.

Der Regiekanal: Diese Funkfrequenz wird ausschließlich für die Kommunikation zwischen Regie und Schauspielern benützt. Sie dient zum Gespräch zwischen Schauspielern und Regisseur, wenn aus irgendeinem Grund die direkte Kommunikation nicht möglich ist, oder schlicht und einfach dazu einen Schauspieler bei einer Autofahrt oder Ähnlichem ein Startsignal zu geben. Auch werden über den Regiekanal innerhalb der Szenen Auftrittszeichen vermittelt, wenn es dem Schauspieler nicht möglich ist Stichwörter, zu hören.

Die bei Filmaufnahmen verwendeten Funkgeräte sind professionelle Geräte und dementsprechend teuer. Die Frequenzen sind keine Allerweltsfrequenzen und müssen vorher lizenziert und ihre Nutzung muss behördlich genehmigt sein. Wie alle technischen Geräte brauchen sie Wartung, vor allem müssen sie geladen sein. In der Regel erfolgt die Ausgabe der Geräte (und auch die Wartung) durch den Set-Assi. Um einen Überblick über den Verbleib der teuren Funkgeräte zu haben, werden sie meistens nur gegen Unterschrift oder mit einem Etikett ausgegeben. Am Ende des Drehtags, oder wenn man keinen Funk mehr benötigt, werden sie wieder eingesammelt und geladen.

3b. FahrerIn


Wie eingangs schon erwähnt, ist die Position des Fahrers oder der Fahrerin, die einer Vertrauensperson und setzt schon etwas Erfahrung voraus. Neben Fahrroutine sollte man auch bereit sein, Verantwortung zu tragen. Im Regelfall werden Produktionsfahrer (es gibt auch andere Fahrer, vor allem bei der Ausstattung) für den Personentransport eingesetzt. Oft geht es bei Filmaufnahmen hektisch zu und diese Hektik überträgt sich auch auf das Transportwesen. Zwar werden erfahrene Setaufnahmeleiter vermeiden, diesen Druck an die Fahrer weiterzugeben, aber sollte es dennoch geschehen, muss man genug Persönlichkeit mitbringen, dem einen Riegel vorzuschieben.

Generell gilt: Egal wie groß der Druck, die allgemeine Hysterie oder die vermeintliche Notwendigkeit zur Beschleunigung ist, gefahren wird defensiv. Die Verkehrsregeln sind einzuhalten, die allgemeine Rücksichtnahme auch. An erster Stelle steht die...

Erscheint lt. Verlag 4.6.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Film / TV
ISBN-10 3-7534-3681-X / 375343681X
ISBN-13 978-3-7534-3681-4 / 9783753436814
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