Die Bläserklasse - ein Äquivalent zum herkömmlichen Musikunterricht? Die Vermittlung musikalischer Bildung an allgemeinbildenden Schulen - Norman Grüneberg

Die Bläserklasse - ein Äquivalent zum herkömmlichen Musikunterricht? Die Vermittlung musikalischer Bildung an allgemeinbildenden Schulen

Buch | Softcover
120 Seiten
2015
Diplomica Verlag
978-3-95934-629-0 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
Der Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen hat in den vergangenen Jahrzehnten grundlegende konzeptionelle Veränderungen erlebt. Von einer am Kunstwerk orientierten Didaktik und einer hauptsächlich vokal ausgerichteten Musikpraxis hat man sich (zumindest theoretisch) zu Gunsten eines handlungsorientierten, kulturerschließenden Musikunterrichts mit vielfältigen methodischen Zugängen abgewendet. Diese Entwicklung ist längst nicht abgeschlossen, wie die unterschiedlichen Modelle einer Integration praktischen Musizierens in den Unterricht zeigen.
Eines dieser Modelle ist die 'Bläserklasse'. Die vorliegende Arbeit will der Frage nachgehen, inwieweit die Bläserklasse konzeptionell und strukturell in der Lage ist, als Äquivalent zum herkömmlichen Musikunterricht Inhalte musikalischer Bildung zu vermitteln.

Textprobe:
Kapitel 4.2.1, Einrichtung von Bläserklassen:
Die Motivation zur Einrichtung von Bläserklassen resultiert entweder aus dem Engagement der Schulleitung oder dem persönlichen Engagement der Lehrkräfte. Festzustellen ist allemal nach anfänglicher Überzeugungsarbeit eine hohe persönliche Beteiligung und Anteilnahme. Interessant sind die oftmals festzustellenden Alleinstellungsmerkmale der initiierenden Persönlichkeiten, auf die in den Betrachtung zur Dimension 2 noch näher einzugehen sein wird.
Bläserklassen beginnen in den untersuchten Schulen grundsätzlich zum Beginn eines Schuljahres, die organisatorische Herangehensweise ist fast immer gleich. Mit den Bildungsempfehlungen bekommen die Schüler der Klassen 4 Informationen über das an der jeweiligen Schule laufende Konzept 'Bläserklasse'. Diese Form der offiziellen Information wird grundsätzlich als wichtig erachtet und offenbar gleichgesetzt mit einer offiziellen Legitimierung des Konzepts. An allen Schulen lässt sich ebenfalls die Nutzung von öffentlichkeitswirksamen Präsentationsformen feststellen: die Lehrkräfte stellen künftigen Schülern die laufenden Bläserklassen an einem "Tag der offenen Tür" vor - das ganze Konzeption bekommt schon hier einen Event-Charakter, was sich in der Präsentationsform und in dem dafür betriebenen Werbeaufwand widerspiegelt."Sie [sc. Schüler und Eltern NG] kriegen also die Schule mit dem Orchester präsentiert." (BL-L-Rot) Eine weitere Möglichkeit besteht in einem Präsentationskonzert in Grundschulen des Schulortes, ein in Musikschulen und Musikvereinen länger bekanntes Konzept (zur Verbindung Lehrkräfte-Musikverein siehe 4.2.4. und 4.3.1.)
Probleme bei der Argumentation mit der Schulleitung werden nicht thematisiert. Alle Lehrkräfte sind allerdings schon vor Einrichtung der Bläserklassen an den Schulen tätig gewesen, dürften also auch keine Verständnisprobleme gehabt haben. Als übergreifendes Problem werden trotzdem logistische Voraussetzungen an den Schulen betrachtet, die im Entscheidungsprozess für die Bläserklasse immanent sind. Im Gespräch mit Schulleitern konnte ferner eine besondere Achtung vor den (zusätzlichen) Leistungen der Lehrkräfte festgestellt werden, die dabei aber auch für die Konstituierung eines produktiven Schulklimas als wichtig erachtet wird. Dies ist auf beiden "Seiten" in den Aussagen sowohl im Anspruch an die Lehrkräfte als auch in deren Selbstverständnis wiederzufinden: "Das Entscheidende ist ein Alphatier an der Spitze" (BK-L-Grün); "Wir sind ja in dem Bereich [...] die Fachleute an der Schule." (BK-L-Rot).
Bei der Wahl der Instrumente unterscheiden sich die konzeptuellen Ansätze erheblich, obwohl am Ende des Entscheidungsprozesses jeder Schüler ein Instrument gewählt hat und dieses auch bis zum Ende der Bläserklasse beibehält. Eine Möglichkeit besteht darin, den Schülern die Instrumente vor Beginn des Schuljahres vorzustellen und mittels einer Wunschliste (2- 3 Instrumente) entsprechend bestimmten Maßgaben zu verteilen. Voraussetzung für die Lehrer ist dabei die Vorstellung eines Orchesterklangs sowie die Einrichtung der erforderlichen Instrumente für das bestehende Schulorchester. Dabei wird pragmatisch vorgegangen, gleichwohl das Ziel, den Schüler für ein Instrument zu begeistern, im Vordergrund steht.
Der Vorteil dieser Herangehensweise besteht darin, zu Beginn des Schuljahres eine Besetzung zu haben, mit der entsprechend den jeweiligen Zielvorgaben gearbeitet werden kann. Gleichzeitig kommt hier ein Moment zum Vorschein, das uns in den folgenden Betrachtungen öfter begegnen wird. Die Lehrkräfte konzipieren ihre Bläserklasse oftmals unter einem Primat der Orchesterbildung und scheinen die Vermittlung musikalischer Bildung eher zweitrangig zu betrachten. Anders bzw. weniger kritisch ausgedrückt bekommt die Bläserklasse dadurch den Charakter einer Orchesterschule, deren bildende Funktion im Sinne musikpädagogischer Inhalte als erwünschter

Erscheint lt. Verlag 5.5.2015
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 202 g
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Instrumentenunterrricht
Schlagworte Musikdidaktik • Musikpädagogik • Musikunterricht
ISBN-10 3-95934-629-8 / 3959346298
ISBN-13 978-3-95934-629-0 / 9783959346290
Zustand Neuware
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