Richard Strauss und Stefan Zweig "Die schweigsame Frau" - Eine Oper wird zum Politikum
disserta Verlag
978-3-95425-870-3 (ISBN)
Das Buch liefert eine detaillierte Darstellung der heiklen Zeit der Zusammenarbeit von Strauss und Zweig in den frühen 30er Jahren. Goebbels Freundschaft mit Strauss, Strauss' Verwicklung in den Nationalsozialismus, seine Lösung wie auch Thomas Manns Kritik an Zweigs Pazifismus werden vorgestellt. Ein Panorama des Versuchs zweier großer Gestalten des gebildeten Bürgertums angesichts und trotz des kulturellen Niedergangs im Faschismus der Kultur ihren Ort zu bewahren.
Corinna Gunde wurde 1971 in Osnabrück geboren. Ihr Studium der Germanistik, Musikpädagogik und Musikwissenschaft schloss die Autorin mit dem Staatsexamen ab. Sie ist als Lehrerin für die Fächer Musik und Deutsch an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen tätig.
Textprobe:
Kapitel 3, Das Zustandekommen der Kooperation zwischen den beiden Künstlern:
Der Beginn der Kooperation des Schriftstellers Stefan Zweig mit dem Komponisten Richard Strauss lag im Oktober 1931. Sowohl der damals 50jährige Zweig als auch der um 17 Jahre ältere Strauss waren zu diesem Zeitpunkt in ihrem jeweiligen Beruf sehr erfolgreich: Richard Strauss galt aufgrund seiner Sinfonischen Dichtungen und des bisherigen Opernschaffens als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten sowie auch als herausragender Dirigent; Stefan Zweig hatte sich durch Übersetzungen, Essays, literarische Biographien, die der Gattung der biographie romancée zuzurechnen sind, und insbesondere durch seine historischen Studien und Novellen einen Namen gemacht. Zweigs Salzburger Jahre (1919-1934) waren die produktivsten und erfolgreichsten seines Lebens, denn er zählte in dieser Zeit zu den am meisten gelesenen deutschsprachigen Schriftstellern mit einer hohen Auflagenzahl seiner Bücher, welche in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden. Er selbst stellt rückblickend in seiner Autobiographie Die Welt von Gestern fest: In meinem persönlichen Leben war das Bemerkenswerteste, daß in jenen Jahren ein Gast in mein Haus kam und sich dort wohlwollend niederließ, ein Gast, den ich nie erwartet hatte - der Erfolg.
Nicht ohne Stolz berichtet er im Weiteren von seiner wachsenden Leser- Gemeinde , denn von jedem Buch, das veröffentlicht wurde, waren in Deutschland am ersten Tage zwanzigtausend Exemplare verkauft, noch ehe eine einzige Anzeige in den Zeitungen erschienen war.
Aus einer Statistik der "Coopération Intellectuelle" des Genfer Völkerbundes erfuhr er, dass er in jener Zeit der meistübersetzte Autor der Welt gewesen sei.
Im Hinblick darauf, dass sich Zweig einerseits nicht mehr am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere befand, eine experimentierfreudigere Periode aufgrund seines Alters eher hinter ihm liegen mochte und er andererseits mit seinen bisher veröffentlichten Werken ein großes und breitgeschichtetes Leserpublikum gewonnen hatte, ist es um so erstaunlicher, dass er sich plötzlich einem für ihn bis dato unbekannten Textgenre zuwandte - dem Opernlibretto. Ein Libretto zu schreiben bedeutet für den Dichter zum einen, sich den Wünschen eines Komponisten anzupassen, seinen Text den Anforderungen musikalischer Gesetzmäßigkeiten zu unterwerfen, was dessen literarischer Qualität nicht immer förderlich sein muss, und zum anderen in Kauf zu nehmen, dass der Komponist bei einer Oper weitaus größeren Ruhm und finanziellen Gewinn erntet, als der Librettist.
Dass sich Stefan Zweig dennoch mit Enthusiasmus an diese für ihn neue Textgattung heranwagte, hat einen entscheidenden Grund, denn Zweig, als Musikliebhaber, hegte große Bewunderung gegenüber Komponisten und ihrem musikalischen Werk. Die Aussicht, für einen so bedeutenden Komponisten wie Richard Strauss ein Libretto zu schreiben, betrachtete er daher als eine große Ehre.
Warum sich andererseits Strauss auf die Zusammenarbeit mit dem ihm zuvor persönlich unbekannten Schriftsteller einließ, lässt sich dadurch erklären, dass er nach dem Tod seines bisherigen Textdichters Hugo von Hofmannsthal nach einem neuen Autor für ein Libretto suchte.
Nicht zuletzt ist auch die Einigung von Strauss und Zweig auf einen für beide Seiten gleichsam interessanten Opernstoff ein Aspekt, der für das Zustandekommen und Fortbestehen ihrer Kooperation verantwortlich ist.
Die soeben aufgezählten drei Gründe für eine Zusammenarbeit des Komponisten und des Textdichters werden nun im Folgenden näher ausgeführt.
3.1, Stefan Zweigs Verhältnis zu Musikern:
In der Autobiographie Die Welt von Gestern erinnert sich Stefan Zweig an seine vielfachen persönlichen Bekanntschaften und Freundschaftsbeziehungen mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit, wofür auch seine große Produktivität als Briefschreiber - er hat etwa 20.000 bis 30.000 Briefe verfasst - Zeugnis abliefe
Zusatzinfo | 12 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 239 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Musikgeschichte |
Schlagworte | Hofmannsthal • Libretto • Musikwissenschaft • Nationalsozialismus • Reichsmusikkammer |
ISBN-10 | 3-95425-870-6 / 3954258706 |
ISBN-13 | 978-3-95425-870-3 / 9783954258703 |
Zustand | Neuware |
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