How to Hire Mr. Perfect (eBook)
346 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61137-3 (ISBN)
Josi Copper wurde 1985 in Sachsen geboren. Sie lebt mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann in der Elbflorenz und schreibt queere Romane. Das Lesen brachte sie dazu, ihre eigenen Geschichten erzählen zu wollen. Mit Herz und Humor schreibt sie über Themen, die sie bewegen und erschafft dabei Figuren, von denen sie sich am Ende selbst nicht trennen kann.
Josi Copper wurde 1985 in Sachsen geboren. Sie lebt mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann in der Elbflorenz und schreibt queere Romane. Das Lesen brachte sie dazu, ihre eigenen Geschichten erzählen zu wollen. Mit Herz und Humor schreibt sie über Themen, die sie bewegen und erschafft dabei Figuren, von denen sie sich am Ende selbst nicht trennen kann.
Kapitel 2
Hodenkobold
Rey
»Hat er wirklich gesagt, dass unsere Ehe futsch ist, weil ich zu fett bin?«
Gut, dass der Boden im Flur des Gerichtsgebäudes aus harten Marmorplatten besteht, denn ansonsten würden Avas Absätze in regelmäßigen Abständen kleine Kerben darauf hinterlassen. Und das nicht etwa, weil sie zu fett wäre, wie ihr frisierter Pimmel von einem Noch-Ehemann es durch seinen Anwalt verkünden ließ. Ava hat Kleidergröße M, wie mega. Sie sieht fantastisch aus und ich verehre sie zutiefst für ihre schizophrene Persönlichkeit aus Glücksbärchie und Höllenhund. Von ihrem Temperament würde ich mir gern eine Scheibe abschneiden und sie dem Wichser, mit dem sie die letzten sieben Jahre vergeudet hat, so tief in den Rachen schieben, dass er zusammen mit seinem aufgeblasenen Ego daran erstickt.
Aber vor Gericht muss ich der Erwachsene sein. Schließlich geht es nicht nur um Geld, sondern auch um ihre Tochter Harper. Ava will das alleinige Sorgerecht und Harpers Erzeuger hält dagegen. Ihm ist kein Trick zu billig, um sie in ein schlechtes Licht zu rücken, und ich habe Mühe, mich im Gerichtssaal zusammenzureißen, um ihn nicht an seiner Tausend-Dollar-Krawatte über den Verhandlungstisch zu zerren. Vielleicht habe ich in der Sitzung ein, zwei Mal zu lange gezögert, bis ich meine Mandantin ermahnt habe, als sie ihn beleidigt hat. Die kleinen Anekdoten von Ava über Steves Erektionsprobleme waren einfach zu unterhaltsam, um sie zu unterbrechen. Außerdem schöpfe ich mit beiden Händen aus dem unendlichen Pool an Schimpfwörtern, die sie ihm staccatoartig an den Kopf wirft. Hodenkobold kannte ich noch nicht.
Für heute ist die Verhandlung vorbei, also verwandelt sich Ava von meiner Mandantin zurück in meine Freundin. Eine wütende Freundin, auf dem Weg in die nächstgelegene Bar, in der sie den ganzen Bullshit der letzten halben Stunde mit einem Glas Bourbon runterspülen kann. Das Klackern ihrer Pumps hallt durch die große Eingangshalle mit den steinernen Treppen und ich habe Mühe, ihr Tempo mitzuhalten. Aber ich bleibe dran. Denn so ein Gläschen brauner Hirnzellen-Tod kann mir heute auch nicht schaden.
»Und dann hat er mich auch noch als Hure bezeichnet.«
»Süße, sein Hirn passt zweimal in seinen Hodensack.« Ich renne ein paar Schritte, um wieder mit ihr auf selber Höhe zu sein. »Trotzdem darfst du bei so was nicht einfach Einspruch rufen. So funktioniert das nicht.«
»Warum nicht?«, fragt sie und funkelt mich von der Seite an.
»Weil nur Anwälte Einspruch erheben können.«
»Und warum hast du das nicht?«
»Weil es eine zulässige Frage zu deinem Beruf war.«
»ICH BIN KEINE HURE.«
»Ich weiß«, versuche ich sie zu beruhigen. »Aber du leitest eine Agentur für Escorts. Hure hat er nicht gesagt, sonst hätte ich Einspruch erhoben und ihm anschließend seine schiefe Visage zurechtgezimmert. Aber du kannst nicht leugnen, dass du die Chefin diverser Sexarbeiter bist.«
»Ich bin Managerin. Für den Richter klang es so, als wäre ich eine Puffmutter, die im rosa Satin-Mantel Freier in verrauchte Hinterzimmer lotst.« Ava reißt die Hände in die Luft, verliert aber nicht ein einziges PS auf dem Weg hinaus aus dem Gebäude. »Meine Kunden sind Millionäre. Die Top-Elite. Sie leiten Imperien und selbst du würdest mit ihnen schlafen, wenn sie das wollten. Glaub mir.«
Das bezweifle ich zwar sehr, aber mir ist klar, worauf sie hinauswill. Ava ist Gründerin und Inhaberin der Agentur Savvy Seductions. Sie vermittelt exklusive Kontakte an die Upper East und West und South und Everywhere. Die jährlichen Umsätze im siebenstelligen Bereich beweisen, dass sie ganz oben in Manhattan mitmischt. Ava kennt wahrscheinlich die Vorlieben aller CEOs, die sich auf den einschlägigen Forbes-Listen finden. Trotzdem hat sie noch nie ein einziges Wort über einen ihrer Kunden verloren. Egal, wie gern wir zusammen über andere lästern – egal, wie oft wir zusammen durch den Boden diverser Schnapsflaschen geschaut haben – über die prickelnden Details ihres Business verliert sie kein Sterbenswörtchen. Ich weiß nur eins: Selbst wenn ich mit einem der reichen Säcke in ihrem Adressbuch vögeln wollte, würde sie mir ein automatisch generiertes Absageschreiben per Mail schicken, Freundschaft hin oder her. All ihre Angestellten sind handverlesen. Smarte, wortgewandte Genlotteriegewinner, die sich in der High-Society bewegen, als würden sie den Knigge auswendig kennen. Ava veranstaltet ganze Assessment-Wochen für Neulinge, nach denen nur die Crème de la Crème übrig bleibt. Und auch darüber, was in diesen Wochen genau passiert, schweigt sie.
»Ist doch egal«, sage ich. »Dein Unternehmen hattest du schon, als ihr euch kennengelernt habt. Er soll also nicht so überrascht tun. Ohne dich wäre er immer noch Vertreter für Leasing-Drucker. Hast du ihm nicht die erste Yacht gekauft?«
Ava schnaubt. »Auf der er direkt die Stewardess gevögelt hat. Die erste von vielen, die er zwischen seinen schwitzigen Fingern hatte.« Sie verzieht das Gesicht. »Bäh, diese Finger. Will gar nicht wissen, wo die schon überall drin waren. Aber ich bin die Hure. Schon klar.«
Sie stößt die schwere Eingangstür des Gerichtsgebäudes auf, als wäre sie aus Pressspan und nicht aus massiver Eiche. Kalte Luft schlägt mir entgegen, doch es bleibt keine Zeit zum Verschnaufen. Ava ist schon auf halber Treppe nach unten zum Vorplatz. Mann, ist die schnell.
»Du bist keine Hure«, antworte ich, als wir im Laufschritt die Straße überqueren. »Du bist toll und er ist ein Arschloch, das niemanden mehr auf einer Yacht vögelt, wenn ich mit ihm fertig bin.«
»Ach, soll er doch auf seiner Yacht an Tripper verrecken. Ist mir egal. Mir geht es um Harper.«
Ich weiß, wie sehr Ava an ihrer Tochter hängt, und ich werde alles daransetzen, dass sie das Sorgerecht erhält. Aber zuerst einmal brauchen wir einen guten Drink, um ihr Stimmungsthermostat herunterzuregeln.
Die Bar ist dunkel, als die Tür hinter uns zu schwingt. Das Ambientelicht des Tresens taucht den Raum in ein warmes dezentes Gelb. Dunkle Möbel und Hängeleuchten. Man fühlt sich gar nicht mehr schlecht, nachmittags um drei schon zu trinken, denn die Farne und Moose an der Wand vermitteln das Gefühl, man wäre in einem Spa. Als würde man sich hier etwas Gutes tun, statt der Leber zu schaden.
»Bourbon?«, frage ich Ava und sie nickt. Dabei schwingt sie sich elegant auf den Barhocker neben mir. Ich gebe dem Typ hinter der Bar ein Zeichen. Keine Ahnung, ob er der Barkeeper ist oder mich gleich für die Ganzkörpermassage nach hinten bittet. Mit seiner mintgrünen Uniform und dem gezwirbelten Bart könnte es auch passieren, dass er mir die Karten legt. Na ja, zumindest nickt er bei der Bestellung, also bin ich guter Dinge.
»Setz ich zusammen mit meinem auf die Spesenrechnung. Ist dir klar, oder?«
Zum ersten Mal an diesem Nachmittag sehe ich ein Schmunzeln auf ihrem Gesicht.
»Klar.« Dann seufzt sie. »Wir beide wissen, warum ich heute so früh trinke. Was ist deine Ausrede?«
»Weihnachtsfeier«, antworte ich.
»Ugh.« Ava verzieht das Gesicht. »Jenkins und Cowen?«
»Und Grant.« Ich stütze meinen Kopf auf die Hände.
»Du Armer. Bestell dir lieber einen Doppelten.«
Ich lache gequält. »Als ob das die Sache besser machen würde.«
»Ist die Party in der Kanzlei?«, fragt sie.
»Nein. Das ist das Schlimmste an der Sache«, jammere ich. »In diesem Jahr haben diese aufgeblasenen Idioten den Rainbow Room im Rockefeller Center gemietet.«
Ich nehme den Bourbon vom Barkeeper entgegen und kippe ihn in einem Schwung hinunter. Eine Brandspur zieht sich durch meine Kehle und ich schüttle mich.
»Ganz schick. Mit Begleitung. Sie wollen ja ihre zwanzigjährigen Tiffanys und Stephanies vorführen. Da ist wahre Liebe im Spiel«, sage ich in einem Ton, der nur so vor Sarkasmus trieft. »Und ich sitze am Single-Loser-Tisch. Höchstwahrscheinlich stürze ich mich von der Dachterrasse, bevor Jenkins wieder damit anfängt, seine dämlichen Witze darüber zu machen, dass ich allein aufkreuze.«
»Geh doch einfach nicht hin«, sagt Ava und dreht ihr Glas in der Hand. »Durchfall? Herpes?«
»Ich habe mich schon die letzten beiden Male krankgemeldet«, erwidere ich. »Diesmal kann ich nicht kneifen. Wenn ich je Partner werden will, muss ich Ärsche küssen und über Jenkins’ Jokes lachen.«
Ava nippt an ihrem Bourbon und denkt...
Erscheint lt. Verlag | 3.10.2024 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Anwalt Liebesroman New Adult Buch • Boys Love • Cosy winter lovestory • gay romance deutsch • Große Gefühle • impress ebooks • LGBTQAI+ • Queere Liebesgeschichte • spicy high society fast burn • Winter Romance deutsch • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-61137-5 / 3646611375 |
ISBN-13 | 978-3-646-61137-3 / 9783646611373 |
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