Regency Faerie Tales – Die Lady und der Lord Magier (eBook)
Theodora Ettings, im Kindesalter von einem Elf der Hälfte ihrer Seele beraubt, kennt weder Furcht, Scham noch Schüchternheit oder was man sonst so von einer britischen Debütantin des 19. Jahrhunderts erwarten dürfte. Dass sie sich von all den anderen jungen Ladies derart abhebt, ist ihrer Familie ein Graus. Doch gerade Doras unkonventionelles Verhalten erregt die Aufmerksamkeit des Lord Magiers des Königreichs, als sie im Gefolge ihrer Familie in der Londoner Gesellschaft auftaucht. Die Freundschaft mit dem umstrittenen Lord Magier könnte Dora allerdings endgültig zum gesellschaftlichen Outcast machen. Aber zugleich ist er ihre einzige Hoffnung, je wieder geheilt zu werden. Oder kann man etwa doch mit einer halben Seele aus vollem Herzen lieben?
Der Auftakt der mitreißenden Regency-Romance-Reihe der Bestseller-Autorin Olivia Atwater
Die Bände der Regency-Faerie-Tales-Reihe:
Regency Faerie Tales - Die Lady und der Lord Magier (Band 1)
Regency Faerie Tales - Der Mantel des Elfen-Lords (Band 2)
Regency Faerie Tales - Das Duell mit dem dunklen Magier (Band 3)
Olivia Atwater schreibt originelle historische Fantasy mit einem Hauch Humor. Sie lebt in Montreal mit ihrem fantastischen, ihre Romane inspirierenden Ehemann und ihren beiden Katzen. Als sie in der zweiten Klasse ihrem Geschichtslehrer erzählte, sie wolle später mal beruflich was mit Geschichte machen, hatten sie beide vermutlich etwas anderes vor Augen. Im Laufe ihres Berufslebens hat sie sich auf diversen Gebieten betätigt: als historische Laiendarstellerin, als professionelle Hexe in einem Laden für magisches Equipment, als Webentwicklerin und im Reparaturservice für Getränkeautomaten.
Prolog
Theodora Eloisa Charity Ettings war ein sehr langer Name für ein sehr kleines Mädchen. Dies war, zumindest nach Ansicht ihrer Tante, wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum sie ein so schwieriges Kind war. Hatte man die Worte »Theodora Eloisa Charity Ettings, komm sofort wieder hierher!« endlich vollständig über die Lippen gebracht, war besagtes zehnjähriges Mädchen stets längst über alle Berge.
Theodora Eloisa Charity Ettings – die selbst den Namen Dora bevorzugte – vertrieb sich bevorzugt die Zeit damit, auf der Flucht vor ihren erwachsenen Fängern durch die wilden Wälder hinter Lockheed Manor zu streifen. Die Wälder steckten voller fantastischer Bäume, auf die Dora klettern, und munter dahinplätschernder, matschig-trüber Bäche, in denen sie sich den Rocksaum schmutzig machen konnte – und beides war so viel interessanter, als den ganzen Tag drinnen zu sitzen und sich mit ihrer Cousine Vanessa in der feinen Kunst des Stickens zu üben.
Während Dora mal wieder fröhlich glucksend durch die Bäume huschte, verhallten die Rufe ihrer Tante Frances schon bald hinter ihr. Strähnen von Doras lockigem rotblonden Haar lösten sich aus ihrem ordentlich frisierten Dutt und verfingen sich in den tief hängenden Zweigen. Sie stolperte über ihre makellos weißen Röcke, doch es gelang ihr gerade noch rechtzeitig, das Gleichgewicht wiederzufinden, bevor sie auf dem Boden landete. Die Spitze ihres Pantoffels blieb dabei jedoch im Rocksaum hängen und streifte vom Stoff bedeckt über die Erde – Schuh und Kleid waren im Nu verschmutzt. Später würde Doras Tante deswegen gewiss vor Wut toben und sie zweifellos besonders harsch bestrafen. Aber für den Moment war Dora frei und hatte die Absicht, diese Tatsache in vollem Umfang auszunutzen.
Auf der anderen Seite des Bachs stand ein Baum, der sich besonders gut zum Klettern eignete, ganz in der Nähe des Amselnests, das Dora beim letzten Mal entdeckt hatte. Damals hatte sie es nicht sehr weit auf den Baum hinaufgeschafft, bevor sie hatte aufgeben müssen, aber nachdem sie gut zwei Wochen lang ausführlich ihre Route überdacht hatte, war sie davon überzeugt, diesmal deutlich höher hinaufgelangen zu können.
Doch als sich Dora gerade am Bachufer niedergelassen hatte und aus ihren Schuhen schlüpfte, hörte sie eine vornehme Männerstimme hinter sich.
»Oh, kleines Mädchen«, seufzte die Stimme. »Wie sehr du deiner Mutter doch ähnlich siehst.«
Dora wandte neugierig den Kopf, während sie mit ihren nackten Zehen im kalten Wasser wackelte. Der Mann schien aus dem Nichts aufgetaucht zu sein – und dabei musste Zauberei im Spiel gewesen, denn sein langer weißer Mantel war trotz der matschigen Umgebung makellos und unbefleckt. Seine Augen strahlten im schönsten Zartblau, das Dora jemals gesehen hatte. Sie war ein recht fantasiebegabtes Mädchen, daher war sie nicht überrascht, als sie die leicht spitz zulaufenden Ohren des Mannes bemerkte. Was sie hingegen überraschte, war die Tatsache, dass er mindestens vier verschiedene Jacken in unterschiedlichen Farben und Schnitten trug, scheinbar willkürlich übereinandergezogen.
»Ich sehe meiner Mutter nicht im Geringsten ähnlich, Meister Elf«, widersprach Dora ihm völlig gelassen, so als würde sie jeden Tag mit hoch aufgeschossenen, gut aussehenden Elfen plaudern. »Tante Frances sagt, Mutters Haar war heller als meines, und dass sie braune Augen hatte statt grüner.«
Der Elfenmann schenkte Dora ein freundliches Lächeln. »Euch Menschen entgehen stets die wichtigsten Details«, erwiderte er. »Aber das ist natürlich nicht deine Schuld. Die Seele deiner Mutter und deine eigene sind aus dem gleichen hell glänzenden Faden gesponnen. Mir ist diese Ähnlichkeit sofort aufgefallen.«
Dora schürzte nachdenklich die Lippen. »Oh«, sagte sie dann. »Ich denke, das klingt einleuchtend. Dann wart Ihr also ein Freund meiner Mutter, Meister Elf?«
»O nein«, erwiderte der Elf. »Das war ich nicht. Es mag vielleicht eine Zeit gegeben haben, in der sie mich noch ihren Freund nannte. Später änderte sie ihre Meinung jedoch auf äußerst abrupte Weise.« Seine unnatürlich blauen Augen richteten sich auf Dora, und sie wurde von einem eigenartigen Schauder erfasst. »Dein Betragen ist im Übrigen ausnehmend unhöflich, erstgeborenes Kind von Georgina Ettings«, tadelte er sie. »Ich bin kein Meister Elf. Du solltest mich mit Eure Lordschaft oder Lord Hollowvale ansprechen, denn ich bin der Marquess jenes Reiches. Und du hättest durchaus ganz leicht erkennen können, wie bedeutend ich bin, schließlich trage ich all diese edlen Jacken.«
Dora betrachtete den Elf mit zusammengekniffenen Augen. Anfangs war sie begeistert darüber gewesen, einem leibhaftigen Angehörigen des Elfenvolks zu begegnen. Nun beschlich sie jedoch der Verdacht, ihr Tag würde glücklicher verlaufen, wenn sie einfach den Bach durchqueren und auf ihren Baum klettern könnte. »Woher sollte ich denn wissen, welchen Titel Ihr tragt?«, fragte Dora mit einem leisen Seufzer. »Außerdem habe ich noch nie etwas von Hollowvale gehört. Falls es diesen Ort tatsächlich gibt, liegt er so weit außerhalb des Reichs seiner Majestät, dass er hier ohnehin nicht die geringste Bedeutung hat.«
Die blassen Augen des Elfenmanns blitzten eisblau. Das Wasser um Doras Füße fühlte sich mit einem Mal noch kälter an, und sie bewegte hastig die Zehen.
»Weißt du, was mit unhöflichen Kindern passiert, die ganz allein durch den Wald spazieren, erstgeborenes Kind von Georgina Ettings?«, fragte Lord Hollowvale sie mit leiser, unheilverheißender Stimme.
Dora wich langsam vor ihm in den Bach zurück. »Ihr habt gesagt, Ihr wart kein Freund meiner Mutter«, entgegnete sie nun argwöhnisch. »Und es besteht kein Grund, warum ich zu fremden Männern, die sich an mich heranschleichen, höflich sein sollte, Lord Hollowvale.«
Die blasse Hand des Elfs schnellte wie eine Schlange hervor und packte Dora um den Hals. Sie stieß einen erstickten Schrei aus und krallte ihre Fingernägel in seine Hand. Der Elfenmann war jedoch viel stärker, als er aussah, und in seinem Griff lag eine kalte, unnachgiebige Wut.
»Georgina Ettings hat mir ihr erstgeborenes Kind versprochen«, verkündete Lord Hollowvale Dora mit eisiger Stimme. »Und ich werde mir nehmen, was mir zusteht. Ich gehe davon aus, dass du sehr viel höflicher sein wirst, wenn ich mir erst einmal deine Seele angeeignet habe, kleines Mädchen.«
Dora zerrte an seiner Hand, zappelte und wand sich vor Angst mit aller Kraft. Doch noch während der Elf sprach, begann eine eigentümliche Kälte durch ihren Körper zu strömen und ihre Furcht regelrecht zu betäuben. Dora gab ihre Gegenwehr fast völlig auf, während ihr Geist auf seltsame Weise abzuschweifen schien. Ein Elf hatte sie sich geschnappt, diese Tatsache ließ sich nicht leugnen. Doch mit einem Mal schien es Dora, als stelle der Elfenmann für sie gar keine so große Bedrohung mehr dar, und das Geschehen kam ihr beinahe wie ein Traum vor. Bestimmt würde sich diese ganze Angelegenheit schon sehr bald klären, und dann konnte sie endlich auf ihren Baum klettern.
Im nächsten Augenblick stieß Lord Hollowvale jedoch urplötzlich einen Schmerzensschrei aus und ließ Dora zu Boden plumpsen.
Hinter dem Elfenmann taumelte Doras goldblonde Cousine Vanessa mehrere Schritte rückwärts, eine blutige Schere in der Hand und einen zu Tode erschrockenen Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht. O weh, dachte Dora sofort. Vanessa ist immer so lieb und gehorsam. Wie konnte sie nur mit ihrer Handarbeitsschere auf einen Marquess einstechen?
»Dora!«, japste Vanessa verängstigt. Sie stolperte durch den Matsch auf ihre Cousine zu und half ihr auf. »Komm, Dora, lauf! Wir müssen fort von hier!«
Auch Lord Hollowvale rappelte sich taumelnd wieder auf und umklammerte die Rückseite seines Beins. Vanessa hatte ihm eine tiefe Wunde an der Wade zugefügt, und er konnte sich den beiden Mädchen nur humpelnd und mit Mühe nähern. Dunkelrotes Blut befleckte seinen edlen weißen Mantel, und sein Gesicht war vor Wut verzerrt. »Die Seele dieses Mädchens steht rechtmäßig mir zu!«, fauchte er. »Ihr werdet sie mir sofort überlassen!«
Vanessa drehte sich zu dem Elfenmann um und hob mit erschrockener Miene ihre blutige Schere. »Ich will Euch nicht wehtun«, sagte sie. »Aber Ihr werdet meine Cousine nicht anrühren, ganz gleich, welches Recht Ihr angeblich dazu habt.«
Lord Hollowvale wich vor der Schere zurück. Angst huschte für einen flüchtigen Moment über sein Gesicht, als er sie betrachtete, was durchaus eigenartig war: Die Schere war kaum größer als Vanessas winzige Faust und ihr Griff mit possierlichen kleinen Rosen verziert. Vanessa zog Dora vorsichtig um den Elfenmann herum und schob sie rückwärtsgehend in Richtung Haus, wobei sie die Schere die ganze Zeit zwischen sich und dem Marquess hochhielt.
»Wie du wünschst, Nichte von Georgina Ettings«, spuckte der Elf schließlich aus. »Ich habe die Hälfte meiner Bezahlung erhalten. Hoffentlich wirst du die andere Hälfte zu nutzen wissen!«
Und dann – obwohl die beiden Mädchen den Elfenmann direkt vor sich sahen und den Blick keine Sekunde von ihm abwandten – löste er sich einfach in Luft auf.
»Oh, Dora«, schluchzte Vanessa, kaum dass der Marquess verschwunden war. »Geht es dir gut? Hat dir dieser schreckliche Elf etwas zuleide getan? Ich hatte solche Angst. Ich habe dich gesucht, weil ich dich tadeln und wieder zum Unterricht zurückholen wollte … Aber dann stand er da und ich hatte die Schere in meiner Schürzentasche und –«
...Erscheint lt. Verlag | 11.9.2024 |
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Reihe/Serie | Die Regency-Faerie-Tales-Reihe |
Übersetzer | Doris Attwood |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | True Crown #1 |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | 2024 • ab 14 • All Age • Aschenputtel • Bridgerton • Cinderella • Cosy Fantasy • Das wandelnde Schloss - Der Roman • Diana Wynne Jones • Downton Abbey • eBooks • Elfen • elfenkrone • Fae • Fantasy • Folk of Air • Friends to Lovers • half a soul deutsch • Holly Black • Humorvolle Fantasy • Jane Austen • Jennifer Benkau • Jugendbuch • Jugendbücher • Kronenkampf • London • lustig • lustige • Neuerscheinung • One True Queen • Regency • Romance • romancebooks • Romantasy • slowburn • slowburnromance • Valentina Fast • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-33249-4 / 3641332494 |
ISBN-13 | 978-3-641-33249-5 / 9783641332495 |
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