Ganz ehrlich? Felix und das wahre Leben (eBook)

Lustige Alltagsgeschichten ab 10 Jahren ? Für alle Fans von Klaus-Peter Wolf
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0587-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ganz ehrlich? Felix und das wahre Leben -  Klaus-Peter Wolf
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Witziges Kinderbuch für Jungs ab 10 Jahren von Erfolgsautor Klaus-Peter Wolf Felix hat Stress: Das Jugendamt will seinem Vater das Sorgerecht entziehen! Der ist zwar tatsächlich ziemlich chaotisch, aber trotzdem eindeutig der originellste Vater der Welt. Heimlich fährt Felix zu einem Konzert der Band seines Vaters, um deren Image ein bisschen aufzubessern. Kein leichtes Unterfangen - aber Felix wäre nicht Felix, wenn ihm das nicht auch irgendwie gelingen würde! MitWitz, Charme und Erfindergeist navigiert Felix durch sein Alltagschaos. Neuausgabe der letzten beiden Geschichten der Felix-Serie in einem Band mit aktuellem Nachwort des Autors. Alle Bände der Felix-Serie: Band 1: Echt jetzt? Felix und das wahre Leben Band 2: Ganz ehrlich? Felix und das wahre Leben Serie bei Antolin gelistet

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

1


Ein bisschen Mist machen kann jeder. Das ist nicht schwer. Aber wenn man richtig Scheiße bauen will, dann kauft man sich am besten einen Computer.

Meine Mama hat sich einen sehr großen, schnellen, ganz modernen Rechner angeschafft. Jetzt geht mir das Ding nicht mehr aus dem Sinn. Nicht umsonst bin ich der größte Lügner aller Zeiten. Ich kläre Probleme nicht mit Gewalt, sondern mit einer geschickten Verdrehung der Wahrheit. Computer oder Handys sind also wie gemacht für mich, denn bessere Lügenmaschinen gibt es nicht.

Ich habe vor abzuhauen. Noch heute Abend. Ich lass das nicht mit mir machen. Die Müller-Supente vom Jugendamt, Herr Schüller, der Psychologe, und meine Mama wollen mich von meinem Papa wegholen. Im Grunde haben sie mit allen Vorwürfen recht. Er hat nicht den geringsten Sinn für Ordnung und ist stinkfaul. Wenn er Arbeit riecht oder Probleme, macht er einen Riesenbogen darum. Sie nennen ihn bindungsunfähig, arbeitsscheu und asozial.

Seit meine Eltern sich getrennt haben, wohne ich abwechselnd einen halben Monat bei meiner Mutter, in der ordentlichen Wohnung über ihrem Friseurgeschäft in der Bergisch-Gladbacher Straße, und einen halben Monat bei meinem Vater in seiner »überdachten Müllhalde« – Zitat Mama – ein paar Straßen weiter.

Das Leben mit meinem Pa ist echt nicht immer schön. Ich muss mich, wenn ich bei ihm bin, um alles selber kümmern. Wenn ich meine Sachen nicht selbst wasche, bleiben sie schmutzig. Wenn ich mir nichts zu essen mache, bleibe ich eben hungrig.

Ja, alles, was sie ihm vorwerfen, stimmt. Aber eins vergessen sie dabei: Das Leben mit ihm macht einfach Spaß. Er nörgelt nicht dauernd an mir herum, und wenn es was zu erleben gibt, ist er dabei. Er kann mir zwar nicht bei den Matheaufgaben helfen, aber er spielt wunderbar Saxophon, hat die beste Horrorvideosammlung der Stadt und Zeit für mich, viel Zeit. Normalerweise wenigstens. Jetzt gerade nicht, denn er ist mit seiner Band auf Tour. Ich habe seinen Tourneeplan einigermaßen im Kopf. Die Piraten müssten heute in Königstein spielen und morgen in Herborn.

Zum Glück ist Mama heute Mittag mit ihrem neuen Freund Robert zu irgend so einer Kunstausstellung gefahren. Natürlich sollte ich mitkommen, aber ich habe Bauchkrämpfe vorgetäuscht. Das ist eine meiner leichtesten Übungen. Wer ein guter Lügner sein will, muss auch schauspielern können. Die beste Lüge nutzt nichts, wenn man sie nicht auch glaubhaft rüberbringen kann.

Mama hat mir noch einen Kamillentee gekocht und einen Teller mit Zwieback hingestellt. Sie hat schon zwei Mal von unterwegs angerufen und sich erkundigt, ob es mir besser geht. Beim letzten Anruf habe ich ihr vorgegähnt, wie müde ich sei, und dass ich mich jetzt doch lieber gesund schlafen möchte.

Auch Ulf, mein ergebener Sklave, hat schon drei Mal angerufen. Doch ich habe Wichtigeres zu tun und musste ihn barsch abwimmeln. Ulf hat seinen Titel als amtierender Stadtmeister im Boxen nur mir zu verdanken und überschüttet mich jetzt natürlich mit seiner Dankbarkeit. Lügen sind etwas Wunderbares, wenn sie am Ende zu Wahrheiten werden. Aber wie soll ich jemals erfüllen, was ich ihm versprochen habe? Er glaubt, dass ich ein HOJURANI-Meister bin und die Gabe habe, die Gedanken von Menschen zu lesen und zu beeinflussen. Mit dieser Lüge habe ich den größten Schläger unserer Schule lammfromm gemacht. Er folgt mir wie ein gut erzogener Bernhardiner, ständig will er mich retten. Ich habe ihm gesagt: Wenn er ein Jahr lang mein ergebener Sklave ist, werde ich meine Gabe auf ihn übertragen und ihn auch zu einem HOJURANI-Meister machen. Wie ich da rauskomme, weiß ich noch nicht. Aber ich habe ja noch ein paar Monate Zeit.

Gepackt ist schon alles: mein hellblauer Schlafsack, zwei paar Socken, zwei Unterhosen, zwei Hemden, eine Zahnbürste, eine halbe Tafel Schokolade, ein Taschenbuch mit Gruselgeschichten. Die Wolldecke mit den Teddybären drauf könnte zwar nützlich sein, aber ich lasse sie lieber hier. Ich will mich doch nicht mit so einem Kinderkram blamieren.

Ein paar Euro für eine Fahrkarte und ein Abendessen wären ganz gut, doch das habe ich wohl mit Pa gemeinsam: Ich bin ständig pleite. Ich stecke wenigstens mein Handy ein, obwohl die repaid Car seit Monaten leer ist. Man weiß ja nie.

Und jetzt muss ich Mama noch ein Problem hinterlassen. Eins, das groß genug ist, um sie von mir abzulenken. Mein Papa ist ständig gehetzt von Mietrückständen, eifersüchtigen Frauen, Ämtern, die ihm Arbeit vermitteln wollen, gesperrten Kreditkarten und gepfändeten Bankkonten. Der hat überhaupt keine Zeit, sich in mein Leben einzumischen.

Bei meiner Mama hingegen läuft immer alles so erschreckend glatt. Darum hat sie viel zu viel Zeit, sich um mich zu kümmern. Wenn die Erwachsenen keine eigenen Probleme haben, fangen sie an, sich ihren Kindern zu widmen – und das muss ich verhindern. Bevor ich abhaue, werde ich also dafür sorgen, dass Mama beschäftigt ist. Sie soll keine Zeit haben für Gespräche mit Psychologen vom Jugendamt und gut gemeinte Pläne für meine Zukunft. Um meine Mama eine Weile von mir abzulenken, reicht es nicht, dass ich eine Flasche Milch auf dem teuren Perserteppich verschütte. Es reicht auch nicht, eine Rolle Klopapier in den Abfluss zu schieben, um das Rohr zu verstopfen. O nein. Hier muss was Größeres her. Etwas, womit man richtig Stress machen kann. Und da ist ein Computer genau das Richtige.

Ich bin zwar ein Meister im Lügen und auch für diese Gelegenheit würde ich sicher eine gute Lüge finden, aber diesmal brauche ich etwas wirklich Gewaltiges. Diesmal werde ich mit Hilfe der modernen Technik zuschlagen und den Computer als Lügenmaschine einsetzen.

Der neue PC von meiner Ma steht in ihrem Friseursalon. Damit verwaltet sie ihre Kundinnen. Als Erstes muss ich den Zugangscode knacken, ohne den man nicht ins Programm kommt. Es muss ein Wort sein, das sie nicht so leicht vergisst. Wie wär’s mit meinem Namen? – Felix.

FELIX

Auf dem Bildschirm erscheint:

DAS SYSTEM KONNTE SIE NICHT ANMELDEN

Ich soll überprüfen, ob das Kennwort richtig ist oder ob ich mich vielleicht vertippt habe.

Schade. Hätte mir gefallen, wenn sie meinen Namen benutzt hätte. Aber vielleicht ist es ja mein ganzer Name?

FELIX SCHNUPFEN

 

DAS SYSTEM KONNTE SIE NICHT ANMELDEN

Ihr Geburtsdatum?

13.11.1961

 

DAS SYSTEM KONNTE SIE NICHT ANMELDEN

Hm. Was dann?

Ich gebe nacheinander den Namen von meinem Papa ein, den von Mamas neuem Freund, von ihrer meistgehassten Freundin und dann habe ich den rettenden Gedanken: Falls sie sich nicht gerade damit beschäftigt, dass ich werden könnte wie mein Vater, schimpft sie über ihn. Der Zugangscode könnte also eins ihrer speziellen Schmuseworte für ihn sein.

Ich versuche es mit ihrem Lieblingskosenamen:

VERSAGER

 

DAS SYSTEM KONNTE SIE NICHT ANMELDEN

Vielleicht ist es länger.

MIESER VERSAGER

Ja, so nannte sie ihn meistens.

DAS SYSTEM KONNTE SIE NICHT ANMELDEN

Ich versuche noch: »unrasierter mieser Versager«, »Urviech« und »Steinzeitmensch«.

Dann blinkt es in meinem Gehirn auf wie das Licht eines Leuchtturms. »Tier«! Ja. Du Tier, du! Das hat sie oft zu ihm gesagt.

Ich tippe es ein und – siehe da – man soll die Hoffnung nie aufgeben. Wahrscheinlich liebt sie ihn einfach immer noch. Hätte sie sonst dieses Codewort gewählt? Tier. Damit sie immer an ihn denken muss.

Ich bin sofort im Programm, in der Kundendatei meiner Ma. Bei ihr ist der Kunde wirklich König. Nein, da sie ja ein Friseurgeschäft leitet, müsste ich wohl eher sagen, bei ihr wird die Hausfrau zur Prinzessin. Wenn eine Kundin in ihren Laden kommt, soll sie sich wohl fühlen. Mama will ihr den Eindruck vermitteln, sie sei etwas Besonderes. Eine neue Frisur kriegt sie überall. Bei meiner Mama bekommt sie Aufmerksamkeit und Anerkennung. Deshalb müssen meine Mama und ihr gesamtes Personal immer über alles genau Bescheid wissen. So möchte eine Kundin, die gerade geschieden wurde, beim Betreten des Ladens nicht sofort danach gefragt werden, wie es ihrem Mann geht. Eine, die gerade frisch verliebt aus dem Urlaub zurückgekommen ist, will aber natürlich erzählen, wie es war.

Mir gegenüber ist meine Mama eine ganz miese Lügnerin. Ich merke immer gleich, wenn sie mir einen Bären aufbinden will. Aber bei ihren Kundinnen, da ist sie im Training. Das beherrscht sie. Niemals würde sie einer Kundin, die sich für ihren fünfzigsten Geburtstag schön machen lässt, auch zum Fünfziger gratulieren. Nein, meine Mama gratuliert ihr garantiert zum Vierziger.

Wer viel lügt, muss sich viel merken. Man braucht im Kopf quasi eine ganze Datenbank. Die hat meine Mama jetzt in ihrem Computer. Da steht alles über ihre Kundinnen drin. Alles, was eine gute Friseurin wissen muss: Geburtsdatum, Tag der Eheschließung, Tag der Scheidung, Tag der zweiten Eheschließung, ob die Kinder aufs Gymnasium gehen oder ob man besser nicht nach ihnen fragt. Urlaubsziele, Lieblingsfarben, Lieblingsschauspieler. Und da steht natürlich auch alles, was die werten Kundinnen nicht leiden können.

Zu ihrem Geburtstag erhält jede Kundin eine Glückwunschkarte...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2024
Reihe/Serie Felix und das wahre Leben
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte alltagsgeschichten kinder • antolin 4. klasse • Antolin Bücher • Antolin Lesebuch • Bücher für Lesemuffel • Doppelband • erwachsen werden buch • gemeinsam lesen • Geschenk 10jährige • Geschichten für Jungs • getrennte Eltern • Kinderabenteuer • Kinderbuch ab 10 Jahre • Kinderroman ab 10 • Klaus-Peter Wolf Kinderbücher • Lesebuch Junge • lustige geschichte für kinder • Lustige Schulgeschichten • nordseedetektive • Ostfriesenkrimi • pubertät jungs • Pubertät lustig • Sammelband • Vater-Sohn-Geschichte Mutter-Sohn-Geschichte • witziges Kinderbuch
ISBN-10 3-7336-0587-X / 373360587X
ISBN-13 978-3-7336-0587-2 / 9783733605872
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