Wie Eisfunken und Feuerregen (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
372 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4753-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Eisfunken und Feuerregen -  Lili Holt
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Ana liebt das Tanzen und träumt von einer Karriere auf der großen Bühne. Aber nicht nur das harte Training verlangt ihr viel ab, sondern auch die Pflege ihrer kranken Mutter. Und obwohl Ana vollkommen erschöpft ist, findet sie nachts oft keinen Schlaf. Doch für die Aufnahmeprüfung von Islands bester Ballettkompanie treibt sie sich immer weiter an und geht an ihre Grenzen - bis sie zusammenbricht ...

Im Krankenhaus lernt Ana den rebellischen und freiheitsliebenden Wrestler Kristján kennen, der nach einem schweren Unfall plötzlich auf Hilfe angewiesen ist und sich seinen Dämonen stellen muss. Ana und er verspüren schnell eine tiefe Verbundenheit zueinander. Doch Kristjáns Familie ist die lebenshungrige Ballerina ein Dorn im Auge. Und schon bald muss Ana sich entscheiden zwischen dem Leben, das sie sich immer erträumt hat, und dem Mann, der sie träumen lässt ...

Eine wunderschöne junge Liebesgeschichte zwischen zischenden Geysiren, glitzerndem Gletschereis und tiefschwarzem Vulkangestein.

ONE. Wir lieben junge Erwachsene. Auch als eBook!






<p>Lili Holt ist das Pseudonym der Film- und Videoeditorin und Autorin Lisa Lischewsky, die seit 2012 genreübergreifend Romane schreibt. »Wie Eisfunken und Feuerregen« ist ihr Young-Adult-Liebesroman-Debut. Vorher veröffentlichte sie die »Rebels«-Trilogie bei beHEARTBEAT unter dem Pseudonym Lisa Marten. Die Mutter eines Neunjährigen lebt, liebt und arbeitet in Mainz und Berlin.</p>

1. Kapitel


Reykjavík, vier Monate zuvor

Ana

»Psssst«, zischte es neben Ana. Als ob sie nicht in der Lage wäre, ruh–

Einen Atemhauch später krachte die Kiste mit den Eisbechern auf die erlesenen Bodenplatten der Designerküche. Regungslos verharrte Ana einen Moment, bevor sie die Lippen verzog und sich im Flüsterton entschuldigte.

»Macht nichts, ist ja noch alles ganz«, wisperte ihr Chef, einen Blick auf das entstandene Chaos innerhalb der Kiste werfend.

Kurz verharrten sie beide und lauschten, ob einer der Gäste etwas von dem Missgeschick mitbekommen hatte. Doch das schallende Gelächter, das durch die geschlossene Tür drang, ließ darauf schließen, dass niemand etwas bemerkt hatte.

Ana atmete auf. Ihre Auftraggeber hätten sicherlich kein Verständnis für ihre Tollpatschigkeit, schließlich gehörten diese zur High Society und waren perfekten Service gewohnt. Und Eldur würde sie einen Kopf kürzer machen, wenn sie das abgeriegelte Gelände der Villa wegen ihr vorzeitig verlassen müssten. Zumal sie über den Hintereingang bereits die verschiedenen Eissorten, Waffeleisen und die restlichen Kisten mit dem Catering in die Küche gebracht hatten.

Glücklicherweise blieben sie auch weiterhin ungestört, und Ana konnte sich innerlich auf das vorbereiten, was ihr gleich bevorstand. Eldur führte ein kleines Eiscafé, in dem sie jobbte. Heute bestand sein Auftrag jedoch darin, am Nachmittag für das Dessert und die Bespaßung der kleinen Gäste zu sorgen. Unter anderem hatte er ein Mini-Eiscafé in Form eines Bauchladens für die Kinder geplant, um das sich Ana kümmern sollte. Sogar ein Outfit im Retro-Design gehörte dazu – mit einer roten Kappe, einem kurzen Tüllkleid samt weiß-rot gestreiftem Oberteil und Mary Janes.

In Gedanken verdrehte Ana die Augen, denn die klobigen Blockabsätze waren eigentlich kaum dazu geeignet, sich elegant zwischen den Gästen zu bewegen. Es war ganz anders als das Tanzen auf Spitzenschuhen. Und dabei hatte sie den Bauchladen mit den Eistüten, Waffeln und den Gummibärchen noch gar nicht über den Schultern. Zu allem Überfluss kratzte die Feinstrumpfhose fürchterlich unter dem Rock.

Zum gefühlt hundertsten Mal heute zupfte sie das Teil zurecht, bevor sie sich daranmachte, die herausgefallenen Eisbecher vom Boden aufzulesen und in die Kiste zurückzupacken.

Plötzlich rauschte ein Mann in einem dunklen Anzug durch die Flügeltür und tauschte sein leeres Tablett gegen ein volles. Dann drehte er auf dem Absatz um und eilte zurück. Ana versuchte, einen Blick durch die schwingende Tür zu erhaschen, doch außer Lichtreflexionen konnte sie kaum etwas erkennen. Die Geräuschkulisse ließ aber darauf schließen, dass viele Gäste anwesend waren.

»Das hier ist unser Bereich«, erklärte Eldur nun und deutete auf eine kleine Ecke der anthrazitfarbenen Küche. Selbst die Deckenlampen sahen luxuriös aus. Stünden nicht überall Geschirr, Flaschen und so viele andere Dinge, hätte sich Ana gefühlt, als befände sie sich in einer Ausstellungshalle für moderne Küchen.

Eifrig begann Eldur damit, den vorbereiteten Teig umzurühren und die Waffeleisen in die Steckdosen einzustecken. Sie lagen optimal in der Zeit, und falls Ana jetzt kein weiteres Chaos anrichtete, konnte sie in einer knappen halben Stunde die Bespaßung der kleinen Gäste übernehmen. Beim Gedanken, da rauszugehen, wurde ihr ein wenig flau im Magen. Normalerweise stand sie im Eiscafé hinter einer Theke, oftmals am Crêpe-Stand, und bediente. Hier musste sie aktiv in einen Raum voller Leute gehen. Mit einem Kostüm, High Heels, die aus ihren Beinen Wackelpudding machten, und einem sperrigen Bauchladen. Dabei hasste sie es, so im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sie ein Stück tanzte oder in ihrer Klasse ein Solo bekam, schlüpfte sie in eine Rolle. Hier und jetzt kam sie sich vor wie eine schlecht vorbereitete Statistin.

Aber es half alles nichts; sie hatte Eldur versprochen, den Part zu übernehmen, also musste sie wohl oder übel die Zähne zusammenbeißen.

Kurz darauf war es so weit und sie machte sich daran, den Bauchladen zu bestücken. Nach den vorbereiteten Spezial-Kühlbehältern folgten die kleinen Milchshakes und zum Abschluss die beiden Gläser, aus denen die Stäbe mit der Mini-Zuckerwatte ragten. Wenn sie dieses süße Arsenal unfallfrei durch den Nachmittag brachte, würde sie sich selbst feiern. Seufzend schlang sie die Gurte um die Schultern und hob den Bauchladen hoch.

»Geht das?« Eldur bedachte sie mit einem prüfenden Blick, bevor er die kleine rote Kappe auf ihrem Kopf zurechtrückte.

Ana nickte, obwohl sie den Bauchladen schon jetzt verabscheute. Die Gurte des Kastens lagen schwer auf ihren Schultern, und mit ihren eins sechzig Körpergröße ging sie dahinter fast unter. Tröstlich und vermutlich hilfreich, dass sie sich nicht im Spiegel betrachten konnte.

»Gut, dass ich das vom Theater-Fundus geschenkt bekommen habe. Nach dem Auftritt hier kannst du es behalten. Bereit?« Eldur zog die Augenbrauen noch höher.

Wieder nickte Ana nur, den Kasten des Bauchladens fest umklammert. Das zusätzliche Geld, das sie hier verdiente, war zwar Motivation, doch hätte sie ihren Chef nicht so gern, hätte sie diesen Zusatzauftrag in diesem lächerlichen puderzuckersüßen Highschool-Musical-Outfit niemals angenommen.

»Okay.« Angespannt fuhr sich ihr Chef durch die mit grauen Strähnen durchzogenen braunen Haare. Dann atmete er tief durch, drehte den Knauf und öffnete die Tür, damit sie hindurchgehen konnte.

Erste Challenge: Bring den Kasten durch den Türrahmen, dachte sie bei sich. Finde die Kinderecke und bewege dich auf direktem Weg dorthin. Nicht rempeln, nicht stolpern.

Die ersten Schritte muteten hölzern an, doch sie kam in Bewegung und stakste hocherhobenen Hauptes durch die Tür.

»Oh«, ertönte es. Der Vokal wurde so langgezogen, dass sich gefühlt alle Anwesenden zu Ana umdrehten.

Sie erstarrte zur Salzsäule, bevor sie sich umblickte. Es mussten um die fünfzig Gäste sein, die sich in dem großen Saal, der wohl in diesem riesigen Gebäude ein Wohnzimmer darstellen sollte, versammelt hatten. Hinten konnte sie einen weißen Flügel erahnen. So etwas hatte sie bisher nur im Opernhaus gesehen. Bei den Proben im Internat spielte der Pianist auf einem normalen Klavier. Dass es Menschen gab, die ein so nobles Instrument zu Hause hatten, fand Ana kurios. Ebenso musste sie in diesem Outfit auf die High-Society-Gesellschaft wirken.

»Das ist für unsere kleinen Gäste!« Die Frau, deren »Oh« Ana unwillkürlich in den Mittelpunkt der Veranstaltung gerückt hatte, kam auf sie zu und reichte ihr die Hand. »Das sieht ja großartig aus.« Mit ihren schlanken Armen deutete die Gastgeberin auf Anas bestückten Bauchladen. Ihr dunkelroter Lippenstift ließ die weißen Zähne strahlen, als sie lächelte.

Ana konnte kaum abschätzen, wie alt die Frau war. Um die vierzig Jahre vielleicht. Jedenfalls sah sie in ihrer schwarzen Robe, die ihrer makellosen Figur schmeichelte, einfach nur perfekt aus. Ana schluckte, als sie sanft von der Frau mit einer Geste nach rechts navigiert wurde.

Dort zählte sie auf den ersten Blick sieben Kinder. Alle, egal ob Mädchen oder Junge, waren schick gekleidet. Ein Kleiner sogar mit einer Fliege zum Hemd. Das Outfit hielt ihn dennoch nicht vom Popeln ab. Ana grinste, als sie zu den Kindern ging. Die vermeintliche Kinderecke bestand aus einem ledernen Sofa vor einem großen Kaminofen. Auf einem tiefen Tisch stand ein Schachbrett mit reich verzierten Figuren. Ansonsten war kein altersgerechtes Spielzeug vorhanden.

»Du siehst so schön aus«, sagte ein ungefähr sechs Jahre altes Mädchen in einem bezaubernden schwarzen Samtkleid.

Ana bedankte sich herzlich und reichte ihr auf Nachfrage einen Mini-Milchshake.

»Pass auf das Kleid auf, Rosa.« Eine Frau, vermutlich die Mutter des Mädchens, lehnte sich über ihre Tochter und verdrehte die Augen, als Rosa den ersten Schluck nahm und ein schmaler Milchbart an ihren Lippen haften blieb.

Ana musste sich ein weiteres Grinsen verkneifen und kümmerte sich dann um die Wünsche der anderen Kinder. Waffeln und die Mini-Zuckerwatte in Regenbogenfarben kamen am besten an.

Als schließlich alle Kinder genüsslich die Süßigkeiten naschten und Anas Bauchladen etwas leichter war, stellte sie sich ein wenig an den Rand des Geschehens, um sich einen Überblick zu verschaffen. Von hier aus konnte sie sogar dem Gespräch einer Gruppe lauschen, die der Kinderecke am nächsten stand.

»Ich glaube, den Jungen werden sie niemals zur Vernunft bringen. Ich meine, er ist nicht einmal anwesend«, sagte eine ältere Dame hinter vorgehaltener Hand und mit einem Kopfschütteln.

»Vielleicht ist er nur verhindert«, erwiderte der Mann, mit dem sie sich unterhielt.

»Na, dann ist er aber oft verhindert, er taucht ja kaum noch auf. Also, mir wäre das unangenehm. Zumindest Ole bemüht sich, einen guten Eindruck zu...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Ballett • Balletttänzerin • Island • Junge Erwachsene • Modernes Märchen • opposites attract • Sportsromance • strangers to lovers
ISBN-10 3-7517-4753-2 / 3751747532
ISBN-13 978-3-7517-4753-0 / 9783751747530
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