Snape (eBook)
352 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2518-8 (ISBN)
Millicent Cornelia Shacklebolt stammt aus Großbritannien. Die Expertin für Zauberstäbe unterrichtete zwei Jahre lang Zauberkunst in einer Zauberschule, bevor sie in einer Angelegenheit von strengster Geheimhaltung nach Rumänien entsandt wurde. Ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt.
Millicent Cornelia Shacklebolt stammt aus Großbritannien. Die Expertin für Zauberstäbe unterrichtete zwei Jahre lang Zauberkunst in einer Zauberschule, bevor sie in einer Angelegenheit von strengster Geheimhaltung nach Rumänien entsandt wurde. Ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt.
Kapitel 1
Severus Snape und der Stein der Weisen
Unter all den Charakteren, die in Harrys erstem Jahr wichtig sind, lernt er Snape zuletzt kennen. Er hat das fantastische Empfangsfest genossen, seinen Platz gefunden und ein Wunder nach dem anderen gesehen – bis zu diesem beunruhigenden Erlebnis:
Professor Quirrell mit seinem absurden Turban sprach mit einem Lehrer mit fettigen Haaren, Hakennase und bleicher Haut.
Es passierte urplötzlich. Der hakennasige Lehrer schaute an Quirrells Turban vorbei Harry direkt in die Augen – und ein scharfer, brennender Schmerz schoss durch Harrys Stirn. (HP/SdW/Kap. 7)
Harry hat so einen Schmerz noch nie gespürt und glaubt, der Blick dieses Lehrers habe ihn ausgelöst. Er erkundigt sich bei Percy, wer das sei.
»[…] das ist Professor Snape. Er lehrt Zaubertränke, aber jeder weiß, dass er es auf Quirrells Job abgesehen hat. Der weiß ’ne Menge über dunkle Künste, der Snape.« (HP/SdW/Kap. 7)
Harry und die Leser lernen in dieser beeindruckenden ersten Begegnung sechs Dinge: Snape ist so hässlich, dass er Kinder verängstigt. Er steht mit Harrys Kindheitstrauma in Verbindung. Er steht dem Bösen nahe. Er ist zutiefst unzufrieden. »Jeder weiß«, dass er den Posten als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste will. Und er mag Harry Potter nicht.
Snapes Abneigung gegen Harry
Die erste Unterrichtsstunde in Zaubertränke bestätigt Harrys Gefühl: »Snape mochte Harry nicht nur nicht – er hasste ihn« (HP/SdW/Kap. 8), unter all den Geheimnissen um Snape eine der wenigen Konstanten. Sieben Bücher lang wissen die Leser nie, warum Snape etwas tut, aber eines ist sicher: Er tut es nicht aus Liebe zu Harry. Er nimmt ihn auch direkt ins Visier: »Ah ja, Harry Potter, unsere neue – Berühmtheit.« (HP/SdW/Kap. 8) Als Hauslehrer von Slytherin scheint er schon gegenüber seinen Erstklässlern über Harry gespottet zu haben, die nun hämisch kichern. Wir wissen bereits, dass der Rest der Schule Slytherin hasst. Und Hagrid hat Harry sogar erzählt: »Alle Hexen und Zauberer, die böse wurden, waren in Slytherin.« (HP/SdW,Kap. 5) Diese Aussage soll fast drei Bücher lang unwidersprochen bleiben.
Unter Snapes Leitung hat Slytherin in den vergangenen sechs Jahren die Hausmeisterschaft gewonnen. Daraus kann man ablesen, dass er die Moral seiner Erstklässler, die von allen anderen als Schurken angesehen werden, mit aller Macht schützt. Er zerstört dieses Bild jedoch, indem er sich ein Kind herauspickt und seine Schüler dazu anhält, es zu verspotten. Eine weitere Konstante: Snape ist grundlos überzeugt davon, dass Harry seine Bekanntheit genießt. Nirgendwo in Band 1 erfahren wir, wie er auf diesen Gedanken gekommen ist.
Mit einer liebevollen Ode an die Magie zeigt er, was ihm wirklich heilig ist:
»Ihr seid hier, um die feine und präzise Wissenschaft der Zaubertrankbrauerei zu erlernen«, sagte er. Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber wie Professor McGonagall konnte Snape eine Klasse mühelos ruhig bekommen. »Wir fuchteln hier nur selten albern mit dem Zauberstab herum, deshalb werden viele von euch nicht glauben, dass das Zauberei ist. Ich erwarte gar nicht, dass ihr die Schönheit eines sanft köchelnden Kessels mit seinen schimmernden Dämpfen erkennt oder die feine Macht von Flüssigkeiten, die durch menschliche Adern kriechen und den Geist verzaubern und die Sinne gefangen nehmen. Ich kann euch zeigen, wie man Ruhm auf Flaschen zieht, Ansehen braut und sogar den Tod verkorkt – wenn ihr nur nicht so ein Haufen von Dummköpfen seid, wie ich sie normalerweise hier sitzen habe.« (HP/SdW/Kap. 8)
Er lässt die Kinder wissen, dass Einstellung und Disziplin in der Magie wichtig sind, und macht deutlich, dass seine Magie nicht von Zauberstäben und -sprüchen abhängt, sondern ausschließlich vom eigenen Verstand.
Sticheleien voller Gemeinheit und Verachtung sind ein fester Bestandteil seines Unterrichts. Er beleidigt Kinder, die nichts getan haben, und straft sie für die Unzulänglichkeiten anderer ab. Wir wissen noch nicht sicher, ob er Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste sein will, aber es scheint, als würde er nicht gerne Zaubertränke lehren. Es klingt, als wäre ihm das Thema zu schade für die meisten Schüler.
Doch selbst diese Spitzen demonstrieren eines von Rowlings versteckten Themen: die Einsamkeit der Begabten. »Albern herumfuchteln« klingt wie ein Kind, dessen Leidenschaften missachtet werden. »Ich erwarte gar nicht, dass ihr wirklich versteht« spricht für die Melancholie wiederholter Enttäuschung. »Dummköpfe« ist der Hilfeschrei eines Wunderkinds, dessen Geist anders funktioniert. Dennoch scheint er bei aller Wut die Hoffnung nicht aufzugeben, dass er diesen wenig versprechenden Anfängern das Wunder dieser Magie vermitteln kann. »Die Schönheit eines sanft köchelnden Kessels mit seinen schimmernden Dämpfen« – für uns Muggel ein magisches Bild einer in stiller Ektase ausgeübten kreativen Tätigkeit. Ein Zustand des Schwelgens im eigenen Können und eine selbstgenügsame Form des Glücklichseins. Bitterkeit, Einsamkeit und Feindseligkeit weichen zurück. Wenn wir später miterleben, wie Snape unaussprechlichen Druck aushält, können wir uns daran erinnern, wie er in diesem ersten Monolog sein Geheimnis teilte: Solange er ein sanftes Schimmern bewahren kann – sei es im Kessel oder in seinen Gedanken –, besitzt er eine unerschöpfliche Quelle der Freude.
»Die feine Macht von Flüssigkeiten, die durch menschliche Adern kriechen.« In diesem Satz liegt der gesamte gespenstische Witz seines Charakters verborgen. Er spricht über Blut. Ist er bösartig? Warum sagt er »kriechen« statt »fließen«? Ist Heimlichkeit für ihn Teil der Schönheit? Spricht er über das Gute oder über Gift? Genießt er es, Menschen zu verunsichern, oder ist er sich dessen gar nicht bewusst? Während sie uns mit seinem verstörenden Humor ablenkt, deutet Rowling in diesem Satz erstmals die große Botschaft der Buchreihe an: In den folgenden Bänden erfährt Harry, dass das Opfer seiner Mutter einen »uralten Blutzauber« heraufbeschworen hat, der Harry (und schließlich sogar Voldemort) gegen schwarze Magie schützt. Auch Snape soll noch mehr darüber lernen, wie dieser Zauber – die Liebe – wirkt, dieses magische Wort, mit dem wir Muggel auch Empathie, Trauer, Bindung oder Beschützerdrang meinen, die uns im Blut stecken, und er wird dieses Wissen nutzen, um »den Tod zu verkorken«. Doch Harry wie Snape sind noch Jahre davon entfernt, dies zu meistern.
Harry und Ron folgen Snapes Ansprache schweigend, aber Hermine spornen seine Worte an und begründen die seltsam angespannte Beziehung zwischen Snape und ihr, mit der sich ein weiteres Buch füllen ließe. Hermine platzt fast, so dringend möchte sie von dem Lehrer aufgerufen werden, und bei ihrem vierten Versuch hält es sie einfach nicht mehr auf dem Stuhl. Sie nimmt jede seiner Botschaften auf, und das wird sich auch nicht ändern. Und indem er sie wiederholt ignoriert, teilt er ihr mit: Dies gilt nicht ihr. Die Geschichte dreht sich nicht um sie.
»Potter!«, sagte Snape plötzlich. »Was bekäme ich, wenn ich geriebene Affodillwurzel in einen Wermutaufguss gäbe?«
Geriebene Wurzel von was in einen Aufguss wovon? Harry schaute kurz zu Ron, der genauso ratlos aussah wie er; Hermines Hand war in die Luft geschossen.
»Ich weiß nicht, Sir«, sagte Harry.
Snapes Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Grinsen.
»So, so – Ruhm ist eben doch nicht alles.« (HP/SdW/Kap. 8)
Ganz abgesehen davon, dass Ruhm für Harry tatsächlich nichts bedeutet: Was hat dann Bedeutung?
Er ignorierte Hermines Hand.
»Versuchen wir es noch einmal, Potter. Wo würdest du suchen, wenn du mir einen Bezoar holen solltest?«
Hermine streckte die Hand so hoch in die Luft, wie es möglich war, ohne dabei aufzustehen. (HP/SdW/Kap. 8)
Hat Snapes Frage eine tiefere Bedeutung?
»Du dachtest vermutlich, vorher mal in ein Buch schauen sei nicht nötig, wie, Potter?«
Harry zwang sich, weiter geradewegs in diese kalten Augen zu schauen. Er hatte bei den Dursleys sehr wohl in die Bücher geschaut, aber erwartete Snape etwa, dass er Tausend Zauberkräuter und -pilze bereits auswendig konnte? (HP/SdW/Kap. 8)
Sucht Snape nur nach einem Grund, ein Kind zu schikanieren? Oder führt er hier, wie Erwachsene es manchmal tun, eine alte Feindschaft fort, von der Harry und die Leser nichts wissen? Die einzige...
Erscheint lt. Verlag | 13.10.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Biographien |
Schlagworte | der Stein der Weisen • Dobby • Dumbledore • Geschenk • Gryffindor • Hagrid • Harry Potter • Harry Potter Buch • Hogwarts • Hufflepuff • J K Rowling • Phantastische Tierwesen • Ravenclaw • Slytherin • Voldemort • Zauberstab |
ISBN-10 | 3-7453-2518-4 / 3745325184 |
ISBN-13 | 978-3-7453-2518-8 / 9783745325188 |
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