Nelumbiya (2). Im Zeichen des Weltenbaums (eBook)
328 Seiten
Arena Verlag
978-3-401-81089-8 (ISBN)
Margit Ruile wurde 1967 in Augsburg geboren. Sie studierte Regie und war viele Jahre als Regieassistentin beim Spielfilm und als Autorin von Fernsehbeiträgen tätig, bis sie 1999 als künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin den Lehrstuhl Werbung an der HFF mit aufbaute und dort zwölf Jahre lang Werbefilme konzipierte und produzierte. Seit 2010 arbeitet sie als Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Margit Ruile hat zwei Töchter und lebt mit ihrer Familie in München.
Margit Ruile wurde 1967 in Augsburg geboren. Sie studierte Regie und war viele Jahre als Regieassistentin beim Spielfilm und als Autorin von Fernsehbeiträgen tätig, bis sie 1999 als künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin den Lehrstuhl Werbung an der HFF mit aufbaute und dort zwölf Jahre lang Werbefilme konzipierte und produzierte. Seit 2010 arbeitet sie als Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Margit Ruile hat zwei Töchter und lebt mit ihrer Familie in München.
Als sie auf den Burghof trat, winkten ihr ein paar spielende Kinder zaghaft zu und liefen dann tuschelnd weiter. Tara winkte zurück. Die Kinder verschwanden kichernd hinter der Stadtmauer.
»Sie bewundern dich!«, bemerkte Dandelion auf ihrer Schulter.
Tara seufzte. Der Löwenzahn hatte recht. Sie war mittlerweile berühmt. Und obwohl jeder dachte, dass das etwas ganz Fabelhaftes wäre, war Tara gar nicht glücklich damit. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn die Kinder mit ihr statt über sie geredet hätten oder, noch besser, wenn sie erst gar nicht erkannt würde. Aber mittlerweile wusste in Ornata fast jeder, wer sie war. Schließlich hatte sie zusammen mit Semur und Helena den finsteren Herrscher Askiel und sein Heer der Blaumäntel besiegt. Und sie hatten die magischen Pflanzen nach Ornata gebracht. Chiron, der Barde der Stadt, hatte ihre Abenteuer vertont und eine Ballade daraus gemacht. Anfangs hatten sich weder Tara noch ihre Freunde etwas dabei gedacht, doch dann merkten sie, dass sie durch Chirons Lied berühmt wurden und dass die Menschen in Ornata sie deswegen mieden oder bewunderten. Ach, alles wäre anders geworden, wenn Chiron dieses Lied nicht geschrieben hätte! Seit mindestens einem halben Jahr gab er es jeden Samstag auf dem Marktplatz zum Besten. Es war in der Stadt als Das Große Lied bekannt, aber der volle Name lautete:
Die Geschichte der heldenhaften Tara,
des außergewöhnlichen Semur und der schönen Helena
Es war eine lange Ballade voller Kampfszenen, Magie und Heldenmut. Jeden Samstag kamen mehr Menschen zu dem Spektakel und jeden Samstag dichtete Chiron etwas Neues hinzu und schlug mit dramatischen Gesten die Laute, die mit ihren hellen Tönen alle gefangen nahm. Chirons Assistent, ein pausbäckiger Junge, hielt dazu Zeichnungen hoch, die Semur, Helena und Tara zeigen sollten. Manchmal auch, mit einem furchtbaren Gesichtsausdruck, Askiel, den dunklen Magier, vor dem dann alle erschrocken zurückwichen. Jedes Mal, wenn Chiron zu der Stelle kam, an der Quercus, der Eichenbaum, gefällt wurde, liefen den Leuten die Tränen über die Wangen. Wenn Chiron berichtete, wie Semur angeblich nur mit dem Schnipsen seines Fingers die ganze Armee von Askiels Blaumänteln vernichtet hatte, klatschten alle begeistert. Dazu wurde immer das Bild eines kräftigen Helden in Rüstung und mit triumphierendem Gesicht gezeigt, der wohl Semur darstellen sollte, mit ihm aber nur seine verstrubbelten Haare gemein hatte.
Immer wenn Tara hörte, wie Chiron auf dem Marktplatz seine Ballade vortrug, lief sie schnell vorbei und versteckte ihre roten Haare unter der Kapuze ihres Mantels. Auf keinen Fall wollte sie erkannt werden. Vor allem, wenn ihre jüngere Freundin Merle dabei war und dann voller Bewunderung zu Tara aufsah, kam sie sich vor wie eine elende Schwindlerin. Nein, sie, Helena und Semur hatten nicht mühelos die Armee der Blaumäntel besiegt, sie hatten keine Zauberschwerter, sie konnten keine Dämonen beschwören und ihnen gehorchte auch keine entfesselte Baumarmee. Vor allem – und das war das eigentlich Schlimme – hatte sie gar nichts mit dieser heldenmütigen Tara gemein, über die Chiron sang. Die, die keine Angst kannte und furchtlos allen entgegentrat. Oh, sie hatte Angst gehabt. Und wie!
Auch Helena und Semur konnten es kaum ertragen, Chirons Lied zu hören. Helena war über und über rot geworden, als Chiron es ihr zum ersten Mal vorgespielt hatte, und Semur hatte sich drei Tage lang nicht mehr aus seiner Backstube herausgetraut, so peinlich war ihm das Ganze.
Nur Chiron schien vollkommen zufrieden mit seiner Ballade. Er zählte jeden Samstag glücklich die Kupfermünzen, die ihm am Ende der Vorstellung in seine Kappe geworfen wurden. Seine Kleidung wurde von Woche zu Woche bunter und prächtiger und man munkelte, dass er beschlossen hatte, den Turm, in dem er wohnte, von außen mit Gold zu überziehen.
Der Turm des Barden. Tara konnte ihn von hier aus sogar sehen. Seine Spitze ragte zwischen zwei Buchen hervor und sah aus wie eine abgebrannte Kerze.
An all diese Dinge dachte Tara, als sie den Palast verließ und sich zu der Eiche in der Mitte des Hofs begab. Sie setzte sich unter die weit ausgestreckten Äste und sah sich um. Außer ihr war noch niemand da. Sie hatte sich ganz umsonst beeilt! Aber nein, nicht umsonst. So konnte sie noch ein bisschen Zeit unter dem jungen Eichenbaum verbringen. Sie lehnte sich an den Stamm des Baumes und sah hoch zu den ausgebuchteten Blättern, die sich raschelnd im Wind bewegten. Die Eiche stammte von Quercus ab, dem ersten Baum, den Tara je gesehen hatte. Doch diese Blätter sprachen nicht zu ihr, wie sie das bei Quercus getan hatten. Das war nur in Nelumbiya möglich. Tara strich über Dandelion, der sich auf ihrer Schulter befand, und sie spürte, dass auch er an das magische Pflanzenland dachte, da er leise seufzte. Tara wusste, dass der Löwenzahn immer noch Heimweh hatte. Und wenn sie tief in sich hineinhorchte, dann sehnte auch sie sich nach Nelumbiya.
In diesem Moment fiel ein Schatten über sie. »Oh! Wen haben wir denn da? Was für ein Zufall!«
Überrascht sah Tara hoch. Vor ihr stand ein Mann mit einem breiten Gesicht. Er trug einen dunklen Bart, durch den sich weiße Haare zogen, und hatte dafür aber nur wenige Haare auf dem Kopf, die zu einem Seitenscheitel gekämmt waren. Seine Kleidung war grau und unauffällig und seine Augen wasserblau. Sie huschten unruhig hin und her, als er Tara musterte. Nach und nach erinnerte sie sich, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Es war im Palast, wo er seit Neuestem als erster Berater des Fürsten Hadrian angestellt war. Jetzt erinnerte sie sich auch an seinen Namen: Kajetan, Helena hatte ihn Kajetan genannt.
Er hatte einen schmalen dunkelhaarigen Jungen im Schlepptau, von dem Tara schätzte, dass er genauso alt war wie sie. Der Junge hatte ein fein geschnittenes Gesicht und kluge dunkle Augen. Er warf Tara einen Blick zu, hinter dem Neugier, aber seltsamerweise auch Schmerz aufblitzte, bevor er wieder auf seine bloßen Füße starrte.
»Die berühmte Tara!«, sagte Kajetan. Tara bemerkte den ironischen Unterton und schämte sich. Wieder kam sie sich vor, als wäre sie nichts weiter als eine Schwindlerin. Dabei hatte sie selbst doch gar nicht mit ihren Taten angegeben! Der Junge blickte kurz hoch. Die Neugier war jetzt aus seinem Blick verschwunden. Er sah sie mit einem Anflug von Geringschätzung an, der sie verunsicherte.
»Ich wollte gerade den Vater deiner Freundin Helena aufsuchen«, erklärte Kajetan gewichtig.
»Aha«, sagte Tara.
»Ich bin zum ersten Berater des Fürsten ernannt worden«, erklärte er weiter und machte nach den Worten eine bedeutungsvolle Pause.
»Aha«, sagte Tara noch einmal und fragte sich, warum Kajetan nun enttäuscht aussah. Was wollte er nur von ihr?
Kajetan seufzte und sah zwischen ihr und dem fremden Jungen hin und her.
»Phillipus, du könntest hier auf mich warten. Leiste doch Tara Gesellschaft, während ich beim Fürsten bin.«
Der Junge murmelte etwas Unverständliches, aber es klang nicht sonderlich begeistert. Tara rutschte unruhig hin und her. Kajetan schien ihr Unbehagen zu bemerken und verbeugte sich vor ihr. »Entschuldige, ich habe ihn dir gar nicht vorgestellt: Das ist Phillipus, mein Gehilfe.«
Der Junge – Phillipus – zuckte bei dem Wort Gehilfe zusammen. Er starrte Kajetan wütend an und sah dann wieder zu Boden. Kajetan schien nichts von seinem Ärger zu bemerken und nickte ihm nur fröhlich zu. »Ich lasse euch dann mal allein«, erklärte er und drehte sich um, ohne dass noch jemand protestieren konnte.
Tara sah Kajetan nach, wie er mit schweren Schritten über den Burghof zum Palast eilte. Sein langer grauer Mantel bauschte sich im Wind. Sie hatte mit einem Mal den Verdacht, dass dieses Treffen nicht so zufällig war, wie es zunächst ausgesehen hatte. Auch Phillipus starrte ihm nach und...
Erscheint lt. Verlag | 11.10.2024 |
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Illustrationen | Helge Vogt |
Verlagsort | Würzburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer für Kinder • Action für Kinder • Bücher für Jungs • Bücher für Mädchen und Jungs • Bücher für Vielleser • Bücher wie Ein Mädchen namens Willow • Buchgeschenk • Buch zum Film • Das grüne Königreich • epische Fantasy • fantasy ab 10 • Fantasy Action • Fantasy Kinderbuch • Fantasy Klassiker • Flüsterwald • Freundschaft • Geschenkbuch • Heldenreise • Herr der Ringe für Kinder • Kinderbuchklassiker • letztes Paradies • Löwenzahn • magische Pflanzen • magischer Wald • Märchenland • mutig sein • Nachhaltige Bücher • Narnia • Naturschutz • Pflanzenmagie • Quest • Recyclingpapier • starke Heldin • Starke Mädchen • Tolkien • Umweltschutz • Verlorenes Paradies • Weihnachtsgeschenk • Weltenbaum • Willow • Wohlfühl-Magie • Woodwalkers • Wunderland • Zaubergarten • Zauberwald |
ISBN-10 | 3-401-81089-8 / 3401810898 |
ISBN-13 | 978-3-401-81089-8 / 9783401810898 |
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Größe: 4,5 MB
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