Jane und die Geheimnisse von Branwell Hall (eBook)

Von Elfenkönigen und dunklen Geheimnissen - Mitreißendes Retelling des Klassikers Jane Eyre
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2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Loewe Verlag
978-3-7320-2283-0 (ISBN)
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Sie sucht ein neues Zuhause ... ... und findet Geheimnisse. Es ist schon fast Nacht, als Jane in Thornfield ankommt. Es nieselt, aber die Wolken reißen auf und der Mond erhellt für einen Moment das alte Schloss. Das hier ist also ihr neues Zuhause: Jane soll sich als Au-Pair um Audrey, die kleine Tochter der Branwells, kümmern. Leider scheint Audreys älterer Bruder Liam irgendein Problem zu haben. Und wo sind eigentlich die Eltern der beiden? Als plötzlich auch noch Seerosen im Ballsaal blühen, fragt sich Jane: Gibt es noch mehr Geheimnisse auf Branwell Hall? Zauberhaftes Retelling des Klassikers Eine moderne Jane Eyre trifft auf das geheime Volk der Fae. Charlotte Brontes Klassiker, fantastisch neu interpretiert als fesselnde Fantasy Romance. Wie in ihren vorherigen Büchern Emma und das vergessene Buch und Die Buchspringer entführt Mechthild Gläserin eine Welt voller Fantasy mit literarischem Hintergrund.

Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie sich neben dem Schreiben ihrem Medizinstudium widmet und außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt - aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich fantasievolle Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen, sie zu Papier zu bringen. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee. Mehr über die Autorin unter mechthild-glaeser.de.

Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie sich neben dem Schreiben ihrem Medizinstudium widmet und außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt – aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich fantasievolle Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen, sie zu Papier zu bringen. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee. Mehr über die Autorin unter mechthild-glaeser.de.

1

Thornfield

Bei jedem Halt stiegen Leute aus, jedoch kaum jemand ein. Als der Busfahrer sein Gefährt schließlich die steile Küstenstraße nach Thornfield hinauflenkte, war ich tatsächlich die einzig verbliebene Reisende.

Nicht einmal den Regen schien es in diese Einöde zu ziehen, er hatte sich in ein Nieseln verwandelt. Dafür beschien der Mond für einen Moment ein Schloss, das auf einer Anhöhe thronte und dessen Zinnen sich schwarz vor dem Nachthimmel abhoben. Dann kam die letzte Biegung und dahinter lag das Dorf.

Der Bus hielt bei der verwitterten Kirche im Zentrum des Orts, und sobald ich in meinen nassen Klamotten in die Abendluft hinaustrat, begann ich zu zittern. Dennoch hatte ich es nicht eilig. Jetzt nicht mehr.

Ich lehnte den Koffer an die niedrige Mauer des Kirchhofs, hinter welcher sich ein Gräberfeld voller bemooster Steinkreuze erstreckte, und atmete tief durch. Der irische Wind zerrte an meinen Kleidern und schmeckte leicht salzig. Aus der Ferne drang außerdem ein Grollen an mein Ohr. Waren das Wellen, die sich an Klippen brachen? Ich seufzte. Auch das Meer würde ich also in Kürze zum allerersten Mal sehen.

Thornfield.

Selbst die Dunkelheit der Nacht hatte hier etwas Beruhigendes an sich. Der stumme Kirchturm schien wohlwollend auf mich hinabzublicken. Irgendwo krächzte eine Krähe zur Begrüßung.

Ich war zu Hause. Endlich!

Wobei, noch nicht ganz.

Der Waldweg musste irgendwo am Rande des Dorfs beginnen. Nur wo? Ich tippte »Bell Cottage« in die Navigationsapp meines Handys, wie ich es in Düsseldorf schon gefühlt eine Million Mal in den letzten Monaten getan hatte, und wartete.

Bloß blieb der Bildschirm heute reglos. Verdammt. Ich hatte keinen Empfang.

Mein Blick schweifte die menschenleere Straße entlang. Es war schon spät und hinter den Schaufenstern der wenigen Geschäfte herrschte Finsternis. Lediglich aus einem gedrungenen Bau am Ende der Häuserreihe sickerte ein gelbliches Schimmern. »O’Connor’s« stand in keltisch stilisierter Schrift über der Tür. Also gut.

Im Inneren des Pubs war es warm und stickig. Zwei ältere Männer saßen an der Bar und spielten Karten, an einem Tisch in der Ecke hockte eine Frau und löffelte Eintopf. Aus dem Radio drang Folkmusik und ein Mädchen mit pink gefärbtem Pferdeschwanz, das in etwa mein Alter haben musste, summte leise mit, während es ein Tablett mit schmutzigen Gläsern durch den Raum balancierte. Als die Kellnerin meinen Koffer und mich entdeckte, verstummte sie jedoch und lächelte stattdessen entschuldigend. »Tut mir leid, wir schließen in fünf Minuten.«

»Schon gut, ich wollte sowieso nur fragen, in welche Richtung es zum Bell Cottage geht«, erklärte ich.

»Bell Cottage?«, wiederholte sie und hob eine gepiercte Braue. »Was willst du denn da? Einen Exorzismus durchführen?«

»Ich dachte mehr ans Übernachten.«

»Ha, ha«, entfuhr es dem Mädchen, als hätte ich einen schlechten Scherz gemacht. »Typisch Touristin. Von wo kommst du denn? Nein, warte, sag nichts. Dein Akzent … Bist du Niederländerin?«

»Deutschland«, sagte ich. »Aber gebürtig stamme ich eigentlich aus der Ge…«

Sie ließ mich nicht ausreden. »Also gut, einen Kaffee kann ich dir machen. Und den Rest vom Stew wärme ich auch noch einmal auf. Aber dafür hilfst du mir dann später beim Abwischen der Tische, Deal?«

»Äh«, begann ich.

»Perfekt. Ich bin übrigens Abbie.«

»Jane«, stellte ich mich vor.

»Cool. Setz dich, ich komme gleich zurück.« Sie verschwand mitsamt ihrem Tablett durch eine schmale Tür hinter dem Tresen.

Überrumpelt trat ich noch für einen Moment von einem Fuß auf den anderen. Dann siegten Müdigkeit und Hunger. Denn wenn ich es so recht überlegte, hatte ich seit dem Mittag nichts mehr gegessen. Am Flughafen in Limerick war ich viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, im strömenden Regen das richtige Busterminal zu finden. Doch nun ließ die Aussicht auf eine heiße Suppe meinen Magen jubilieren.

Den Koffer bugsierte ich daher kurzerhand in die Ecke neben der Garderobe. Dann ließ ich mich an einem Tisch in der Nähe nieder und pellte mich aus der nassen Jeansjacke. Unterdessen packten die Männer an der Bar das Kartenspiel zusammen und leerten ihre Pints.

»Gute Nacht, Abbie«, rief der Kleinere von beiden und erhielt darauf eine unverständliche Antwort aus den Tiefen der Küche.

»Mollie.« Der andere nickte der Frau mit dem Eintopf zu.

»Steve«, grummelte diese. »Jeremiah.«

Die Männer verließen den Pub.

Mollie starrte noch ein oder zwei Minuten auf die Tischplatte. Dann erhob sie sich ebenfalls und schlüpfte in eine bunt gemusterte Strickjacke. »Von dem Cottage halt dich besser fern, Kleine«, sagte sie im Vorbeigehen und ohne mich anzusehen.

Einen Herzschlag später war ich allein.

Okay, ich entnahm aus alldem, dass das Haus meiner Großmutter offenbar in keinem allzu guten Zustand war. Möglicherweise würde ich mehr renovieren müssen, als ich gehofft hatte. Natürlich hatte der Anwalt, der mir vor ein paar Monaten zu meinem achtzehnten Geburtstag mein Erbe eröffnet hatte, erwähnt, dass das Gebäude seit Jahren leer stand. Dennoch …

»Vorsicht, heiß!« Abbie stellte eine dampfende Schüssel vor mir ab. Darin schwamm eine köstliche Mischung aus Kartoffeln, Möhren, Weißkohl und Quinoa. Ein himmlischer Duft nach Thymian, Lorbeer und Guinness stieg mir in die Nase. »Danke schön«, sagte ich.

Abbie grinste. »Na, so was, du kannst ja sogar lächeln.«

Während ich zu essen begann (der Eintopf schmeckte sogar noch besser, als er roch), brachte Abbie den versprochenen Kaffee und goss sich ebenfalls eine Tasse ein. Dann zog sie einen weiteren Stuhl heran und streckte die Füße aus. »Ah, das tut gut. Donnerstags morgens kommen hier immer die Lieferungen. Deshalb bin ich seit sechs Uhr früh auf den Beinen.«

»Oh, das klingt anstrengend.«

»Yep. Aber dafür sind die Vorräte fürs Wochenende nun aufgefüllt.« Sie pustete sich eine pinkfarbene Ponyfranse aus der Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. Erst jetzt fiel mir auf, dass ihr helles Shirt extrem tief ausgeschnitten war. Von ihrem rechten Schlüsselbein nach unten zog sich eine Tätowierung über die Haut. Schriftzeichen, die ich nicht entziffern konnte. Außerdem wollte ich nicht unhöflich sein und zu sehr dorthin starren.

Ich wandte meinen Blick wieder ihrem Gesicht zu. »Danke«, sagte ich noch einmal. »Ich habe heute auch schon einen langen Tag hinter mir. Deshalb wäre es wirklich nett, wenn du mir den Weg zum Cottage erklären könntest. Natürlich nachdem ich dir mit den Tischen geholfen habe.«

Abbie musterte mich über den Rand ihrer Tasse hinweg. »Du kannst dort nicht schlafen, Jane, glaub mir. Ich weiß nicht, was das Internet oder wer dir darüber erzählt hat. Aber ich hoffe, du hast nicht zu viel für die Übernachtung bezahlt. Man hat dich nämlich definitiv abgezockt. Das Ding hat nicht einmal mehr ein Dach. Und nachts wagt sich sowieso niemand in die Hügel hinaus.«

»Wieso das denn nicht?« Gab es hier etwa wilde Tiere? Wölfe vielleicht?

Doch statt zu antworten, zuckte Abbie lediglich mit den Schultern. Wieder beobachtete sie mich. Ein seltsamer Ausdruck huschte über ihre vollen Züge. »Dein Haar ist ziemlich ungewöhnlich. So fein und zart. Fast wie man es dem Kleinen Volk nachsagt.«

»Ähm.« Verlegen versuchte ich, mit den Händen etwas Ordnung in meinen vom Wetter zerstörten Pixiecut zu bringen.

»Mhm.« Nun betrachtete sie die noch immer triefnasse Jeansjacke auf der Stuhllehne hinter mir und anschließend meinen Koffer. Ihr Blick blieb an der aufgeklebten Mondmotte hängen, von der ich hoffte, dass sie das verkratzte Gepäckstück, das ich in einem Diakonieladen erstanden hatte, etwas weniger schäbig wirken ließ. »Ich mag Nachtfalter«, sagte Abbie und deutete auf den Sticker. »Und der sieht cool aus. Ziemlich echt.«

»Danke, hab ich selbst gemacht.«

»Wow.« Sie nahm einen großen Schluck Kaffee. Wieder schien sie eine Weile lang nachzudenken. Sie wiegte den Kopf hin und her, dann traf sie offenbar eine Entscheidung und nickte. »Also gut, der Plan ist folgender: Heute Nacht schläfst du auf meiner Couch«, informierte sie mich in einem Ton, der keine Widerrede erlaubte. »Morgen suchen wir dir dann eine geeignete Unterkunft.«

»Oh, äh …«

»Wie lange hast du denn vor zu bleiben? Eine Woche? Zwei? Oder bist du auf der Durchreise? Die Küste entlang? Sprachreise? Work and Travel?«

»Au-pair«, sagte ich, als sie Luft holte und mir so endlich die Chance gab, zu Wort zu kommen. »Montag fange ich an. Die Familie heißt Branwell und müsste auch irgendwo hier in Thornfield …«

Abbies Augen weiteten sich »Oh. Mein. Gott!«, rief sie, wobei sie jedes Wort einzeln betonte. »Warum sagst du das denn nicht gleich?«

»Na ja …«

»Perfekt, perfekt, perfekt«, murmelte Abbie und strahlte mich an. »Dann wirst du also eine Weile hier sein. In diesem Fall: Herzlich willkommen in Thornfield, Jane aus Deutschland.« Sie schüttelte mir die Hand, in welcher ich noch immer den Suppenlöffel hielt. »Ich bin Abbie O’Connor und führe diesen Pub in fünfter Generation. Falls die Branwells dich nerven, zeige ich dir gern den Geheimgang in ihren Weinkeller und – Oh, warte, kennst du die Familie überhaupt schon?«

Ich schüttelte den Kopf. »Die Bewerbung lief über eine Mrs Fairfax.«

»Klar. Verstehe. Natürlich hat Olivia das geregelt.«

»Wie meinst du das?«

Abbie klatschte in die Hände. »Also gut, iss deine Suppe. Wir...

Erscheint lt. Verlag 12.6.2024
Verlagsort Bindlach
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Bernsteinstaub • Das Buch der Seelen • Die Buchspringer • Die Worte des Windes • Emma und das vergessene Buch • Fantasy Retelling Jane Eyre • Fantasy Romance ab 12 Jahren • Jane Eyre Charlotte Brontë • Jane Eyre Retelling • Jugendbuch ab 12 Jahren • Kulturpass 2024 • Kulturpass Bücher • magie jugendbücher • Nacht aus Rauch und Nebel • Ophelia und die Bernsteinchroniken • Romantasy • Spannende Jugendbücher ab 12 Jahren
ISBN-10 3-7320-2283-8 / 3732022838
ISBN-13 978-3-7320-2283-0 / 9783732022830
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