Die Nacht als das Sandmännchen schlief (eBook)

(Autor)

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2024
198 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4950-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Nacht als das Sandmännchen schlief - Brigitta Rudolf
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Ein Märchenbuch für Kinder und junggebliebene Erwachsene.

Die Autorin Brigitta Rudolf lebt in Bad Oeynhausen. Außer Tier- und Katzengeschichten sind bereits Schmunzelkrimis, Weihnachtsgeschichten und etliche Kurzgeschichten erschienen. Außerdem ist die Autorin in verschiedenen Anthologien vertreten.

Der garstige Müller


Es war einmal ein Müller, der war ein fleißiger Mann, aber sein Wesen war leider nicht immer gut. Er neigte gelegentlich sogar dazu jähzornig zu werden. Er wollte unbedingt einen Erben für sich und seine gut florierende Mühle, deshalb heiratete er ein hübsches Mädchen namens Marie. Er erhoffte sich vor allem einen Sohn von ihr. Seine junge Frau wünschte sich auch Kinder, am liebsten ein ganzes Dutzend, wie sie vor der Hochzeit gesagt hatte. Aber es sollte anders kommen, denn Jahr und Jahr verging, ohne dass sich im Müllerhaus Nachwuchs einstellte. Der enttäuschte Müller wurde immer wortkarger und benahm sich immer liebloser gegenüber seiner Frau. Oft war er abends im Dorfkrug zu finden, wo er sich betrank. Dann kam er nach Hause und manchmal schlug er die arme Marie sogar. Sie hatte eine Katze mit in die Ehe gebracht, die sie sehr liebte. Diesem Tier schenkte sie ihre ganze Zärtlichkeit, weil sie leider kein Kind hatte. Das missfiel dem Müller über alle Maßen, sodass er eines Tages drohte: „Wenn Du nicht imstande bist mir endlich ein Kind zu schenken, sondern Deine ganze Zuneigung lieber einer Katze gibst, dann ertränke ich das Vieh eines schönen Tages noch!“

Marie erschrak. Sie hatte große Angst, dass er das womöglich wahrmachen würde. Also schnürte sie heimlich ihr Bündel und verließ ihren Mann bei Nacht und Nebel, als er wieder einmal im Wirtshaus saß und erst spät in der Nacht grölend nach Hause kam. Der Müller war so betrunken, dass er es nicht einmal bemerkte, dass er allein in der Schlafkammer war. Erst als er am nächsten Morgen mit schwerem Kopf erwachte und nach seiner Frau rief, sich aber niemand meldete, wurde er schlagartig nüchtern. Er bereute sein Tun sogar ein wenig, aber nun war es zu spät. -

Da Marie´s Eltern bereits verstorben waren, hatte sie mit ihrer Katze während der Nacht bei einer Freundin und deren Ehemann im Dorf Unterschlupf gefunden. Aber, sobald der Hahn krähte, machte sie sich auf den Weg. Für ihre Katze, die ihr zuhause auf Schritt und Tritt gefolgt war, hatte sie von ihrer Freundin, der Bäuerin, einen Korb erhalten, in dem sie das Tier auf ihrer Wanderung mitnehmen konnte. Die Katze schien genau zu wissen, dass sie nur auf diese Weise mitkommen würde, denn sie rollte sich in dem Korb zusammen und schlief. Mit der Katze zur Gesellschaft fühlte Marie sich nicht so allein. Die Bäuerin hatte ihr auch eine Wegzehrung mitgegeben. Einen Kanten Brot, etwas Milch und einen kleinen Leib Käse, sowie einige Äpfel. Sie und ihr Mann hatten versprochen, dem Müller nicht zu sagen, dass seine Frau die letzte Nacht bei ihnen verbracht hatte, sollte er kommen und nach ihr suchen. So dachte er sicher, sie sei schon über alle Berge und würde sie nicht weiter verfolgen. Marie bedankte sich bei ihren Freunden, umarmte sie zum Abschied noch einmal und machte sich dann auf den Weg. In der Hand trug sie den Katzenkorb und ihre übrigen Sachen auf dem Rücken. Munter wanderte sie Stunde um Stunde weiter, weil sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihr Zuhause legen wollte. Sie war traurig, denn sie hatte den Müller geliebt, als sie ihn geheiratet hatte. Sie vermisste auch ihren schönen Garten und das stetige Klappern der Mühle. Sie war in dem Dorf geboren und nun musste sie in die Fremde ziehen, ohne zu wissen, was sie dort erwartete. Stunde um Stunde wanderte sie weiter, bis die Sonne hoch am Himmel stand und sie Hunger verspürte. So suchte sie sich ein ruhiges Plätzchen und packte ihre Vorräte aus. Plötzlich hörte sie ein feines Stimmchen sagen: „Ich habe Hunger!“

Marie stutzte. War das etwa ihre Katze, die zu ihr sprach? Sie hatte sich schon Gedanken gemacht, wie sie ihren Liebling satt bekommen könnte. Richtig, es war die Katze, die ihr Köpfchen gehoben hatte und ihre Bitte wiederholte: „Ich habe auch Hunger!“

Daraufhin brach Marie ein Stück Käse ab und reichte es ihrer Katze. Die fraß es sogleich auf und sagte dann: „Am Ende wird alles gut, Du wirst sehen.“

Erstaunt riss Marie die Augen auf. Ihre Katze konnte sprechen oder war sie etwa schon eingeschlafen und hatte geträumt?

„Nein, Du hast nicht geträumt. Ich kann sprechen, aber ich rede nur mit Menschen, die ich sehr gern habe und die mich auch liebhaben.“

Die junge Müllerfrau freute sich sehr über die tröstlichen Worte ihrer treuen Begleiterin. Nachdem sich beide gestärkt hatten, brachen sie erneut auf. Kurz bevor die Dämmerung hereinbrach kamen sie zu einem kleinen Haus, das am Waldrand stand. Inzwischen war die arme Marie rechtschaffen müde, und so klopfte sie an die Haustür.

„Wer ist da?“, erscholl eine Stimme aus dem Inneren des Hauses.

„Mein Name ist Marie. Ich bin auf der Suche nach einem Bett für die Nacht. Außerdem habe ich meine Katze dabei“, gab sie Auskunft.

Dann hörte sie, wie ein Riegel knirschte und gleich darauf öffnete sich die Haustür einen Spaltbreit. Eine kleine Frau stand vor ihr. Sie war schon recht betagt, wie die vielen Runzeln in ihrem Gesicht verrieten. Sie musterte die junge Bittstellerin einen Augenblick, bevor sie die Tür öffnete und Marie und die Katze bat, herein zu kommen.

Dieses freundliche Angebot nahm Marie gern an. So betrat sie mit ihrer Katze das Haus und erzählte der alten Frau, warum sie ihr Heim verlassen hatte.

„Das klingt nicht gut“, fand die Hausherrin. „Denkst Du denn, Dein Mann wird Euch nicht vermissen?“

„Ich weiß es wirklich nicht“, entgegnete Marie traurig.

„Wenn Du Dich ein wenig nützlich machst, dann könnt Ihr gern eine Weile bleiben“, sagte die alte Frau.

Marie nickte. Momentan schien ihr das die beste Möglichkeit zu sein, um zur Ruhe zu kommen.

Der Müller hatte keine Ahnung, wohin seine Frau gegangen war, aber nachdem Marie nun schon etliche lange Wochen nicht wieder heimgekommen war, machte er sich Sorgen um sie. Zunächst hatte er gehofft, sie wolle ihm eine Lektion erteilen und sei mit ihrer Katze nur für einige Tage verschwunden. Er begann jeden im Dorf nach ihr zu fragen, aber niemand konnte ihm helfen. Nach wie vor versah er seine Arbeit in der Mühle zur Zufriedenheit aller, aber er wurde immer stiller und im Wirtshaus ließ er sich auch nicht mehr blicken. Nachdem die Ernte eingebracht war, und es in der Mühle nicht mehr so viel zu tun gab, fühlte sich der Müller einsamer denn je. Offenbar war es ihm nicht bestimmt, eines Tages seine Mühle an einen Sohn weiter zu geben, aber dennoch wollte er wenigstens Marie wieder an seiner Seite haben. So verschloss er die Mühle und machte sich auf die Suche nach ihr und ihrer Katze. Aber wen er auch fragte, niemand hatte die zwei gesehen.

Inzwischen ging es Marie und dem Kätzchen bei der alten Frau sehr gut. Marie half ihr im Haushalt, grub die Beete im Gemüsegarten um und tat alles, worum sie gebeten wurde. Abends saßen die beiden Frauen gemeinsam in der Stube am Spinnrad und erzählten sich Geschichten. So waren schon einige Monate vergangen und schließlich kam der Winter heran. Die alte Frau kannte inzwischen auch das Geheimnis von Marie. Eines Tages fiel Marie auf, dass ihre Katze sehr unruhig wurde.

„Was hast Du?“, fragte sie besorgt.

Aber das Kätzchen schnurrte nur und gab keine Antwort.

„Unsere gemeinsame Zeit hier wird bald zu Ende gehen“, meinte die alte Frau traurig.

„Aber nein, mir gefällt es hier, warum sollte ich den Wunsch haben Dich zu verlassen?“, protestierte Marie.

„Ich fühle es!“, war die Antwort.

Der Müller war inzwischen schon lange Zeit unterwegs und er wurde von Tag zu Tag mutloser. Er überlegte sogar, ob er umkehren und besser zu seiner Mühle zurückkehren sollte. Bald war ja bald Weihnachten und sein Wunsch, die Feiertage wieder mit Marie verbringen zu können, wurde immer größer. Er hatte längst eingesehen, dass er ihr Unrecht getan hatte. So stapfte er durch den Wald und hing seinen Gedanken nach, als er das kleine Haus erblickte. Er war hungrig und müde und wollte dort um Obdach bitten. Wie staunte er, als ihm auf sein zaghaftes Klopfen die Tür von seiner eigenen Frau geöffnet wurde.

„Marie! Endlich habe ich Dich gefunden!“, rief er freudig aus und trat einen Schritt auf sie zu, um sie zu umarmen.

Aber Marie wich ängstlich vor ihm zurück. Sie sah ihn nur stumm an und wartete darauf, dass er weitersprach. Inzwischen stand auch die alte Frau hinter ihr, während die Katze sich an Marie´s Beine schmiegte.

„Ich weiß, ich habe Dich oft schlecht behandelt, aber jetzt möchte es sehr gern wiedergutmachen, das kannst Du mir glauben!“, versprach der Müller.

Unsicher schaute Marie die alte Frau an. Die nickte nur und meinte, sie solle ihren Mann ins Haus bitten, damit sie dort in Ruhe miteinander sprechen konnten. So trat Marie zur Seite und ließ ihren Ehemann eintreten. Aber sie bestand darauf, dass die alte Frau, bei der sie Zuflucht gefunden hatte, bei dem Gespräch...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte alle Altersklassen • Katzenmärchen • Kindergeschichten • Lesefreundliche Schriftgröße • Märchen,
ISBN-10 3-7583-4950-8 / 3758349508
ISBN-13 978-3-7583-4950-8 / 9783758349508
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