Wunderweltenbaum - Zurück im Zauberwald (eBook)
Milo, Mia und Birdy verbringen zusammen mit ihren Eltern die Sommerferien in einem kleinen, einsam gelegenen Häuschen auf dem Land. Schon in der ersten Nacht macht Birdy Bekanntschaft mit der Fee Seidenhaar, die sie in ihr Zuhause im Wunderweltenbaum einlädt. Am nächsten Tag machen sich die Kinder mit Hilfe eines sprechenden Kaninchens auf die Suche nach dem magischen Baum. Dort treffen sie nicht nur auf Seidenhaar, sondern lernen auch den netten Herrn Mondgesicht, den Pfannenmann, Frau Wasch und all die anderen Gestalten des Zauberwaldes kennen. Zusammen erkunden sie die außergewöhnlichen Orte, die sie über den Wipfeln entdecken. Aber nicht alles ist nur Spiel und Spaß. Wird Mondgesichts Magie rechtzeitig wirken, um die Kinder im gefährlichen Land der Drachen zu retten?
In Jacqueline Wilsons neuen Abenteuern im Zauberwald treffen wir die Wesen aus den Kinderbuchklassikern von Enid Blyton wieder. Spannende Erlebnisse sind garantiert!
Der vierte von vier Bänden mit Sammelmotiv
Jacqueline Wilson zählt zu den renommiertesten Jugendbuchautorinnen Großbritanniens. Für ihre Bücher wurde sie mehrfach mit namhaften Preisen ausgezeichnet, in Deutschland wurde sie vor allem mit der »Tracy-Baker«-Reihe bekannt. »Die fabelhaften Barker-Girls« wurden 2003 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
1.
Kapitel
Die Eltern stiegen vorn ein. Die drei Kinder kletterten auf den Rücksitz. Sie mussten sich eng zusammenquetschen, weil Birdy unbedingt ihren Hund Gilbert mitnehmen wollte. Er war natürlich kein echter Hund, ihre Mum hatte ihn auf einem Jahrmarkt gewonnen. Sein Fell war knalltürkisfarben, und er schielte, sodass alle ihn hässlich fanden, aber Birdy liebte ihn heiß und innig. Er war fast so groß wie sie, deshalb konnte sie ihn nicht einfach auf den Schoß nehmen, und auf den Boden passte er auch nicht. Also mussten Milo und Mia ihm auf dem Rücksitz ein bisschen Platz machen und sie beklagten sich lautstark darüber.
»Ruhe dahinten! Wir haben Ferien. Schluss mit den Streitereien!«, schimpfte ihr Dad.
Milo und Mia sahen sich an. Birdy war Dads Lieblingskind, nur weil sie die Jüngste war und sich oft absichtlich wie ein niedliches kleines Baby verhielt. Eigentlich hieß sie Bethany, aber alle nannten sie Birdy, also Vögelchen. Als Baby hatte sie nämlich immer so komisch gepiepst, bevor sie aufdrehte und aus vollem Hals schrie.
Milo war der Älteste und der einzige Junge. Er spielte gern Computerspiele oder bastelte mit Holz. Aber am allerliebsten rannte er. In den meisten Sportarten war er gar nicht so gut, laufen konnte er jedoch hervorragend. Erst vor Kurzem hatte er beim Tag des Sports den Schulpokal gewonnen, obwohl einige seiner Konkurrenten sehr viel älter gewesen waren als er.
Seine Lehrerin hatte vorgeschlagen, dass er den Sommer über im Sportzentrum trainiert. Milo wollte das auch unbedingt, seine Familie würde währenddessen den ganzen Sommer in einem Häuschen auf dem Land verbringen. Milo hatte schon Lust auf den Familienurlaub, aber er hätte auch sehr gern an dem Trainingscamp teilgenommen. Selbst wenn es bedeutet hätte, dass er nicht mit in den Urlaub fahren kann. Er liebte seine Familie, musste aber nicht dauernd mit ihr zusammen sein.
Er sah aus dem Fenster und stellte sich vor, wie er neben dem Auto herrannte und dann in eine Wiese abbog und immer weiterlief, einen fernen Hügel hinauf, durch die Wolken hindurch in den weiten blauen Himmel hinein.
Milos Tagtraum war so echt, dass er tatsächlich leise schnaufte.
»Milo! Hör auf, mich anzupusten!«, rief Mia. Sie saß in der Mitte zwischen ihrem knochigen Bruder und dem haarigen Gilbert und bekam selbst kaum Luft. Obwohl sie ihre Ellbogen nicht bewegen konnte, versuchte sie, auf ihrem Skizzenblock zu zeichnen. Sie zeichnete echte Hunde, prachtvolle Deutsche Schäferhunde und wunderschöne Huskies, und obendrein all die Schweine und Kühe und Schafe, die sie hoffentlich auf dem Land sehen würde. Als sie bei exotischen wilden Tieren wie Tigern und Elefanten und Bären angelangt war, wurde ihr schlecht. Sehr schlecht.
Ihr Dad musste anhalten, weil es Mia wirklich sehr schlecht ging, und blöderweise war ihr immer noch schlecht, als sie an einer Raststätte Pause machten. Mum und Dad aßen Fisch und Pommes, Milo und Birdy ein McDonald’s-Menü und Mia zwei Löffel Tomatensuppe, nach denen sie zusammen mit Mum rausgehen musste. Sie fand es aber gar nicht so schlimm, weil ein Mann seinen Labrador draußen angebunden hatte, während er sich was zu essen holte, und Mia freundete sich gleich mit dem Hund an. Der Labrador war zuerst sehr angetan von den Pommes, die Mum mitgenommen hatte, aber dann verliebte er sich in Mia und schnüffelte voller Bewunderung an ihr.
»Ach, Mum, kann ich nicht auch einen Hund haben?«, fragte sie zum hunderttausendsten Mal.
»Aber Mia«, antwortete Mum, »wir haben doch Gilbert.«
Das sollte ein Witz sein. Mia sah sie nur an.
Wo die Familie wohnte, durften weder Hunde noch Katzen gehalten werden. Einen Hamster oder Wellensittich hätten Mum und Dad erlaubt, aber Mia fand es nicht fair, einen Vogel oder ein anderes Tier in einen Käfig zu sperren.
Der Mann kam zurück und nahm seinen Labrador mit. Mia seufzte. Sie fühlte sich immer noch ein bisschen wacklig und lehnte sich an ihre Mutter.
»Wenn ich groß bin, werde ich Tierärztin«, sagte sie. »Dann hab ich den ganzen Tag mit Tieren zu tun.«
»Das ist eine sehr gute Idee«, antwortete ihre Mum.
Neben ihnen wurde Eis verkauft.
»Weißt du was?«, sagte Mia. »Ich glaube, ein Eis würde mir guttun.«
Dad und Milo und Birdy kamen aus dem Café, als Mia ihre Eiswaffel gerade zur Hälfte aufgegessen hatte.
»Das ist ungerecht!«, protestierten ihre Geschwister.
Also bekamen auch sie ein Eis, dann gingen sie zurück zum Auto. Diesmal machten sie alle Fenster weit auf, und Mia durfte nicht mehr zeichnen, damit ihr nicht wieder schlecht wurde. Deshalb war ihr langweilig.
»Wenn ich erwachsen bin, werde ich Tierärztin«, verkündete sie nun auch dem Rest der Familie. »Und ich werde dafür sorgen, dass es jedem einzelnen meiner Tierpatienten besser geht. Und weil ich so gut bin, komme ich vielleicht sogar ins Fernsehen.«
»Kommst du nicht«, warf Milo ein. »Um Tierärztin zu werden, musst du sehr intelligent sein, und in Mathe bist du eine totale Niete.«
Insgeheim fürchtete Milo, dass Mia vielleicht schlauer wäre als er, und war immer erleichtert, wenn sie Probleme mit ihren Rechenaufgaben hatte.
»Ich kann ja noch besser werden«, sagte Mia. »Und was willst du später mal werden?«
»Soso«, sagte Milo, »also, ich werde Sportler. Und qualifiziere mich als Läufer für die Olympischen Spiele!«
»Milo vor!«, rief der Vater lachend. »Und was ist mit dir, Birdy? Was möchtest du sein, Liebes, wenn du groß bist?«
Birdy streichelte nachdenklich Gilberts verfilztes Fell. Dann ging ein Leuchten über ihr Gesicht.
»Ich werde eine Elfe sein!«, rief sie.
»Bäh!«, machte Milo.
»Ach, Birdy! Du glaubst doch nicht immer noch an Elfen?«, fragte Mia.
»Doch, das mache ich«, sagte Birdy fest. Sie liebte Elfen und sie besaß ein Elfenkostüm mit einem rosafarbenen Oberteil aus Satin und einem Tutu aus Tüll. Wenn sie könnte, würde sie es immer tragen, auch zur Schule. Außerdem besaß sie einen Zauberstab, aber er weigerte sich, Milo und Mia in Kröten zu verwandeln. Ihr Regal zu Hause war voller Elfenbücher. Sie konnte zwar noch nicht gut lesen, doch sie hatte die Geschichten so oft gehört, dass sie einfach die hübschen Bilder betrachten und den Text vor sich hin murmeln konnte. Eigentlich wusste sie, dass sie höchstwahrscheinlich keine echte Elfe werden konnte, sie tat aber gerne als ob.
»Warum sollte Birdy keine Elfe werden«, warf Dad ein. »Es ist eine wunderschöne Idee. Vielleicht werde ich auch eine Elfe, wenn ich erwachsen bin!«
Das brachte alle zum Lachen. Dann sangen sie im Auto gemeinsam Lieder und spielten Ich sehe was, das du nicht siehst, aber Birdys Hinweise waren sehr unzuverlässig. Nach einer Weile wurde sie müde und quengelig.
»Wann sind wir endlich da?«, fragte sie dauernd.
»Bald«, antwortete ihre Mutter, aber »bald« kam irgendwie nie.
Das Navi in ihrem Auto schien nicht richtig zu funktionieren. Die Mutter kramte einen alten Atlas aus dem Handschuhfach hervor und starrte auf die, wie sie dachte, richtige Seite.
»Merkwürdig, eigentlich sollten wir hier sein!« Sie zeigte auf einen grünen Fleck auf der Karte. »Hey, was denkt ihr, wie dieses Waldgebiet heißt? – Der Zauberwald!«
»Echt jetzt?«, fragte Milo.
»Zaubert er wie in einem Märchen?«, wollte Mia wissen.
Birdy flüsterte nur »Der Zauberwald!« und bekam Gänsehaut vor Aufregung.
Alle hielten Ausschau nach dem Wald mit dem merkwürdigen Namen.
»Seht ihr irgendwas?«, fragte der Vater.
»Nicht den kleinsten Zweig«, antwortete die Mutter, den Blick nach links gerichtet.
Doch auf einmal riefen die drei Kinder im Chor: »Dort ist er!«
Er lag immer noch ziemlich weit entfernt zu ihrer Rechten: ein großer dunkelgrüner Wald mit hohen, dicken Bäumen, die dicht nebeneinanderstanden. Ein Baum schien höher zu sein als alle anderen, so hoch, dass Wolken seine Krone bedeckten, obwohl der Rest des Himmels strahlend blau war.
Der Vater fuhr weiter die Hauptstraße entlang, bis er zu einer Abzweigung mit einem sehr alten Schild kam, das nach rechts wies. Sie mussten die Augen zusammenkneifen, um die Buchstaben entziffern zu können: ZUM ZAUBERWALD. Jemand hatte mit Kreide VORSICHT daruntergeschrieben und es unterstrichen.
»Was soll das heißen?«, fragte Birdy.
»Es bedeutet, dass man vorsichtig sein soll. Vielleicht kannst du dich im Wald leicht verirren«, erklärte Mum.
»Vielleicht gibt es dort Ghule und Kobolde«, witzelte Milo. Er schnitt eine Grimasse und verwandelte seine Hände in Klauen.
»Vielleicht leben dort Wölfe, die ihre Jungen aufziehen«, vermutete Mia halb im Scherz.
»Vielleicht gibt es da Elfen«, wisperte Birdy. Sie meinte das vollkommen ernst und hoffte sehr, dass sie recht hatte.
»Vielleicht kannst du in deinem rosa Kleidchen die Elfe sein«, schlug Dad vor, während das Auto über die immer schmalere Straße holperte. »Hey, ich frage mich langsam, ob das ›VORSICHT‹ nicht heißen soll, dass diese Straße für Autos nicht geeignet ist.«
Die Straße schlängelte und wand sich, bis sie jede Orientierung verloren hatten.
»Mir ist wieder schlecht!«, rief Mia.
»Ich glaube, das ist eine Sackgasse«, meinte Mum. »Sollen wir nicht lieber umdrehen?«
»Nein, wartet! Da vorne ist ein Haus!«,...
Erscheint lt. Verlag | 24.4.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Wunderweltenbaum-Reihe | Die Wunderweltenbaum-Reihe |
Illustrationen | Alica Räth |
Übersetzer | Ute Mihr |
Zusatzinfo | Mit s/w Illustrationen |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Faraway Tree #4 - A New Adventure |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | 2024 • 2. Klasse • ab 7 • ab 8 • ab 9 • Alice im Wunderland • eBooks • fantastische Abenteuer • Fantasy • Fünf Freunde • Geschwister • Jack und die Bohnenstange • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderbuchklassiker • Magische Wesen • Neuerscheinung |
ISBN-10 | 3-641-30357-5 / 3641303575 |
ISBN-13 | 978-3-641-30357-0 / 9783641303570 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 7,1 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich