Rise of Legends (Band 1) - Das Erbe des Drachenkaisers (eBook)
416 Seiten
Loewe Verlag
978-3-7320-2163-5 (ISBN)
Xiran Jay Zhao stammt aus einer Hui-Familie, die aus einer chinesischen Kleinstadt nach Kanada auswanderte. Nach einem erfolgreichen Biochemie-Studium hat sich dier Autor*in lieber dem Schreiben zugewandt. Außerdem hat xier sich schon immer im Internet zu Hause gefühlt und kreiert Content auf vielen Kanälen. Unter @XiranJayZhao lassen sich Memes auf Twitter, Cosplays und schräge Outfits auf Instagram, lustige Clips auf TikTok und längere Videos über chinesische Geschichte und Kultur auf YouTube finden. Mit dem Auftakt der Reihe Iron Widow stand Xiran Jay Zhao auf Platz 1 New York Times Bestsellerliste. Rise of Legends - Das Erbe des Drachenkaisers ist xies erstes Buch für jüngere Kinder.
Xiran Jay Zhao stammt aus einer Hui-Familie, die aus einer chinesischen Kleinstadt nach Kanada auswanderte. Nach einem erfolgreichen Biochemie-Studium hat sich dier Autor*in lieber dem Schreiben zugewandt. Außerdem hat xier sich schon immer im Internet zu Hause gefühlt und kreiert Content auf vielen Kanälen. Unter @XiranJayZhao lassen sich Memes auf Twitter, Cosplays und schräge Outfits auf Instagram, lustige Clips auf TikTok und längere Videos über chinesische Geschichte und Kultur auf YouTube finden. Mit dem Auftakt der Reihe Iron Widow stand Xiran Jay Zhao auf Platz 1 New York Times Bestsellerliste. Rise of Legends – Das Erbe des Drachenkaisers ist xies erstes Buch für jüngere Kinder.
1
WIE MAN MITHILFE VON WIKIPEDIA SUPERKRÄFTE ERWIRBT
Zack hatte es sich abgewöhnt, seine Lunchbox zu öffnen, wenn andere dabei waren. Was ihm seine Mutter mitgab, aß er sowieso nicht. Sie konnte zwar super kochen, aber seine Freunde verzogen jedes Mal das Gesicht, als würde ihnen der Geruch der Soßen und Gewürze einen Schlag verpassen. Sie machten auch so schon eine große Sache daraus, dass der einzige asiatische Junge an der Schule immer das »krasseste« Essen dabeihatte. Zack hasste dieses Klischee.
»Warum kümmerst du dich darum, was andere sagen?«, hatte seine Mutter verständnislos gefragt, als er sie gebeten hatte, ihm einfach ein paar Sandwiches einzupacken. »Was ich koche, ist doch viel leckerer als zwei Brotscheiben, zwischen die eine Scheibe Schinken geklatscht ist!«
Was zwar richtig war, aber sie verstand das Problem nicht. Nach der fünften Klasse war Zack auf eine andere Schule gewechselt als seine Freunde aus der Grundschule. Hier gehörte er noch nicht lange zu seiner neuen Freundesgruppe und wollte nicht riskieren, wieder zum Außenseiter zu werden. Aber egal, wie oft er seiner Mutter erklärte, dass sie ihm keine aufwendigen chinesischen Mahlzeiten mitzugeben brauchte – sie hörte einfach nicht zu. »Wo willst du sonst deine Nährstoffe herbekommen?«, fragte sie jedes Mal. Und wenn er die nicht angerührte Lunchbox wieder mit nach Hause brachte (manchmal mit der Ausrede, dass Ramadan war und er fastete), kam in ihr die Wissenschaftlerin durch und sie hielt ihm Vorträge über den Tagesbedarf eines Zwölfjährigen an Proteinen und gesundem Gemüse.
Da war es einfacher, so zu tun, als hätte er alles aufgegessen.
Trotz seiner Schuldgefühle klemmte Zack sich die Lunchbox unter den Arm und huschte den leeren Flur entlang, als würde er etwas Verbotenes schmuggeln. Vor einer Reihe Abfalltonnen machte er halt und öffnete seine Box. Der Duft von gebratenen grünen Bohnen und Fleisch auf einem Berg von Reis wogte ihm entgegen. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen und er konnte nicht anders, als sich mit den beigelegten Stäbchen ein paar soßengetränkte Happen in den Mund zu stecken. Doch er hörte sofort wieder damit auf, weil ihm einfiel, dass der Geruch womöglich in seinen Haaren und seiner Kleidung hängen bleiben würde. Außerdem wollte er nicht dabei ertappt werden, dass er sein Mittagessen vor den Abfalltonnen aß. Er durfte seinen Mitschülern nicht noch einen weiteren Grund liefern, ihn seltsam zu finden.
Er klappte die Tonne für den Biomüll auf.
»Du willst dein Essen wegwerfen?!«
Zack fuhr zusammen. Es war, als hätte ihm jemand direkt ins Ohr gesprochen. Die tiefe, barsche Stimme klang nach einem Lehrer, doch als Zack sich umschaute, war niemand da.
Er stellte die Lunchbox auf den Deckel der Papiertonne und checkte sein Handy. Keine Benachrichtigungen und auch keine App, die sich plötzlich geöffnet hatte. Daraufhin holte er seine Augmented-Reality-Brille von XY Technologies heraus – sie war neben seinem Handy das Einzige, das Geräusche von sich geben konnte. Als er die Brille aufsetzte, ploppten am Rand des Sichtfelds neonfarbene Anzeigen für Uhrzeit, Temperatur, Wetter und so weiter auf. Aber keine neuen Benachrichtigungen.
»Hey, spielst du damit Mythrealm?«
Zack fuhr wieder zusammen, aber diesmal war es kein barscher unsichtbarer Sprecher, sondern ein fremder Junge, der den Flur entlang auf ihn zukam. Auch er war eindeutig asiatischer Herkunft und lächelte schüchtern. Der blank geputzte Boden unter seinen Schuhen schimmerte wie ein Pfad aus Licht.
Zack traute seinen Augen nicht. Hier in der Gegend lebten fast ausschließlich weiße Familien. Zack war der einzige asiatische Schüler in allen sechsten Klassen. Nahm der fremde Junge bloß an einem Ferienkurs teil oder würde er auch im Herbst noch da sein?
Zack riss sich zusammen. »Kennst du irgendwen, der nicht Mythrealm spielt?« Wie immer, wenn er jemand Neuen kennenlernte, sprach er absichtlich mit tiefer Stimme. Sonst wurde er zu oft für ein Mädchen gehalten. Da halfen auch die kurzen Haare und weiten Hosen nicht – er war einfach zu klein und dünn. Trotzdem freute er sich jetzt. Dass man über Mythrealm Kontakte knüpfen konnte, war echt toll. Er hatte lange genug darauf warten müssen, selbst dabei sein zu können. Das Spiel – und die ersten AR-Brillen von XY Technologies – waren vor ungefähr drei Jahren auf den Markt gekommen. Aber damals hatten Zack und seine Mutter aus New York wegziehen müssen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten konnten. Eine Brille für Zack war da nicht drin gewesen. Von Mythrealm gab es zwar auch eine App, aber die war ziemlich umständlich. Keiner wollte mit jemandem spielen, der dafür nur sein Handy hatte. Erst seit Zacks Mom ihn an seinem letzten Geburtstag mit einer AR-Brille überrascht hatte, konnte er richtig spielen. Er verdiente sogar auf einem Online-Portal für Mythrealm ein bisschen Geld. Nur so konnte er sich jeden Tag das Schulessen leisten und war nicht auf seine Lunchbox angewiesen. »Ich bin sogar im Schulteam«, ergänzte er. »Deswegen nehme ich an den Ferienkursen teil. Dann habe ich im Herbst, wenn die Schule wieder richtig losgeht, mehr Zeit, mich auf die Turniere vorzubereiten.«
»Cool! Wollen wir uns adden?« Der fremde Junge öffnete die Mythrealm-App auf seinem Handy. Sein leichter Akzent ähnelte dem von Zacks Mom. Wahrscheinlich kam seine Familie aus Festlandchina, wo hauptsächlich Mandarin gesprochen wurde.
Zacks Freude über die neue Bekanntschaft bekam einen Dämpfer. Wenn er andere chinesische Kinder kennenlernte, war er immer vorsichtig. Als Zack noch ein Baby gewesen war, hatte seine Mutter mit ihm aus China fliehen müssen. Die meisten Leute aus dem Westen glaubten, dass alle Chinesen den gleichen kulturellen Hintergrund und die gleichen politischen Ansichten hatten. Großer Irrtum. Zack ärgerte sich oft, dass in westlichen Ländern alle als »Chinesen« galten, wogegen man auf Mandarin zwischen Huárén (jemand mit chinesischen Wurzeln) und Dàlùrén (jemand, der in der Volksrepublik China lebte) unterschied. Huárén wanderten schon seit Jahrhunderten, vielleicht sogar seit Jahrtausenden, überallhin aus. In New York kamen die meisten chinesischen Freunde von Zacks Mom aus Taiwan, Malaysia, Singapur und anderen südostasiatischen Ländern. Sie waren Huárén, keine Dàlùrén, und darum waren viele, so wie Zacks Mutter, Gegner der chinesischen Regierung.
Zack ging aber nicht allen Kindern aus Dàlùrén-Familien aus dem Weg. Seine Mutter hatte auch Dàlùrén-Freunde. Trotzdem hätte er jetzt gern gewusst, ob der fremde Junge gung ho war, was die chinesische Regierung anging. So wie manche seiner Mitschüler alles, was die amerikanische Regierung machte, total super fanden und nie kritisierten. Aber es war auch komisch, jemanden als Erstes nach so etwas zu fragen. Darum schenkte Zack dem fremden Jungen ein hoffentlich überzeugendes Lächeln und öffnete auf seiner AR-Brille sein Mythrealm-Profil, das mit der Handy-App synchronisiert war.
»Du bist Zachary Ying?« Der Junge hielt sein eigenes Handy mit dem QR-Code für Freundschaftsanfragen hoch. »Ich bin Simon Li.«
»Woher weißt du, wie ich heiße?«, fragte Zack misstrauisch, zeigte aber mit dem Finger auf den Code, worauf seine Brille ihn scannte. Um den Code herum leuchtete ein neonfarbenes Quadrat auf, dann erschien Simons Profil. Zack nahm die Freundschaftsanfrage an.
»Von einem Lehrer.«
Zack wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Wahrscheinlich hatte irgendein Lehrer Simon bei der Anmeldung zu den Ferienkursen von Zack erzählt. Als müssten sie sich automatisch anfreunden, bloß weil sie beide chinesische Eltern hatten. Es war wieder mal eine Bestätigung, dass andere Leute Zack nur nach seiner Herkunft beurteilten. War ja klar, dass sich die beiden Asiaten zusammentun, haha!, hörte er in Gedanken seine Mitschüler schon spotten.
Zack hatte das alles gründlich satt. Er hatte es satt, wegen seines Aussehens ausgeschlossen zu werden, was seit ihrem Umzug nach Maine noch schlimmer geworden war. In New York lebten so viele Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten, dass Zacks Herkunft kein großes Thema gewesen war. Hier hingegen schien er mit einem Schild um den Hals herumzulaufen, das in Großbuchstaben AUSLÄNDER verkündete. Zack verstand das nicht. Er war genauso Amerikaner wie seine Mitschüler. Er sprach ja nicht mal Mandarin (von ein paar einfachen Sätzen abgesehen). Warum spielte sein Äußeres so eine große Rolle?
»Geht dein Name auf den Ersten Kaiser ›Ying‹ zurück?« Simons dichter Pony musste dringend geschnitten werden. Seine Augen waren darunter kaum noch zu erkennen.
»Hä?« Zack nahm die AR-Brille ab und fuhr sich durchs Haar. Seine Mutter schimpfte immer, dass er so ungekämmt war.
»Ich meine den Ersten Kaiser von China. Die meisten kennen ihn unter seinem Titel Qin Shi Huang, aber ursprünglich hieß er Ying Zheng. Als seine Dynastie gestürzt wurde, wurden fast alle seine Nachkommen umgebracht. Wenn dein Name aber auf ihn zurückgeht, stammst du wahrscheinlich von jemandem ab, der damals überlebt hat.«
»Hä?« Zack hatte noch nie über seinen Nachnamen nachgedacht. War »Ying« denn ein chinesisches Wort? Und was bedeutete es? Außerdem konnte er seinen Nachnamen sowieso nicht leiden, weil er immer damit aufgezogen wurde. »Da kommt ja unser kleiner Lieb-Ying«...
Erscheint lt. Verlag | 14.2.2024 |
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Reihe/Serie | Rise of Legends | Rise of Legends |
Übersetzer | Katharina Orgaß |
Verlagsort | Bindlach |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Augmented Reality Kinderbuch • Bücher wie Keeper of the Lost Cities • Bücher wie Percy Jackson • Chinesische Legenden Kinderbücher • Chinesische Mythologie Kinderbücher • Coole Fantasybücher • Drachen Fantasy Kinderbücher • Fantasyabenteuer ab 10 Jahren • Fantasybücher ab 10 Jahren • kinderbücher ab 10 jahren • Kinderbücher über Augmented Reality • Kinderbücher über Drachen • Kinderbücher über Schicksal • LGBTQIA Kinderbücher • Rise of Legends • Spannende Kinderbücher ab 10 Jahren |
ISBN-10 | 3-7320-2163-7 / 3732021637 |
ISBN-13 | 978-3-7320-2163-5 / 9783732021635 |
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