Malala. Meine Geschichte (eBook)

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2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0756-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Malala. Meine Geschichte -  Malala Yousafzai,  Patricia McCormick
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Malalas Schicksal bewegt die Welt Malala war fünfzehn, als ihr Terroristen auf dem Schulweg in den Kopf schossen. Sie überlebte den Anschlag schwer verletzt, doch aufgegeben hat sie nicht. Sie setzt ihren Kampf für Bildung unermüdlich fort und ist damit zum Vorbild vieler Jugendlicher auf der ganzen Welt geworden. In einer einzigartigen Zusammenarbeit mit Bestsellerautorin Patricia McCormick gelingt es Malala auf höchst bewegende Weise und anhand vieler persönlicher Fotos und Dokumente, ihren jungen Lesern ein authentisches Bild von ihrem Leben und den Ereignissen in Pakistan zu vermitteln. Sie erzählt von ihrer Schulzeit und ihren Freundinnen, davon, wie die Anfeindungen der Extremisten täglich zunahmen, wie sie Widerstand leistete und ihr Leben dadurch eine tragische Wendung nahm. Für ihren Mut und Einsatz erhielt Malala den Friedensnobelpreis. Malalas Geschichte von ihr selbst für junge Leser erzählt - mit vielen Fotos, Karten, Glossar und einer Zeittafel Mit einem zusätzlichen Epilog - Die Besten 7 Bücher für junge Leser (Dezember 2014) - Nominiert für den Children's Choice Book Award 2015 (Kategorie: Teen Book of the Year)

Malala Yousafzai begann ihren Einsatz für die Bildung von Mädchen im Alter von zehn Jahren, als das Swat-Tal von Terroristen angegriffen wurde. Unter dem Pseudonym Gul Makai berichtete sie für die BBC über ihr Leben unter dem Regime der Taliban. Sie nutzte jede Gelegenheit, um öffentlich für Frieden und das Recht von Kindern auf Bildung einzutreten. Im Oktober 2012 rückte Malala ins Visier der Taliban und wurde auf dem Heimweg von der Schule angeschossen. Sie überlebte und führt ihre Kampagne für Bildung fort. Als Anerkennung für ihren Mut und ihren Einsatz wurde Malala 2014 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Außerdem hat sie zahlreiche andere Preise erhalten, u.a. den Internationalen Kinder-Friedenspreis, den ersten Nationalen Friedenspreis Pakistans und den Sacharow-Preis. Malala lebt heute in Birmingham und engagiert sich mit ihrer Malala-Stiftung (malalafund.org), weiterhin für den universellen Zugang zu Bildung. - Ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis 2014 - Ausgezeichnet mit dem Internationalen Kinder-Friedenspreis 2013 - Ausgezeichnet mit dem Sacharow-Preis 2013 - Ausgezeichnet mit dem ersten Nationalen Friedenspreis Paktistans 2011

Malala Yousafzai begann ihren Einsatz für die Bildung von Mädchen im Alter von zehn Jahren, als das Swat-Tal von Terroristen angegriffen wurde. Unter dem Pseudonym Gul Makai berichtete sie für die BBC über ihr Leben unter dem Regime der Taliban. Sie nutzte jede Gelegenheit, um öffentlich für Frieden und das Recht von Kindern auf Bildung einzutreten. Im Oktober 2012 rückte Malala ins Visier der Taliban und wurde auf dem Heimweg von der Schule angeschossen. Sie überlebte und führt ihre Kampagne für Bildung fort. Als Anerkennung für ihren Mut und ihren Einsatz wurde Malala 2014 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Außerdem hat sie zahlreiche andere Preise erhalten, u.a. den Internationalen Kinder-Friedenspreis, den ersten Nationalen Friedenspreis Pakistans und den Sacharow-Preis. Malala lebt heute in Birmingham und engagiert sich mit ihrer Malala-Stiftung (malalafund.org), weiterhin für den universellen Zugang zu Bildung. - Ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis 2014 - Ausgezeichnet mit dem Internationalen Kinder-Friedenspreis 2013 - Ausgezeichnet mit dem Sacharow-Preis 2013 - Ausgezeichnet mit dem ersten Nationalen Friedenspreis Paktistans 2011 Patricia McCormick arbeitete zunächst als freie Mitarbeiterin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Dann studierte sie Kreatives Schreiben und ist seitdem als Autorin tätig. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche internationale Auszeichnungen, u.a. den Gustav-Heinemann-Friedenspreis. Sie lebt mit ihrer Familie in New York, USA.

PROLOG


Wenn ich die Augen schließe, sehe ich mein Zimmer. Das Bett ist noch nicht gemacht, meine weiche Decke zu einem unordentlichen Haufen aufgetürmt, weil ich mich beeilen musste, um nicht zu spät zur Schule zu kommen. Wir schreiben eine Klassenarbeit. Mein Terminkalender liegt aufgeschlagen auf dem Schreibtisch und zeigt den 9. Oktober 2012. Und an einem Haken an der Wand hängen der weiße Shalwar und der blaue Kamiz, meine Schuluniform, die auf mich wartet.

Ich höre die Nachbarskinder, die in der Gasse hinter unserem Haus Kricket spielen. Ich höre die gedämpften Geräusche des Basars, der ganz in der Nähe ist. Und wenn ich aufmerksam lausche, kann ich Safina hören, meine Freundin nebenan, die gegen die Wand zwischen unseren Zimmern klopft, um mir ein Geheimnis zu verraten.

Ich rieche den Reis, den meine Mutter in der Küche zubereitet. Ich höre, wie sich meine kleinen Brüder um die Fernbedienung streiten – der Fernseher springt mehrmals zwischen einer Wrestling-Show und einer Zeichentricksendung hin und her. Bald schon werde ich die tiefe Stimme meines Vaters hören, der mich bei meinem Kosenamen ruft.

»Jani«, wird er sagen, das persische Wort für »Liebes«, »wie läuft es in der Schule?«

Er fragt mich nach der Khushal-Schule, die er gegründet hat und leitet, und deren Schülerin ich bin. Ich mache mir immer einen Spaß daraus, die Frage wörtlich zu nehmen.

»Aba«, scherze ich, »es läuft nicht, es geht!« Das ist meine Art, ihm zu sagen, dass man noch einige Dinge verbessern könnte.

Eines Morgens verließ ich dieses geliebte Zuhause in Pakistan, mit dem Plan, wieder unter die Decke zu schlüpfen, sobald die Schule aus sein würde – und landete am anderen Ende der Welt.

Einige Leute sagen, dass es zu gefährlich für mich ist, zurückzukehren. Sie sagen, dass ich nie wieder heimkehren kann. Und deshalb fliege ich von Zeit zu Zeit in Gedanken dorthin.

Jetzt lebt in unserem Zuhause eine andere Familie, ein anderes Mädchen schläft in meinem Bett. Und ich bin Tausende Kilometer entfernt. Die meisten Dinge in meinem früheren Zimmer sind mir egal, aber um die Schulpokale auf meinem Bücherregal mache ich mir Sorgen. Manchmal träume ich sogar von ihnen. Da ist zum Beispiel der Pokal für den zweiten Platz in meinem allerersten Redewettbewerb. Und da sind die über vierzig Goldmedaillen und Pokale dafür, dass ich die Klassenbeste gewesen war oder den ersten Preis in Debatten und Wettbewerben gewonnen hatte. Jemand anderem mögen sie wie Plastikbecher vorkommen. Für jemand anderen sind sie nichts weiter als Belohnungen für gute Noten. Aber für mich sind sie Erinnerungen an das Leben, das ich liebte, und an das Mädchen, das ich war, bevor ich an jenem schicksalhaften Tag das Haus verließ.

Wenn ich die Augen öffne, sehe ich mein neues Zimmer. Es befindet sich in einem klotzigen Backsteinhaus hinter einem Tor in einer feuchten und kalten Stadt namens Birmingham in England. Hier gibt es fließendes Wasser aus einem Wasserhahn, heiß und kalt, ganz nach Belieben. Es ist nicht nötig, Gasflaschen auf dem Basar zu kaufen und nach Hause zu tragen, um Wasser zu kochen. Hier gibt es große Räume mit glänzenden Holzböden, in denen wuchtige Möbel und ein großer Fernseher stehen.

In dieser stillen, grünen Gegend hört man kaum einen Laut. Keine Kinder, die lachen oder schreien. Keine Frauen, die in der Küche im Erdgeschoss sitzen, Gemüse schnippeln und mit meiner Mutter schwatzen. Keine Männer, die Zigaretten rauchen und über Politik reden. Aber manchmal höre ich trotz der dicken Mauern zwischen den Zimmern, wie jemand aus meiner Familie vor Heimweh weint. Doch dann stürmt mein Vater durch die Haustür und ruft mit lauter Stimme: »Jani! Wie war es in der Schule?«

Jetzt gibt es bei dieser Frage kein Wortspiel mehr. Er fragt nicht mehr nach der Schule, die er leitet. Und in seiner Stimme liegt Sorge, als ob er Angst hat, ich könnte nicht da sein, um ihm zu antworten. Denn es ist noch gar nicht lange her, da wäre ich beinahe getötet worden – nur weil ich mein Recht einforderte, in die Schule zu gehen.

 

Es war ein ganz gewöhnlicher Tag. Ich war 15 Jahre alt, ging in die neunte Klasse, und am Abend zuvor war ich viel zu lange aufgeblieben, um für meine Klassenarbeit zu lernen.

Ich hatte den Hahn krähen gehört, der die Morgendämmerung ankündigte, doch dann war ich wieder eingeschlafen. Ich hatte gehört, wie von der nahe gelegenen Moschee zum Morgengebet gerufen wurde, und hatte mir die Decke über den Kopf gezogen. Und dann hatte ich so getan, als ob ich meinen Vater nicht hören würde, der in mein Zimmer gekommen war, um mich zu wecken.

Schließlich kam meine Mutter und rüttelte mich sanft an der Schulter.

»Wach auf, Pisho«, sagte sie. Das war ihr Kosename für mich, er bedeutet »Kätzchen« auf Paschtu, der Sprache der Paschtunen. »Es ist halb acht. Du kommst noch zu spät zur Schule!«

Heute war die Klassenarbeit in Urdu, der Amtssprache in Pakistan. Ich sprach rasch ein Gebet zu Gott.

»Wenn es dein Wille ist, darf ich dann bitte Erste sein?«, flüsterte ich. »Oh, und danke, dass ich bislang so erfolgreich war.«

Ich schlang einige Bissen Rührei und Chapati hinunter und spülte mit Tee nach. Mein zehnjähriger Bruder Atal war an diesem Morgen besonders frech und beklagte sich über die ganze Aufmerksamkeit, die mir die Medien wegen meiner Rede über das Recht von Mädchen auf Bildung widmeten. Mein Vater neckte ihn während des Frühstücks.

»Wenn Malala eines Tages Premierministerin ist, kannst du ihr Sekretär sein«, sagte er.

Atal, unser kleiner Familienclown, tat so, als sei er wütend.

»Nein!«, schrie er. »Sie wird meine Sekretärin!«

All die Scherze sorgten dafür, dass ich spät dran war, und ich stürmte zur Tür hinaus. Mein halb aufgegessenes Frühstück stand immer noch auf dem Tisch. Ich rannte die Gasse hinunter und sah den Schulbus, in dem sich die anderen Mädchen drängten, die ebenfalls zur Schule wollten. Ich sprang hinein und schaute nicht zurück.

Der Weg zur Schule war kurz, nur fünf Minuten die Straße hinauf und eine kurze Strecke am Fluss entlang. Ich kam pünktlich, und der Tag der Klassenarbeit verlief wie jeder andere auch. Der Lärm der Stadt, das Hupkonzert und die Geräusche aus den Fabriken von Mingora umgaben uns, während wir uns still und konzentriert über unsere Arbeitsblätter beugten. Am Ende des Tages war ich müde, aber glücklich. Ich wusste, dass ich eine gute Leistung abgeliefert hatte.

»Lass uns den späteren Bus nehmen, ja?«, sagte Moniba, meine beste Freundin. »Dann können wir uns noch ein bisschen unterhalten.« Wir ließen uns nach der Schule gerne noch Zeit.

Schon seit Tagen hatte ich eine merkwürdige, nagende Ahnung, dass etwas Schlimmes passieren würde. Eines Abends hatte ich über den Tod nachgedacht. Ich wollte wissen, wie es ist, tot zu sein. Ich war allein in meinem Zimmer, also wandte ich mich gen Mekka und fragte Gott.

»Was passiert, wenn man stirbt?«, fragte ich. »Wie fühlt es sich an?«

Wenn ich sterben sollte, würde ich den Menschen gerne beschreiben können, wie es sich anfühlt.

»Malala, du Dummkopf«, sagte ich zu mir selbst. »Du wärst ja tot und könntest nicht erzählen, wie es ist.«

Bevor ich ins Bett ging, richtete ich eine weitere Bitte an Gott. »Kann ich ein bisschen sterben und zurückkommen, um den anderen zu sagen, wie es ist?«

Aber der nächste Tag war hell und sonnig, ebenso der danach. Und jetzt hatte ich eine gute Arbeit geschrieben. Die Wolke, die über mir gehangen hatte, war fort. Deshalb taten Moniba und ich das, was wir immer taten: Wir schwatzten. Wir sprachen darüber, welche Gesichtscreme sie benutzte und ob einer unserer Lehrer wohl ein Mittel gegen Haarausfall verwendete. Und jetzt, da die Klassenarbeit vorbei war, fragten wir uns, wie schwierig die nächste sein würde.

Als unser Bus kam, rannten wir die Treppe hinunter. Wie üblich bedeckten die anderen Mädchen ihre Köpfe und Gesichter, ehe sie aus dem Tor traten und in den wartenden Dyna einstiegen, den weißen Pick-up, der unser »Schulbus« war. Und wie üblich zeigte uns der Busfahrer einen Zaubertrick. An diesem Tag ließ er einen Kieselstein verschwinden. So sehr wir uns auch bemühten, wir kamen nicht dahinter, wie er es angestellt hatte.

Im Bus war es brechend voll. Zwanzig Mädchen und zwei Lehrerinnen drängten sich in dem Wagen, in dem es ganze drei Sitzreihen gab. Es war heiß und stickig, und es gab keine Fenster, bloß gelbe Plastikplanen, die gegen die Seitenwände klatschten, während der Bus über die vom Feierabendverkehr überfüllten Straßen von Mingora holperte.

In der Haji-Baba-Straße herrschte ein Gewimmel aus bunten Rikschas, Frauen in wehenden Gewändern und Männern auf Motorrollern, die sich hupend und im Zickzack einen Weg durch den Verkehr bahnten. Wir kamen an einem Metzger vorbei, der Hühner schlachtete, an einem Jungen auf einem Fahrrad, der Eistüten verkaufte. An einer Werbetafel für Dr. Humayuns Institut für Haartransplantation. Moniba und ich waren ins Gespräch vertieft. Ich hatte viele Freunde, aber sie war meine beste Freundin, meine Seelenverwandte, der ich alle Geheimnisse anvertraute. Wir spekulierten gerade darüber, wer von uns in diesem Halbjahr die besten Noten bekommen würde, als eins der Mädchen ein Lied anstimmte. Wir anderen fielen ein.

Als wir an der »Little Giant’s«-Süßigkeitenfabrik an der Kreuzung vorbeigekommen waren, nur drei Minuten von meinem Zuhause entfernt, wurde es auf der Straße seltsam still. Der Bus hielt...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2024
Übersetzer Maren Illinger
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Anschlag • Attentat • Autobiographie • Friedensnobelpreis • Friedensnobelpreisträgerin 2014 • Gewalt • Islam • Jugendbuch ab 12 • Jugendliteratur • Kinderrechte • Kindheit • Mädchen und Frauen • Memoir • Menschenrecht • Menschenrechte • Pakistan • Recht auf Bildung • Sachbuch • Schule • Schülerin • Swat-Tal • Taliban • UNO • Vereinte Nationen
ISBN-10 3-7336-0756-2 / 3733607562
ISBN-13 978-3-7336-0756-2 / 9783733607562
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