Somebody to Hold - Northern-Hearts-Reihe, Band 2 (Fortsetzung des Dein SPIEGEL-Bestsellers ) (eBook)
448 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51234-8 (ISBN)
REBEKKA WEILER, 1986 geboren, schrieb bereits in jungen Jahren ihren ersten Roman. Er war ganze vier Seiten lang und ein Weihnachtsgeschenk für ihre Mama. Seither begleitet sie die Faszination für das geschriebene Wort, und ihre Werke wurden länger und länger. Meistens widmet sie sich Liebesgeschichten, in denen sie ihre Protagonisten vor allerlei Herausforderungen stellt. Rebekka wohnt in Süddeutschland, reist und liest gerne und liebt guten Kaffee.
REBEKKA WEILER, 1986 geboren, schrieb bereits in jungen Jahren ihren ersten Roman. Er war ganze vier Seiten lang und ein Weihnachtsgeschenk für ihre Mama. Seither begleitet sie die Faszination für das geschriebene Wort, und ihre Werke wurden länger und länger. Meistens widmet sie sich Liebesgeschichten, in denen sie ihre Protagonisten vor allerlei Herausforderungen stellt. Rebekka wohnt in Süddeutschland, reist und liest gerne und liebt guten Kaffee.
1
Lene
Am liebsten würde ich diesen beschissenen Artikel anzünden. Oder nein, am besten direkt das ganze elende Schmierblatt.
Die gewählten Mittel.
Dass ich nicht lache.
Weil ich kein Feuerzeug in der Nähe habe, tue ich das Nächstbeste: Ich reiße die Seite heraus und zerfetze sie in unzählige kleine Stücke. Es sieht aus wie buntes Konfetti, nur dass gar nichts bunt ist. Hendrik ist tot, und Dad hat nichts Besseres zu tun, als diesem Klatschblatt ernsthaft ein Statement über ihn zu geben. Ein paar Sekunden starre ich auf das Fetzenmeer vor mir auf dem Tisch, dann schiebe ich es mit der Hand zusammen und werfe es in den Müll. Mum soll sich nicht aufregen, weil ich Chaos veranstaltet habe. Wobei … Eigentlich bezweifle ich, dass sie überhaupt eine Reaktion zeigen wird. Seit ich aus Neuseeland zurück bin, merke ich, dass Emil in seinen Nachrichten nicht übertrieben hat. Mum ist nur noch ein wandelnder Zombie. Trotzdem gehe ich lieber auf Nummer sicher.
Nachdem ich mir einen Kaffee gemacht habe, setze ich mich damit raus in den Garten. Es ist schon kurz nach neun, dennoch herrscht im Haus Totenstille. Mum liegt noch im Bett, Dad ist im Büro, und Emil … Vermutlich hat mein Bruder wieder bei Freya übernachtet.
Unweigerlich umklammere ich meine Tasse fester. Ich sollte froh sein, dass er bei ihr ist und sie nicht bei uns zu Hause sind. So muss ich ihr Glück wenigstens nicht ertragen. Ihr verfluchtes Glück, das es nur gibt, weil unser anderer Bruder tot ist. Es will einfach nicht in meinen Kopf, wie sie kein Jahr nach seinem Tod ein Paar werden konnten. Freya war mit Hendrik zusammen, bevor er gestorben ist. Dass sie es nun mit Emil ist, kann nur bedeuten, dass sie Hendrik nie wirklich geliebt hat. Und das hat er verdammt noch mal nicht verdient.
Gott, ich sollte aufhören, darüber nachzudenken, wenn ich mir die Laune nicht noch mehr verderben will. In ein paar Minuten muss ich los in den Kletterpark, und ich habe keine Lust, von den Gedanken an Emils und Freyas Beziehung dorthin begleitet zu werden.
Geräuschlos trinke ich meinen Kaffee aus und stehe auf, um die Hühner aus ihrer Hütte zu lassen. Sie hören mich schon, bevor sie mich sehen, und ihr Gackern wird immer lauter, je näher ich komme. Mit der Tasse in der Hand öffne ich ihren Durchgang, und eine nach der anderen huscht an mir vorbei. Erst Dagahilt, dann Nanna. Danach Iduna, Nertha und Gefjon. Den dreien folgt Urda. Nur Eira bleibt vor mir sitzen und scheint mich regelrecht zu mustern. Ich weiß, dass das Quatsch ist, aber ihr Blick ist so eindringlich, dass ich nicht anders kann.
»Was?«, blaffe ich sie an und scheuche sie nach draußen.
Eira plustert ihr Gefieder auf, dann flitzt sie an mir vorbei und ihren Artgenossinnen hinterher. Es ist nicht fair, dass ich meine schlechte Laune an ihr auslasse, aber heute ist ein Tag, an dem ich nicht anders kann. Den Artikel über Hendrik zu lesen … Das hat mich aufgewühlt. Immer, wenn ich denke, einigermaßen mit seinem Tod klarzukommen, mit dem Fakt, dass er erschossen wurde, weil er in eine Massentierfarm eingebrochen ist, passiert etwas, das mir zeigt, dass es nicht so ist. Dass ich nicht ansatzweise so klarkomme, wie ich es gern würde. Und von da ausgehend springt die Gedankenspirale an, und ich ende jedes Mal bei Emil und Freya und der Tatsache, dass sie nun zusammen sind, aber es nur deshalb sein können, weil Hendrik tot ist. Und das ist falsch. Es ist falsch, dass er erschossen wurde, und es ist mindestens genauso falsch, dass Freya Hendrik durch Emil ersetzt hat. Von einem Bruder zum anderen, und er ist so dumm, das mitzumachen, weil er schon immer auf sie abgefahren ist.
Frustriert atme ich aus, dann wechsle ich das Wasser meiner Hühner, verteile ein bisschen Kraftfutter und sammle die Eier ein. Vielleicht macht Mum sich ein Spiegelei, wenn sie später sieht, dass ich die frischen bereits ins Haus geholt habe. Ich habe den Gedanken kaum gedacht, als ich auch schon selbst den Kopf schüttle. Nein, wird sie nicht. So beschissen, wie es Mum seit Hendriks Tod geht, wird sie gar nichts essen außer ihren täglichen Schlaftabletten. Trotzdem nehme ich mir vor, ihr demnächst Frühstück zu machen. Wenn das Essen fertig auf dem Tisch steht und sie keine Mühe mehr hat … Vielleicht schafft sie es dann, wenigstens ein paar Bissen zu sich zu nehmen.
Mit den Eiern und meiner Tasse gehe ich zurück in Richtung Haus. Und halte direkt auf der Veranda inne.
»Hey.« Mein Bruder steht im Rahmen der Terrassentür und begrüßt mich, ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen. Freya befindet sich neben ihm und gibt keinen Ton von sich. Mit beiden Händen hält sie sich an Emils fest. »Ich dachte, du bist schon weg. Warst du bei den Hühnern?«
Seine Frage ist sinnlos, weil er an den Eiern in meiner Hand genau sieht, wo ich war. Also spare ich mir eine Antwort, gehe an ihnen vorbei ins Haus, lege die Eier ab und stelle meine Tasse mit mehr Schwung als nötig in die Spüle.
»Lasst euch nicht stören«, sage ich bissig. Der Anblick der beiden macht mich wütend. Noch wütender, als ich es ohnehin schon bin. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, als ich aus Neuseeland zurückkam, aber ganz bestimmt nicht, dass Freya meine Brüder einfach ausgewechselt hat. Auch wenn sie behauptet, dass dem nicht so ist, glaube ich ihr nicht. Die Alternative wäre, dass sie Emil schon immer mehr gemocht hat, als sie es als Hendriks Freundin hätte tun dürfen. Und das macht es kein Stück besser. »Bin schon weg.«
Ich nehme meine Schlüssel vom Tisch und will wieder nach draußen, aber Emil stellt sich mir halb in den Weg.
»So war das überhaupt nicht gemeint«, sagt er, und ich höre ihm deutlich an, dass er genervt von mir ist. Von mir und meinem kindischen Verhalten, wie er nicht müde wird zu betonen.
Mir soll es egal sein. Wenn er das denkt, bitte, von mir aus kann er kindisch haben. Ich bleibe nicht stehen, laufe weiter in den Flur und nehme dort meine Jacke vom Haken.
»Lene!«, ruft er mir noch einmal hinterher. Nicht so laut, dass es Mum oben wecken würde, aber laut genug, dass ich nicht so tun kann, als hätte ich ihn nicht gehört.
»Sorry«, trällere ich zurück. Weil ich weiß, wie sehr es ihn ankotzt, wenn ich so bin. Tja, und mich kotzt an, dass er glaubt, es wäre okay, mit Hendriks Freundin zusammen zu sein. »Ich muss los.«
»Lene, bitte. Lass uns reden.« Er versucht es ein weiteres Mal, aber ich hebe nur die Hand und winke zum Abschied. Dann renne ich aus dem Haus, schnappe mir mein altes Fahrrad und düse los.
Mir ist klar, dass ich nicht ewig vor ihnen weglaufen kann. Aber heute tue ich es, weil ich mich einer richtigen Konfrontation mit ihnen momentan definitiv nicht gewachsen fühle. Nicht nach diesem Artikel, der alles wieder hochgeholt hat, was ich unter Verschluss zu halten versuche. Hendrik fehlt mir, und über ihn zu lesen, fast ein Jahr nach seinem Tod, ist immer noch unerträglich, auch wenn der Ton der Zeitungen sich inzwischen geändert hat. Sie sind nicht mehr darauf festgefahren, dass er ein radikaler Aktivist war. Was gut ist. Mittlerweile fokussieren sie sich mehr auf Dads Wahlkampf und welche Auswirkungen der Tod seines Sohnes darauf haben könnte. Als ob das nicht komplett egal ist. Es ist nur eine blöde Wahl. Nichts im Gegensatz zu dem Verlust von Hendrik.
Mein Herz rast, als ich den Kletterpark mitten im Wald erreiche. Ob das von dem bisschen Fahrradfahren kommt oder weil ich mal wieder geflüchtet bin, weiß ich nicht, aber ich bin froh, als ich das große Schild mit dem Namen des Parks vor mir sehe. Klatrepark Himmelssti Drammen. Der Kletterpark mit den Himmelspfaden. Er liegt umgeben von Bäumen etwas außerhalb der Stadt und ist wunderschön. Jedes Mal, wenn ich hier ankomme, fällt alles, was zu Hause verkehrt läuft, ein bisschen von mir ab.
Die letzten Meter lasse ich mich ausrollen, ehe ich komplett abbremse, absteige und das Fahrrad in den Mitarbeiterbereich schiebe. Dort lehne ich es neben die Räder von Thomas und Alea. Sie sind beide schon da und bringen den Park auf Vordermann, bevor wir in einigen Minuten öffnen.
»Hey.« Ich winke Thomas zu und steuere die Kaffeemaschine in der Hütte an, in der sich ein halbes Büro befindet. Wahrscheinlich macht es mich zu einem Klischee, aber ich kann ohne das schwarze Zeug nicht leben. Jedes Mal, wenn ich versuche, meinen Konsum zu reduzieren, endet das nur in schlechter Laune. Also habe ich beschlossen, es zu nehmen, wie es ist. Es gibt schließlich weitaus Schlimmeres, als koffeinsüchtig zu sein. Zum Beispiel, den toten Bruder zu hintergehen.
Nachdem ich mir eine Tasse eingegossen und mit einem Schuss Hafermilch versehen habe, drehe ich mich zu Alea um, die gerade die heutigen Voranmeldungen größerer Gruppen durchgeht. »Irgendwas Spannendes dabei?«
»Nicht wirklich.« Sie schüttelt den Kopf, ohne den Blick zu heben. »Um elf kommt ein Kindergeburtstag. Da sollten wir direkt Werbung für unsere Ferienabschlussfreizeit machen.«
»Okay.« Ich nicke und nippe an meinem Getränk. »Soll ich Flyer abzählen?«
»Das wäre super, danke.« Sie schnappt sich einen Stift und macht einen Haken hinter besagte Gruppe. Dann sieht sie auf. »Ansonsten scheint es heute ruhig zu werden, wenn nicht plötzlich die halbe Stadt beschließt, spontan zu uns rauszufahren.« Wir wissen beide, dass das eher nicht der Fall sein wird, obwohl momentan Sommerferien sind.
Das ist der Moment, den Thomas sich aussucht, um zu uns zu stoßen. »Hey, Lene«, begrüßt er mich nun richtig und drückt kurz meine...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2024 |
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Reihe/Serie | Northern-Hearts-Reihe |
Northern-Hearts-Reihe | RTB- Northern-Hearts-Reihe |
Mitarbeit |
Cover Design: Andrea Janas |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 16 Jahren • Buch • Bücher • dramatisch • Geschenk • Geschenkidee • Lesen • Liebe • Liebesgeschichte • Literatur • Love-Story • New Adult • Roman • Romance • romantisch • Sexy • The Moment I Lost You • tragisch • Young Adult • Zweiteiler |
ISBN-10 | 3-473-51234-6 / 3473512346 |
ISBN-13 | 978-3-473-51234-8 / 9783473512348 |
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