Lovers & Deceivers (eBook)
442 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61074-1 (ISBN)
Katharina Westholm, 1997 geboren, lebt und schreibt in Ko?ln. Nach ihrem BWL-Abschluss studierte sie Marketing & Kommunikation. Am liebsten schreibt sie mit Blick auf die Ko?lner Innenstadt. Neben ihrer Liebe zu Geschichten bescha?ftigt sie sich mit Inneneinrichtung, ho?rt True Crime-Podcasts oder teilt Fotos auf ihrem Instagram-Account @writingincologne, wo sie von Lieblingsbu?chern und ihrem Schreibprozess erza?hlt.
Katharina Westholm, 1997 geboren, lebt und schreibt in Köln. Nach ihrem BWL-Abschluss studierte sie Marketing & Kommunikation. Am liebsten schreibt sie mit Blick auf die Kölner Innenstadt. Neben ihrer Liebe zu Geschichten beschäftigt sie sich mit Inneneinrichtung, hört True Crime-Podcasts oder teilt Fotos auf ihrem Instagram-Account @writingincologne, wo sie von Lieblingsbüchern und ihrem Schreibprozess erzählt.
Kapitel 1
Megan
Sekundenlang starrte ich die blonde Frau vor mir an. Ihr bitteres Lächeln hielt lediglich kurz an, bevor ihre Mundwinkel nach unten sackten. Für einen Moment erwiderte sie meinen Blick voller Sorge, dann wandte ich mich ab – nur um einen Atemzug später wieder zu ihr zu sehen. Diesmal wirkte ihr Ausdruck verändert, fast erschrocken, was mich jedoch weiter dazu drängte, sie zu mustern. Wer war sie? Die Lider der Blonden flatterten und eine leichte Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab. Sie war hübsch, fand ich. Aber sie wirkte müde und erschöpft.
Erst das Klirren des Vodka Sodas, den der Barkeeper mir vor die Nase setzte, unterbrach unseren Blickkontakt und ich riss mich endlich los – von meinem eigenen Spiegelbild. Was für ein Klischee, dass ausgerechnet ich in die nächstbeste Bar lief, um mich von der heutigen Enttäuschung zu erholen. Ich, die sich in der Vergangenheit lieber bis zum Morgengrauen mit Karteikarten beschäftigt hatte, als die Nacht durchzufeiern. Doch selbst das war jetzt egal.
Leise seufzend ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten, in dem ich mich befand. Die Bar war düster, aber gemütlich, irgendwie geheimnisvoll und edel. Indirektes Licht umsäumte die massive Theke und bildete die einzige Lichtquelle neben den warm leuchtenden Glühbirnen auf den marmornen Tischen der kleinen Sitzgruppen am Rande des Raums. Die Gesichter der Gäste am Ende der Theke waren dadurch nicht wirklich zu erkennen und nur diejenigen, die sich in unmittelbarer Nähe befanden, ließen mich verstehen, welches Klientel hier ein- und ausging, was auch die Preise der Drinks erklärte. Es handelte sich vermehrt um junge Leute, die meisten mussten in meinem Alter sein, vielleicht ein wenig älter. Doch es war keine Bar für Studentenpartys mit Bier aus billigen Plastikbechern und einer eigenen Getränkekarte für Shots, wie ich sie aus der Bar in der Nähe meiner Uni kannte. So, wie es aussah, trafen sich hier vor allem junge Business-Leute. Solche, die Erfolg hatten und solche, die gerne so taten, als wären sie erfolgreich. Die Kleiderordnung, die irgendwo zwischen hochmodisch und formell lag, passte perfekt zu der Lage der Bar – direkt in der City of London und ganz in der Nähe des hohen Gebäudes, aus dem ich vorhin geflohen war.
Für einen Mittwochabend war die Bar ungewöhnlich gut besucht und im Raum lag dieses Gefühl von Unbeschwertheit, für das die meisten Menschen heutzutage keine Nerven mehr aufbringen konnten – mich eingeschlossen. Dies war kein Ort, an dem ich mich normalerweise rumtrieb. Und dennoch fühlte ich mich nicht unwohl. Vielleicht lag es daran, dass ich mit meinem kurzen Tweedrock und den spitzen Pumps exakt zu den restlichen Gästen passte. Ich hatte mein Outfit sorgfältig auf den heutigen Tag abgestimmt. Und doch hatte es nicht gereicht.
Die aufkommende Scham färbte meine Wangen rötlich. Der Spiegel zeigte es mir ganz genau. Wenn ich zurückdachte, dann konnte ich mit Sicherheit sagen, dass ich selten so gescheitert war wie am heutigen Tag. Eigentlich war ich immer die mit den guten Noten gewesen, besonders sobald Selbstorganisation, Kreativität und Worte gefragt waren. Mit solchen Dingen konnte ich gut umgehen. Mit Enttäuschungen nicht. Wahrscheinlich hatte es damit zu tun, dass ich bisher beinahe jedes Mal Glück gehabt hatte. Fast alle meine Dozenten hatten mich gemocht und meinen Ehrgeiz geschätzt. Und jetzt waren da gleich zwei Enttäuschungen hintereinander. Die eine lag noch ganz frisch auf meiner Haut, die andere hatte sich bereits irgendwo zwischen Herz und Magen festgesetzt.
Eigentlich war das Gespräch sogar ziemlich gut gelaufen. Ich hatte mich informiert, ganz genau gewusst, in wessen Büro ich da saß und welche Geschichte das Londoner Familienunternehmen mit sich brachte. In meinem Modejournalismus-Studium in Southampton war nicht nur Kleidung an sich Themenschwerpunkt gewesen, sondern vor allem auch die Kultur und der Markt, die hinter dem Phänomen Fashion standen. Da war es klar, dass ich den Namen The Dillens schon einmal gehört hatte. Schließlich handelte es sich hier um Londons bekannteste und umsatzstärkste Vertriebsagentur für unzählige High-End-Modemarken. Allesamt ließen sie mein Herz höherschlagen, was allein bereits Grund genug für meinen Bewerbungsentschluss hätte sein können, wenn da nicht diese verfluchte Schreibblockade gewesen wäre.
Bis zu meinem Abschluss hatte ich mir viele Jobprofile vorstellen können. Klar, Mode gefiel mir immer noch, aber vor allem war es das Schreiben gewesen, das mich im Studium vorantrieb. Kurz gesagt: Ich liebte Mode, doch den Journalismus-Part meines Studiums hatte ich mit jedem Semester ein bisschen mehr geliebt. Trotzdem stand nun eins für mich fest: Mein zukünftiger Job sollte nichts mehr mit dem Schreiben zu tun haben.
Nach dem Ende des Sommersemesters, als ich meinen Abschluss in der Tasche gehabt hatte, war ich entschlossen gewesen, nach London zu ziehen und dort mein Glück zu versuchen. Ich hatte nur diese eine Bewerbung geschrieben. Hatte nicht mit einer Enttäuschung gerechnet, weil ich das nicht kannte. Und weil ich bei dieser Stelle ja bereits aufs Schreiben verzichtet hatte. Tja, so langsam sollte ich mich wohl daran gewöhnen, dass meine Glückssträhne vorbei war.
Dass ich einfach davon ausgegangen war, dass es schon klappen würde, machte mein Scheitern jetzt umso schlimmer. Nur warum war ich eigentlich gescheitert? Diese Frage zerriss mich innerlich, ich wollte verstehen. Ich hasste es, Fehler zu machen. Und so ging ich zum wiederholten Male das Gespräch Satz für Satz durch, suchte nach dem Fehler. Meinem Fehler.
»Herausragende Noten in den modebezogenen Fächern, aber vor allem auch im journalistischen Teil Ihres Studiums. Helfen Sie mir auf die Sprünge, Miss White. Wieso sitzen Sie hier und befinden sich nicht drüben auf dem Hanover Square in Mayfair?« Clint Carter, Personalchef bei The Dillens, war ein Husky. Nur keiner der niedlichen Sorte. Sein Ton war ruhig und kontrolliert. Seine Stahlaugen blinzelten nicht mal, während er mich fragte, warum ich mich bei diesem Unternehmen bewarb und nicht auf einem ledernen Freischwinger im Headquarter der britischen Vogue saß.
Ich entschied mich für eine Teilwahrheit, da ich trotz allem nichts davon hielt, ein mögliches Arbeitsverhältnis mit einer Lüge zu beginnen.
»Ich habe immer gerne geschrieben.« Meine Mundwinkel zuckten zweimal, obwohl das nicht mal der gelogene Part war. »Schreibe gerne. Präsens.« Ich rang mir ein Lächeln ab und umging seine Husky-Augen, indem ich ihm genau auf die Nasenwurzel starrte.
Mr Carter nickte kaum merklich und lehnte sich zurück, als wüsste er genau, dass mir sein Schweigen Unbehagen bereitete.
»Aber ich lese lieber den Businessteil, als mir irgendein Editorial anzuschauen. Ich interessiere mich für die unternehmerische Seite der Branche. Ich habe zwei Jahre lang als Assistentin im Lehrstuhl gearbeitet.«
Wieder nickte er und diesmal hatte ich tatsächlich das Gefühl, meine Worte hätten ihn zufriedengestellt.
»Verstehe. Sie wollen nicht über andere schreiben, Sie wollen, dass man über Sie schreibt. Das kann ich nachvollziehen.« Kurz grinste er und gab den Blick auf verboten scharfkantige Eckzähne frei.
Trotzdem konnte ich seit Beginn dieses Gesprächs zum ersten Mal die Schultern lockern. Erleichterung machte sich in mir breit. Das Gespräch lief besser als erwartet.
»Also gut.« Mr Carter ordnete den losen Papierstapel, den er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte und es schien, als wäre das Gespräch beendet.
Im Augenwinkel erkannte ich das rote Ausrufezeichen, das jemand neben mein Bewerbungsfoto gesetzt hatte. Auch nach drei Jahren Modejournalismus ließ mich die Oberflächlichkeit dieser Branche schlucken. Ich zwang mir ein erneutes Lächeln auf, denn ich wollte diesen Job. Und es gab mehr als genug geeignete Kandidatinnen und Kandidaten, die sich ein Bein für diese Assistenzstelle ausreißen würden – dabei war das hier nicht die Runway und es gab auch keine Miranda, die von mir ein unveröffentlichtes Harry-Potter-Manuskript verlangen würde. Zumindest hoffte ich das.
Unsicher wollte ich ihn fragen, wie es jetzt weiterging. Wollte wissen, ob ich das edle Gebäude in der City of London in Zukunft als Assistentin der Geschäftsführung betreten würde. Doch bevor ich überhaupt die erste Silbe hervorbringen konnte, machte sich das Konferenztelefon an der Fensterseite des Hochglanztisches lautstark bemerkbar. Mr Carter warf einen schnellen Blick auf das Display und richtete sich auf.
»Moment, da muss ich kurz rangehen.« Er betätigte einen der unzähligen Knöpfe, dann knackte es blechern. »Ich rufe dich gleich zurück«, setzte er an und wurde prompt unterbrochen, als eine männliche Stimme das weitläufige Büro erfüllte.
Mr Carter hielt in...
Erscheint lt. Verlag | 18.1.2024 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | high society love • impress ebooks • Liebe am Arbeitsplatz • Liebesroman deutsch • London Roman • new adult bücher • New adult Romance • Romance Bücher • Romantic Suspense • strangers to lovers • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-61074-3 / 3646610743 |
ISBN-13 | 978-3-646-61074-1 / 9783646610741 |
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