Could it be Love? (eBook)
496 Seiten
ONE (Verlag)
978-3-7517-5574-0 (ISBN)
Die 17-jährige Bonnie war schon oft verliebt, und sie stellt sich immer wieder die Frage, wie ihr Leben wohl ausgesehen hätte, wenn sie mit ihren Crushes zusammengekommen wäre. Aber leider traut sie sich nicht einmal, jemanden anzusprechen, denn Bonnie ist viel zu schüchtern. Leichter fällt es ihr, für jede unerfüllte Liebe eine Playlist zu erstellen, um sich an ihre Gefühle zu erinnern. Doch als sie beim Hören ihrer Songs plötzlich in eine Alternativwelt geschleudert wird und ihrer ersten Sommerliebe gegenübersteht, ändert sich schlagartig alles. Denn es bleibt nicht bei einem einzigen Weltensprung - und dann ist da auch noch die geheimnisvolle Dee, die Bonnies Herz schneller schlagen lässt.
<p><strong>Lea Kaib</strong>, 1990 geboren, hatte schon früh immer ein Buch in der Hand. Während des Studiums nutzte sie die Zeit, ihre Selbstständigkeit aufzubauen. Heute arbeitet sie Vollzeit als Autorin und Content Creatorin. All das zeigt sie auf Social Media unter @liberiarium, wo sie sich für queere Themen und mentale Gesundheit einsetzt. Ihr Debüt<i><b>LOVE WITH PRIDE</b></i>erschien 2021 bei S. Fischer New Media. Lea liebt Pen & Paper und Musicals und hat vier Kater.</p>
Kapitel 1
1 Monat zuvor
Unruhig schlage ich die Augen auf und japse. Ich sauge den vertrauten Geruch meines Lavendel-Kissensprays ein, und sofort beruhigt sich meine Atmung.
Es war nur ein Albtraum.
Schon wieder.
In letzter Zeit haben diese Träume zugenommen, und ich wache danach meist völlig desorientiert auf. Raunend richte ich mich in meinem Bett auf und fasse mir an die Schläfen, um sie zu massieren.
Erst jetzt bemerke ich den dröhnenden Klingelton meines Weckers und taste mit der Hand danach, um ihn auszuschalten.
Ich brauche dringend eine Dusche. Und Kaffee. Am besten literweise.
»Bonnie, bist du wach?«
Die Stimme meiner Mum ist so laut, dass sie vom Erdgeschoss in die obere Etage durch meine Zimmertür dringt. Früher hat sie in einer Metalband gesungen. Ihre Stimme geht wirklich durch Beton.
Mit wackligen Beinen schwinge ich mich aus dem Bett, weiche einer Kiste alter Schallplatten aus und stoße dabei mit dem Knöchel gegen eine Schrankkante. Fluchend öffne ich die Zimmertür.
»Ja, ich lebe noch«, gebe ich nicht ganz so laut wie Mum zurück, während ich den Flur Richtung Badezimmer durchquere. »Ist was?« Ich runzele die Stirn und halte inne, als ich Mum am Treppenaufgang stehen sehe. Nur ihr Kopf lugt hervor, was ein bisschen gespenstisch wirkt. Vor allem ihr Blick macht mir zu schaffen. Ich will nicht, dass sich Mum Sorgen um mich macht.
»Hast du gut geschlafen? Als ich vorhin aufgestanden bin, hast du so laut geatmet und gemurmelt, dass ich dich durch die geschlossene Tür gehört habe. Ich hab kurz nach dir gesehen, aber du hast tief und fest geschlafen.« Jetzt taucht auch der restliche Körper meiner Mutter auf. Sie knüpft ihre weiße Bluse zu und versteckt so das bunte Blumen-Tattoo auf ihrer Brust.
»Mir geht's gut«, versichere ich ihr mit einem kleinen Lächeln und gehe ins Bad. Mit einem unbeabsichtigten Krachen schließe ich die Tür hinter mir und zucke bei dem Geräusch zusammen, als mich plötzlich ein Déjà-vu überrollt: Mein Albtraum endete mit hunderten von offenen Türen, die sich gleichzeitig schlossen. Zunächst ist daran nichts angsteinflößend, wäre da nicht die Tatsache, dass die Türen alle in einem unendlichen Nichts schwebten und nirgendwohin zu führen schienen. Umgeben von reiner Schwärze versuchte ich in meinem Traum eine der Türen zu erreichen, und dann verschluckte mich das Nichts.
Mit einem Kopfschütteln verscheuche ich die Gedanken an die letzte Nacht aus meinem Kopf. Zum Glück weiß ich bereits, wie ich meinen Zombie-Modus abstellen kann. Ohne wirklich hinzusehen, schalte ich das Duschradio ein, und die bekannten Stimmen des All Scottish Radio Senders begrüßen mich fröhlich mit der heutigen Hitzewarnung, ehe ein Song von Paolo Nutini läuft. Schon als die ersten Klänge ertönen, entspannen sich meine Muskeln.
Tief atme ich aus, schließe noch einmal kurz die Augen, ehe ich mich für den Tag fertig mache.
»Können wir los?«, begrüßt mich meine Mutter, als ich zwanzig Minuten später die Küche betrete, aber ich bin noch nicht bereit für ihre gute Laune.
»Gibst du mir noch einen Moment?«, bitte ich sie und nehme mir aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser, die ich in meine Trinkflasche umfülle. Ich schraube den Verschluss zu und lege die leere Glasflasche in einen geflochtenen Henkelkorb auf dem Boden.
»Aber natürlich, Sweetheart.« Mum berührt mit der Hand meine Schulter und zieht mich sanft in eine Umarmung. Einen Atemzug lang kann ich lockerlassen und die Albträume der Nacht vergessen.
»Selber Sweetheart«, brummele ich an ihrem Hals und löse mich dann wieder von ihr. Demonstrativ strecke ich ihr die Zunge raus. Ich kann es nicht leiden, wenn mir meine Mutter Kosenamen gibt, auch wenn ich weiß, dass sie es nur gut meint.
Seit dem Tod meines Vaters ist Mum die Alleinversorgerin und muss sich um alles kümmern. Doch selbst wenn sie müde von der Arbeit zurückkommt, hat sie noch ein Lächeln für mich übrig. Mum würde mir nie zeigen, wie sehr sie dieses Leben anstrengt. Wir sind ein Team, arbeiten zusammen. Auch im Haushalt, wenn ich mich zum Beispiel um das Abendessen kümmere. Einfach ist das alles nicht, doch wir kommen da irgendwie durch. Wir mussten es schon so viele Jahre schaffen.
»Danke, Mum«, entgegne ich, als mir Mum den gewünschten Raum lässt. Ihr schwarzer Bob weht, als sie sich von mir abwendet. Sie greift nach ihrer Tasche auf dem Küchenstuhl und geht zur Tür.
Wach werden, Bonnie!, ermahne ich mich, blicke über die Schulter und sehe meiner Mutter aus dem Fenster nach, wie sie ins Auto steigt. Nachdem ich all meine Sachen in den Rucksack gepackt habe, folge ich ihr hinaus.
Jeden Morgen bringt mich Mum zur Schule, ehe sie zur Arbeit fährt. Für sie ist es nur ein kleiner Umweg. Meistens unterhalten wir uns darüber, was uns am Tag erwartet, oder quatschen belanglos über irgendwelche Fernsehserien. Doch heute fühle ich mich müde, also nicke ich nur oder antworte in kurzen Sätzen. Die Musik ihres Lieblingsradiosenders, ein alter Rockkanal, spricht für uns.
Ich nehme einen Schluck Kaffee aus meinem Metallica-Thermobecher und sehe aus dem Fenster, während die Gegend an mir vorbeizieht. Alte Häuser, deren Schornsteine dampfen, und Supermärkte, die gerade öffnen. Ich liebe es, durch die Innenstadt zu fahren. Zumindest wenn nicht gerade Rushhour ist. Heute haben sich wohl viele Menschen dazu entschieden, bei dem Wetter zu Fuß zu gehen, denn wir haben kaum Stau. Wenn die riesige braunrote Fassade der Scottish National Portrait Gallery an mir vorbeizieht und sich das Licht der Morgensonne in den hohen Fenstern spiegelt, gibt mir das immer einen Kreativitätsschub. Mum biegt auf die Leith Street ab, sodass ich einen Blick auf die Princes Street erhasche, an der wir nur vorbeifahren. Hinter dem Scott Monument strahlt die Sonne bereits so hell, dass ich den Sichtschutz im Auto hinunterklappen muss. Dabei kann ich mich an dem Blick aus dem Fenster nicht sattsehen, denn von hier aus erkenne ich die Silhouette, die zahlreiche Postkarten von Edinburgh ziert: das Schloss, das auf dem Castle Hill thront. Auch wenn ich schon ein Leben lang in Edinburgh wohne, hier wird mir nie langweilig. Ich verstehe, wieso schon um die Uhrzeit Touris Richtung Royal Mile pilgern.
»Bis später«, sagt Mum lächelnd, als wir bei der Schule ankommen und auf dem kleinen Parkplatz halten.
In einer anderen Situation hätte ich ihr einen Kuss auf die Wange gegeben oder sie an mich gedrückt, doch hier auf dem Schulgelände will ich nicht von meinen Mitschüler*innen dabei beobachtet werden. Ich bin schon das Mädchen mit dem toten Vater. Ich will nicht auch noch die sein, die an ihrer Mama klebt.
»Bis nachher«, entgegne ich mit einem gepressten Lächeln, während ich aus dem Auto steige und von warmer Sommerluft empfangen werde.
Das Wetter hebt meine Laune. Für einen Junimorgen ist es bereits ungewöhnlich heiß, und ich erinnere mich an die Warnung aus dem Radio. Wir haben in Edinburgh beinahe halb so viele Regentage wie Sonnentage im Jahr, wenn man den Statistiken Glauben schenkt. Ich liebe diese Jahreszeit, wenn ich endlich kurze Hosen und Kleider tragen kann. Stoff, der im Wind weht, während einem die Sonne auf den Hinterkopf scheint. Dieses Gefühl erinnert mich immer an die Urlaube mit meiner Familie.
»Pünktlich wie immer«, reißt mich eine bekannte Stimme aus den Gedanken, und meine beste Freundin Amy springt mich auf dem Weg ins Hauptgebäude förmlich an. Ihr Lächeln ist ansteckend.
»Hey.«
»Wow, bist du diese Nacht aus dem Fenster gestiegen und hast heimlich gegen Vampire gekämpft?«
Na wunderbar, der Concealer hat also nichts gebracht.
»Wie jeden Abend, weißt du doch«, kontere ich, und wir reihen uns in den Strom der anderen Schüler*innen ein, als die erste Glocke läutet.
»Ich habe heute Morgen beim Bogenschießen richtig abgerissen«, erzählt Amy grinsend, und ich zeige ihr einen Daumen nach oben.
»Ich könnte vor der Schule nie Sport machen.«
»Tja, Bogenschießen ist eben etwas anderes. Und stell dir mal vor, ich würde nicht hingehen und stattdessen jeden Morgen bei deiner Mum im Auto sitzen«, antwortet Amy.
»Mir macht es nichts aus, wenn du bei uns mitfährst ... Wie auch immer.« Ich winke ab.
»Schau mal, ich habe dir die CD mitgebracht, die du wolltest.«
Amy greift in ihren gelben Rucksack, der mit bunten Pins und Buttons übersät ist; den Logos ihrer Lieblingsbands, Sprüchen aus Fernsehsendungen und rotgetigerten Katzen. Ich habe Amys Katzenfaszination noch nie verstanden, ich war wohl immer schon viel zu sehr die klassische Hunde-Person. Früher hatten wir einen Hund, Humphrey, einen alten Corgi, den mein Dad aus dem Tierheim gerettet hatte. Doch auch Humphrey musste sich irgendwann von uns verabschieden.
»Danke!« Ich quietsche etwas zu laut, als Amy mir die CD entgegenhält. Sofort ziehe ich ein paar Blicke auf mich. Räuspernd presse ich die Lippen aufeinander...
Erscheint lt. Verlag | 31.5.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Alicia Zett • Bill Konigsberg • Bloggerin • Bookstagram • Booktok • Buchblog • Bücher ab 14 Jahren • Diversität • female/female • Friends to Lovers • Introvertiert • Junge Erwachsene • Kerstin Gier • lgbtqia+ • Liberiarium • magical realism • Magischer Realismus • Mental Health • Miel Moreland • Musik • Own Voice • Paralelluniversum • Parallelwelten • Playlists • Psychotherapie • Queer • Slow Burn • Time Travel • YA • Young Adult • Zeitreise |
ISBN-10 | 3-7517-5574-8 / 3751755748 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5574-0 / 9783751755740 |
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