Moon & Midnight ? Die beste Freundin beißt man nicht (eBook)
272 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0567-4 (ISBN)
Katy Birchall lebt nach einem Studium der Englischen Literatur- und Sprachwissenschaft wieder in ihrem Geburtsort London, England, und ist als Schriftstellerin und freiberufliche Journalistin tätig. Mit der Serie »Plötzlich It-Girl« gelang Birchall ihr erfolgreiches Debüt als Jugendbuchautorin. Katy Birchall liebt ihre drei Labradore, begeistert sich für Marvel-Comics ebenso wie für Jane-Austen-Romane und würde zu gerne einmal als Elfe die magische Welt aus »Der Herr der Ringe« hautnah erleben.
Katy Birchall lebt nach einem Studium der Englischen Literatur- und Sprachwissenschaft wieder in ihrem Geburtsort London, England, und ist als Schriftstellerin und freiberufliche Journalistin tätig. Mit der Serie »Plötzlich It-Girl« gelang Birchall ihr erfolgreiches Debüt als Jugendbuchautorin. Katy Birchall liebt ihre drei Labradore, begeistert sich für Marvel-Comics ebenso wie für Jane-Austen-Romane und würde zu gerne einmal als Elfe die magische Welt aus »Der Herr der Ringe« hautnah erleben.
Kapitel eins
»Und?«, sagt Mum und zeigt aufgeregt auf unser neues Haus. »Wie findet ihr es?«
Ich lasse die schmuddelig weiße Fassade, die abblätternde blaue Farbe der klapprigen Haustür und die verdreckten Fenster auf mich wirken. Letztere sehen aus, als wären sie zuletzt in der Steinzeit geöffnet worden.
»Es ist irgendwie …« Ich suche nach dem richtigen Wort und lege den Kopf schräg. »…schief.«
»Da hast du vollkommen recht«, sagt Dad lachend. Er streckt sich nach der langen Fahrt und legt mir dann seinen Arm um die Schultern. »Aber ich finde es total charmant, in einer windschiefen Villa zu wohnen, du nicht auch, Maggie? Solange sie nicht umkippt!«
Mum stimmt in sein Lachen ein, nur ich verstehe den Witz nicht. Das Haus sieht tatsächlich aus, als könnte es jeden Moment umfallen. Es als Villa zu bezeichnen, ist eindeutig übertrieben. Während meine Eltern sich wieder dem Auto zuwenden, um mit dem Auspacken zu beginnen, bleibe ich an dem kaputten Holztor stehen, hinter dem sich ein halb überwucherter Pfad zum Haus schlängelt.
Als Mum und Dad vor zwei Wochen völlig unerwartet verkündeten, dass wir in eine Kleinstadt namens Ghoston ziehen würden, von der ich noch nie gehört hatte und die mitten im Nirgendwo an der Küste Yorkshires lag, war mein erster Gedanke, dass die beiden verrückt geworden sein mussten.
Diese einsame, heruntergekommene Villa verstärkt meinen Eindruck noch.
Wenn sie wirklich in Ghoston läge, wäre alles halb so schlimm. Um sie zu erreichen, sind wir durch den Ort gefahren, immer weiter die Hauptstraße entlang und an den letzten Häusern vorbei, bis wir hier, weit außerhalb der Ortsgrenzen, gelandet sind. Die Skeleton-Villa liegt vollkommen allein, umgeben von Wiesen, die an einen großen, dunklen Wald grenzen.
Ich werfe einen Blick über die Schulter. Der Wald besteht aus hohen, knorrigen Bäumen mit dicken Stämmen und seltsam verdrehten Ästen, die gespenstisch im Wind knarren.
Plötzlich sehe ich in ihrem Schatten zwei rote Punkte aus der Dunkelheit leuchten und kneife die Augen zusammen, um sie besser erkennen zu können.
»Die Skeleton Woods«, sagt Dad plötzlich hinter mir. Er bleibt mit einer schweren Umzugskiste neben mir stehen und weist stirnrunzelnd mit dem Kinn zu den Bäumen. »Ein uralter Wald voller Geschichten … Du darfst ihn nicht betreten. Niemand darf das.«
»Warum nicht? Was sind das für Geschichten?«
»Alle möglichen Mythen und Legenden.« Seine Augen funkeln. »Manche sagen sogar …«
»Hör nicht auf deinen Vater«, unterbricht uns Mum und stößt ihn kopfschüttelnd mit dem Ellbogen an, als sie auf dem Weg zum Haus an uns vorbeikommt. »Du sollst ihn deshalb nicht betreten, weil er so groß ist und man sich leicht darin verirrt. Das hat nichts mit Gespenstern oder finsteren Mächten zu tun.«
»Gespenstern oder finsteren Mächten?«, frage ich fasziniert und starre mit großen Augen zum Wald. Was habe ich da vorhin wohl gesehen? »Spukt es dort etwa?«
»Merkst du, was du angerichtet hast?« Mum seufzt und wirft Dad einen bösen Blick zu. »Jetzt gibt sie keine Ruhe mehr.«
»Ich war nicht derjenige, der von Gespenstern und finsteren Mächten angefangen hat«, antwortet Dad lachend.
Mum hat recht, ich gebe ganz sicher keine Ruhe. Ich war schon immer verrückt nach Gruselgeschichten, keine Ahnung, warum. Als kleines Mädchen habe ich immer auf Schauermärchen bestanden, wenn meine Eltern mir vor dem Schlafengehen etwas vorlesen wollten. Dad musste dann das Licht ausschalten und sich eine Taschenlampe unters Kinn halten, damit sein Gesicht möglichst unheimlich aussah. Bis heute liebe ich es, voller Anspannung darauf zu warten, was als Nächstes passiert. Auf Jahrmärkten oder in Vergnügungsparks interessiere ich mich nur für die Geisterbahnen oder Spukschlösser, in denen als Mumien oder Skelette verkleidete Schauspieler aus der Dunkelheit springen und man sich vor Schreck die Seele aus dem Leib brüllt, um anschließend über sich selbst zu lachen.
Eigentlich ist Dad schuld an meiner Vorliebe für alles Unheimliche. Er gruselt sich nämlich selbst gern, weshalb Mum regelmäßig die Augen verdreht, wenn wir an Kinoabenden den Film aussuchen. Dummerweise ist er genauso streng wie sie, wenn es darum geht, welche Filme ich schon sehen darf und welche nicht.
»Du bist erst elf«, ruft mir Mum jedes Mal in Erinnerung, wenn ich die beiden zu einem echten Horrorfilm überreden will. »Von so was bekommst du Albträume, glaub mir.«
Aber genau das ist der Punkt: Ich bekomme keine Albträume, hatte noch nie welche, in meinem ganzen Leben nicht. Ich weiß, wie ungewöhnlich das ist. Jeder andere, den ich kenne, hat schon mindestens einmal im Leben schlecht geträumt und ist schweißgebadet aufgewacht. Ich noch NIE. Kein einziges Mal. Es läuft mir auch nicht kalt den Rücken herunter, wenn ich ein gruseliges Buch lese oder einen Horrorfilm schaue. Die Handlung fasziniert mich, jagt mir jedoch keine Angst ein. Im Gegenteil, ich mache mir meistens einen Spaß daraus, schon am Anfang des Buchs oder Films zu erraten, wie der Held oder die Heldin wohl am Ende gegen das Böse gewinnt – den herumirrenden Geist besiegt, einer Horde blutrünstiger Vampire den Garaus macht, das Ungeheuer in die Schranken weist. Während alle anderen kreischen und sich ein Kissen vors Gesicht halten würden, bin ich immer viel zu beschäftigt mit dieser Frage, um mich zu gruseln.
Ganz schön merkwürdig, ich weiß.
»Hör auf, den Wald anzustarren, Maggie«, reißt mich Mum aus meinen Gedanken. »Was Dad meinte, sind nur alte Volksmärchen, die sich die Leute erzählen.«
»Es gibt Volksmärchen über diesen Wald?«, frage ich aufgeregt und ziehe mein Handy aus der Tasche. »Die will ich lesen!«
Mum räuspert sich demonstrativ. »Es ist gleich stockdunkel. Das kannst du gern alles nachlesen, nachdem du uns beim Ausladen geholfen hast.«
Mum kann ziemlich respekteinflößend sein, wenn sie will. Sie hat so einen strengen Tonfall, den sie aufsetzt, wenn es ihr wirklich ernst ist. Dann weiß man, dass man besser gehorcht, wenn man keinen Ärger will. Widerstrebend stecke ich mein Handy wieder weg.
»Also los«, fordert mich Dad lächelnd auf und fasst die Kiste in seinen Armen fester. »Erkunden wir unser neues Zuhause!«
Nun, da ich weiß, dass der angrenzende Wald voller spannender Geschichten steckt, bin ich schon viel begeisterter von der schiefen alten Villa. Ich schnappe mir meinen Rucksack und ein Kissen aus dem Auto, damit es so aussieht, als würde ich beim Auspacken helfen, und schlendere hinter Mum und Dad durch den Garten, wobei ich das wuchernde Unkraut mit dem Fuß beiseiteschiebe. Mum schließt die Haustür auf und öffnet sie voller Vorfreude. Nachdem sie Licht gemacht hat, betreten wir den Flur.
Mum und Dad sind letztes Wochenende schon zusammen mit dem Umzugsunternehmen hier gewesen, um den Großteil unserer Sachen herzubringen und alles für den Einzug vorzubereiten. Es ist tröstlich, hier und da ein paar altvertraute Möbel zu entdecken, aber alles ist total verwinkelt, verglichen mit unserer bisherigen Wohnung, und die Decken sind so niedrig, dass Dad den Kopf einziehen muss, wenn er durch eine Tür will.
Trotzdem gefällt mir die Villa irgendwie. Sie ist so anders.
»Man muss noch jede Menge Arbeit reinstecken«, stellt Mum seufzend fest und stemmt die Hände in die Hüften, während sie sich umsieht. »Aber wir haben es uns sicher schnell gemütlich gemacht.«
»Das denke ich auch«, pflichtet ihr Dad bei. »Ich fürchte, mein Onkel Bram hat das Haus ziemlich verwahrlosen lassen. Trotzdem, es lässt sich was draus machen. Wart’s nur ab, Maggie.«
»Ich find’s jetzt schon cool«, sage ich und entdecke ein großes Spinnennetz am Übergang zur Küche.
»Geh doch mal hoch und such dir ein Zimmer aus«, schlägt Mum vor. »Du darfst als Erste wählen.«
Mit dem Kissen, das ich aus dem Auto mitgenommen habe, stapfe ich die knarrende Treppe hoch und sehe mir die verschiedenen Möglichkeiten an. Eins der Zimmer ist deutlich größer als die anderen – das muss Großonkel Brams Schlafzimmer gewesen sein. Ich überlasse es Mum und Dad und entscheide mich für das zweitgrößte Zimmer, das am anderen Ende des Flurs liegt und zum Wald hin ausgerichtet ist. In allen Zimmern hängen große Spiegel mit schweren hölzernen Rahmen. Dads Onkel Bram muss ziemlich eitel gewesen sein.
Ich bin ihm nie begegnet, hatte kaum je von ihm gehört, bis er vor zwei Wochen unerwartet starb und uns diese alte, unheimliche Villa vererbte. Als Dad mir erzählte, dass wir hierherziehen würden, stellte ich ihm natürlich viele Fragen zu diesem Onkel Bram, aber Dad konnte mir nicht viel über ihn erzählen. Die beiden hatten schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Alles, was er wusste, war, dass Bram ein sehr zurückgezogenes Leben geführt hatte.
Inzwischen kann ich mir gut vorstellen, wie es dazu gekommen ist, dass er so isoliert war. Hier wohnt meilenweit kein anderer Mensch.
Ich fand es am Anfang ziemlich komisch, dass er uns sein Haus vermachte, obwohl wir gar nichts mit ihm zu tun hatten. Dad zuckte nur mit den Schultern und erklärte, das liege daran, dass wir Onkel Brams einzige Angehörige seien und er niemand anderen gehabt habe.
Ich setze mich aufs Bett und ziehe mein Handy aus der Tasche, um Skeleton Woods zu googeln, aber ich habe keinen Empfang. Auch nachdem ich mich aufs Bett gestellt und die Hand so hoch wie möglich gehalten habe, tauchen keine Balken auf dem Display auf. Ich drehe noch...
Erscheint lt. Verlag | 27.9.2023 |
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Reihe/Serie | Moon & Midnight | Moon & Midnight |
Illustrationen | Alexandra Helm |
Übersetzer | Verena Kilchling |
Zusatzinfo | 20 s/w Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Bestsellerautorin • Der kleine Vampir • female empowerment • Freundschaft • Gruselgeschichten für Kinder • Halloween • Magisches Mädchenbuch • neue Freunde finden • neu in der Schule • Umweltzerstörung • Umzug • Vampire • Vampirjäger • Vegetarismus |
ISBN-10 | 3-7336-0567-5 / 3733605675 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0567-4 / 9783733605674 |
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