Zodiac 1: Servants of the Moon (eBook)
378 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65526-2 (ISBN)
Lana Rotaru verliert sich seit frühester Kindheit nur zu gern in Büchern. Es ist also kein Wunder, dass sie inzwischen selbst Geschichten verfasst. Wenn sie nicht gerade an neuen fantastischen und romantischen Werken arbeitet, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Mann und ihrem Sohn an der frischen Luft, wo sie neue Kraft und Inspiration findet. Gemeinsam mit ihrer Familie und zwei schnurrenden Vierbeinern lebt sie im Bergischen Land.
Kapitel Eins
Hat einer von euch heute ein Wort von Dr. Blackwoods Vorlesung verstanden?« Christina sah fragend in die Runde. »Ich meine, der Stoff allein ist bereits die reinste Qual. Aber seit er sich die Zähne hat machen lassen, kann man den Saal nicht mehr ohne Regencape betreten.« Sie zog angewidert die Nase kraus und schüttelte sich wie ein nass gewordener Hund.
»Reg dich nicht auf, Babe.« Nate, der neben Christina saß und ebenfalls zu unserer Lerngruppe für den Kurs Amerikanische Geschichte gehörte, legte ihr genau in der Sekunde einen Arm um die Schultern, als ich meinen Blick von den Jahrmarktbuden wandte, die uns mit wild flackernden Lichtern, dröhnender Popmusik und dem Geruch nach Zucker, Fett und Alkohol umgaben.
»Erstens bekommst du davon nur Falten.« Er zwinkerte ihr zu, was Christina dazu animierte, seinen Arm abzuschütteln, als wäre er ein lästiger Käfer.
»Zweitens«, sprach Nate ungerührt weiter und legte die Arme auf dem lang gezogenen Holztisch zwischen uns ab. »Wen interessiert es schon, was der alte Greis von sich gibt? Würde er für die Prüfungsanmeldung nicht eine achtzigprozentige Anwesenheitsquote fordern, würde vermutlich niemand auch nur einen Fuß in seinen Hörsaal setzen. Immerhin steht alles, was wir für die Klausur benötigen, in dem Vorlesungsskript – das wir in die Prüfung mitnehmen dürfen.« Er zuckte mit den Schultern und der dunkelgrüne Stoff seines Kapuzenhoodies streifte dabei die unteren Spitzen seiner braunen Haarsträhnen.
Christina schnaubte. Vermutlich fragte sie sich, wieso sich Nate unserer Lerngruppe angeschlossen hatte, wenn er gar nicht beabsichtigte, den Stoff zu pauken.
Anfangs hatte ich mir dieselbe Frage gestellt. Doch inzwischen kannte ich die Antwort darauf: Nate war hoffnungslos in Christina verknallt und wollte ihr auf diese Weise näherkommen.
»JJ! Jetzt sag auch mal was! Du willst doch mehr erreichen, als nur bestehen, oder?« Sie klang verzweifelt, was mich zum Schmunzeln brachte. Natürlich stand ich in dieser Frage auf Christinas Seite. Schließlich hatte ich mich allein aus dem Grund an der UWYO, der University of Wyoming, eingeschrieben, weil sie im Studiengang American Studies den besten Ruf im gesamten Bundesstaat genoss. Das bedeutete jedoch nicht, dass ich scharf darauf war, erneut darüber zu diskutieren, welche Art von Prüfungsvorbereitung am effektivsten war.
»Matt ist schon eine ganze Weile weg, findet ihr nicht auch? Ich geh mal nachsehen, wo er bleibt.« Ich wollte mich gerade aus der Affäre ziehen, als ein aufkommender Oktoberwind meine kastanienroten Locken in alle Himmelsrichtungen davonwehte. Normalerweise trug ich mein Haar zu einem Zopf gebunden, aber heute hatte ich mich dagegen entschieden – und bereute es zutiefst. Den gesamten Abend über flogen mir die Strähnen ins Gesicht, verhakten sich an meinen Wimpern oder blieben an meinem Lipgloss-Mund hängen. Es war zum Verrücktwerden!
Während ich damit beschäftigt war, mein Gesicht zum wiederholten Mal zu befreien, entdeckte ich eine vertraute Gestalt, die sich bei den Fressbuden aufhielt.
Matt Brownfield.
Das vierte Mitglied unserer Lerngruppe und die Quelle meiner Tagträume.
»June!« Trotz ihres empörten Tonfalls konnte Christina eine gewisse Erheiterung nicht unterdrücken. Natürlich war sie nicht böse auf mich. Dafür war sie viel zu sehr in die Idee vernarrt, dass sich zwischen Matt und mir etwas entwickeln könnte.
Da Matt gerade den Weg in unsere Richtung einschlug, verwarf ich die Idee, nach ihm zu sehen. Stattdessen blieb ich auf meinem Platz sitzen und nutzte die Gelegenheit, meinen Schwarm zum wiederholten Mal an diesem Abend anzuschmachten. Mit den sandblonden Haaren und dem Sonnenscheingrinsen sah Matt einfach unglaublich gut aus.
»Du hast da ein wenig Sabber am linken Mundwinkel«, wisperte Christina und unterbrach damit meine Bewunderung für unseren Kommilitonen, der auf seinen Armen einen ganzen Berg Snacks balancierte und es dabei überraschend souverän schaffte, den im Weg herumstehenden Jahrmarktgästen und verstreuten Tischen auszuweichen.
Mit glühenden Wangen wirbelte ich zu Christina herum. Diese erwiderte die Geste nur unbeeindruckt, widmete sich aber kurz darauf Nate, der zu meinem – und Christinas! – Glück nichts von unserer Unterhaltung mitbekommen hatte. Er war völlig in sein Handy vertieft.
Erleichtert atmete ich auf. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war, dass Matts bester Freund erfuhr, wie ich für seinen Kumpel empfand. Seit ich Matt in der ersten Vorlesungswoche an einem der Kaffeewagen kennengelernt hatte, war dies mein bestgehütetes Geheimnis. Nur Christina wusste davon, und das auch eher unfreiwillig. Denn dank ihres geradezu gespenstischen Spürsinns für Romantik, war es schier unmöglich gewesen, ihr meine Schwärmerei vorzuenthalten.
Bis heute vertrat sie die felsenfeste Überzeugung, dass es sich um Schicksal handelte, dass Matt und ich denselben Kaffee-wagen für uns auserkoren hatten.
Dass ich ebenso wenig an Seelenverschwandtschaft glaubte wie an Vorbestimmung oder Schicksal, hinderte meine Kommilitonin nicht daran, mir seitdem jedes Mal, wenn wir einander trafen, mein Tageshoroskop vorzulesen. Christina war davon überzeugt, dass das gesamte Leben eines Menschen in den Sternen geschrieben stand und sich dort ablesen ließ – inklusive des Seelenverwandten, der in meinem Fall Matt sein sollte.
Anfangs hatte ich noch versucht, Christina klarzumachen, dass sie sich die Mühe einer Bekehrung sparen konnte, da sich meine Meinung zu diesem Thema nicht ändern würde. Doch als sie daraufhin nur beharrlicher wurde, hatte ich beschlossen, diesen Schwachsinn künftig kommentarlos über mich ergehen zu lassen.
»Mal ehrlich, Nate«, stöhnte Matt, kaum dass er in Hörweite war. »Chilli-Cheese-Fritten mit Schokosoße und Marshmallows? Das klingt nicht nur ekelhaft, es sieht auch ebenso scheußlich aus.« Er verzog das Gesicht und überreichte seinem Freund eine mit Fettflecken überzogene braune Papiertüte.
»Tja, was soll ich sagen.« Nate legte das Handy neben sich auf den Tisch und nahm seine Essensbestellung entgegen. »Ich stehe halt auf die Kombination aus scharf und süß.« Er warf Christina einen aufreizenden Augenaufschlag zu, den sie gekonnt ignorierte. Stattdessen nahm auch sie Matt einen Teil seiner Last ab.
»Ich weiß, du sagtest, dass du nichts möchtest«, richtete Matt das Wort an mich und stellte einen weiß-braun gestreiften Pappbecher mit einem hellen Plastikdeckel vor mir ab. Dann setzte er sich neben mich. Obwohl zwischen uns genug Platz war, streifte sein Bein wie zufällig das meine und mich durchlief ein wohliger Schauder.
»Aber es kam mir einfach nicht richtig vor, dir als Einziger nichts mitzubringen.« Auf seinen Zügen breitete sich dieses charmant-schüchterne Lächeln aus, das meine Wollstrumpfhosen-Knie weich werden ließ. »Leider hatten sie am Kaffeestand keinen Lebkuchensirup mehr. Deshalb habe ich dir als Trost das hier zu deinem Soja-Latte-Macchiato mit Zimtzucker mitgebracht.« Er zog den Reißverschluss seiner Weste ein Stück herunter und zum Vorschein kam ein Lebkuchenherz, das an einem rosaglitzernden Geschenkband hing. Weiße Zuckerblüten zierten den Rand und in der Mitte stand in pastellfarbener Schnörkelschrift die Frage »Will you be my Honeybee?«.
Mir entfloh ein Keuchen und das Blut schoss mir in die Wangen. Matt und ich kannten uns seit etwa acht Wochen und in all der Zeit hatte er nie irgendwelche Andeutungen gemacht, dass er in mir mehr sah als eine Kommilitonin. Umso überraschter war ich gewesen, als er mich am Montag nach unserer Vorlesung gefragt hatte, ob ich am Freitag gemeinsam mit ihm und den anderen auf den Jahrmarkt gehen wollte.
Dass er seine Sympathien für mich jetzt so offenkundig zur Schau stellte, ließ mich auf Wolke sieben schweben. Allein Christinas Reaktion auf Matts Date-Einladung trübte ein wenig meine Freude. Nachdem ich meiner Freundin via Whatsapp von der wohl größten Wendung meines Liebeslebens der letzten zwei Jahre erzählt hatte, hatte sie mir ein breites Grinse-Emoji samt einem Screenshot von meinem Tageshoroskop geschickt.
Frauen des achten Abschnitts des Tierkreiszeichens sollten sich wappnen, denn ihnen stehen gravierende Veränderungen bevor. Ein attraktiver Fremder hat es auf ihr Herz abgesehen und manche Schützen verfehlen ihr Ziel nie.
Damals war ich so enttäuscht und wütend über Christinas Reaktion gewesen, dass ich ihr nur geantwortet hatte, dass Matt Widder und kein Schütze sei und er deshalb wohl nicht der attraktive Fremde war, vor dem ich mich in Acht nehmen sollte.
»Ähm … danke«, brachte ich stotternd hervor und wischte mir die schweißfeuchten Finger unauffällig an meinem Jeansrock trocken. Matt löste unterdessen die Schleife von seinem Hals und zog sie mir über den Kopf. »Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir.«
Christina, die die Unterhaltung zwischen Matt und mir genauestens verfolgte, warf mir ein vielsagendes Zwinkern zu.
Nachdem sich Matt zufrieden seinem Cheeseburger widmete, nahm ich mein...
Erscheint lt. Verlag | 28.4.2023 |
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Reihe/Serie | Zodiac | Zodiac |
Mitarbeit |
Designer: Christin Giessel |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Bookstagram • Booktok • College Fantasy • Fantasy Sternzeichen • Götterfantasy • New Adult Fantasy • Romantasy • Romantasy Bücher für Jugendliche • romantasy für erwachsene • Servants of the Moon • Sternzeichen Fantasy • Urban Fantasy • young adult fantasy • Zodiac • zodiac academy |
ISBN-10 | 3-522-65526-5 / 3522655265 |
ISBN-13 | 978-3-522-65526-2 / 9783522655262 |
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