Die Seelenpferde von Ventusia, Band 1: Windprinzessin (Dein-SPIEGEL-Bestseller, abenteuerliche Pferdefantasy ab 10 Jahren) (eBook)
288 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51156-3 (ISBN)
Jennifer Benkau liebt Fantasy-Geschichten, und die schreibt sie gern mit lauter Musik und ganz viel Schokolade. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, mit denen sie die SPIEGEL-Bestsellerliste erobert hat. Sie liebt es, mit ihrem Pferd Skyla auszureiten und dem Wind hinterherzujagen. Wenn sie ganz genau hinhört, kann sie sogar manchmal verstehen, was Skyla ihr sagen möchte.
Jennifer Benkau liebt Fantasy-Geschichten, und die schreibt sie gern mit lauter Musik und ganz viel Schokolade. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, mit denen sie die SPIEGEL-Bestsellerliste erobert hat. Sie liebt es, mit ihrem Pferd Skyla auszureiten und dem Wind hinterherzujagen. Wenn sie ganz genau hinhört, kann sie sogar manchmal verstehen, was Skyla ihr sagen möchte.
IRLAND
Die Pferde liefen Fiona nicht weg.
Trotzdem sprintete sie los, kaum dass sie aus dem Bus gesprungen war, und flitzte die Straße entlang, so schnell sie ihre Füße trugen. Der Wind zerrte an ihrem blauen T-Shirt und ließ ihre roten Locken wie eine Fahne hinter ihr herflattern.
Die Leute fragten sie immer, ob sie es eilig hatte oder spät dran war, weil sie ständig rannte, statt normal zu gehen. Aber Fiona hatte es selten eilig und war nie zu spät dran. Sie rannte einfach für ihr Leben gern und wunderte sich über die Fragen. Denn warum sollte man gehen, wenn man genauso gut laufen konnte?
Sie umrundete die Hecke, die den Imkerhof von der wenig befahrenen, holprigen Straße abgrenzte, und bremste ab, indem sie sich mit beiden Händen gegen das hohe Holztor fallen ließ. Es gab durch zwei große, geschnitzte Hufeisen zu erkennen, dass es sich bei dem Gehöft nur in zweiter Linie um eine Imkerei handelte und in erster um einen Reiterhof.
Fiona musste nur sehr kurz durchschnaufen, während sie über das Tor kletterte. So früh am Morgen war es noch geschlossen, aber schon bald würde es für Reitschülerinnen, Gäste des Cafés und Kunden der Imkerei offenstehen.
Vor Fiona lagen die besten Monate des Jahres: die Sommerferien. Ihre Eltern hatten keinen Urlaub geplant. Fiona konnte jeden einzelnen Tag von früh bis spät im Stall verbringen. Und das Allerbeste war, dass Thomas, der Stallbesitzer, ihr sogar einen Ferienjob angeboten hatte, mit dem sie sich jede Menge Reitstunden verdienen konnte. Doch das Allerbeste (denn auch Allerbestes war noch steigerungsfähig) war, dass Amber Joyson mit ihren Eltern in die Karibik flog und der Stall damit wochenlang Amber-freie Zone war.
Der Imkerhof mit seinen Pferden war ohne jeden Zweifel der wunderbarste Ort der Welt. Allein der Geruch von Heu und die Geräusche der Pferde, die gerade friedlich ihr Frühstück kauten, ließen eine Welle aus warmem Glück über Fiona hinwegwehen. Amber Joyson jedoch gelang es immer wieder, dieses Glück zu trüben. Sie war sechzehn, damit drei Jahre älter als Fiona und besaß ein eigenes Pferd, was sie automatisch zu einem der besseren Mädchen machte, denen die Reitschulkinder ehrfürchtig nachstarrten. Amber war allerdings keine von denen, in deren Nähe man herumschlich, in der Hoffnung, das kostbare Turnierpferd trockenreiten oder spazieren führen zu dürfen. Zwar kommandierte Amber stets alle herum, ihr diese Aufgaben abzunehmen, aber sie hatte auch jedes Mal etwas an der Hilfe auszusetzen. Darüber hinaus war sie egoistisch, überheblich und gemein. Selbst die Pferde legten die Ohren an, wenn ihre zuckrig süße Stimme über die Stallgasse hallte. Die ganze Welt ließ sofort alles stehen und liegen, um Ambers Wünsche zu erfüllen. Denn anderenfalls passierte etwas.
Fiona hatte keine Ahnung, was dieses geheimnisvolle Etwas sein mochte. Aber seit sie zum ersten Mal zur Reitstunde auf den Imkerhof gekommen war, gehörte es zu den ungeschriebenen Gesetzen, Ambers Etwas zu fürchten wie irische Kobolde das Eisen.
Fiona ging Amber, so gut sie konnte, aus dem Weg.
Für die nächsten Wochen konnte ihr das alles jedoch herzlich egal sein, denn Amber stolzierte vermutlich längst im Designerbikini durch weißen Karibiksand, machte Selfies und Videos und ließ sich dafür von ihren Internet-Followern feiern.
Die Amber-freien Wochen waren angebrochen und mit ihnen zweifellos die allerallerschönste Zeit auf dem Imkerhof.
Als Fiona auf die Stallgasse trat, hoben ein paar Pferde die Köpfe und unterbrachen ihre Heumahlzeit, um ihr die Nasen über die Boxentüren entgegenzustrecken. Lächelnd streichelte sie ihnen die weichen Nüstern und kraulte sie hinter den freundlich gespitzten Ohren. Froufrou hatte natürlich selbst bei der Begrüßung das Maul voller Heu, und die alten Shetlandpony-Stuten Elly und Lisbeth, die sich eine Box teilten, mümmelten wie immer unbeeindruckt weiter. Sie waren weise alte Damen und machten sich nicht viel aus menschlichem Besuch.
Stallkater Elvis begrüßte Fiona dafür besonders hingebungsvoll. Er schnurrte, als sie sich hinkniete, um ihn am Rücken zu streicheln, rieb seinen dicken Katerkopf an ihr und streckte ihr schließlich sogar sein rundes Bäuchlein entgegen. Fiona hatte nur ein einziges Mal den Fehler gemacht, darin eine Aufforderung zum Streicheln der Katzenunterseite zu sehen. Es hatte ihr einen Arztbesuch, jede Menge fies brennendes Jod und eine Tetanusspritze eingehandelt. Sie mochte ihn trotzdem noch. Man musste halt seine Vorlieben kennen. „Nie wieder fall ich auf deine Tricks rein“, flüsterte sie, stemmte sich hoch, ließ den Kater vor der Box der Shettys zurück und schlenderte weiter die Stallgasse entlang, um nach Thomas O’Brian zu suchen. Thomas war nicht nur Reitlehrer und Imker, ihm gehörten außerdem der Hof, die Pferde, die Bienen und alles andere, was hier kreuchte und fleuchte (mit Ausnahme von Kater Elvis, der gehörte nur sich selbst). Gestern hatte er angedeutet, sie könnte den Ausritt für drei Mädchen aus Deutschland leiten, die mit ihren Müttern Urlaub in Irland machten. Sie waren am Tag zuvor schon im Dressurunterricht mitgeritten und hatten sich als geübte Reiterinnen entpuppt.
Fiona war stolz, seit diesem Jahr hin und wieder Ausritte anführen zu dürfen. Meist saßen Reitanfänger in den Sätteln, und Fionas Aufgabe bestand bloß darin, voranzureiten und den Weg vorzugeben, während die braven Gastponys ihrem Pferd hinterherzockelten wie Elefanten, die mit ihrem Rüssel den Schwanz des Vorgängers fassten. Sie ritten dann eine halbe Stunde im Schritt bis zur Ruine der alten Mühle und wieder zurück. Es machte Fiona Spaß, den Feriengästen ihre Heimat zu zeigen: die grünen Hügel, Wiesen und Weiden, die Pferde und Schafe, die Vogelnester in den Baumkronen und den Blick auf die Stadt. Und keine Sekunde im Sattel wäre ihr je eine zu viel gewesen. Aber bei der Vorstellung, mit einer Gruppe auch mal schneller reiten zu können, hatte es ihr die halbe Nacht lang im Bauch gekribbelt. Fiona hatte sogar von einem Galopp den Hügel hoch geträumt.
Aus der Futterkammer tönte leises Klappern, und Fiona folgte dem Geräusch. Wie erwartet stieß sie dort auf Thomas. Er kontrollierte gerade die Kisten, in denen Hafer, Mineralfutter und Pellets lagerten. Die Bestellliste des Futterlieferanten lag auf dem wackligen Holztisch, den Kugelschreiber hatte Thomas zwischen die Zähne geklemmt.
„Guten Morgen, Thomas“, sagte Fiona gut gelaunt. „Kann ich dir helfen oder soll ich die Pferde auf die Weide bringen? Einige haben ihr Heu schon aufgefressen.“
„Morgen, Fiona“, nuschelte Thomas, ließ den Kugelschreiber in seine Hand fallen und rieb sich mit der anderen über den Bart, der wie seine Haare unter der Schiebermütze schon ziemlich grau war. Dabei war Thomas noch gar nicht alt. Vielleicht Mitte dreißig oder knapp vierzig, Fiona wusste es nicht genau. „Mach das gern. Aber lass Ebony, Lucy und den Isländer drin, die gehen ja gleich auf einen Ausritt. Die Mädchen dürften jeden Moment kommen. Und wir brauchen den guten Sir Henry.“
Fiona schluckte den Anflug von Enttäuschung runter. Sir Henry war ein schwarzbraunes irisches Sportpferd, und er gehörte Thomas allein. Ihn zu reiten war ein Traum. Der Wallach reagierte auf die kleinsten Hilfen. Manchmal war es, als müsse man ein Kommando nur denken, damit er es ausführte. Es war fast wie Magie.
Thomas ließ nur ganz selten mal eine der besseren Reitschülerinnen in Sir Henrys Sattel steigen und hatte dann immer ein Auge darauf. Er würde den Ausritt heute also selbst begleiten. Schade.
„Okay“, sagte Fiona und wandte sich ab. Der Apfelschimmel Cowboy trat bereits ungeduldig vor die Boxentür, weil er nach draußen wollte.
„Fiona?“, rief Thomas ihr hinterher. „Ist alles in Ordnung?“
„Sicher“, sagte sie schnell. Es gab eigentlich keinen Grund, enttäuscht zu sein. Über den Sommer würden noch viele Gäste zum Ausreiten kommen. Sie würde schon noch den Hügel hochgaloppieren.
„Du hast aber keine Angst, oder?“, fragte Thomas und runzelte die Stirn.
Fiona begriff nicht. „Nein? Wovor denn?“
„Sir Henry ist ein guter Junge.“ Thomas lächelte versonnen. „Ja, er ist verdammt schnell, aber er lässt sich kontrollieren. Darfst nur nicht nervös werden, das steckt ihn an.“
Und endlich verstand sie. Ihr Herz schlug einen Purzelbaum. „Ich darf den Ausritt mit Sir Henry anführen? Wirklich mit Sir Henry?“
Thomas lachte schallend auf. „Ja, das sag ich doch die ganze Zeit. Oder willst du lieber ein anderes Pferd?“
„Was? Nein, natürlich nicht!“
„Ja dann, viel Spaß mit meinem lieben Jungen!“
In einem Pferdestall war es natürlich vollkommen undenkbar, laut quietschend auf der Stelle zu hüpfen und sich dabei im Kreis zu drehen. Fiona konnte allerdings ausgesprochen leise quietschen und sich dabei hüpfend auf der Stelle drehen. Und genau das tat sie, bevor sie nach einem „Danke, Danke, Danke!“ aus der Futterkammer huschte, um die übrigen Pferde zur Weide zu bringen.
Als Fiona damit fertig war, hatte sich der Hof bereits gefüllt. Kinder und andere Jugendliche, die wie sie Ferien hatten, waren gekommen, um ihre Pflegeponys zu versorgen, zwei junge Frauen führten gerade ihre Pferde zum Training in die Halle, und auf dem Putzplatz striegelten die Mädchen aus Deutschland Ebony, Lucy und Dyg, den Thomas immer nur „den Isländer“ nannte, weil er das einzige Islandpferd auf dem Hof war. Die Mütter der Mädchen saßen auf der anderen Seite des Hofes an einem Außentisch von Miss Mays...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2023 |
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Reihe/Serie | Die Seelenpferde von Ventusia |
Die Seelenpferde von Ventusia | Die Seelenpferde von Ventusia |
Illustrationen | Wahed Khakdan |
Mitarbeit |
Cover Design: Melanie Korte |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | ab 8 Jahren • Abenteuer • Adoption • Beschäftigung • Bestseller-Autorin • Buch • Bücher • EM • Erste Liebe • Erwachsenwerden • Familie • Fantasy • Freundschaft • für Jungen und Mädchen • für Lese-Schwache • Fußball • Geburtstag • Geschenk • Geschenkidee • Heimat • Humor • Kinder beschäftigen • Kinder-Buch • Lachen • Langeweile • Lesen • Literatur • lustig • Magie • Parallelwelt • Pferde • Pferdeflüsterer-Academy • Quatsch • Ravensburger • Spaß • Starke Mädchen • Torwart • Weltmeisterschaft • Witze-Buch • witzig • WM • Zeitvertreib • Zugehörigkeit |
ISBN-10 | 3-473-51156-0 / 3473511560 |
ISBN-13 | 978-3-473-51156-3 / 9783473511563 |
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