Solupp 3: Frühling auf Solupp (eBook)

So schön ist der Insel-Frühling!
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2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Thienemann Verlag GmbH
978-3-522-61129-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Solupp 3: Frühling auf Solupp -  Annika Scheffel
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Sehnsuchtsort Solupp: Neues Insel-Abenteuer für Kinder ab 10 Jahren. Der Frühling ist nach Solupp gekommen und mit ihm Jule, Maris beste Freundin. Das ist seit Langem ihr größter Wunsch. Mit Ema, dem Inselmädchen, sind sie jetzt drei beste Freundinnen. Aber drei ist einfach eine schwierige Zahl, merkt Jule. Doch als die alte Fischerin Oona Hilfe braucht und ihre geliebte Insel vielleicht verlassen muss, ist die Sache klar. Gemeinsam sammeln sie Oonas wertvollste Erinnerungen, die überall auf Solupp versteckt sind. Oona und Solupp gehören schließlich zusammen! Mehr Inselabenteuer aus Solupp: - Sommer auf Solupp (9783522185714) - Winter auf Solupp (9783522186094)Die Bände der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Annika Scheffel wurde 1983 in Hannover geboren. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen. Einen Teil ihres Studiums verbrachte sie in Bergen, Norwegen. Seit Ende des Studiums arbeitet sie auch im Drehbuchbereich. Im März 2010 erschien ihr Debütroman 'BEN', der mit dem Förderpreis des Grimmelshausenpreises ausgezeichnet und für die SWR-Bestenliste ausgewählt wurde. Ihr Roman 'Hier ist es schön' erhielt den Robert-Gernhardt-Preis. Annika Scheffel lebt in Berlin.

ERSTES KAPITEL


SOLUPPSEHNSUCHT


Heute ist es so weit! Er ist da! Keinen Moment länger hält Jule es in der Wohnung aus. So schnell sie kann rennt sie die Treppe hinunter und wenn sie nicht das Board unterm Arm klemmen hätte, sie würde das Geländer runterrutschen!

So nimmt sie zwei, drei, vier Treppenstufen auf einmal, insgesamt sind es genau hundertzehn, von oben aus dem Dachgeschoss bis nach unten in den schummrigen, immer kalten Hausflur. Mit beiden Händen zieht Jule die absurd schwere Haustür auf und da ist er. Tatsächlich! Der Frühling. Endlich!

Der erste richtige Frühlingstag ist der beste. Genau wie der erste richtige Sommertag. Oder der erste Herbsttag. Oder der erste Wintertag – Na ja, der Tag jedenfalls, wenn die neue Jahreszeit genau so ist, wie man sie sich vorstellt. Der erste Frühlingstag ist ein bisschen schüchtern. Er spiegelt sich aus Versehen in der Pfütze, er schleicht um das Schneeglöckchen neben dem rostigen Fahrradskelett. Der erste richtige Frühlingstag hängt die Sonne ganz behutsam ein winziges Stück näher über die Erde und Jule schließt die Augen, steckt ihr Gesicht in Richtung Himmel und jetzt beginnen die Lichtpunkte auf ihren Lidern zu tanzen. Sie atmet tief ein. Der erste richtige Frühlingstag riecht hier in der Stadt irgendwie weich, nach Waschmittel, nach Kaffee, riecht wie eine sanfte Version vom Sommer.

Endlich, denkt Jule. Endlich ist der Frühling da. Und zwar nicht nur irgendein Frühling, sondern der Frühling. Der Frühling, in dem sie nach Solupp fahren wird.

Jule stellt ihr Longboard ab, pusht drei, vier Mal und los geht es, vom Gehweg hinab, auf die Fahrbahn. Die Straße hinunter, das Schlagloch am Ende umfahren, und dann direkt auf das Tor zu. Sogar die sonst so teilnahmslos dreinschauenden eisernen Eulen darauf sehen heute richtig lebendig aus. So was kann er, der Frühling! Alles, was eben noch schlief, zum Leben erwecken.

Jule würde den Weg mit geschlossenen Augen finden, so vertraut ist er ihr. Zwischen ihrem und Maris Zuhause sind es nur ein paar Hundert Meter. Schnell durch das Eulentor, hinein in den hinter hohen Mauern versteckten Park, der früher mal ein Friedhof war. Jetzt gibt es hier einen kleinen Spielplatz und die besten Verstecke und sogar noch mehr Frühling und zwar in Form zweier älterer Damen, die es sich mit einer Thermoskanne und einer ordentlich ausgebreiteten Picknickdecke auf einer Bank gemütlich gemacht haben. So werden sie und Mari später auch da sitzen, wenn sie alt sind und nachdem sie gemeinsam die Eisberge vom Schmelzen abgehalten, alle Kaugummisorten der Welt probiert, nachdem sie Profifußballerinnen geworden, und ein Reanimationszentrum für ausgestorbene Tierarten gegründet haben, das steht schon mal fest.

Raus geht’s aus dem Park, und heute ist die Bahn frei, kann Jule ohne Halten direkt über die sonst viel befahrene Fahrbahn und dann um die Ecke in Maris Straße rollen. Noch schnell am Späti vorbei, wo Betty schon seit Mitte Januar versucht, den Frühling mit einem Strauß ausgeblichener Plastiktulpen anzulocken.

»Schön, wa?«, ruft Betty Jule zu und Jule ruft zurück: »Aber so was von!« Und wie mit der Zukunft auf einer gemütlichen Parkbank, ist Jule sich auch damit sicher: dass Betty und sie haargenau das selbe meinen, nämlich den Frühling, was sonst, wen sonst? Und jetzt ist sie übrigens da. Eingeklemmt zwischen zwei kerzengeraden Neubauten, die faszinierenderweise die Nummern neunzig und hundertzwölf haben, klemmt die Nummer sechzehn: Der schiefe Altbau, in dem Mari mit Bela und Tom und Paula wohnt. Und mit Kurt. Kurt, ach, Kurt –

Ne, jetzt nicht! Jetzt wird nicht an Kurt gedacht, jetzt will der erste richtige Frühlingstag bewundert werden. Rundherum, querdurch, mit allem Pipapo.

Der erste richtige Frühlingstag klingt hier in der Straße nach Tellerklappern aus dem Bistro, nach Fahrradklingeln auf dem Gehweg, nach Klaviermusik aus einem geöffneten Fenster im zweiten Stock und nach Maris wütender Stimme im dritten, die unten auf der Straße auch durch die geschlossenen Fenster gut zu hören ist.

Seltsam ...

Jule springt vom Board, klemmt es sich unter den Arm, und schlüpft hinter dem gigantischen Bernhardiner Döblin und seinem winzigen Besitzer hinein in das Treppenhaus, in dem es immer nach warmen Buttercroissants und Allzweckreiniger riecht. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastet Jule die Treppe hinauf. Wenn Mari so laut wird, dann muss etwas wirklich Schlimmes passiert sein.

Jule schiebt die Tür auf. Die Wohnungstür der Fröhlichs schließt nicht richtig, springt bei jedem Luftzug einfach auf und steht dann sperrangelweit offen, als wolle sie alle Welt einladen. Im schmalen Flur herrscht das übliche Winterjacken-Schuhe-Schals-Mützen-Schneehosen-Fußball-Einkaufstaschen-Chaos und mittendrin steht Kurt, wirft Jule einen kurzen Blick zu und murmelt, als sie sich die Mütze vom Kopf zieht:

»Cooles Grün«.

»Äh, danke, ich hab mal ver... –«, beginnt Jule, aber Kurt will schon weiter, schiebt sich an Jule vorbei, schnappt sich sein Board, und versucht, die Tür hinter sich zuzuknallen. Vergeblich. Die Fröhlich-Tür kann man nämlich nicht besonders gut knallen. Das weiß Jule und das sollte auch Kurt wissen. Die Fröhlichtür jault nur leise mit den Scharnieren, die schlägt nicht zu, die bleibt einen Spalt weit offen stehen, und so kriegt Jule ganz gut mit, wie Kurt ungewohnt und extra laut die Treppe runterpoltert und es mit der Lautstärke am Ende noch schafft, den Frühling wieder zu verschrecken.

Unschlüssig steht sie im Flur und hört, wie Mari in der Küche schreit:

»Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie das für uns ist!«

»Doch, Mari, glaub mir, das können wir, aber –«

»Nein!«, brüllt Mari. »Nichts aber! Wir halten das nicht mehr aus!«

Ganz leise tritt Jule näher an die Küchentür, sieht durch den Spalt hinein. Dort steht, zwischen Belas Playmobilfiguren immer noch das Frühstücksgeschirr auf dem Tisch. Der dazugehörige Bela hockt mit verschränkten Armen auf der Arbeitsplatte. Maris Eltern sitzen am Tisch und sehen so erschöpft aus wie lange nicht mehr. Mari selbst steht mitten in der Küche, hält eins von Belas Plastikschwertern in den Händen und fuchtelt beim Fauchen damit herum wie eine dieser ungelenken Figuren aus den allerersten Animationsfilmen.

»Marimädchen, dieses Mal ist es –«, beginnt Paula. Doch jetzt dreht Mari sich um, stürmt aus der Küche in den Flur, und nur weil Jule gerade noch rechtzeitig zur Seite springt, rennt Mari sie nicht über den Haufen.

»Mari?«

Mari antwortet nicht, greift Jules Hand und zieht sie mit sich in ihr Zimmer. Und die Tür zu Maris kleinem Zimmer, die kann man übrigens ganz super knallen.

»Mari, echt jetzt!«, ruft Tom aus der Küche.

»Echt jetzt, echt jetzt!«, äfft Mari ihn nach und läuft aufgebracht und schwertfuchtelnd über die quietschenden Dielen. Jule weiß genau, was zu tun ist, was sie machen muss. Niemanden kennt Jule so gut wie Mari, niemand kennt Jule so gut wie Mari. Sie sind schon ewig Freundinnen. Jule und Mari kennen sich vom Spielplatz im Friedhofspark. Da waren sie noch nicht mal drei Jahre alt. Angeblich hatte Mari Jule ihr Lieblingssandförmchen weggenommen (das war eine rote Ente) und dann hatte Jule Mari ihren Eimer weggenommen (der war gelb mit roten Punkten) und dann hatte Mari mit Sand geworfen und dann war Tom eingeschritten und hatte angefangen eine Versöhnungssandburg zu bauen und weil Jule und Mari sich davon nicht hatten stören lassen, sondern einander weiter mit Sand beworfen hatten, hatte schließlich auch Ilyas sich in die Sandkiste gehockt und mitgebaut. Die Burg war fantastisch. Das weiß Jule noch. Oder vielleicht hat sie die Geschichte auch einfach so oft gehört. Ob es nun Tom und Ilyas, oder Jule und Mari gewesen waren, die sich als erstes angefreundet hatten, ist bis heute ungeklärt. Felsenfest steht aber, dass Jule und Mari seit jenem Tag allerbeste Freundinnen sind. Jule kennt Mari in und auswendig. Und deswegen weiß sie, dass sie sich jetzt nicht einmischen darf, dass sie abwarten muss, bis Mari sich wieder ein bisschen beruhigt hat. Jule schnappt sich ein Kissen vom Bett, öffnet die Tür zu dem winzigen Balkon. Früher haben sie sich hier mit einem Bettlaken und vielen Decken Höhlen gebaut, haben Baumhaus gespielt und Detektivinnenbüro und Weltraumstation, eingeklemmt zwischen der eisernen Balustrade und der Hauswand. Mittlerweile passen sie nur noch auf die winzige Plattform, wenn sie die Beine anwinkeln, oder sie durch das Balkongitter baumeln lassen. Jule macht es sich mit dem Kissen so bequem wie nur irgendwie möglich. Die Hauswand in ihrem Rücken ist kalt, aber die Frühlingssonne wärmt schon ihr Gesicht. Jule zieht den Pulli über ihre Hände. So ist es fast gemütlich. Sie liebt diesen Platz über der Stadt, von dem aus man das Geschehen in der Straße perfekt im Blick hat. Gerade werden im Café gegenüber Kuchen und Torten angeliefert, die bunten Kartons schwanken bedenklich im Arm des Lieferanten. Sie könnten sich ein Stück...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2023
Reihe/Serie Solupp
Solupp
Illustrationen Almud Kunert
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte alt werden • Demenz • Ein Sommer in • Ferien • Ferien Abenteuer • Fohlen • Freundschaft • Gefühle Kinder • Geschenk • Geschenk Mädchen • Heimat • Insel • Kinderbuch • Meer • Natur erleben • Nordsee • Ostsee • Pferd • Pony • Schweden
ISBN-10 3-522-61129-2 / 3522611292
ISBN-13 978-3-522-61129-9 / 9783522611299
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