SpooKI: Der Spuk geht weiter (eBook)
256 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93522-6 (ISBN)
Ruth Rahlff lebt an der Ostsee und verfasst Romane und Geschichten für Kinder. Wenn sie nicht gerade schreibt, ist sie mit ihrem Hund am Meer oder im Wald unterwegs. Am liebsten in der Dämmerung oder bei einer Nachtwanderung, wenn es schön gruselig ist. Einem Geist ist sie dabei bisher noch nicht begegnet. Zumindest nicht, soweit sie weiß ... Timo Grubing lebt und arbeitet als freier Illustrator in Bochum im Herzen des Ruhrgebiets. Dort bebildert er vor allem Kinder- und Jugendbücher, Familienspiele und Comics. Wäre er nicht Illustrator geworden, würde er als Erschrecker in einem Freizeitpark arbeiten und sich mit Geistern anfreunden.
Mit Büchern hatte Ruth Rahlff schon früh zu tun: Sie sortierte die Wälzer ihres Vaters um, probierte sich als Verkaufstalent in der Buchhandlung ihres Onkels, ließ sich zur Verlagsbuchhändlerin ausbilden, arbeitete in einem sehr großen und einem sehr kleinen Verlag und ist nun freie Autorin und Lektorin. Dabei schlüpft sie auch gern in andere Identitäten. Sie schreibt Geschichten, Sach- und Spielbücher, Kinderromane, verfasst Texte für Apps und gibt Workshops für Kinder im Vor- und Grundschulalter. Timo Grubing lebt und arbeitet als freier Illustrator im Herzen des Ruhrgebiets. Dort ist er vor allem in den Bereichen Kinder- und Jugendbuch, Schulbuch, Familienspiele und Comic tätig, zeichnet aber auch für verschiedene Agenturen und Magazine.
KAPITEL 2
»Ich dachte schon, du kommst zu spät«, flüsterte Isabella mir zu.
Stöhnend ließ ich mich auf den Stuhl neben sie fallen. Den ersten Morgen nach den Ferien hatte ich mir entspannter vorgestellt. »Dachte ich auch.«
»Hast du verschlafen?«
Wenn’s nur das gewesen wäre! Eilig erzählte ich ihr, was heute früh passiert war.
Sie riss erschrocken die Augen auf. »Jetzt geht das alles von vorn los«, stöhnte sie und sprach damit genau das aus, was ich vorhin schon befürchtet hatte. Aufgeregt nagte sie an einem Fingernagel. »Dahinter steckt bestimmt Medusa.«
Die Vermutung lag nahe, denn diese KI hatte sich leider als ziemlich hartnäckig erwiesen. Wobei wir immer noch nicht herausbekommen hatten, was sie eigentlich von uns wollte.
»Ob wir ihr mit irgendetwas in die Quere gekommen sind?«, überlegte Isabella.
Ich schnaubte. »Immerhin haben wir neulich zwei ihrer Kommandozentralen aufgespürt und dabei ihre Hauptrechner zum Explodieren gebracht. Das könnte eine KI schon irgendwie reizen.«
Isabella grinste, dann wurde sie sofort wieder ernst. »Wir müssen endlich herausfinden, was sie von uns will. Vorher wird sie keine Ruhe geben.«
Üble Vorstellung, aber uns blieb keine andere Wahl. Während der Ferien hatte mich im Hinterkopf immer mal wieder der Gedanke beschäftigt, ob Medusa nicht doch wieder zuschlagen würde – und wann. Nun war es also so weit. Einerseits war es irgendwie eine Erleichterung, dass das Warten ein Ende hatte. Andererseits graute mir vor dem, was als Nächstes passieren würde. Medusa hatte sich als gefährlich erwiesen, besonders für Mama, Papa, Lorenzo und Opa. Ihnen durfte auf keinen Fall etwas passieren!
Isabellas Miene hellte sich auf. »Wenigstens haben wir einen Ansatzpunkt. Gleich nach der Schule nehmen wir uns diesen Roboter vor.«
Ich nickte. »Sag mal, hat es nicht längst geklingelt?« Alle saßen auf ihren Plätzen. Nur unsere Klassenlehrerin fehlte.
»He, wo bleibt Frau Watanabe eigentlich?« Damon schüttelte sein Smartphone, als wäre es ihm eine Antwort schuldig. »Spinnt meine Uhr oder was?«
»Das wäre noch dein geringstes Problem«, murmelte Isabella.
Er drehte sich zu ihr um. »Was hast du gesagt?«
Ava und Justus feixten und lehnten sich in ihren Stühlen zurück, als würden sie gleich eine exklusive Kinovorstellung bekommen.
»Jetzt keinen Stress«, mahnte Loretta und richtete sich auf. »Frau Watanabe kommt bestimmt jeden Moment.«
»Das ist echt seltsam«, wunderte Ahmed sich. »Sie ist doch sonst immer total pünktlich.«
Damon ignorierte die anderen und baute sich vor Isabella auf. »Ey, ich hab dich was gefragt. Was hast du da gebrabbelt? Wer hat hier Probleme?«
Manchmal konnte er wirklich hartnäckig sein. Allerdings auf eine unangenehme Weise. Wie ein Terrier, der ein Kaninchen im Nacken gepackt hielt und schüttelte.
Isabella ließ das allerdings völlig kalt, ebenso wie die Tatsache, dass er sich die Ferien anscheinend mit Bodybuilding vertrieben hatte, denn unter seinem Shirt spannten sich ein paar Muskeln, die vor ein paar Wochen definitiv noch nicht da gewesen waren.
Sie lehnte sich zurück und deutete auf ihre Brust. »Ich sag es mal so«, meinte sie trocken.
Es dauerte einige Sekunden, bis Damon begriff. Heute trug Isabella ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift: »Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich.«
Tja, damit war wirklich alles gesagt.
Damon wurde knallrot. »Was …?«, fauchte er und trat noch einen Schritt vor. Er stieß fast an Isabellas Tischkante, aber bevor er sein Spatzenhirn auf Trab bringen konnte, wurde die Tür aufgerissen.
Mit weit ausholenden Schritten joggte Herr von Hageboom herein. Was hatte der denn hier verloren?! Es reichte ja schon, dass er uns in Informatik und Sport quälte.
Anscheinend hatte er seinem Outfit über die Sommerferien eine Rundumerneuerung gegönnt, denn anstatt teurer Sneakers und sportlicher Kleidung trug er heute einen cremefarbenen Anzug mit einem schwarzen Hemd. Die Haare waren zurückgegelt und am Handgelenk blitzte eine schwere goldene Uhr. Den Aufzug hätten auch die Leute in Opas alten Gangsterfilmen nicht verachtet.
Loretta starrte ihn mit offenem Mund an. »Wo ist denn Frau Watanabe?«
Herr von Hageboom bleckte die Zähne und strahlte uns alle an.
»Guten Morgen, boyyyyzzz und girrrrrrls. Welcome back in der Schule.«
Alle guckten ihn mehr oder weniger verblüfft an.
Herr von Hageboom machte eine Handbewegung. »Bevor wir anfangen, halten wir uns doch bitte an die guten alten Regeln, ja?« Er nickte Damon zu.
Der brauchte wieder ein paar Sekunden, dann kapierte er die Aufforderung und schlurfte zu seinem Platz.
»Das ist noch nicht vorbei«, zischte er Isabella zu und Ava und Justus nickten so eifrig, als hätten sie über den Sommer Unterricht von einem Wackeldackel bekommen.
»Ich freu mich drauf.« Isabella ließ sich nicht einschüchtern.
Herr von Hageboom klatschte in die Hände. »Great. Also, hört mal zu, folks. Meine liebe Kollegin Frau Watanabe ist in den Ferien zu ihrer Familie nach Japan gereist. Leider hat sie Probleme mit dem Rückflug.«
»Was denn für Probleme?«, platzte Preeti heraus.
»Ich weiß es nicht genau«, antwortete Herr von Hageboom. »Anscheinend gibt es Schwierigkeiten bei der Buchung ihres Flugtickets.«
»Hä?« Isabella zog die Stirn kraus. »Warum kauft sie dann nicht einfach ein Ticket direkt am Schalter?«
Herr von Hageboom hob die Schultern. »I don’t know, Leute. Jedenfalls kann es noch ein paar Tage dauern, bis sie zurückkommt.«
»Aber Frau Watanabe kommt doch wieder?«, versicherte Loretta sich mit einem ängstlichen Ton. »Sie bleibt nicht in Japan?«
Isabella und ich wechselten einen erschrockenen Blick. Das wäre die reinste Katastrophe! Schließlich war unsere Klassenlehrerin mit Abstand am nettesten und fairsten von allen hier. Nur mit ihr war die Schule halbwegs erträglich.
»Nein, nein«, beruhigte Herr von Hageboom uns. »Und zum Glück bekommen wir nachher auch noch eine erfahrene Unterstützung. Unser neuer Lehrer Herr Ziegler-Brandt wird euch ab sofort zusammen mit mir unterrichten.« Er schaute auf seine Uhr. »Ich muss jetzt gleich in meine Klasse. Wir müssen improvisieren, solange Frau Watanabe weg ist. Aaaaall rrriight!« Er klatschte wieder in die Hände. »Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen.«
Oh Mann! Das war echt zu viel für einen Morgen. Erst die Libelle und dieser merkwürdige kleine Roboter, dann die Sache mit Frau Watanabe und nun auch noch von Hagebooms Lebensweisheiten.
Herr von Hageboom guckte etwas enttäuscht, als niemand etwas zu seinem Spruch sagte.
»Gut, dann kommt mal alle mit in den Chemieraum. Ich habe ein großartiges Experiment vorbereitet, mit dem ihr euch beschäftigen könnt, bis die Verstärkung eintrifft. Let’s go!«
Im Chemieraum stand auf jedem Platz ein Glas mit Wasser und daneben lagen mehrere Papierstreifen. Auf dem Pult waren verschiedene Getränke aufgereiht.
»Heute messt ihr den pH-Wert von Flüssigkeiten«, erklärte Herr von Hageboom und legte seinen Schlüssel aufs Pult. »Holt euch nacheinander einen Teelöffel Milch, Saft, Kalkwasser und Eistee von hier vorn.« Er schaute auf seine Uhr und fuhr eilig fort. »Bitte notiert eure Ergebnisse. Und wenn ihr selbst noch Getränke dabeihabt, dürft ihr die natürlich auch messen. Nachher vergleichen wir eure Ergebnisse. Good luck!«
Er winkte noch einmal und ermahnte uns, dass wir gefälligst nichts anderes anrühren und absolut leise sein sollten, dann verschwand er nach draußen.
»Das ist so öde!«, stöhnte Damon und schnippte lustlos die Papierstreifen über den Tisch, während Justus zum Pult wieselte und für Damon und sich die Flüssigkeiten abmaß.
Ausnahmsweise musste ich Damon mal recht geben: ein großartiges Experiment? Na ja …
»Komm, wir beeilen uns«, schlug Isabella vor. »Dann haben wir es hinter uns.«
Zusammen mit Ahmed, Preeti und Loretta holten wir die Proben. Isabella tauchte die Teststreifen ein und ich notierte die Ergebnisse auf einem Schmierzettel.
»Hey, messen wir doch mal was Cooleres«, dröhnte Damons Stimme plötzlich durch den Chemieraum.
Er marschierte auf die Schränke zu. Hinter den Glastüren stapelten sich Zutaten, deren Namen meistens aus Buchstaben- und Zahlenkombinationen bestanden. Außer Salpetersäure kannte ich nichts.
Damon zog an einem Türknauf.
»Das kannst du vergessen«, sagte Preeti. »Die sind alle abgeschlossen.«
»Na und? Das hält mich nicht auf«, gab er großspurig zurück. Er rüttelte an der nächsten Tür, aber die war natürlich auch zu. Trotzdem gab er nicht auf, sondern arbeitete sich langsam bis zum letzten Schrank vor.
»Der nervt!« Isabella stöhnte leise. »5,7.«
Ich schrieb den letzten pH-Wert auf. Als ich hochguckte, griff Damon gerade nach dem Schlüsselbund auf dem Pult.
»Ha!« Er rasselte damit so laut wie ein Schlossgespenst mit seiner Kette. Nicht dass ich schon mal eines gesehen hätte. So was gab es ja nur in Märchen.
»Die darfst du nicht nehmen«, gellte Lorettas Stimme durch den Raum. »Das gibt richtig Ärger, wenn du erwischt wirst.«
Damons Augen glänzten. »Na und? Er ist doch selbst schuld! Schließlich hat er uns ein spannendes Experiment...
Erscheint lt. Verlag | 29.6.2023 |
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Reihe/Serie | SpooKI | SpooKI |
Illustrationen | Timo Grubing |
Zusatzinfo | Schwarz-weiß illustriert |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer Buch Kinder ab 10 • Buch für Jungs ab 9 • Geister Buch Kinder • Geistergeschichten für Kinder • Gruselgeschichten ab 10 • KI Buch Kinder • KI Kinderbuch • Künstliche Intelligenz Kinder • Science Fiction Bücher Kinder • spannende Bücher ab 10 |
ISBN-10 | 3-646-93522-7 / 3646935227 |
ISBN-13 | 978-3-646-93522-6 / 9783646935226 |
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