Mitternachtskatzen, Band 3: Der König der Federträger (eBook)
448 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51165-5 (ISBN)
Barbara Laban studierte Sinologie und Japanologie in München, London und Taipei. Nach dem Studium arbeitete sie als Übersetzerin, Therapeutin für chinesische Medizin und Studienleiterin in München und Amsterdam. Ihr Kinderbuchdebüt 'Im Zeichen des Mondfests' wurde 2012 mit dem Goldenen Pick ausgezeichnet. Seitdem schreibt sie auf Deutsch und Englisch Bücher für Kinder und Jugendliche. Barbara Laban lebt seit über fünfzehn Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in London.
Barbara Laban studierte Sinologie und Japanologie in München, London und Taipei. Nach dem Studium arbeitete sie als Übersetzerin, Therapeutin für chinesische Medizin und Studienleiterin in München und Amsterdam. Ihr Kinderbuchdebüt "Im Zeichen des Mondfests" wurde 2012 mit dem Goldenen Pick ausgezeichnet. Seitdem schreibt sie auf Deutsch und Englisch Bücher für Kinder und Jugendliche. Barbara Laban lebt seit über fünfzehn Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in London.
6
Nova hatte keine Lust, über ihre gescheiterte Mission zu reden, als sie sich müde auf den Weg zurück zum Turm machten. Der Gedanke an ihren Vater, eingesperrt in dem grauen, fensterlosen Kasten, schnürte ihr fast die Luft ab.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ohne Idee oder den geringsten Plan einfach loszulaufen? Als ob man mal eben so jemanden aus dem Gefängnis befreite! Sie spürte ihre Wangen rot und heiß werden und lief etwas schneller, um Pablo und Henry hinter sich zu lassen.
„Es war gut, dass wir es versucht haben“, hörte sie da Henry sagen. „Jetzt wissen wir wenigstens, wie es dort aussieht.“ Er versuchte, fröhlich zu klingen, obwohl er doch mit Sicherheit genauso wusste, wie dumm ihre Aktion gewesen war.
„Wenn du willst, Nova“, maunzte Pablo, „würde ich es für dich auch mit dem Tauchen probieren. Ich weiß nur nicht, ob ich das wirklich kann. Vielleicht sehe ich mir lieber den Kanaldeckel noch mal genauer an.“
Nova drehte sich um, hob den Kater hoch und drückte ihn fest an sich. „Danke, Pablo. Es tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe. Auf der Karte kann man ja sehen, dass es wirklich keinen geheimen Eingang in das Gefängnis gibt. Keine Tunnel, keine Gänge und nur ein Abflussrohr, durch das wahrscheinlich nicht einmal ein Hamster kriechen könnte.“
Pablo spitzte die Ohren und legte den Kopf zur Seite. Nova kraulte das dichte, weiche Fell an seinem Hals. „Ich muss leider gehen“, sagte der Kater. „Ich habe Benji versprochen, so schnell wie möglich zum Palast zurückzukommen. Er hat ja meine Mitternachtswache übernommen. Jetzt steht er da schon ewig. Ich muss ihn dringend ablösen. Wir sprechen uns morgen, in Ordnung?“
Nova setzte Pablo schnell auf dem Boden ab. Manchmal vergaß sie, dass der kleine, tollpatschige Kater jetzt zu den berühmtesten Katzen von ganz England gehörte. „Klar“, sagte sie. „Und richte Benji bitte aus, dass ich ihm sehr dankbar bin.“
Pablo sprintete los. Vor nicht allzu langer Zeit wäre er dabei noch wild von einer Seite zur anderen geschlingert und an Mauern und Wände gestoßen. Doch inzwischen hatte das Training mit den Mitternachtskatzen seine Konzentration geschärft und Nova sah seinen Schatten schnurgerade in der Dunkelheit verschwinden.
Henry hatte die Hände in den Hosentaschen, als er neben Nova herlief. Obwohl er nichts sagte, wusste Nova, dass er sich Sorgen um sie machte.
„Mir fällt bestimmt bald etwas ein“, sagte sie, als sie den Turm schon fast erreicht hatten. „Es gibt ganz sicher eine Möglichkeit, wie wir Papa da rausbekommen.“ Sie schluckte. Es gab noch etwas, was sie Henry sagen wollte. „Vielen Dank, dass du mir immer hilfst.“
Zu Novas Erstaunen weckte ihre Mutter sie nicht wie angedroht wieder in der Dämmerstunde auf, um mit Edison zu trainieren. Im Turm waren schon laute Stimmen zu hören, als sie die Augen aufschlug. Eds war darunter, der anscheinend mit ein paar Gästen Fangen spielte und Ria rief laut nach einer Katze, deren Pfotenverband gewechselt werden musste.
Außerdem dröhnten ein paar Töne schauriger Katzenmusik aus der obersten Etage des Turms, wohin Hector sich das altmodische Grammophon hatte tragen lassen.
„Kein Unterricht heute Vormittag“, sagte Alice und küsste Nova auf die Stirn. „Horatio und ich müssen dringend mit dir und Henry reden.“
Nova zuckte zusammen. Sie griff nach Alices Hand. Es wäre wohl besser, jetzt schon den nächtlichen Ausflug zu gestehen, bevor ihre Mutter und Horatio auch noch Henry eine Standpauke hielten. „Warte“, sagte sie. „Können wir beide erst allein miteinander sprechen?“
Alice schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Edison und Zia warten auch schon unten. Es gibt viel zu bereden. Aber danach machen wir beide einen Spaziergang. Versprochen! Und dann kannst du mir erzählen, was du auf dem Herzen hast.“
Edison und Zia? Was hatten die beiden denn mit dem missglückten Befreiungsversuch zu tun, fragte sich Nova. Sie zog einen Pullover über ihr T-Shirt und suchte nach ihrem Rock.
Ihre Mutter hatte das Zimmer schon wieder verlassen und klopfte jetzt an Henrys Tür.
Wenig später saßen sie mit Edison und Zia im Klassenzimmer. Erst verstand Nova nicht, warum sie sich nicht einfach auf den Sofas und Sesseln in der Küche trafen, aber dann begriff sie. Das Klassenzimmer hatte eine Tür, die man zumachen konnte. Dass diese jetzt tatsächlich geschlossen war, verursachte ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch.
Horatio saß vorn an seinem Pult, Edison und Zia dicht nebeneinander genau vor ihm. Alice lehnte an dem Tisch, den sich normalerweise Ed und Said teilten. Sie trug eine weiße Bluse mit Stickereien und Fledermausärmeln.
Für eine Sekunde überlegte Nova, ob sie sich einfach an ihren Tisch setzten sollte, an dem jetzt Henry Platz nahm. Aber dann lief sie nach vorn und stellte sich genau neben Edison und Zia.
„Was gibt’s?“, fragte sie und hoffte, dass Zittern in ihrer Stimme würde ihre Nervosität nicht verraten.
Horatio seufzte. „Also, wenn du mich fragst, Alice …“, begann er, doch Novas Mutter unterbrach ihn sofort.
„Ich weiß, was du denkst“, sagte sie freundlich, aber auch etwas ungeduldig. „Und ich wünschte mir auch, sie könnten ganz einfach nur in die Schule gehen und lernen, wie sie gute Felidix werden. Aber das hier sind außergewöhnliche Zeiten, Horatio. Und haben Nova und Henry uns nicht schon oft genug bewiesen, dass sie verantwortungsvoll und vernünftig handeln, wenn es von ihnen verlangt wird?“
Nova stieß mit ihrem Fuß gegen eine Kugelbahn, an der Ruby und Rick oft spielten. Ein paar der Metallkugeln plumpsten herunter und rollten über den Boden.
Wovon redeten Mama und Horatio bloß? Ging es doch nicht um gestern Nacht? Ihr Ausflug zum Docklands Gefängnis war weder verantwortungsvoll noch vernünftig gewesen.
„Manche Kinder werden eben früher erwachsen“, sagte Edison mit seiner samtweichen Stimme. Er rieb seinen Kopf an Zias Kopf und säuselte: „Du konntest bestimmt schon als Kätzchen geheime Botschaften entschlüsseln und Verschwörungen aufdecken.“
Zia lachte und fuhr mit der Pfote spielerisch über Edisons Ohr.
Nova freute sich, dass die beiden jetzt ein Paar waren, aber manchmal übertrieben sie das Verliebtsein doch gewaltig.
Horatio räusperte sich. „Wie dem auch sei. Nova, Henry, es gibt da ein paar Vorgänge, in die wir euch einweihen müssen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, worum es geht.“
„Um Papa natürlich!“, entfuhr es Nova. Ihr Herz klopfte schneller. Also hatten Horatio und Alice sich doch Gedanken gemacht, wie man Marc aus dem Gefängnis bekommen könnte. Deswegen war Edison hier!
Der Kater hatte ihr ein Versprechen gegeben. Er würde ihr helfen, ihren Vater zu befreien. Mit ihm und Zia, Henry, Horatio und Mama – was konnte da schon schiefgehen? Gemeinsam würden sie es ganz sicher schaffen! Vor Erleichterung wäre Nova am liebsten in die Luft gesprungen.
„Nein, Nova“, unterbrach ihre Mutter ihre Gedanken und sah sie liebevoll an. „Ich verstehe, dass du dir Sorgen um Papa machst. Aber diesmal muss er weder ausbrechen, noch von uns befreit werden, denn inzwischen wissen wir mit Sicherheit, dass jemand deinem Vater den Einbruch in die Schuhe geschoben hat. Papa und ich haben Beweise dafür gefunden, als er kurz bei mir in Schottland war, bevor die Polizei ihn wieder verhaftet hat. Sie reichen vielleicht im Moment noch nicht, um die Polizei davon zu überzeugen, aber mit ein wenig Geduld wird sich das alles lösen lassen. Und dann kommt Papa ganz von selbst frei. Für immer!“
Alice ging auf Nova zu und nahm sie in den Arm. „Wenn wir Fergus besiegen, Nova, dann haben wir danach alle Zeit der Welt, um die Unschuld deines Vaters zu beweisen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Und wir brauchen deine Hilfe. Edison und Zia haben die richtige Spur gefunden. Jetzt müssen wir alle zusammenarbeiten und Fergus ein für alle Mal loswerden!“
Nova schob ihre Mutter zurück. Sie sah, dass Horatio den Kopf gesenkt hielt und auf einen Stift starrte, der in seiner großen Hand furchtbar klein aussah.
„Warum bittest du uns erst jetzt um Hilfe?“, fragte Nova. „Habt ihr etwa die ganze Zeit ohne Henry und mich gearbeitet? Was ist los? Warum sieht Horatio so traurig aus?“
Alice seufzte tief. Sie war sehr blass und die dunklen Schatten unter ihren Augen waren noch stärker sichtbar als sonst. „Wir hätten euch Kinder gern aus dieser Angelegenheit herausgehalten. Doch in Schottland sieht es im Moment nicht gut aus. Ich habe gestern Nacht die Nachricht bekommen, dass Fergus Gwendolin und Angus dicht auf den Pfoten ist.“
Nova zuckte zusammen. Sie wusste, dass ihre Mutter und Horatio voller Sorge um die Katzen in Schottland waren. Vor allem um Gwendolin, Königin Quinns Schwester. Ruby und Rick, die Kinder von Gwendolin und Angus, waren hier in England in Sicherheit. Aber was würde geschehen, wenn Fergus mit Gwendolin tatsächlich ein Mitglied der englischen Katzenkönigsfamilie in seine Pfoten bekäme? Es wäre ein weiterer Sieg für den Katzentyrannen, gegen den ihre Mutter in den vergangenen Jahren so bitter gekämpft hatte.
Nova wusste, was Mama sagen würde und sie wollte es nicht hören. Sie wollte sich die Hände auf die Ohren pressen, aber es fühlte sich so an, als wäre ihr ganzer Körper zu einem Eisblock gefroren.
Alice zögerte, als wollte sie selbst die Worte nicht aussprechen, die Nova auf keinen Fall hören wollte. Doch dann sagte sie: „Die Katzen in...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
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Reihe/Serie | Mitternachtskatzen | Mitternachtskatzen |
Illustrationen | Jérôme Pélissier |
Mitarbeit |
Cover Design: Jérôme Pélissier |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Antolin • Buch • Bücher • Buch für Kinder • Fantasy • Freundschaft • für Jungs ab 9 Jahren • für Jungs und Mädchen • für Mädchen ab 9 Jahren • Geheimnis • Geschenk • Geschenkidee • Katzen • kinder beschäftigung • Kinderbuch • Lesen • Literatur • London • Magie • Roman • Schule |
ISBN-10 | 3-473-51165-X / 347351165X |
ISBN-13 | 978-3-473-51165-5 / 9783473511655 |
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